Aegidienstraße 22

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Das früher auch Geverdeshof genannte Gebäude Aegidienstraße 22 ist eines der wenigen erhaltenen spätbarocken Palais in der Lübecker Altstadt.


Grundstücksgeschichte

Das Grundstück in der Aegidienstraße wurde 1344 erstmals urkundlich als bebautes Grundstück erwähnt und wurde zunächst, wie auch der wenige Häuser weiter gelegene Brömserhof, im Mittelalter als in der Stadt gelegene landwirtschaftliche Hofanlage genutzt. Von 1420 bis 1455 stand das Grundstück im Eigentum des italienischen Kaufmanns und Bankiers Gherardo Bueri, der in Lübeck eine mit der Banca dei Medici korrespondierende florierende Bank betrieb. Im 16. Jahrhundert wurde das auf dem Grundstück stehende Gebäude allgemein als Geverdeshof bezeichnet, der Name verlor sich erst mit Einführung der Hausnummern in Lübeck Ende des 18. Jahrhunderts. Das Grundstück gelangte im 16. Jahrhundert über den Ratsherrn Fritz Grawert († 1538), der mit einer Tochter des Lübecker Bürgers Georg Geverdes verheiratet war, in den Besitz der Lübecker Patrizierfamilie Grawert, von 1560-1599 gehörte es der Familie von Stiten und danach ging es an die Familie von Wickede. Als barockes Palais wurde das Gebäude um 1779 unter L. H. von Höveln völlig neu errichtet. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird das Gebäude als Betriebsstätte durch das Unternehmen von Georg Carl Hahn genutzt, der als Pionier der Lebensmittelkonservierung hier seine industrielle Fertigung ausbaute. Die Firma G. C. Hahn & Co wurde in den 2010ern von dem britischen Lebensmittelhersteller Tate & Lyle übernommen, der heute in dem Gebäude produziert.


Gebäude

Das Palais ist ein zweistöckiges Gebäude mit elf Achsen und Mansarddach. In der Mitte der Straßenfassade befindet sich über dem Eingangsportal im Mansarddach ein Zwerchhaus mit Dreiecksgiebel, das von je zwei geschweiften Dachgauben auf jeder Seite eingerahmt ist. Das Haus verfügt über zwei hintereinander liegende Firstdächer. Der rückwärtige Seitenflügel von 1779 wurde 1889 im Zuge des Anbaus einer Fabrikhalle als Querhaus mit umgestaltet. Die bossierten Putzquader im Erdgeschossbereich der Straßenfassade stammen ebenfalls aus der Zeit des Umbaus 1889. Die Haustür im Zopfstil stammt aus der Zeit der Errichtung des Gebäudes 1779. Das Gebäude steht seit 1966/1969 außen wie innen unter Denkmalschutz.


Georg Carl Hahn

Georg Carl Hahn (* 23. Dezember 1822 in Ludwigslust; † 16. Mai 1895 in Lübeck) war ein Pionier auf dem Gebiet der Lebensmittelkonservierung.


Leben

Georg Carl Hahn wurde als älterer Sohn des Advokaten und "Ober-Auditeurs" Georg Ludwig Hahn und dessen Frau, Henriette Charlotte Elisabeth Willich, geboren. Sein jüngerer Bruder, Theodor Hahn, wurde später als Apotheker, Heilpraktiker und Fachbuchautor bekannt.

Angeregt durch einen Vortrag, in dem Johann Heinrich Gaedertz 1844 über die Möglichkeiten der Haltbarmachung von Lebensmitteln gesprochen hatte, begann Hahn, damals noch Angestellter eines Lübecker Eisenwarenhändlers, mit eigenen Versuchen auf diesem Gebiet.

Als erstem Deutschen gelang ihm 1845 die Haltbarmachung und Eindosung von Gemüse nach dem Appert-Verfahren; bis dahin hatte man in Weißblechdosen konservierte Lebensmittel aus Frankreich importieren müssen. Durch seine Erfolge ermutigt, gründete Hahn am 1. Mai 1848 ein eigenes Unternehmen für die Herstellung von Konserven, die heute noch existierende Firma G. C. Hahn & Co. mit Sitz in der Glockengießerstraße Nr. 271 (nach heutiger Zählung Nr. 37). Es handelte sich dabei um die erste handelsgerichtlich eingetragene Konservenfabrik Deutschlands.

1852 heiratete Hahn Pauline Voigt (* 1832; † 1900). Unterstützt durch seine Ehefrau, die aktiv an der Weiterentwicklung der Produktion und der Verbesserung der Konservierungsverfahren teilhatte, baute Hahn die erfolgreiche Firma in den Folgejahren aus. 1854 bezog das Unternehmen ein größeres Gebäude in der Hüxstraße Nr 359 (heute Nr. 88), 1888 verlegte Hahn den Firmensitz in das spätbarocke Palais in der Aegidienstraße 22, wo er sich bis heute befindet. Das dortige Gebäude steht an der Stelle eines mittelalterlichen Hofes, der von 1420 bis 1455 dem italienischen Bankier Gherardo Bueri gehörte, der in Lübeck das Bankhaus Medici vertrat. Das Hofgrundstück war im 16. bis zum 18. Jahrhundert auch als der Geverdeshof bekannt und wurde 1779 als elfachsiges Wohnhaus von L. H. von Höveln neu erbaut.

Am 1. Mai 1889 gab Georg Carl Hahn die Leitung der Firma an seine Söhne Georg Theodor Hahn und Julius Hahn ab; sechs Jahre darauf verstarb er. Sein Unternehmen ging im Jahr 2007 an den britischen Lebensmittelhersteller Tate & Lyle.



Text Aegidienstraße 22: Wikipedia

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Text Georg Carl Hahn: Wikipedia

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