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Bad Orb

Bad Orb (bis 1909 Orb) ist eine Kurstadt im Main-Kinzig-Kreis in Hessen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Urgeschichte

Unter den Urgeschichtlichen Zeugnissen der Region findet sich ein in Leisenwald, einem Ortsteil von Wächtersbach, gefundenes Steinbeil.[2]

Bereits um 650 v. Chr. war die Gegend keltisch besiedelt, wie der Ringwall Alteburg bei Biebergemünd und auch die Wolferburg bei Hesseldorf belegen. Ob die salzhaltigen Quellen den Kelten schon bekannt waren, ist indes nicht gesichert. Auch über die Zeit der Spätantike und des frühen Mittelalters ist wenig bekannt.[3]

Mittelalter

Die älteste erhaltene Erwähnung des Namens Orbaha findet sich in einer Urkunde von 1059, in der König Heinrich IV. dem Kloster Fulda den Wildbann über den Spessart verleiht.[4] Der darin beschriebene Grenzverlauf bezieht sich mit diesem Namen auf den Fluss. Die eigentliche Ersterwähnung des Ortes erfolgte in einer Urkunde vom 2. Oktober 1064, in der Heinrich IV. die Besitzung Orbaha ... mit Burg und ...Salzquellen ..., an die Kirche der Heiligen Stephan und Martin in Mainz, beziehungsweise den Erzbischof Siegfried I., der auch Erzkanzler des Reiches ist, schenkt.[5]

Bad Orb erhielt um 1244, unter dem Stauferkaiser Friedrich II. die Stadtrechte, was auch das Prägen einer Münze, des Orber Hälblings (halber Pfennig), einschloss. Aus dieser Zeit stammen die Reste der Stadtbefestigung, wie Mauern und Tore. Territorial gehörte Orb in dieser Zeit zu Kurmainz. Von 1428 bis 1566 war die Stadt allerdings an die Grafen von Hanau (ab 1456: Grafschaft Hanau-Münzenberg) verpfändet.[6] Während die Grafschaft Hanau-Münzenberg sich Mitte des 16. Jahrhunderts der Reformation zuwandte, blieb Orb so durch seine Rückkehr unter die Landeshoheit von Mainz römisch-katholisch.

Salzgewinnung und Solenutzung

Die Salzgewinnung aus mehreren Solequellen prägte das mittelalterliche und frühneuzeitliche Stadtbild bis zum 19. Jahrhundert. Die Salzgewinnung erfolgte anfangs innerhalb der Stadtmauern am heutigen „Solplatz“ durch Eindampfen der Sole in großen Sudpfannen.[7] Die vorausgehende Eindickung und Reinigung der Sole erfolgten durch Gradieren: In großen Verdunstungskästen setzten sich Ton, Kalk und Gips ab und bildeten sogenannte „Gradiersteine“, die noch Abdrücke der Holzbohlen und Balken des Gradierkastens zeigen und später auch als Fundamente für Häuser verwendet wurden. Ein solcher Gradierstein wurde 2002 beispielhaft am „Solplatz“ aufgestellt.

Im 18. Jahrhundert wurde die langwierige und weniger effektive Kastengradierung aufgegeben. Außerhalb der Stadtmauern entstand – auf dem heutigen Kurparkgelände – vor allem auf Betreiben des Mainzer Amtmanns zu Lohr, Philipp Christoph von und zu Erthal[8] zwischen 1729 und 1748 eine neue Saline. Mit Sudhäusern, Salzmagazinen, Werkstätten und 10 Gradierwerken mit Schwarzdornreisig, wie sie bereits 1716 durch Joseph Todesco in Nauheim eingeführt worden waren, entsprachen sie dem Stand der Technik in dieser Zeit. In ihnen rieselte, auf einer Gesamtlänge von 2050 Metern die Sole, mehrmals umgewälzt, um die Konzentration und Reinheit des salzhaltigen Wassers vor dem Sieden zu erhöhen. Im 17. und 18. Jahrhundert erreichte die Produktion des „weißen Goldes“ mit einer Jahresproduktionen von bis zu 2000 Tonnen Salz ihren Höhepunkt.

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde angesichts der Konkurrenz, die an günstigeren Standorten, mit industriellen Gewinnungsverfahren betrieben wurden, die Salzproduktion aus den schwachen Orber Brunnensolen unrentabel.[9] Erste Überlegungen entstanden, das Naturprodukt Sole alternativ medizinisch zu nutzen. 1837 gründete der in Erfurt geborene Apotheker Franz Leopold Koch (1782–1850), der 1807 nach Orb gekommen war, die erste Solbadeanstalt mit acht Badekabinetten. Die Gebäude sind nicht mehr vorhanden. Seit 1909 ist Bad Orb staatlich anerkanntes Heilbad. Sanitätsrat Franz Josef Scherf, dem am Kurparkeingang ein Denkmal gesetzt ist, verfestigte seine Reputation als Herzheilbad in der Weimarer Republik. Ab etwa 1900 etablierte sich der professionelle Kurbetrieb. 1912 wurde das Kaiser-Friedrich-Bad errichtet, das ebenfalls nicht mehr existiert.

1884 gründeten zwei Brüder, der Pfarrer Friedrich Hufnagel und der Arzt Wilhelm Hufnagel, eine Kinderheilanstalt, in der Bäder mit Sole angewandt wurden. Die Anstalt wurde bis zum Jahr 1999 als eine Diakonie-Stiftung betrieben. Nach einer Insolvenz wurde diese Klinik zweimal weiterverkauft. Die heutige Spessart-Klinik ist eine Klinik für Kinder und Erwachsene und befasst sich u. a. mit Kardiologie.[10]

Neuzeit

Während des Dreißigjährigen Kriegs schenkte König Gustav Adolf von Schweden 1632 den mit ihm verbündeten Grafen von Hanau-Münzenberg die Stadt Orb. Sie konnten den neuen Besitz aber nur bis zur nächsten Wende des Kriegsgeschehens halten und verloren ihn 1634 wieder.[11]

Durch den Reichsdeputationshauptschluss kam Orb zum Fürstentum Aschaffenburg, Oberamt Orb und Lohr, Amtsvogtei Orb. 1806 wurde das Fürstentum Aschaffenburg Teil des Primatialstaats Karl Theodor von Dalbergs, das Mitglied im Rheinbund war. Von 1810 bis 1813 lag Orb im Großherzogtum Frankfurt, Departement Aschaffenburg, Distrikt Orb. Als Ergebnis des Pariser Friedens kam Orb am 26. Juni 1814 zum Königreich Bayern, wo es im 1817 gegründeten Untermainkreis Sitz des Landgerichts Orb wurde. Am 1. Januar 1862 wurde aus den Landgerichten Gemünden und Orb das Bezirksamt Gemünden gebildet. Bayern, das 1866 im Deutschen Krieg auf der Verliererseite stand, musste das Gebiet des ehemaligen Landgerichts Orb mit Ausnahme von Aura (das sind die Orte Aura, Deutelbach, Mittel- und Obersinn gewesen) an das Königreich Preußen abtreten. Dort wurde es Teil des Kreises Gelnhausen, behielt aber als „Amtsbezirk Orb“ bis zum 31. März 1886, insbesondere kommunalverfassungsrechtlich, einen Sonderstatus.[12]

Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde der Kreis Gelnhausen am 1. Juli 1974 aufgelöst und ging im Main-Kinzig-Kreis auf,[13] zu dem auch Bad Orb seitdem gehört.


Text: Wikipedia

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