Baumhaus an der Mauer

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Baumhaus an der Mauer

Das Baumhaus an der Mauer (scherzhaft auch „Gecekondu von Kreuzberg“ oder „Guerilla-Garten“ genannt) ist eine von dem türkischen Einwanderer Osman Kalin (* 1923) aus Sperrmüll errichtete zweigeschossige Hütte auf einer besetzten Verkehrsinsel am Bethaniendamm im Berliner Ortsteil Kreuzberg. Genau genommen handelt es sich allerdings nicht um ein Baumhaus, sondern um ein, um zwei Bäume herum gebautes, Gartenhaus in einem Kleingarten. Während der Teilung der Stadt befand es sich auf Niemandsland und wurde später vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nachträglich legitimiert, obwohl es ohne Baugenehmigung oder Pachtvertrag im öffentlichen Raum errichtet worden war. Auf Grund seiner Geschichte und untypischen Erscheinung im Stadtbild gilt es mittlerweile als Sehenswürdigkeit und Touristenattraktion.


Nutzung während der Teilung der Stadt

Osman Kalin migrierte 1963 von der mittelanatolischen Stadt Yozgat zunächst für fünf Jahre nach Österreich und war anschließend in Stuttgart und Mannheim tätig. 1980 zog er mit seiner Frau Hatice und seinen Kindern nach Berlin, zunächst nach Spandau und später nach Kreuzberg. Das etwa 350 Quadratmeter große Grundstück, auf dem sich das heutige Baumhaus an der Mauer befindet, lag direkt am Mauerstreifen. Die dreiecksförmige Verkehrsinsel gehörte zwar zu Ost-Berlin, befand sich jedoch wegen der aus Kostengründen ungenau errichteten Mauer auf der West-Berliner Seite, weshalb es von keinem der beiden Sektoren genutzt wurde. 1983 begann Kalin als Rentner und sechsfacher Vater die Brache von Sperrmüll zu befreien und mit dem Anbau von Gemüse zu bewirtschaften. Er baute zunächst eine eingeschossige Hütte mit einer niedrigeren Höhe als die Mauer. Ein höherer Bau war ihm nach einem Besuch von DDR-Grenzsoldaten des Grenzregiments Nummer 33 seitens der DDR untersagt worden. Dort bestand der Verdacht, Kalin könne das Grundstück zum Bau eines Fluchttunnels nutzen. Für die Nutzung des Geländes erhielt er jedoch vom Zentralkomitee der SED eine Genehmigung und teilte sich den Garten mit einer weiteren türkischstämmigen Familie.


Entwicklung nach dem Mauerfall

Nach dem Mauerfall erweiterte Kalin den Garten nach Osten und errichtete auf einer Fläche von etwa 80 Quadratmetern ein zweigeschossiges Gebäude mit Betonfundament, da er nicht mehr an die Auflage aus der DDR gebunden war und gab ihm die imaginäre Postanschrift „Bethaniendamm Nr. 0, Berlin 10997“. Zuständig für die Verwaltung des Grundstücks war nach der Wende zunächst der Bezirk Mitte, der im Rahmen einer Sanierung des Luisenstädtischen Kanals gegen die „illegale Nutzung“ vorgehen wollte und Kalin zur Räumung des Geländes aufforderte. Kalin weigerte sich jedoch das Grundstück zu verlassen und wurde dabei von Anwohnern, dem Bezirksamt Kreuzberg und dem Pfarrer der anliegenden St.-Thomas-Kirche unterstützt. Zudem gingen dem Bezirk die finanziellen Mittel zur abschließenden Sanierung des den Garten betreffenden Abschnitts zwischen dem Engelbecken und der Köpenicker Straße aus. Am 16. Juli 2004 ging das Grundstück jedoch im Zuge einer Grenzbegradigung unter der Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer an den Ortsteil Kreuzberg über und bekam mit Unterstützung des Bezirksbürgermeisters Frank Schulz eine Sondernutzungsgenehmigung.

Das Grundstück ist weder an eine Strom- noch Wasserversorgung angeschlossen. Die Beete werden überwiegend mit Regenwasser versorgt. In den Jahren 1991 und 2003 wurde das Haus von einem Brandanschlag zerstört und anschließend neu aufgebaut.

Nachdem Osman Kalin seine Aktivitäten um das Haus aus gesundheitlichen Gründen beendet hatte, übernahm sein Sohn Mehmet Kalin die Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Wikicookie Data

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