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Hannoversche Gummiwerke Excelsior

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[[File:W0283784.jpg|thumb|300px|Reklamemarke für Kämme]]
[[File:W0328594.jpg|thumb|300px|Reklamemarke für Autoreifen]][[File:W0332339.jpg|thumb|300px|Reklamemarke mit Fabrikansicht]][[File:W0332340.jpg|thumb|300px|Reklamemarke für Fahrradreifen]][[File:W0245274.jpg|thumb|300px|Reklamemarke für Gummi-Absätze]]Die Hannoverschen Gummiwerke Excelsior waren ein gummiverarbeitendes Unternehmen in Hannover-Limmer, die 1928 in die Continental AG aufging.  ==Geschichte== Die Firma Hannoversche Gummiwerke Excelsior geht zurück auf die älteste Gummiwarenfabrik Hannovers, die 1862 gegründete Gummi-Kamm-Comp. Ihre Blütezeit erlebte sie als Hersteller von technischen Gummiartikeln und Reifen zwischen 1890 und 1928 mit bis zu 6.000 Beschäftigten. Danach ging sie in die Continental Gummi-Werke AG Hannover auf. Am Betriebsstandort in Limmer begann die Produktion 1899 und lief 100 Jahre bis 1999.
Die umfangreichen Fabrikationshallen wurden danach weitgehend abgerissen. Erhalten geblieben sind neben dem markanten, denkmalgeschützten Schornstein die Gebäude der Verwaltung und ein mehrstöckiger ehemaliger Produktionstrakt entlang des Stichkanals zum Lindener Hafen. Das 170.000 m² große Gelände soll als „Wasserstadt Limmer“ in eine neue Nutzung überführt werden.
 '''===Hannoversche Gummikammfabrik 1862 bis 1883'''===
Die Firma geht zurück auf die Hannoversche Gummi-Kamm-Comp., die als älteste Gummiwarenfabrik Hannovers bezeichnet wird. Als Gründungstermin wird April 1862 genannt. Die Firma bestand zu diesem Zeitpunkt bereits einige Jahre als Manufakturbetrieb, der von Johann Louis Martiny als Kammsägerei gegründet worden war und zur Steuerersparnis außerhalb des damaligen Stadtgebiets angesiedelt wurde. 1862 wurden neue Räumlichkeiten in der Striehlstraße (Hannover-Mitte) bezogen, die u.a. mit einer eigenen Dampfmaschine mit 6 PS Leistung ausgestattet waren (Stadtplan Hannover Plan von 1873 Planquadrat F2, Meyers Konversationslexikon 1895, Planquadrat C3). Ende des Jahres 1862 wurden 80 Mitarbeiter beschäftigt, die Firma war für damalige Verhältnisse zu einem großen Betrieb herangewachsen.
Der Firmengründer Johann L. Martiny schied 1865 mit der Umwandlung in „Hannoversche-Gummi-Comp. OHG“ und der damit verbundenen Kapitalaufstockung aus dem Unternehmen aus, blieb ihm aber verbunden, wie die späteren Vorgänge 1871 bei der Gründung der Continental AG zeigten. Der Kaufmann Otto Stockhardt sowie die Bankiers Moritz G. Meyer und dessen Bruder Ferdinand Meyer als Gesellschafter bei. Die Firma wurde in der Folgezeit kurz als „Gummi-Kamm“ betitelt. Die Firma wuchs in den Folgejahren kontinuierlich weiter und wurde 1883 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. In den 1890er Jahren waren die Erweiterungsmöglichkeiten am angestammten Firmengelände erschöpft. Die Firma hatte mittlerweile 1.100 Beschäftigte. Ein neues Firmengelände wurde in Hannover-Limmer erschlossen und der Firmensitz verlegt. Das vorherige Firmengelände wurde verkauft.
 '''===Verflechtungen bei der Gründung der späteren Continental AG 1871'''===
Im Jahr 1871 beteiligten sich die drei Gesellschafter der „Gummi-Kamm“ an folgenreichen Verhandlungen nach dem Konkurs einer anderen Gummiwarenfabrik. Im Ergebnis kam es zur Gründung der Continental-Caoutchouc- & Gutta-Percha-Compagnie AG, dem Vorläufer der heutigen Continental AG, an deren Stammkapital von 300.000 Talern die drei Gesellschafter mit 80.000 Taler (26,7 %) beteiligt waren. Mit dieser Beteiligung, die auf Vermittlung des Firmengründers der Hannoverschen-Gummi-Comp., Johann L. Martiny und dessen Sohn zustande kam, gelang anfangs eine gesicherte Einflussnahme auf die neu gegründete Firma – auch durch personelle Präsenz. Otto Stockhardt blieb über mehrere Jahre Vorstandsmitglied als Aufsichtsratsdelegat. Außerdem konnte eine Trennung der Produktionsschwerpunkte vereinbart werden: Die „Hannoversche-Gummi-Comp. OHG“ sollte weiterhin die angestammten Hartgummiwaren herstellen. Die neue Continental-Caoutchouc- & Gutta-Percha-Compagnie AG (kurz „Continental“, wegen des anfänglichen Produktionsprogramms auch „Gummi-Ball“) sollte ausschließlich Weichgummi-Produkte produzieren. Diese Trennung hielt bis in die 1890er Jahre.
 '''===Hannoversche Gummikamm AG 1883 bis 1912'''===
Hartgummi ließ sich vielfältig nutzen, da es nur gering wärme- und stromleitend ist und leicht zu verarbeiten ist, da es bei 70 bis 100 Grad weich und biegsam wird, aber beim Erkalten die ursprünglich Festigkeit zurückgewinnt. Eine erhebliche Produktionsausweitung gelang in den 1880er Jahren mit Isolationsbauteilen für das boomende Telegraphie- und Telephoniewesen, die als „Gloria-Isolit“ und „Eisengummi“ (u.a. für Batteriekästen) vermarktet wurden. Im Zuge der Umwandlung der „Gummi-Kamm“ in die „Aktiengesellschaft Hannoversche Gummikamm Co. AG“ fanden 1883 Gespräche der Continental AG über eine Fusion beider Firmen statt. Für beide Firmen hätte sich die Entwicklung zu einem „schlagkräftigen diversifizierten Gummikonzern“ ergeben können, für die „Gummi-Kamm“ wäre außerdem die Stärkung der Kapitalkraft auf diesem Weg vorteilhaft geworden. Die industrielle Führung beanspruchte der Vorstand der Continental AG, Siegmund Seligmann, der auch die Initiative für die Gespräche hatte. Die Lösung kam nicht zustande. In der Folge dehnte die „Gummi-Kamm“ die Produktion auch auf Weichgummiwaren aus, insbesondere Fahrradreifen, später auch Autoreifen. Bereits in den 1880er Jahren wurden erfolgreich Fahrradreifen produziert, zunächst aus Vollgummi, ab 1888 kurzzeitig als sog. Kissenreifen aus geschäumten Gummi und ab 1890 als Schlauchreifen. 1892 kamen Pressluftreifen mit Luftschlauch hinzu, womit die „Gummi-Kamm“ zu den ersten Produzenten gehörte, allerdings etwas später als die Continental AG die Produktion aufnahm und deren Vorsprung später technologisch und beim Umsatz nicht aufholen konnte.
Mit der Aufnahme der Weichgummi-Produktion wurde zwar die Produktionsabsprache von 1871 gesprengt, es kam dennoch zu weiteren strategischen Allianzen. So verpflichtete sich die Continental AG dazu, keine chirurgischen Produkte und Artikel für elektrische Zwecke zu produzieren, im Gegenzug strich die „Gummi-Kamm“ die Herstellung von Weichgummiartikeln und Spielbällen. Dagegen durften beide Firmen gummierte Stoffe herstellen, wobei die „Gummi-Ball“ drei Prozent der zugehörigen Umsätze an die „Gummi-Kamm“ zu vergüten hatte. 1893 kam es zwischen beiden Firmen zu einer Verkaufskonvention für Fahrradreifen, die fortan auf gemeinsame Rechnung im Verhältnis 30 : 70 („Gummi-Kamm“ zu Continental AG) erfolgte.
 '''===Hannoversche Gummiwerke Excelsior AG 1912 bis 1928'''===
Zum 50-jährigen Bestehen 1912 wurde der Firmenname in „Hannoversche Gummiwerke Excelsior AG“ geändert, um einen prägnanten Namen zu erhalten, was auch gelang, denn fortan war die Firma als „Excelsior“, in Hannover auch als „Die Ex“ geläufig. Der Name „Excelsior“ hatte sich vorher bereits als Markenname für Reifen etabliert.
Die Continental AG erwarb in der Folgezeit weitere Aktienanteile der Excelsior AG, so dass sich die beiden Unternehmensvorstände im Herbst 1927 über die Fusion einigten, die von der Generalversammlung der Excelsior AG am 10. Dez. 1928 gebilligt und rückwirkend zum 1. Januar 1928 wirksam wurde.
 '''===Nach der Fusion – Zweigwerk der Continental AG bis 1999'''===
Nach der Fusion wurde das Excelsior-Werk in Hannover-Limmer zum Zweigwerk der Continental AG und bei gleichbleibendem Fertigungsprogramm unter die Zentralorganisation gestellt. Die eingeführten Markenname, vor allem „Excelsior“ für Reifen, wurden beibehalten. Auch die Verkaufsstrukturen blieben eigenständig, um die Vielzahl der hergestellten Produkte mit ihren speziellen Anforderungen in geeigneter Weise abzusetzen und die Käuferbindungen möglichst zu erhalten. Im Werk wurden umfangreiche Restrukturierungs- und Rationalisierungsmaßnahmen umgesetzt, bei denen u.a. die Leistungen nach dem Bedaux-System ermittelt und bewertet wurden.
Das Kalkulations- und Rechnungswesen, das bisher der technischen Unternehmensleitung zugeordnet war, wurde – wie bei der Continental AG – nun dem kaufmännischen Unternehmensbereich zugeordnet. Während dieser Umstrukturierung kam es zu erheblichem Unmut und Widerstand gegen die Rationalisierungsmaßnahme, die in einer Entlassungswelle vor allem bei den Angestellten mündete. Im Continental Konzern, der Ende der 1920er Jahre weitere Firmen übernommen hatte, kam es zwischen 1929 und 1931 zu einem Personalabbau von 18.200 auf 11.000 Angestellte und Arbeiter, also um rd. 40 Prozent.
 '''===Zeit des Nationalsozialismus – 1933 bis 1945'''===
Im Jahr 1939 zählte das Werk Limmer der Continental AG 4.100 Beschäftigte. Das Produktionsprogramm wurde kriegsbedingt auf gummierte Stoffe, chirurgische Waren und Hartgummiprodukte wie Batteriekästen, Kraftstofftanks, Absätze und Sohlen für Schuhe eingeschränkt und auf kriegswichtige Produkte, vor allem Gasmasken, umgestellt. Ab 1944 wurden zunehmend sog. „Fremdarbeiter“ im Werk Limmer der Continental AG eingesetzt.
Eine 2008 gegründete örtliche Initiative versucht, das geschichtliche Andenken auch in die geplante „Wasserstadt Limmer“ in geeigneter Weise einzugliedern.
 '''===Nachkriegszeit – 1945 bis zur Stilllegung 1999'''===
Das Zweigwerk Limmer war im Zweiten Weltkrieg weitgehend von Kriegsschäden verschont geblieben, so dass die Produktion kurz nach Kriegsende wieder anlaufen konnte – zunächst stark eingeschränkt. Die Besatzungsmächte ordneten die Herstellung von dringend benötigten Produkten wie Gummisaugern und hygienisch-medizinischen Artikeln an. Die Rohstoffknappheit führte dazu, dass die Aufbereitung von Altgummi weiter intensiviert wurde. Für alle drei hannoverschen Werke wurde im Zweigwerk Limmer die Gummi-Mischerei konzentriert. Aus dem in den letzten Kriegswochen erheblich zerstörten Stammwerk in Vahrenwald wurden die Verwaltungs- und Rechnungsabteilungen in das Zweigwerk Limmer verlegt. Hierdurch kam es zu großer Raumknappheit, so dass auch Produktionsräume zu Büros umgenutzt wurden.
Das ehemalige Firmengelände ist heute eingebunden in verschiedene Rundgänge zum Thema „Industrialisierung an Beispielen“, wie der „Kanalroute“. In dieser Verbindung von ehemaligen und bestehenden Industriebereichen mit den Transportwegen Binnenschiff und Schiene ist auf engstem Raum die Veränderung in Richtung „Transporte“ zu erleben.
 '''===Nachnutzung: Wasserstadt Limmer'''===
Nach der Stilllegung des Werkes Limmer durch die Continental AG 1999 blieben die Gebäude zunächst erhalten. Sie wurden zum Ziel von Fotografen und Graffiti-Aktivisten, in der Folge unter "Conti Limmer" bekannt. In den Folgejahren wurden zunächst die jüngeren Gebäudetrakte abgerissen. 2009 wurde ein großer Teil der historischen Gebäudekomplexe gesprengt.
Die aktuelle Lärmbelastung entlang der Güterumgehungsbahn Hannover ist aus der bundesweiten Schienenlärmkartierung ersichtlich, die vom Eisenbahn-Bundesamt auf der Grundlage der EG-Umgebungslärmrichtlinie von 2002 erstellt und veröffentlicht wurde. Die Lärmbelastungen während der Nachtstunden (22 bis 6 Uhr, LNight) mit ihrem hohen Aufkommen an Güterzügen zeigt die Karte aus dem nordwestlichen Teilbereich entlang dieser Trasse. Der Tagesmittelwert der Lärmbelastungen (LDEN), gewichtet aus den stärker berücksichtigten Abend- und Nachtwerten und den Tageswerten) ist in einer weiteren Karte für diesen Abschnitt veranschaulicht.
==Reklamemarken==
 
Katalog der [[Reklamemarken]] welche die Gummiwerke Excelsior ausgegeben hatten.
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Datei:W0328594.jpg|[http://www.veikkos-archiv.com/index.php?title=Excelsior_W0328594 Automobil-Reifen]
Datei:W0332339.jpg|[http://www.veikkos-archiv.com/index.php?title=Excelsior_AG_W0332339 Fabrikansicht]
Datei:W0332340.jpg|[http://www.veikkos-archiv.com/index.php?title=Fahrradreifen_W0332340 Fahrradreifen]
Datei:W0283784.jpg|[http://www.veikkos-archiv.com/index.php?title=Hannoversche_Garantie-K%C3%A4mme_W0283784 Kämme]
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===Auf Excelsior rund um die Welt (Entwurf: Max Roth)===
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Datei:W0265998.jpg|[http://www.veikkos-archiv.com/index.php?title=Rund_um_die_Welt_W0265998 Bild 1]
Datei:W0265999.jpg|[http://www.veikkos-archiv.com/index.php?title=Rund_um_die_Welt_W0265999 Bild 2]
Datei:W0266000.jpg|[http://www.veikkos-archiv.com/index.php?title=Rund_um_die_Welt_W0266000 Bild 3]
Datei:W0266001.jpg|[http://www.veikkos-archiv.com/index.php?title=Rund_um_die_Welt_W0266001 Bild 4]
Datei:W0266002.jpg|[http://www.veikkos-archiv.com/index.php?title=Rund_um_die_Welt_W0266002 Bild 5]
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Datei:W0266004.jpg|[http://www.veikkos-archiv.com/index.php?title=Rund_um_die_Welt_W0266004 Bild 7]
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Datei:W0266009.jpg|[http://www.veikkos-archiv.com/index.php?title=Rund_um_die_Welt_W0266009 Bild 12]
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