Bahnhof Lichterfelde-West

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Empfangsgebäude

Erbauung und Vorkriegszeit

Der Bahnhof wurde am 15. Dezember 1872 als Lichterfelde (Potsdamer Bahn) eröffnet. Der Bahnhof war zunächst mit lediglich zwei Seitenbahnsteigen sowie einem aufwendigen Empfangsgebäude im Stil einer toskanischen Villa ausgestattet. Der Bau wurde von dem Hamburger Unternehmer Johann Anton Wilhelm von Carstenn veranlasst und finanziert, der das Gebiet der heutigen Villenkolonie erwarb und die Villenkolonie selbst gründete. Die Station sollte der Erschließung des elegant angelegten Viertels Lichterfelde West dienen und wurde dementsprechend in einem repräsentativen Landhausstil erbaut. Von einer raschen Bahnverbindung in das Berliner Stadtzentrum erhoffte sich Carstenn eine noch größere Attraktivität seiner Gründung.

Mit dem Wachstum des Ortes Lichterfelde folgte eine Umbenennung nach der anderen. Im Juli 1884 hieß der Bahnhof zunächst Groß-Lichterfelde (Potsdamer Bahn), zwei Jahre später kam die Umbenennung in Groß-Lichterfelde B. M., wobei das B. M. für Berlin–Magdeburg stand, den beiden Endpunkten der Strecke.

Mit dem Bau der Neuen Wannseebahn 1891 wurde der Bahnhof grundlegend umgebaut. Die Vorortzüge erhielten ein eigenes Gleispaar neben der Stammbahn, der Bahndamm wurde hochgelegt, die Überführung über die Drakestraße wurde gebaut und die Bahnhöfe erhielten ihre heute noch vorhandenen Mittelbahnsteige. In Lichterfelde West wurde zusätzlich eine Kehranlage eingerichtet. Am 1. Oktober 1891 wurde die Strecke mitsamt dem neuen Bahnhof eröffnet. Im Bereich der Fernbahn wurden ebenfalls die Gleisanlagen erweitert, hier entstand der gleichnamige Güterbahnhof. Die Station erhielt am 1. Januar 1899 wieder einen neuen Namen, diesmal Groß-Lichterfelde West, womit alle drei Lichterfelder Bahnhöfe (Ost, Süd und West) eine Orientierung anhand der Himmelsrichtung bekamen.

Zwischen 1900 und 1902 wurde die Wannseebahn für einen Probebetrieb mit 750 V Gleichstrom elektrifiziert. Die gewonnenen Erkenntnisse kamen schließlich bei der Anhalter Vorortbahn zum Einsatz, die ab 1903 mit dem gleichen System betrieben wurde. Dieser Betrieb hielt sich bis zur Umstellung auf das heutige System mit 800 V Gleichstrom im Jahre 1929.

1904 wurde die private Zehlendorfer Eisenbahn- und Hafen AG gegründet, die im Bahnhof Lichterfelde West in südliche Richtung abzweigt und die etwa drei Kilometer entfernten Industriebetriebe im Ort Schönow (heute Ortslage der Ortsteile Zehlendorf und Lichterfelde) mit dem Netz der Staatsbahn verbindet. Sie wird heute noch als Privatanschlussbahn betrieben, ist aber in den DB-Konzern eingegliedert.


Zwischenkriegszeit

1925 erfolgte die letzte Umbenennung des Bahnhofs. Nach der Eingemeindung Groß-Lichterfeldes nach Groß-Berlin 1920 entfiel das Groß- vor Lichterfelde, auch die Bahnhöfe wurden entsprechend umbenannt.

Ab dem 15. Mai 1933 hielten am Bahnhof die elektrischen Züge der Berliner S-Bahn. Zum Einsatz kamen neben den Stadtbahnwagen auch die neu angeschafften Züge der gleichnamigen Bauart „Wannseebahn“, die im Unterschied zu den normalen Wagen der Baureihe ET 165 versenkte Niete hatten. Abgesehen von dieser Auffälligkeit wiesen die Wannseebahnwagen sonst kaum Unterschiede auf.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bahnhof am 30. April 1944 durch einen Luftangriff beschädigt. Die Gleisanlagen am südwestlichen Ende des Bahnhofs wurden dabei komplett zerstört, sodass zwischen Zehlendorf und Lichterfelde West ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden musste. Der verbliebene Verkehr kam schließlich Ende April 1945, wenige Tage vor der Kapitulation, zum Erliegen.


Nachkriegszeit

Bereits am 6. Juni 1945 konnte der Betrieb, wenn auch nur notdürftig, wieder aufgenommen werden. Rund eineinhalb Jahre später wurde der Güterbahnhof von der amerikanischen Besatzungsmacht bezogen, die hier einen Militärbahnhof einrichtete. Von hier aus verkehrten dann die Züge der Soldaten über den Grenzübergang Helmstedt-Marienborn nach Westdeutschland. Dieser Verkehr endete mit dem Abzug der US-Amerikaner 1993.

Da die Deutsche Reichsbahn (DR) weiterhin die gesamte S-Bahn betrieb, boykottierte die West-Berliner Bevölkerung das Verkehrsmittel nach dem Bau der Berliner Mauer zunehmend. Die schrumpfenden Fahrgastzahlen und der als Protest der West-Berliner Reichsbahner über ihre Arbeitsbedingungen im September 1980 geführte Berliner S-Bahnstreik zogen schließlich die Stilllegung der Strecke nach sich.

1984 trat die DR den Betrieb der S-Bahn an die BVG ab. Diese betrieb zunächst ein 21 Kilometer langes Rumpfnetz, nahm aber nach und nach einige der 1980 stillgelegten Strecken in Betrieb, so auch 1985 die Wannseebahn. Die umfassende Sanierung der Strecke wurde gleich nach der Übernahme in Angriff genommen. Dabei wurden zum Teil jahrzehntelang vernachlässigte Stellen ausgebessert, so das Empfangsgebäude, das bei einem Brand 1965 beschädigt wurde. Der linke Seitenflügel konnte dennoch nicht mehr gerettet werden.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/ega212

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