Adventkirche

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Ansicht der Adventkirche von Westen

Die Adventkirche ist ein evangelisches Gotteshaus im Ortsteil Berlin-Prenzlauer Berg des Bezirks Pankow. Es handelt sich um einen mit Klinkern verblendeten Mauerwerksbau, der nach Entwürfen des Architekturbüros Dinklage & Paulus in den Jahren 1910–1911 errichtet wurde. Der Architekturstil wird der beginnenden Moderne zugeordnet, die Neugotik wirkt jedoch noch in den spitzbogigen Portalen und den Maßwerkfenstern in der Giebelfassade nach. Die Kirche im Gebiet des Kirchenkreises Berlin Stadtmitte steht unter Denkmalschutz.


Geschichte

Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurde das Gelände des späteren Bötzowviertels vom Besitzer der Bötzow-Brauerei parzelliert und verkauft. Im Zuge der Bebauung mit Mietshäusern bis zur heutigen Danziger Straße, Greifswalder Straße und Landsberger Allee wuchs die Zahl der Kirchengemeindemitglieder stark an.


Gemeindegründung und Entwicklung

Die St.-Bartholomäus-Kirche war für die Versorgung der evangelischen Einwohner zu klein geworden. Aus diesem Grund wurde von der Berliner Stadtsynode ein Neubauprogramm für Kirchen beschlossen. In einer Urkunde vom 2. Mai 1906 stimmte der Polizeipräsident der Errichtung einer selbstständigen evangelischen patronatsfreien Kirchengemeinde zu, die am 15. September 1906 in Kraft trat. Die neue Tochtergemeinde mit der Übergangsbezeichnung St. Bartholomäus II hielt ihre Gottesdienste zunächst im Betsaal in der Werneuchener Straße 6 ab. Eine Umbenennung der Kirchengemeinde in Advent-Kirchengemeinde trat am 1. April 1908 in Kraft. Sie war zuständig für Teile des Gemeindegebietes der Auferstehungskirche und der St.-Bartholomäus-Kirche. Die Berliner Stadtsynode erwarb für diese Gemeinde 1906 das Grundstück mit der Adresse Königstadt, Elbinger Straße Nr. 24/25, bald Nr. 23/24, Berlin NO 18, (heute Danziger Straße 201–203] Ecke Straße 21a, bald Ecke Schneidemühler Str. Nr. 1 (heute Heinz-Bartsch-Straße) als geeigneten Bauplatz für einen Kirchenbau mit angrenzendem Gemeindehaus.

Die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Menschen dieser Gemeinde werden mit einer Gedenktafel im Kirchenvorraum geehrt.

Die zwei ehemals eigenständigen evangelischen Kirchengemeinden Advent und Zachäus fusionierten am 1. Oktober 2004.


Bau der Kirche

Das beauftragte Architekturbüro Dinklage und Paulus nahm im beginnenden 20. Jahrhundert – nach dem Ausscheiden der Berliner Kirchenarchitekten Johannes Otzen, August Orth und Friedrich Adler des ausgehenden 19.Jahrhunderts – eine führende Position im evangelischen Kirchenbau in Berlin ein. Es hatte bereits im Oktober 1907 einen ersten Entwurf für Kirche, Pfarr- und Gemeindehaus vorgelegt. Mit Datum vom 2. April 1910 wurde der Bauschein Nr. 4061 für den überarbeiteten Entwurf erteilt, der die modernen Baugedanken des Wiesbadener Programms umsetzte, dessen Thesen sich gegen das Eisenacher Regulativ von 1861 wenden. Vom evangelischen Kirchenbau wurde gefordert, dass die Feier des Abendmahls sich inmitten der Gemeinde vollziehen und daher die Trennung zwischen Schiff und Chor entfallen solle. Dieser Gedanke spiegelt sich im Grundriss des zentralisierten Kirchenraums wider. Die Architekten nutzten das vorgegebene Grundstück innerhalb der Straßenfluchten optimal für den Kirchenbau und das Pfarr- und Gemeindehaus als architektonische Einheit. Die evangelische Stadtsynode beschloss 1906 auf Grund der Vielzahl von Kirchenneubauten, dass nur noch 200.000 Mark je Kirche zur Verfügung gestellt werden. Die Architekten ersetzten daher die traditionellen Werkstoffe für die von ihnen entworfenen gotischen Säulen und Gewölbe durch preiswerte feuersichere Konstruktionen aus Drahtputz, Gips und Zement. Die Mittel in Höhe von 200.000 Mark für die Kirche und 94.000 Mark für das Pfarr- und Gemeindehaus wurden von der Stadtsynode bereitgestellt. Bereits ein knappes Jahr nach der Grundsteinlegung war das neue Gotteshaus fertiggestellt. Bei der Einweihung der Kirche waren viele Ehrengäste anwesend, unter anderem der preußische Kronprinz, der Minister August von Trott zu Solz und der Polizeipräsident Traugott von Jagow.


Zerstörung, Wiederaufbau, Umbauten

Bombenangriffe am 22. März und am 7. Mai 1944 am Ende des Zweiten Weltkriegs führten zu Zerstörungen großer Teile der Kirche, des Vorderhauses des Gemeindehauses und von zwei Glocken. Der erste Gottesdienst nach dem Krieg fand bereits am 6. Mai 1945 auf der Orgelempore im Hauptturm statt. Das Dach des Kirchengebäudes war fast völlig abgedeckt und der Dachstuhl beschädigt. Der Innenputz war so gut wie komplett herabgefallen. Der bauliche Zustand verschlechterte sich weiter, weil die Kirche drei Jahre der Witterung ausgesetzt war.

Der Wiederaufbau der Kirche führte zwischen 1949 und 1952 zu einer vereinfachten Wiederherstellung. Der Aufbau des zerstörten Vorderhauses des Pfarr- und Gemeindehauses wurde erst im Jahr 1969 abgeschlossen. Zum Frühjahr 1951 war der Turm wieder mit Schiefer eingedeckt. Die Stahlrahmen der Dachkonstruktion waren erhalten geblieben, Sparren und Pfetten mussten jedoch erneuert werden. Das Dachdeckung des Hauptschiffs erfolgte mit neuen Biberschwanzziegeln in Kronendeckung. Wegen der totalen Zerstörung des Gemeindehauses mit den Konfirmandensälen wurden die Flächen unter den beiden Seitenemporen durch Einziehen von Mauerwerkswänden als Gemeindesaal und Kapelle eingerichtet, wodurch sich die Zahl der verfügbaren Plätze im Kirchenraum auf 500 reduzierte. Der Altar und die Kanzel wurden unter Verwendung noch vorhandener Teile der ursprünglichen Marmorverkleidung aufgebaut. Im Juli 1960 erhielt der neu errichtete Altar eine Platte aus Cottaer Sandstein. Front und Seiten wurden zunächst verputzt und erst später mit Sandstein verkleidet. Die durch die Kriegseinwirkung zerstörten Bleiglasfenster wurden in einfacher Art wiederhergestellt. Noch während der letzten Bauarbeiten fand am 3. Dezember 1951 die Wiedereinweihung der Kirche statt.

Im Jahr 1957 war der Metallkranz einer der Kirchenbeleuchtungen herabgestürzt, und bei der Suche nach der Ursache stellte man fest, dass das Gebälk, an dem die Lampe hing, vom Hausbock zerfressen war. Bei der Sanierung des Daches wurde der Raum mit einer hölzernen Decke über sichtbarer Balkenkonstruktion auf massiven Schwibbogen gedeckt. 1978 war die Kirche durch Wasserschäden infolge des schadhaft gewordenen Daches in einem desolaten Zustand. Nach jedem Sturm fehlten weitere Dachsteine. 1979 wurde das Kirchendach mit Betonziegeln gedeckt. Die Innenarbeiten an der Kirchendecke begannen 1981. Die gesamte Kirchendecke wurde bis auf die Balken abgerissen und mit Brettern, die auf den Balken liegen, und einer Dämmung wiederaufgebaut.


Baubeschreibung

Die Ecksituation wird durch einen 50 Meter hohen gedrungenen, rechteckigen Turm mit schiefergedecktem Pyramidenhelm, ähnlich einem Stadt- oder Burgtor, ausgenützt. Ein dreiseitiger offener Vorbau wird von Treppentürmen flankiert. Das Hauptschiff ist entsprechend der Lage des Gebäudes winklig ausgeführt. Der übereck gestellte Turm befindet sich über dem Portal, dem der Altarraum mit einer Sakristei dahinter ggenüber angeordnet ist. Dem viereckigen Grundriss der Kirche ist das unregelmäßige Sechseck des Innenraumes eingepasst. Das Innere der Kirche hat auf drei Seiten massive Emporen. Der Altarraum und die Turmhalle sind gewölbt. Die übergiebelten Straßenfronten werden durch große sechsteilige Maßwerksfenster im oberen Bereich und kleinere Spitzbogenfenster im unteren Bereich gegliedert. Der aus der gleichen Planung hervorgegangene Pfarr- und Gemeindekomplex, bestehend aus Vorderhaus, rechtem Seitenflügel und Quergebäude, schloss unmittelbar an der Straßenflucht der Elbinger Straße an.


Ausstattung

Der Altar wird von einer halbrunden Apsis umschlossen. Die Kanzel stand links neben dem Altarpodest. Die fast 1.000 Sitzplätze verteilen sich auf das kurvenförmig angeordnete Kirchengestühl im Kirchenraum und auf Sitzbänke auf zwei Emporen. Die Gewölbeflächen unter den Emporen und der Apsis sind in einer Konstruktion aus Rabitz hergestellt. Die Säulen unter den Emporen sind aus Eisenprofilen, verhüllt mit Rabitz und Stuckgips. Die Kapitelle zierten wahrscheinlich Akanthusblätter. Die Brüstungen der Emporen wurden durch verschiedene Stuckornamente bedeckt. Die Sandsteinsäulen beiderseits des Eingangs erstrecken sich über die Orgelempore bis zum Dach unter die Glockenstube. Die gesamte Malerei, die das Innere schmückt, einschließlich der Fenstermalerei, ist ein Werk des Kirchenmalers August Oetken. Die Gewölbedecken unter den Emporen und im Eingangsbereich waren in Tempera ausgeführt. Die verputzten Felder zwischen den sichtbaren Balken der Holzdecke waren mit gotischen Mustern und die Wände des Kirchenraums mit einer Quaderung bemalt. Das Ensemble aus Kanzel, Altar und Taufstein bestand aus Marmor und war mit Intarsien verziert. Die Altarnische selbst war kassettenartig ausgemalt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die spitzbogigen Wandnischen links und rechts der Apsis mit zwei Gedenktafeln für die über 600 Gefallenen der Gemeinde versehen. August Oetken malte 1922 die Wandnischen im Stile der ursprünglichen Gestaltung aus. 1932 wurde ein Altarbild mit der Darstellung des Missionsbefehls gestiftet. Die bisherige Ausmalung auf der Wand der Apsis verschwand, weil sie neu verputzt werden musste. 1962 wurde im Eingangsbereich der Kirche, auch Turmhalle genannt, an der rechten Wand eine Sandsteintafel zum Gedenken der Opfer beider Weltkriege angebracht. Dieser Tafel gegenüber wurde im Rahmen einer Umgestaltung des Altarraumes das alte Altarkreuz verbracht. Den Platz auf dem Altar nimmt ein neues Altarkreuz von 1967 in Kupfer-Emaille ein. Durch die Einfügung einer Glaswand wird 1973 der Eingang zum Kirchenschiff neu gestaltet. 1975 erfolgte die Abtrennung von Seitenräumen unterhalb der Emporen, die Unterwölbung der einen blieb erhalten.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Angela M. Arnold

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