Adlerwerke

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Adlerwerke vorm. H. Kleyer AG ist der Name eines ehemaligen deutschen Fahrzeug- und Maschinenbauunternehmens mit Sitz in Frankfurt am Main, das Fahrräder, Schreibmaschinen, Autos, Motorräder und zuletzt bis 1992 Büromaschinen herstellte.

Adler Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken welche die Adlerwerke ausgegeben hatten.

Fahrrad-Serie

Geschichte

Die Adler-Fahrradwerke, die ihre Fahrräder zunächst in Frankfurt am Main, Gutleutstraße 9 (das Haus ist nicht erhalten), produzierten, wurden 1880 von Heinrich Kleyer als Heinrich Kleyer GmbH gegründet. 1889 entstand im Frankfurter Gallusviertel zwischen Höchster Straße (heutige Kleyerstraße) und Weilburger Straße auf einem Areal von 18.000 Quadratmetern eine Fabrik mit 600 Arbeitsplätzen. Dort wurden auch Dreiradwagen und Voiturette-Autos produziert, die mit Motoren von De Dion ausgerüstet waren. Ständige Betriebserweiterungen führten 1895/1896 zur Umwandlung in die Aktiengesellschaft Adlerwerke vorm. H. Kleyer AG, die ein Grundkapital von 2,5 Millionen Mark aufwies, auf das bereits 1898 eine Dividende von 20 Prozent gezahlt werden konnte. 1898 wurde auch die Produktion von Schreibmaschinen in einem siebengeschossigen Fabrikhochhaus an der Weilburger Straße begonnen.

Ab 1901 kamen auch Motorräder mit De-Dion-Motoren hinzu. 1902 unternahm der Schriftsteller Otto Julius Bierbaum mit einem 8-PS-Adlerwagen eine Italienreise, die er in dem Buch Eine empfindsame Reise im Automobil beschrieb. 1903 übernahm der Ingenieur Edmund Rumpler das Adler-Konstruktionsbüro und entwickelte die ersten eigenen Motoren, die 1904 in Produktion genommen wurden. Adler war 1905 der erste deutsche Autohersteller, der Motor und Getriebe miteinander verblockte. Von 1907 bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurden keine Motorräder mehr hergestellt. Auf der Internationalen Luftfahrt-Ausstellung 1909 stellte das Unternehmen Prototypen von Luftschiffmotoren vor. Zwischen 1910 und 1912 wurde in drei Bauabschnitten eine monumentale Fabrikanlage in historisierenden Formen errichtet, deren zinnenbewehrte Türme auch heute noch bereits von weitem zu sehen sind.

Im Jahre 1914 stammten 20 Prozent der in Deutschland zugelassenen Personenwagen von Adler. Vier Jahre nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigte das Unternehmen mit Zweigwerken in weiteren zehn Städten 10.000 Arbeiter und Angestellte. 1930 war die Zahl auf 3.000 gesunken, um bis zum Zweiten Weltkrieg wieder auf 7.000 zu steigen. In den 1920er Jahren hatten die Adlerwerke auch in Berlin eine Filiale in der Zimmerstraße und an der Straße Unter den Linden einen Ausstellungssalon. In der ersten Hälfte der 1930er-Jahre lagen die Adlerwerke nach Opel und der Auto Union meist an dritter Stelle der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland und wurden 1936 endgültig von Mercedes-Benz auf Rang 4 verdrängt. Der Adler Standard 6 mit Sechszylinder-Reihenmotor wurde 1926 vorgestellt. Das am Chrysler 60 orientierte Modell hatte als erster deutscher Pkw eine von ATE mit Lockheed-Lizenz gebaute hydraulische Bremsanlage. Zusammen mit der komplett aus Stahlblech hergestellten Karosserie konnte der Standard 6 so den Entwicklungsvorsprung der seinerzeit in Europa sehr gefragten US-amerikanischen Fahrzeuge aufholen. Bis 1934 setzte Adler von dem Erfolgsmodell knapp 30.000 Wagen ab. Auf gleicher technischen Basis kamen 1928 der Standard 8 mit Achtzylinder-Reihenmotor und 1929 der kleinere Vierzylinder Favorit hinzu. Im Jahr 1930 wurde der ehemalige Leiter des Bauhauses Walter Gropius Berater der Firmenleitung und entwarf neben Karosserien auch das Markenzeichen neu. Eine Zusammenarbeit, die wegweisend war und die die 'Kubuslimousine' zum neuen Paradigma machte, sich aber nicht zuletzt wegen der Weltwirtschaftskrise ebenso schwierig erwies wie die zeitgleiche Liaison von Gropius-Freund Le Corbusier mit der französischen Auto-Entrepreneur Voisin.

Nach dem Konkurs seines eigenen Unternehmens, der Röhr Auto AG, war Hans Gustav Röhr von 1931 bis Ende 1935 Chefkonstrukteur der Adlerwerke. Er entwickelte den 1932 vorgestellten Adler Trumpf, ein Mittelklassefahrzeug, das sich durch Einzelradaufhängung aller Räder und den damals noch ungewöhnlichen Frontantrieb auszeichnete. Mit einem Motor von einem Liter Hubraum folgte 1934 der ebenfalls frontgetriebene Kleinwagen Adler Trumpf Junior, von dem bis 1939 über 100.000 Exemplare verkauft wurden. Insgesamt stellten die Adlerwerke etwa 210.000 Automobile her. 1935 trennte sich Adler von dem Luftfahrtbetrieb Flugzeugbau Max Gerner.

Im November 1935 wurde der von Steyr Daimler Puch kommende Karl Jenschke Adler-Chefkonstrukteur und entwickelte den Adler 2,5 Liter Autobahnwagen in der damals neuartigen Stromlinienform.

Bei dem Luftangriff auf Frankfurt am 22. März 1944 wurden die Adlerwerke schwer getroffen und in der Folge große Teile der Produktion ausgelagert. Die Fertigung von Fahrgestellen für Halbkettenfahrzeuge (Sd.Kfz. 10 und 11) und Motoren verblieb aber vor Ort. Arbeitskräfte fehlten, selbst Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter standen nicht mehr zur Verfügung. Daher beantragte die Unternehmensleitung vom Wirtschaftsverwaltungshauptamt die Zuweisung von KZ-Häftlingen. Dies wurde auch umgesetzt, die Häftlinge wurden auf dem Gelände im Werk I an der Weilburger Straße untergebracht. Zwischen August 1944 und dem 24. März 1945 wurden rund 1.600 Menschen in das Außenlager KZ Natzweiler-Struthof mit dem Decknamen Katzbach gebracht. Etwa ein Sechstel starb im KZ-Außenlager, ein Großteil der weiteren Gefangenen wurde aber, wenn sie zu schwach zum Arbeiten wurden, zur Vernichtung in andere Lager verbracht, so dass letztlich nur ein geringer Teil der in den Adlerwerken Eingesperrten überlebt hat. Am 24. März 1945 wurden etwa 400 Häftlinge über Hanau, Schlüchtern, Fulda und Hünfeld auf einem Todesmarsch zum KZ Buchenwald getrieben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die erhaltenen Anlagen der Frankfurter Automobilfertigung durch die amerikanische Besatzungsmacht beschlagnahmt und durften nicht benutzt werden. Bis 1948 hoffte man, wieder mit der Produktion von Autos beginnen zu können. Diese Hoffnung zerschlug sich, als Generaldirektor Ernst Hagemeier nach seiner Rückkehr aus der Internierung 1948 die Wiederaufnahme des Automobilbaus verhinderte. Nach dem Verlust der Automobilfabrik wurde das Produktprogramm grundlegend geändert. Neben Fahrrädern und Büromaschinen sollten auch Motorräder und Werkzeugmaschinen hergestellt werden. Mit eigenen Motorrädern kam Adler 1949 auf den Markt. In den 1950er-Jahren baute Adler sehr beliebte und sportliche Motorräder. Das Topmodell war die MB 250 S (Sportversion) mit einem Zweitakt-Zweizylinder-Motor, der im Straßenbetrieb 18 PS leistete. Im Jahr 1955 kam mit dem Adler Junior auch ein 100-cm³-Motorroller ins Programm, um den nachlassenden Motorradabsatz aufzufangen.

Im Jahr 1957 kaufte Max Grundig das Aktienkapital der Triumph-Werke Nürnberg sowie eine Beteiligung an den Adlerwerken, was für Adler das Ende der Motorradfertigung bedeutete. 1958 schloss Grundig beide Firmen sowie den Diktiergeräte-Bereich (Grundig-Stenorette) seiner Grundig-Tonbandgerätewerke zur Triumph-Adler Büromaschinen-Vertriebsgesellschaft zusammen und produzierte fortan nur noch Büromaschinen. Auch die späteren Triumph-Adler-Eigentümer Litton Industries, Volkswagen und Olivetti beschränkten sich auf Büromaschinen.

Im Jahr 1993 verkaufte Olivetti die weiterhin börsennotierten Adlerwerke mit dem gesamten historischen Werksgelände in Frankfurt an den Immobilieninvestor Roland Ernst und den Baukonzern Philipp Holzmann. Die noch vorhandene Schreibmaschinenproduktion wurde zunächst verlegt und 1998 schließlich ganz eingestellt und das Gelände mit den denkmalgeschützten Gebäuden separat an Töchter der Investoren verkauft. 1999 übernahm die HBAG Real Estate (vormals Kühltransit AG) von der finanziell angeschlagenen Philipp Holzmann 98,3 Prozent der Aktien der Adlerwerke.

Die Adlerwerke firmierten im Jahr 2002 in Adler Real Estate um und sind seitdem in der Immobilienprojektentwicklung tätig. Das Unternehmen ist seit 2005 mehrheitlich in Hand eines US-amerikanischen Fonds.


Text: Wikipedia

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