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Barby ist eine Kleinstadt im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Barby wird erstmals in einer Urkunde König Ottos I. vom 23. April 961 als „barbogi“ erwähnt, was im Althochdeutschen „Ort an der waldlosen Flusskrümmung“, wörtlich: „barer Bogen“, bedeutet. Andere Quellen berichten sogar von einer ersten Erwähnung der Burg Barby im Jahr 814[6]. Kaiser Otto II. gibt die Burg Barby 974 an das adlige Damenstift Quedlinburg. Burg und Umgebung werden spätestens am Ende des 12. Jahrhunderts durch Walther III. von Arnstein in Besitz genommen. Er gründet die Linie der Grafen von Arnstein-Barby, später Grafen von Barby genannt[7].

Die mittelalterliche Stadt, im späten 12. Jahrhundert planmäßig um ein Straßenkreuz aus Nord-Süd-Achse (Schlossstraße) und West-Ost-Achse (Magdeburger Straße – Markt) erbaut und ursprünglich im Grundriss ein kleines Rechteck (ungefähr im Verlauf von Goethestraße – Schulstraße – Marktstraße – Postgasse – Krumme Gasse – Rusthofstraße), wurde bald vergrößert und im 15. Jahrhundert von einer Mauer mit fünf Stadttoren umgeben[8]. Reste der Stadtmauer sind erhalten.

Das Barbyer Territorium wurde 1497 von Maximilian I. (damals noch nicht Kaiser) zur Reichsgrafschaft erhoben. Die Grafen von Barby führten 1540 die lutherische Reformation ein. Nach dem Tod des letzten Grafen von Barby 1659 fiel Barby an den Herzog August von Sachsen-Weißenfels; dessen Sohn Heinrich ließ von 1687 bis 1715 das Schloss erbauen. Die Linie Sachsen-Weißenfels stirbt 1746 aus und Barby fällt an das albertinische Kurfürstentum Sachsen. Um 1800 umfasste die Grafschaft Barby mit der Stadt Barby und einigen Dörfern etwa 2 Quadratmeilen[9].

1660 geriet Maria Kühne aus Barby, genannt Fischer, Witwe des Andres Grosse, Magd im Haus des Fährmeisters Palm Gräfe, 73 Jahre alt, im Rahmen der Hexenverfolgung unter dem Vorwurf des Krankheitszaubers in einen Hexenprozess.[10] In den Ortsteilen Breitenhagen und Glinde kam es zu weiteren fünf Verfahren.

Barby war im 18. Jahrhundert – von 1749 bis 1809 – Sitz der evangelischen Brüdergemeine (Herrnhuter Brüder-Unität) und der Leitung der weltweiten Mission der Herrnhuter. 1749 wurde das „Seminarium Theologicum“ (Predigerseminar) der Brüdergemeine vom hessischen Lindheim nach Barby verlegt[11], wo es im Schloss unterkam, das Graf Heinrich XXVI. von Reuß jüngere Linie vom Kurfürstentum Sachsen gepachtet hatte, um es Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf für die Brüdergemeine zu überlassen[12]. Neben dem Theologischen Seminar und der Kirchenleitung waren im Barbyer Schloss auch das Pädagogium (die höhere Schule der Herrnhuter) sowie Sternwarte, Naturalienkabinett und eine Druckerei untergebracht[13]. Einer der berühmtesten Schüler der Schule war Friedrich Schleiermacher, der die Schule von 1785 bis 1787 besuchte. Als 1808 die Pacht für das Schloss auslief, verlegte die Brüdergemeine ihre Einrichtungen in das 1767 gegründete Gnadau, heute erinnert fast nichts in Barby an die bedeutende Rolle der Stadt für die Herrnhuter Brüdergemeine[14].

Im Oktober 1806 überschritt das französische Korps Bernadotte bei Barby („Heerstraße“) auf seinem Weg von Halle nach Lübeck die Elbe. Im Zuge der territorialen Neuordnung durch den Wiener Kongress fällt Barby 1815 an Preußen.

Durch den Bau der Bahnstrecke Berlin–Blankenheim (auch Wetzlarer Bahn bzw. Kanonenbahn genannt) in den Jahren 1877–1882 erhielt Barby 1879 seinen Bahnanschluss und zum ersten Mal eine – allerdings nur der Eisenbahn dienende – Elbbrücke[15].

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wirkte der als Kirchenliederdichter („Stern, auf den ich schaue“) und Verfasser des Studentenliedes „Und wenn sich der Schwarm verlaufen hat“ bekannt gewordene Adolf Krummacher als Oberpfarrer in Barby.

Ab 1920 wurden die Maizena-Werke Barby gebaut.

Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Zeitz-Monplaisir mit der Stadt Barby vereinigt.[16] Damit wurden die Wohnplätze Zeitz und Monplaisir Teile der Stadt Barby.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges verhinderte der evangelische Pfarrer Ludwig Fuchs unter Einsatz seines Lebens die gewaltsame Einnahme der Stadt von US-Truppen durch die Anbringung von Kirchenfahnen und weißen Tüchern.[17] Nach anderer Quelle gewannen US-Bodentruppen am 13. April 1945 nach Straßenkämpfen in Barby das Elbufer und konnten dann auf der anderen Elbseite einen Brückenkopf Richtung Zerbst errichten.[18]

Barby lag von 1945 bis 1949 in der sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 in der DDR. Die DDR benutzte das Schloss Barby ab 1959 als eine Aufnahmestätte für Westflüchtlinge. Auch ausländische Vertragsarbeiter wurden dort untergebracht. Diese Rolle verlor das Schloss 1979 wieder, als das Zentrale Aufnahmeheim Röntgental gebaut wurde.


Text: Wikipedia

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