Bahnhof Lichterfelde-Süd

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Während Lichterfelde bereits in den Gründerjahren einen Bauboom verzeichnete, dauerte die Entwicklung in Giesensdorf (heute Teil von Lichterfelde Süd) noch an. Zu Beginn der 1890er sollte entlang der Anhalter Bahn ein weiteres Villenviertel entstehen. Die Volksbau-Gesellschaft, die in Giesensdorf die entsprechenden Grundstücke erwarb, veranlasste anschließend die Einrichtung eines Haltepunkts an der Strecke zur Erschließung der parzellierten Gebiete. Dem ursprünglichen Anliegen, den Vorortverkehr von Lichterfelde bis hierher auszudehnen, wurde allerdings nicht nachgekommen, so dass der Verkehr auf einige Fernzüge beschränkt blieb. Da Giesensdorf und Lichterfelde bereits 1878 zur Landgemeinde Groß-Lichterfelde zusammengeschlossen wurden, erhielt der Halt die Bezeichnung Groß-Lichterfelde Süd, der alte Lichterfelder Bahnhof wurde zur Unterscheidung in Groß-Lichterfelde Ost umbenannt.

Mit dem Groß-Berlin-Gesetz 1920 wurde die Stadtgrenze der Reichshauptstadt bis kurz hinter Lichterfelde Süd verlegt. Damit stiegen auch die Chancen, den Vorortverkehr bis hierher oder darüber hinaus bis Teltow auszudehnen. Bis dahin blieb der Haltepunkt mit seinen zwei Seitenbahnsteigen allerdings der kleinste Fernbahnhof Berlins. 1925 erfolgte die Umbenennung des Bahnhofs in Lichterfelde Süd.

Erste konkrete Pläne zur Ausweitung des Vorortverkehrs, der seit 1924 elektrisch betrieben wird, gab es, als die Nationalsozialisten die Germania-Planungen zum Um- und Ausbau der Reichshauptstadt ausarbeiteten. Für die Anhalter Bahn bedeutete dies eine Verlängerung der Vorortgleise über Lichterfelde Süd und Teltow bis nach Trebbin, zudem sollte von Lichterfelde Süd aus eine zweite S-Bahnstrecke über Stahnsdorf nach Wannsee führen und Teile der dort verlaufenden Friedhofsbahn mitnutzen. Der Bahnhof wurde dafür entsprechend umgebaut und mit zwei Mittelbahnsteigen für den S-Bahnverkehr versehen, während die Fernbahngleise nun ohne Halt durchführten.

Zum 9. August 1943 konnte zunächst der S-Bahnverkehr von Lichterfelde Ost bis Lichterfelde Süd aufgenommen werden. Anfangs wurde nur der westliche Bahnsteig A genutzt, hinter diesem schloss sich eine zweigleisige Kehranlage an. Nach Kriegsende wurde der Fernverkehr allmählich ausgedünnt, nicht zuletzt, weil das nun selbstständige West-Berlin nur über eine Fernverkehrsverbindung zu erreichen sein sollte. Die frei werdenden Kapazitäten ließen allerdings zu, ein Ferngleis zu elektrifizieren und so den S-Bahnverkehr bis nach Teltow auszudehnen. Am 7. Juli 1951 konnte der 2,6 Kilometer lange Abschnitt dem Verkehr übergeben werden. Die Züge wechselten hinter dem Bahnhof auf die Fernbahntrasse und führten dann eingleisig ins Umland.

In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 wurde Lichterfelde Süd allerdings wieder zum Endbahnhof der S-Bahnzüge entlang der Anhalter Bahn. Grund war der Bau der Berliner Mauer, was gleichbedeutend mit der Unterbrechung der Strecke war. Kurze Zeit nach Absperrung der Grenze wurde die Strecke jedoch noch einmal für eine Überführungsfahrt wiederhergestellt, da in Teltow ein Zug in der besagten Nacht abgestellt wurde.

In den Folgejahren nahm der Verkehr entlang der Strecke stetig ab, ausschlaggebend war hierfür vor allem der Boykott der S-Bahn, da den West-Berliner Fahrgästen propagiert wurde, mit den Fahrgeldeinnahmen würden die Grenzbefestigungen finanziert werden. Dieser Umstand sorgte zudem dafür, dass das Personal stetig reduziert wurde. Als am Bahnhof schließlich kein Personal mehr für den Fahrkartenverkauf zur Verfügung stand, mussten die Fahrgäste ihre Tickets beim Stellwerksleiter der Station nachfragen, der Austausch von Fahrkarte und Wechselgeld erfolgte dabei über einen Korb, der vom Stellwerksturm zum Fahrgast hinuntergelassen wurde.

Die Strecke zählt zu denen, auf denen die Deutsche Reichsbahn nach dem Reichsbahnerstreik vom September 1980 zunächst den Rumpfbetrieb aufrechterhielt. Erst mit der Übernahme der West-Berliner S-Bahn durch die Berliner Verkehrsbetriebe am 9. Januar 1984 wurde der Betrieb auf der Strecke eingestellt. Die Bahnanlagen blieben ungenutzt und verfielen, lediglich das Aufsichtsgebäude wurde später in ein Tanzlokal umgewandelt.

Nach der Wiedervereinigung sollte das Gesamt-Berliner S-Bahnnetz weitestgehend wieder auf den Stand von 1961 gebracht werden, somit war auch die Wiederinbetriebnahme der Anhalter Bahn abzusehen. In zwei Schritten, 1995 und 1998 erfolgte dabei die Wiederinbetriebnahme der S-Bahn vom Bahnhof Priesterweg aus. In Lichterfelde Süd begannen die Arbeiten erst 1997, ein Jahr vor der Eröffnung. Der alte Bahnsteig B wurde abgetragen und ein neuer Mittelbahnsteig an seiner Stelle errichtet. Beim Bahnsteig A dagegen wurden die alten Aufbauten und das Stellwerk belassen. Am 28. September 1998 konnten die ersten Züge von Lichterfelde Ost aus kommend den Bahnhof anfahren. Am 24. Februar 2005 wurde die Strecke schließlich bis Teltow Stadt verlängert. Die Züge nutzen dabei die ersten drei Kilometer der bereits früher geplante Trasse zur Friedhofsbahn.



Text: Wikipedia

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