Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft

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Die Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft (BStE) war ein privates preußisches Eisenbahnunternehmen, das von 1836 bis 1880 bestand und danach in den Preußischen Staatseisenbahnen aufging. Die Hauptstrecke der BStE war die rund 140 Kilometer lange, nach dem Unternehmen benannte Berlin-Stettiner Eisenbahn, darüber hinaus verfügte die Gesellschaft über weitere Strecken in Vor- und Hinterpommern mit einer Gesamtlänge von rund 960 Kilometern.

Siegelmarke

Geschichte

Im März 1836 wurde von Stettiner und Berliner Kaufleuten, darunter Joseph Mendelssohn und Wilhelm Gribel, das Berlin-Stettiner Eisenbahn-Komitee unter Vorsitz des Stettiner Oberbürgermeisters Andreas Matsche mit dem Ziel gegründet, eine Eisenbahn von Berlin nach Stettin zu bauen. Hierbei erhoffte man, 39.000 Personen und 20.000 Tonnen Güter jährlich transportieren zu können, was bei einer Bausumme von 2.500.000 Talern zu einer Kapitalrendite von gut fünf Prozent führen sollte. Am 10. Juli 1836 wurde die vorläufige Konzession erteilt.

Der endgültige Entwurf für die Hauptstrecke sah dann Kosten in Höhe von 2.724.000 Talern vor. Die Kostensteigerung beruhte im Wesentlichen auf Verbesserungen wie der Verwendung eines besseren Oberbaus oder der Verlegung des Bahnhofes in Stettin in unmittelbare Odernähe mitten in das Geschäftsviertel. Da aber nach jahrelanger Verzögerung viele Investoren ihre Zeichnungen zurückzogen, wurden 1839 nur Aktien für 1.037.000 Taler gezeichnet. Daraufhin übernahm der altpommersche Kommunallandtag eine Zinsbürgschaft auf sechs Jahre, 500.000 Taler wurden durch Stettiner Bürger und benachbarte Gutsbesitzer aufgebracht. Die endgültige Konzession wurde am 3. Februar 1840 erteilt. Am 13.-15. Juni 1840 gründete sich die Aktiengesellschaft Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft mit Sitz in Stettin.

Am 26. Mai 1842 beschloss die Generalversammlung der Gesellschaft, die Bahn bis Stargard in Pommern fortzuführen.

Am 1. August 1842 wurde der Streckenabschnitt Berlin–Eberswalde eröffnet, die Verlängerung bis Angermünde erfolgte am 15. November 1842. Die gesamte Strecke Berlin–Stettin wurde am 15. August 1843 feierlich eröffnet. Am 1. Mai 1846 erfolgte die Inbetriebnahme der rund 35 Kilometer langen Strecke nach Stargard.

Nachdem 1847/48 die Strecke Stargard–Kreuz–Posen der Stargard-Posener Eisenbahn-Gesellschaft und 1851 die Ostbahn Kreuz–Schneidemühl–Bromberg eröffnet worden waren, profitierte auch die BStE einige Jahre davon. Bis zur Eröffnung der Strecken Kreuz–Küstrin und Küstrin–Frankfurt (Oder) im Jahr 1857 wurde der Ostbahnverkehr von und nach Berlin über sie abgewickelt.

1852 begannen die Vorarbeiten für eine Zweigbahn Angermünde–Stralsund über Prenzlau, Pasewalk, Anklam und Greifswald, die landesherrliche Genehmigung hierfür erging am 16. November 1853.

Im Februar 1856 wurde die Verlängerung der Stammbahn bis Köslin beschlossen, diese wurde zusammen mit einer Zweigbahn von Belgard nach Kolberg am 1. Juni 1859 eröffnet.

Die Angermünde-Stralsunder Zweigbahn wurde 1863 in zwei Abschnitten eröffnet, am 16. März zwischen Angermünde und Anklam – einschließlich einer Verbindung Pasewalk–Stettin – sowie am 1. November zwischen Anklam und Stralsund – zusammen mit der Strecke Züssow–Wolgast. Die Verbindung zwischen Stettin und Pasewalk wurde drei Jahre später, am 15. Dezember 1866 nach Strasburg (Uckermark) verlängert, wo Anschluss an das Netz der Mecklenburgischen Friedrich-Franz-Eisenbahn bestand.

Ebenfalls am 15. Dezember 1866 ging die 30 Kilometer Zweigbahn Eberswalde–Wriezen in Betrieb. Diese wurde in den Jahren 1876/77 bis nach Frankfurt (Oder) verlängert, wo Anschluss an die Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn bestand. Einhergehend mit der Verlängerung erfolgte am 15. Mai 1876 die Inbetriebnahme der Strecke Ducherow–Swinemünde sowie am 1. Januar 1877 die der Strecke Angermünde–Freienwalde. Hauptgrund für die beiden Strecken war eine schnellstmögliche Verbindung des Oberschlesischen Kohlereviers mit den Ostseehäfen in Stettin und Swinemünde. Als Konkurrenzstrecke rechts der Oder entstand 1877 die Strecke Breslau–Stettin der Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn-Gesellschaft.

Im Januar 1867 wurde die Verlängerung der Stammbahn von Köslin über Stolp nach Danzig beschlossen. Nachdem am 24. April 1867 die Konzession erteilt worden war, wurde die rund 200 Kilometer lange Strecke in drei Abschnitten eröffnet, am 1. September 1869 von Köslin nach Stolp, am 1. Juli 1870 von Danzig nach Zoppot sowie am 1. September 1870 der fehlende Abschnitt zwischen Stolp und Zoppot.

1876 begann der Bau der Nebenstrecken Swinemünde-Ducherow, Angermünde-Freienwalde a/O. und Wriezen-Frankfurt (Oder) begonnen. Die Finanzierung erfolgte über ein Konsortium, das vom Bankhaus Mendelssohn & Co. angeführt wurde und dem außerdem die Preußische Seehandlung, die Disconto-Gesellschaft und das Bankhaus M. A. von Rothschild & Söhne (Frankfurt/Main) angehörten.

Die Berlin-Stettiner Eisenbahn wurde am 1. Februar 1880 vom preußischen Staat übernommen, wobei sie ein Streckennetz von etwa 956 Kilometern in den Bestand der Preußischen Staatseisenbahnen einbrachte. Der Großteil des Netzes wurde der Königlichen Direktion der Berlin-Stettiner Eisenbahn, aus der die spätere Königliche Eisenbahn-Direktion Stettin (KED Stettin) – ab 1920 Reichsbahndirektion Stettin (RBD Stettin) – hervorging.


Text: Wikipedia

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