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Bünde ist eine kreisangehörige Mittelstadt im nordöstlichen Nordrhein-Westfalen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Ursprünge und Stadtwerdung

Das Stadtwappen (zwei sich die Hand reichende Ritter) spielt auf die Sachsen Hengist und Horsa an, die der Sage nach im 5. Jahrhundert an dieser Stelle einen Bund zur Eroberung Englands schlossen. Tatsächlich lebte zu dieser Zeit im Bünder Land der Sachsenstamm der Engern. Dennoch ist es eher unwahrscheinlich, dass der Name der Stadt auf dieses Bündnis zurückzuführen ist. Vielmehr weist der Name Bünde vermutlich auf eine Anhöhe hin, die früher Buhn (wortverwandt mit Bühne) genannt wurde, woraus sich bis 1222 der Name Bünde entwickelte. Auch heute noch ist die im Vergleich zur Elseniederung erhöhte Lage des alten Stadtkerns um die Laurentiuskirche deutlich erkennbar.

Am 22. Mai 853 wurde Bünde erstmals als Buginithi in einer Schenkungsurkunde erwähnt. Darin bestätigt König Ludwig der Deutsche, dass sein Vater Ludwig der Fromme die im Bistum Osnabrück gelegene Kirche zu Bünde dem Stift zu Herford geschenkt habe. Das Schriftstück selbst existiert nicht mehr. Vorhanden ist noch eine Abschrift aus dem 11. Jahrhundert. Damit gehört Bünde zu den ältesten Siedlungen des fruchtbaren Ravensberger Landes. Bereits im Mittelalter gewann Bünde dank seiner zentralen Lage eine gewisse Bedeutung. Kirche, Markt und Gerichtsbarkeit zogen neben Bauernhöfen auch Händler und Handwerker sowie Tagelöhner und Kötter an. Im 11. Jahrhundert entstand das Kirchspiel Bünde aus dem Dorf und 15 Bauerschaften. Im Jahre 1152 wurden die Edelherren von Blankena, die die Landeshoheit über die Umgebung ausübten, erstmals urkundlich erwähnt. Ihre heute nicht mehr erhaltene Burg, das Castrum Blankena, wird westlich von Bünde-Mitte vermutet. Nach 1280 verliert sich die Spur dieses Adelsgeschlechts.[6]

Das heutige Stadtgebiet gehörte seit 1530 zur Grafschaft Ravensberg, mit Ausnahme der Stadtteile Spradow und Dünne, die zum Fürstentum Minden bzw. Fürstbistum Minden gehörten. Der Bischof von Osnabrück und die Lippischen Edelherren verloren die Gerichtshoheit. Die Stadt fiel über die Grafschaft Ravensberg 1614 an Brandenburg-Preußen. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. verlieh dem Ort Bünde 1719 die Stadtrechte – zunächst jedoch nicht als Vollstadt, sondern als Titularstadt. Von 1807 bis 1810 war Bünde Teil des – de facto französischen – Königreichs Westphalen und von 1811 bis 1813 (offiziell bis 1815) Teil des Kaiserreichs Frankreich im Département de l’Ems-Supérieur (Ober-Ems-Departement). Dünne und Spradow blieben weiterhin Teil des Königreichs Westphalen. Von 1816 bis 1832 – wieder preußisch – war Bünde Kreisstadt des Kreises Bünde, aber immer noch nicht Vollstadt, es wurde also weiter nach einer Landgemeindeordnung verwaltet. Im Jahre 1832 ging der Kreis Bünde im Kreis Herford auf. 1843 schlossen sich die Stadt Bünde, die Gemeinden Ahle, Dünne, Ennigloh, Holsen, Hunnebrock, Hüffen, Muckum, Spradow, Südlengern, Werfen und der Gutsbezirk Steinlake zum Amt Bünde zusammen. Erst 1902 wurde Bünde durch Austritt aus dem Amt Bünde (ab 1902: Amt Ennigloh) amtsfreie Vollstadt.

Flachsverarbeitung

In Bünde war vom 15. Jahrhundert bis in die 1830er Jahre die Flachsverarbeitung im Spinn- und Webergewerbe Haupt- und Nebentätigkeit vieler Bünder, vor allem der armen Heuerlinge und Kötter in den umliegenden Stadtteilen, die früher noch selbstständige Gemeinden bildeten. Die Landbevölkerung litt vor allem unter der Hofteilung, die dazu führte, dass sogar im fruchtbaren Ravensberger Land die Hofgröße nicht mehr ausreichte, ihre Familien zu ernähren. Mit Einführung der mechanischen Webstühle brach dieses oft in Heimarbeit ausgeübte Handwerk völlig zusammen. 1860 musste beispielsweise die erst 1853 gegründete Strohflechtereigesellschaft endgültig ihre Türen schließen. Viele Bünder emigrierten deswegen und wegen der Missernten in den Hungerjahren 1845–1848 nach Amerika. Von 1850 bis 1900 wanderten 1083 Bürger (teilweise auch illegal) aus.[7]

Industrialisierung und Tabakindustrie ab 1842

Der Bünder Raum als Teil der Kulturlandschaft des Ravensberger Landes wurde im 19. Jahrhundert intensiv von der Industrialisierung erfasst. Eine Besonderheit bedeutete in dieser Hinsicht seine Entwicklung zu einem Zentrum der deutschen Tabakindustrie, wodurch Bünde als Zigarrenstadt bekannt wurde. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hatten über 20 Zigarrenfabriken ihren Sitz in Bünde, und ein Großteil der in Deutschland vertriebenen Zigarren stammte aus der Zigarrenstadt. Andere Erwerbszweige, wie Druckereien, Kartonagen- und Zigarrenkistenhersteller, wuchsen mit der steten Aufwärtsentwicklung der Zigarrenindustrie. Den Grundstein dafür legte 1842 Georg Meyer in einem eigens dafür angekauften Gebäude in der Eschstraße 21. Die eigentliche Erfolgsgeschichte begann jedoch vor allem mit der Geschäftsidee Tönnies Wellensieks aus Muckum, der in Bremen das Zigarrenmachen gelernt, das „braune Gold“ eigenhändig nach Bünde transportiert hatte und dort 1843 in seinem Elternhaus in Ennigloh einen ersten eigenen Betrieb aufbaute. Bereits nach drei Jahren beschäftigte er acht Arbeiter und verlagerte seinen Betrieb in die Eschstraße. 1856 gründete Wellensiek zusammen mit August Steinmeister aus Meschede die Firma Steinmeister & Wellensiek. 1849 bestanden im Kreis Herford bereits 18 tabakverarbeitende Betriebe. Oft wurden die Zigarren (vor allem in der ländlichen Umgebung der Stadt) auch in Heimarbeit gerollt. Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Osnabrück-Löhne im Jahr 1855 gestaltete sich der Transport des Rohtabaks, der damals aus den Niederlanden kam, noch effizienter; deshalb wuchs die Zigarrenindustrie so rasant, dass 1862 bereits 3000 Menschen in Bünde beschäftigt waren und es in seiner Umgebung über 2000 Filialbetriebe gab. Im Jahre 1900 arbeiteten in 84 Betrieben bereits 3372 Mitarbeiter, obwohl die Stadt Bünde damals nur rund 4800 Einwohner hatte.

Erst mit der abklingenden Nachfrage nach Zigarren in den 1960er Jahren brach die Bünder Tabakindustrie zusammen, nicht zuletzt weil die hier ansässigen Fabrikanten nicht rechtzeitig mit der Herstellung der immer beliebter werdenden Zigaretten begonnen hatten. Ein weiterer Grund war, dass die Bünder Fabriken durch das Verbot von Wickelmaschinen während der NS-Zeit gegenüber der bereits uneinholbar hochindustrialisierten ausländischen Konkurrenz ins Hintertreffen geraten waren.

Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg

Nach der Machtergreifung erhielt die NSDAP bei der Reichstagswahl im März 1933 in Bünde 53 Prozent der Stimmen, im Amt Ennigloh, das damals selbstständig war, waren es 44,4 Prozent. Bei den folgenden Kommunalwahlen errangen die Nationalsozialisten die absolute Mehrheit, stellten infolgedessen im Stadtrat 10 der insgesamt 18 Mandate und besetzten wichtige Amtspositionen. Es gelang ihnen zwar nicht, den amtierenden Bürgermeister Moes abzulösen, sie konnten jedoch durch NSDAP-Beauftragte dessen politische Entscheidungen beeinflussen. Die jüdischen Einwohner Bündes wurden deportiert, sofern ihnen nicht rechtzeitig die Flucht gelungen war. Während des Zweiten Weltkriegs mussten Hunderte Italiener, Franzosen, Polen, Russen und andere Kriegsgefangene Zwangsarbeit in Bünder Betrieben leisten, z. B. bei der Firma Imperial.[8]

1943 flogen die Alliierten Angriffe auf Bahnstrecken, denen auch Zivilisten zum Opfer fielen. Während der „Big Week“ griffen B-17-Bomber der USAAF am 22. Februar 1944 Bünde als Gelegenheitsziel („Target of opportunity“) an. Bei dem Luftangriff mit 32 Maschinen wurden 140 Spreng- und 160 Brandbomben abgeworfen. Am 2. April 1945 erreichten Teile der 5. US-Panzerdivision den Landkreis Herford und beendeten auch in Bünde die nationalsozialistische Herrschaft. Einen Tag später, um 12 Uhr mittags, wurden die Stadt Bünde und das Amt Ennigloh den amerikanischen Truppen übergeben. In direkte Kampfhandlungen am Boden war Bünde nicht verwickelt, allerdings wurden über seinem Gebiet mehrfach britische Flugzeuge abgeschossen.

Nach 1945

Noch im gleichen Jahr richteten die Briten in Bünde die Control Commission for Germany (CCG) für ihre Besatzungszone ein. Von 1957 bis 1991 befand sich hier auch die sowjetische Militärmission. Auf einem hermetisch abgeriegelten Gelände lebten sowjetische Soldaten, teilweise mit ihren Familien. Ihre Aufgabe bestand in der Beschaffung militärischer Informationen. Aufgrund ihres diplomatischen Status konnten sie dieser Aufgabe innerhalb der britischen Zone risikolos und relativ unbehindert nachgehen. Anschließend wohnen dort bis 2015 Soldaten der 1. Panzerdivision der Britischen Streitkräfte in Deutschland mit Sitz in Herford. Die alte Stadt Bünde (Bünde-Mitte) wurde durch die Gebietsreform am 1. Januar 1969 mit dem Amt Ennigloh und einem Teil des Amtes Herford-Hiddenhausen zur heutigen Stadt vereinigt.[9] Die ehemals selbstständigen Gemeinden in den Ämtern verloren dadurch ihre Unabhängigkeit. Seitdem gab es keine weiteren Eingemeindungen.


Text: Wikipedia

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