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Bad Urach

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Bad Urach (bis 1983: Urach) ist eine Stadt am Fuße der Schwäbischen Alb im Landkreis Reutlingen in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Neckar-Alb und zur Randzone der europäischen Metropolregion Stuttgart. Die Stadt ist staatlich anerkannter Luftkurort und Heilbad. Bekannt ist sie auch wegen des Uracher Wasserfalls und des alle zwei Jahre stattfindenden Schäferlaufs. Bad Urach ist mit seiner gesamten Gemarkung Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb und des UNESCO Geoparks Schwäbische Alb.

Reklamemarken und Siegelmarken

Stadtführer

Historische Informationen von Bad Urach

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(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Geschichte

Frühe Geschichte

Der Ortsname setzt sich aus ahd. ûr "Auerochse" und dem Gewässernamen -ach zusammen und bedeutet "(Siedlung am) Auerochsenbach".[5]

Reichhaltige Funde auf dem Runden Berg bei Bad Urach belegen, dass dieser Berg in der Spätantike/Frühmittelalter eine bedeutende alamannische Höhensiedlung und ein Machtzentrum der Alamannen war. Urach war Anfang des 12. Jahrhunderts Sitz eines von Egino I. gegründeten Grafengeschlechts. Die heutige Siedlung wurde wahrscheinlich mit Markt und Pfarrei Urach um 1100 gegründet, nachdem die Vorfahren der Grafen von Urach und Achalm ihren Stammsitz mit Grablege in Dettingen aufgegeben hatten.[6] 1265 verkaufte Graf Heinrich von Fürstenberg die Burg Hohenurach und die meisten Besitzungen an Graf Ulrich von Württemberg.

Während der Teilung Württembergs von 1442 bis 1482 war Urach Residenzsitz des Grafen der Uracher Linie.

Bei Bad Urach befinden sich folgende Burgruinen und Burgreste: Burg Baldeck, Burg Blankenhorn, Burg Hohenwittlingen, Burg Hohenurach, Burgrest Fischburg, Burg Littstein, Burg Pfälen, Burg Runder Berg, Burg Schorren (Venedigerloch, Schorrenhöhle) und Burg Seeburg.

Dreißigjähriger Krieg

Nach der verlorenen Schlacht bei Nördlingen war Württemberg vollständig von Truppen entblößt. Bereits wenige Tage später, am 9. September 1634 (alten Stils), erschienen bayerische Reiter in der Gegend von Urach. Stadt und Festung wurden damals von dem weimarischen Oberstleutnant Gottfried Holtzmüller verteidigt.

Drei erste Anläufe durch das Infanterieregiment Reinach auf die Dettinger Schanzen konnte Holtzmüller bis zum 10. September abwehren. Doch als am 19. Oktober 1634 Graf Walter Butlers Dragonerregiment anrückte und Tiefenbach die Stadt albseitig umschloss, wurde die Lage prekär. Am 21. Oktober 1634 gab Butler schließlich das Signal zum Angriff, indem er die Brandfackel an die Metzinger Keltern legte. Butler marschierte auf Seiten der Weinberge vor. Um aber nach Urach vorzudringen, musste er die Wagenburg bei Dettingen gewinnen, hinter der sich mutige Dettinger Bürger und ein Teil der Hohenuracher Besatzung verschanzten. Das Kräfteverhältnis[7] vor dem Sturm auf die Stadt:

Schweden-Weimarer:

Gottfried Holzmüller: 150-300 Dragoner und Soldaten

Georg Albrecht von Bettendorf: 50 Mann württembergische Besatzungsknechte

Einige Dorf- und Stadtschützen

Kaiserliche:

Oberst Butler: etwa 900 Dragoner und Kroaten

Infanterieregiment Tiefenbach: 750 Mann

Infanterieregiment „Grünewehr“: Unbekannt

Als der Sturm auf die Wagenburg losbrach, strömte das feindliche Fußvolk unaufhörlich über die Weinberge herab und durchschlug schließlich die wacker verteidigte Schanze. 94 Bürger und 30 württembergische Knechte wurden erbärmlich niedergemacht.

Der Marktort Dettingen erfuhr Tage der Plünderung. Nun war der Weg nach Urach offen. Am 21. Oktober 1634 begann die Belagerung der Stadt. 12 Tage lang konnte sich Urach der Übermacht erwehren und wurde während dieser Zeit sechsmal zur Kapitulation aufgefordert. Doch Holtzmüller lehnte die Akkordaufforderung ab. Erst als am 2. November 1634 der Pulverturm im Hundsstall in die Luft flog, gab er die Stadt auf und floh auf die Burg. Zur Strafe für die Weigerung wurde Urach 5 Tage lang der Plünderung preisgegeben. Danach zogen kaiserliche Truppen ein.

Vor allem unter der Belagerung des Hohenurach (bis 24. Juli 1635 nach Martens / 28. Juli nach Sattler), litt die Bevölkerung schwer. Bis Ende des Jahres 1637 lagen insgesamt 18.000 Soldaten in Stadt und Amt Urach. Es war ein ständiges Kommen und Gehen. Ausgezehrte Regimenter zogen ab und wurden durch frische Kräfte ersetzt. In dieser Zeit wurden 27 Dörfer in Brand gesteckt. Erst im Januar 1639 hatte der Spuk ein Ende und die Stadt wurde wieder Württemberg angegliedert. Urach verlor jedoch dreifünftel seiner Ortschaften an Claudia von Tirol, die die Pfandschaft Achalm beanspruchte.

Die Uracher Kriegsschäden beliefen sich bis hierhin auf eine Million Gulden. Als höchste Posten schlugen dabei 319.000 fl. Quartierskosten und 400.000 fl. Verluste durch Ausplünderung zu Buche.[8]

Am 11. April 1638 wurde die Stadt durch eine Reiterabteilung unter Schaffalitzky des Nachts überfallen und kurzzeitig besetzt. Dass sich Urach dem württembergischen Ritter, der Weimar diente, freiwillig ergab, ist anzunehmen. Schaffalitzky griff daraufhin Pfullingen an und forderte auch Reutlingen zur Übergabe auf. Doch die Weimarer mussten sich am 20. April unverrichteter Dinge zurückziehen, da sich mit Johann von Götzen ein kaiserliches Heer näherte.

Wieder wurde die Stadt geplündert.

Urach hatte zwei Haupttore. Das Obertor im Osten, das Untertor am Westende der Stadt. Die Schwan’sche Hammerschmiede wurde während der Belagerung von Holtzmüller niedergebrannt, um freies Schussfeld zu schaffen. Außerdem hatte die Stadt drei Getreidemühlen (und) eine „ob der Stadt am Espach und eine zu Mietenhausen“. In der Spitalmühle durfte nur die spitalseigene Frucht gemahlen werden. Außerdem gab es in Urach drei Papiermühlen und eine Druckerei. Alle Mühlen vor den Mauern und sämtliche Gehöfte gingen bei den Feindseligkeiten in Flammen auf. Der angerichtete Schaden durch den Beschuss blieb an den städtischen Gebäuden allerdings gering und wurde mit 5000 Gulden beziffert.[9][10][11]

Uracher Leinwandhandlungs-Compagnie

Bereits im Jahre 1599 ließ Herzog Friedrich I. von Württemberg die Uracher Webersiedlung anlegen und siedelte dort vor allem Feldtstetter Weber an. Doch mit dem folgenden Krieg brach der Handel zusammen. Nach Abzug der kaiserlichen Truppen bemühte sich der Uracher Kaufmann Stephan Schwan ab 1641 intensiv darum, die darniederliegende Leinenweberei wieder aufzubauen. Sein Ziel war es, mit der Gründung einer Monopolgesellschaft den Leinwandhandel in Stadt und Amt Urach zu kontrollieren. Er bat deshalb nach dem Ende des langen, insbesondere für das Amt Urach verheerenden Krieges im Jahre 1648 Herzog Eberhard III. von Württemberg das alleinige Ankaufsrecht für Leinwand zu übertragen. Eberhard begegnete dem Plan allerdings mit Skepsis, stimmte letztlich der Gründung einer Monopolgesellschaft aber zu. Stephan Schwan erlebte die herzogliche Bewilligung nicht mehr. Er starb einige Wochen vorher, am 15. März 1661 während eines Marktbesuchs in Reutlingen. So verblieb es seinen Erben die "Privilegierte Uracher Leinwandhandlungs-Compagnie" zu gründen. Natürlich wollte auch der Herzog am erwarteten finanziellen Erfolg der Compagnie Anteil haben. Er beteiligte sich deshalb ganz offiziell an der neuen Gesellschaft.[12]

Spätere Jahre

Schwans Bruder Bernhard richtete im Jahre 1641 die zerstörte Uracher Hammerschmiede wieder auf. Doch aufgrund der Armut, Zerstörung und Verrohung, die 30 Jahre Krieg mit sich brachte, konnten mancherorts „mangels Geld und Mannschaften“ die Winter- und Sommerschulen erst 1688 abgehalten werden. Dabei war die Schulpflicht durch die Kirchenreform von Johann Valentin Andreae bereits bei Kriegsende erlassen worden. Dennoch gelang der Wiederaufbau dank solch tüchtiger Männer wie den Gebrüdern Schwan. Ab 1688 erfolgte jedoch ein jäher Rückschlag. Infolge des Pfälzischen Erbfolgekriegs und dem Einmarsch der Franzosen unter Ezéchiel de Mélac und fünf Jahre später durch Marschall de Lorges, stieg die Not bis ins Jahr 1693 so hoch wie in den Jahren nach 1635. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass es im Uracher Stadtgebiet in dieser Zeit zu keinen direkten Kriegseinwirkungen kam. Die Franzosen entsandten sogenannte Salvaguardien, Schutzwachen, die hohe Repressalien erpressten. Dies waren im Falle der Stadt und Universität Tübingen beispielsweise 24.000 Gulden, hinzu kamen noch Lieferungen wie Heu, Getreide oder Wein. Wie überall im Land, so kam es infolgedessen auch in Urach zur Hungersnot mit Toten auf den Straßen. Noch im Spanischen Erbfolgekrieg erhoben bayerische und französische Truppen von der hiesigen Bevölkerung Kontributionszahlungen. Im Jahre 1701 wurde daher württembergisches Militär ins Amt verlegt, Burg und Stadt Urach sowie das Schloss Grafeneck bekamen eine Besatzung von insgesamt 800 Mann. Im Vorfeld der Schlacht von Höchstädt 1704 ereigneten sich daher immer wieder Gefechte in den Albdörfern. Von den Verteidigungsmaßnahmen der Bürger zeugen zahlreiche Schanzen, angelegt an den Verkehrswegen, die als Erdhügel bis heute zu erkennen sind.[13]

19. Jahrhundert

Auch nach der Gründung des Königreichs Württemberg blieb Urach Sitz des gleichnamigen Oberamts, welches jedoch im Zuge der neuen Verwaltungsgliederung einige Änderungen erfuhr. 1873 erhielt Urach über die Ermstalbahn Anschluss an den Schienenverkehr.

20. Jahrhundert

Während der NS-Zeit in Württemberg wurde 1934 das Oberamt Urach in Kreis Urach umbenannt und 1938 aufgelöst, wobei die Stadt Urach an den Landkreis Reutlingen fiel. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Stadt in die Französische Besatzungszone und kam somit 1947 zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.

Seit 1983[14] ist die Stadt ein staatlich anerkannter Luftkurort und ein Heilbad. 1991 fanden in Bad Urach die Heimattage Baden-Württemberg statt.


Text: Wikipedia

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