Bahnhof Jamlitz

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Bahnhof Jamlitz

Der Bahnhof Jamlitz, früher Bahnhof Lieberose genannt, war ein Bahnhof an der Hauptbahn von Cottbus nach Frankfurt (Oder) in Brandenburg. Bis 1958 bestand dort Anschluss zur schmalspurigen Spreewaldbahn. Die Hauptstrecke wurde im Dezember 1998 stillgelegt und später abgebaut. Das Empfangsgebäude und eine Reihe von weiteren Bauten im Bahnhofsbereich sind als Baudenkmal ausgewiesen.


Geschichte

Infrastruktur

Die Strecke von Cottbus nach Frankfurt und auch der Bahnhof Lieberose wurden am 31. Dezember 1876 eröffnet, einen Tag später wurde der reguläre Betrieb aufgenommen. Seit 1898 war der Bahnhof Verknüpfungspunkt mit der schmalspurigen Spreewaldbahn. Im diesem Zusammenhang wurden auch die Anlagen des Regelspurteils erweitert und das Empfangsgebäude vergrößert.

Straßenseite des Bahnhofsgebäudes. Im Vordergrund der Güterschuppen, dahinter der älteste und anschließend der neuere Teil des Gebäudes.

Seit 1943 entstand südlich von Jamlitz der SS-Truppenübungsplatz Kurmark. Der Bahnhof bekam dadurch eine Bedeutung für den Militärverkehr und für den Transport von Häftlingen. Zum Bau des Übungsplatzes wurden jüdische Zwangsarbeiter vor allem aus Polen und Ungarn eingesetzt, die im nahe dem Bahnhof gelegenen KZ-Nebenlager Lieberose untergebracht wurden. Die Arbeitskräfte wurden zu großen Teilen aus dem KZ Auschwitz-Birkenau per Bahn hierher deportiert und nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge zur Ermordung dorthin gebracht. Im Bereich des Bahnhofs entstanden in diesem Zusammenhang (Truppenübungsplatz) umfangreiche Verladeanlagen.

Mehr als die Hälfte der 6000–10.000 Häftlinge überlebte die Arbeiten in Jamlitz nicht oder wurden nach Auschwitz zurückgebracht. Ein Gutteil der verbliebenen Häftlinge wurde bei der Liquidierung des Lagers im Februar 1945 ermordet oder auf den Todesmarsch in Richtung Oranienburg getrieben. Nur etwa 400 Häftlinge überlebten das Lager.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Truppenübungsplatz von der Roten Armee übernommen. Auch das KZ wurde von der sowjetischen Besatzungsmacht bis 1952 nun als Internierungslager weiter genutzt. In diesem sowjetischen Speziallager starben in der Nachkriegszeit wahrscheinlich nicht nur ehemalige NS-Täter an Unterernährung oder Folgekrankheiten. Auf der Nebenbahn, Spreewaldbahn, wurde 1952 der Personenverkehr zwischen Lieberose Stadt und Bf. Lieberose eingestellt, 1958 endete auch der Güterverkehr auf diesem Abschnitt. Die Hauptstrecke durch den nun Jamlitz genannten Bahnhof diente vor allem dem Güterverkehr. Im Personenverkehr hatte sie vor allem lokale Bedeutung, der größte Teil des Verkehrs zwischen Cottbus und Frankfurt verlief stattdessen über Guben und Eisenhüttenstadt. Der Bahnhof wurde außer für den örtlichen Personen- und Güterverkehr für den Militärverkehr zum Übungsplatz genutzt.

Seit der politischen Wende in der DDR 1989 ging die Bedeutung der Strecke weiter zurück. Der Güterverkehr wurde reduziert. Im Juni 1993 wurde die Fahrkartenausgabe im Bahnhof geschlossen. Der Personenverkehr wurde 1995 stark ausgedünnt und ein Jahr später komplett eingestellt. Der Bahnhof Jamlitz wurde noch einige Zeit im Güterverkehr für Holztransporte in Richtung Cottbus genutzt, Richtung Norden gab es keinen Zugverkehr mehr. Ende 1998 wurde die Strecke stillgelegt.


Personenverkehr

In den ersten Jahren nach Eröffnung verkehrten über den Bahnhof durchgehende Züge von Frankfurt (Oder) über Cottbus nach Dresden. In späteren Jahren bestand der Hauptanteil des Reiseverkehrs aus zwischen Frankfurt und Cottbus pendelnden Personenzügen. Schnellfahrende Züge nutzten die Strecke selten und hielten in der Regel nicht im Bahnhof. In den 1980ern wurde das Angebot durch einige Züge zwischen Cottbus und Jamlitz verstärkt. 1993 wurde auf der Strecke der Zweistundentakt eingeführt, allerdings blieb es nur zwei Jahre bei dem Angebot. 1995 verkehrten nur noch vier Zugpaare an Werktagen zwischen Peitz und Grunow über Jamlitz, ein Jahr später wurde der Personenverkehr ganz eingestellt.

Auf der Schmalspurbahn war in den meisten Jahren der Personenverkehr unbedeutend. Verkehrten 1905 noch neben zwei Zugpaaren in Richtung Byhlen drei weitere Paare zwischen Lieberose Stadt und Lieberose, beschränkte sich in späteren Jahren das Gesamtaufkommen auf diesem Abschnitt auf maximal zwei Zugpaare, die teilweise nur an einigen Wochentagen verkehrten.


Nach der Stilllegung

Im Herbst 2006 wurden die Gleise der Strecke auf einem über 30 Kilometer langen Abschnitt einschließlich des Bahnhofs Jamlitz demontiert. Im Jahre 2008 übernahm der Berliner Jugendhilfeverein Karuna e. V. das seit der Streckenstilllegung ungenutzte Bahnhofsensemble mit dem Ziel, dort eine Begegnungsstätte für Jugendliche einzurichten. In den folgenden Jahren wurde das Gebäude teilweise saniert, so wurden die Dächer erneuert und neue Fenster eingebaut. Von Seiten der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten wurde das Vorhaben kritisiert, da aufgrund der „emotionalen Last“, die auf dem Gelände als Schauplatz eines Massenmordes im Zweiten Weltkrieg läge, es nicht als Treffpunkt für Jugendliche genutzt werden könne.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Global Fish

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