Bismarck-Denkmal (Hamburg)

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Bild vom Schwert im Bismarck-Dankmal
Großer Reichsadler im Bismarck-Denkmal
Schwarze Sonne mit Hakenkreuz im Bismarck-Denkmal
Reichsadler im Bismarck-Denkmal
Wappen der Familie Bismarck im Bismarck-Denkmal

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zum Denkmal.

Bau vom Denkmal

Nach Bismarcks Tod am 30. Juli 1898 folgte eine Welle von Denkmalprojekten im gesamten Reich, um dessen Verdienste für die Reichseinigung zu würdigen. Mit insgesamt 600 Einzelanlagen übertraf die Zahl letztendlich die der Denkmäler für Kaiser Wilhelm I.(1) Hamburg verfolgte dabei das Ziel, das eigene Denkmal deutlich von der Vielzahl der Bismarck-Säulen abzugrenzen. So sollte das Monument die divergierenden, ja sich innerhalb des Reiches voneinander entfremdenden sozialen Schichten – wie etwa das Bildungsbürgertum von der neuen Industriegesellschaft – wieder zusammenführen und die soziale Verunsicherung überwinden.(2) Das Denkmal sollte „die Voraussetzungen für ein Symbol mythischer Prägung [schaffen; J.L.], das die Interessen Hamburgs und des Reiches, bürgerliche und nationale Ambitionen sinnbildlich vereinigen.“(3) Doch dies gelang nur im Bürgertum: Die Arbeiterschaft lehnte das Denkmal kategorisch ab.(4)


Der erste Spendenaufruf erfolgte in Hamburg 1898 vor dem Hintergrund der Erinnerung an die „unsterblichen Verdienste des Fürsten für die Einheit des Vaterlands und sein Denkmal als Mahnung an die Treue zu Kaiser und Reich“ und wurde v.a. von Mitgliedern des „Alldeutschen Verbandes“ getragen.(5) Ein prominent besetzter Ausschuss wurde mit der Realisierung beauftragt – neben den beiden Bürgermeistern gehörten diesem der Bürgerschaftspräsident sowie zahlreiche Museumsdirektoren, Architekten, Kaufleute und Bankiers an. Die Spendenbereitschaft blieb jedoch deutlich hinter den Erwartungen zurück, so dass das Projekt nicht weiter verfolgt wurde.(6)

Im Rahmen des 1901 erneut ausgelobten Wettbewerbs entstand neben der Frage des Standortes – ursprünglich waren auch Blankenese oder der Jungfernstieg vorgesehen(7) – eine hitzige Debatte über die Ausformung: eine figürliche Darstellung der wilhelminischen Repräsentationsplastik oder eine abstrakte Monumentalität. Letztlich entschieden sich die Kuratoren für den Entwurf von Emil Schaudt und Hugo Lederer, der Bismarck als überlebensgroßen Roland – den Schutzpatron der freien Städte – darstellte.(8)

Der Hamburger Roland

Doch bereits bei der Auswahl des Entwurfs wurde deutlich, dass die von den Künstlern avisierte Summe von 400.000 M nicht ausreichen würde. Daher wurde auf weitere Bestandteile des Entwurfs – z.B. die ursprünglich geplante breite Freitreppe oder Anbringung von Reliefplatten – verzichtet und die Honorarforderungen der beiden Architekten auf die Hälfte gekürzt. Die Gesamtkosten beliefen sich im Endeffekt auf 503.000 M.(9) Die Bauphase, die 1902 begann - 1903 erfolgte die Grundsteinlegung – war daher auch geprägt von Unstimmigkeiten zwischen den Künstlern und dem Komitee und entzündete sich an Details der figürlichen Darstellung wie Größe, Falten des Umhangs, Handhaltung oder Länge des Halses der Adler. Allein aus der Vergrößerung der Figur um fast 2 m erhöhte sich deren Gewicht um 90 t, was eine kostspielige, nachträgliche Erweiterung der Fundamente nötig machte. Ende 1904 war der Sockel fertiggestellt. Die 14,8 m hohe Statue ruht auf einem Gebäude ähnlichen runden Sockel. Er ist aus starken Außenmauern konstruiert. Acht Seitenstreben tragen das Gewicht mit und verteilen den Druck. In der Mitte des Sockels befindet sich ein runder Raum von 3,7m Innendurchmesser. Er bildet mit seiner 1,30 starken Umfassungsmauer den stabilen Kern des Sockels. Der Raum läuft nach oben konisch zu; er ist von einer kleinen Plattform aus begehbar.

Am 23. August 1905 war der Rohbau der Figur abgeschlossen, im September d.J. begannen die Feinarbeiten. Letztere wurden auf Grund der winterlichen Witterung hinter einem Holzgerüst vorgenommen, das im Arbeitsbereich dank modernster Technik über elektrisches Licht verfügte, weswegen in der Bevölkerung Mutmaßungen über das neue Monument angestellt wurden und dieses sogleich in eine Reihe mit den acht Weltwundern – der Sphinx und den Pyramiden – gestellt wurde. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 02. Juni 1906.(10)

Symbolische Aufladung

Bereits vor 1906 betrieb der „Alldeutsche Verband“ eine nahezu religiöse Bismarck-Verehrung. Die alljährlichen Kranzniederlegungen im Mausoleum im Sachsenwald wurden zu „Wallfahrten“ bzw. „Pilgerfahrten“ zu einem „Heiligtum“ stilisiert, da das Erbe des ehemaligen Reichskanzlers als „heilig“ galt.(11) Die entsprechende Agitation des Verbandes wurde 1906 auch „belohnt“, da die Organisation nicht nur zur feierlichen Eröffnung des Denkmals, sondern auch zu dem im Anschluss stattfindenden „Bismarck-Kommers“ eingeladen wurde.(12)

Während der Phase des Wettbewerbs war die Darstellung von Bismarck als Roland in der Hamburger Bevölkerung jedoch zunächst umstritten: Die Vorwürfe schwankten von lächerlicher Überhöhung bis hin zur Überbetonung der Wehrhaftigkeit, die die Idealisierung Bismarcks als „väterlichen Freund“ überlagerte.(13) Dies lässt sich auch in dem bis heute in Hamburg tradierten Mythos finden, das weltoffene Hamburger Bürgertum hätte Bismarck derart ablehnend gegenübergestanden, dass das Denkmal der Stadt den Rücken kehre. Dem widersprechen v.a. die schiere Größe des Denkmals – das größte im Deutschen Reich –, die Präsenz und Wirkung völkisch-konservativer Kreise in der Hamburger Politik und die Einbindung des Denkmals in einen nationalen Mythos.(14) Darüber hinaus war bereits im Künstlerentwurf vorgesehen, dass der Roland mitnichten der Stadt den Rücken kehrt, sondern vielmehr „die Wacht nach dem Weltmeer halten sollte“(15) und zwar in Richtung Nordwesten – dem Gegner im maritimen Wettrüsten bzw. im Großmachtstreben des Deutschen Reiches, Großbritannien zugewandt. Und so galt das Denkmal bereits 1915 als „ein im Nationalbewusstsein verankertes Hamburger Wahrzeichen.“(16)

Ein Denkmal wird zur Ikone

Nach dem Ersten Weltkrieg verlor das Denkmal jedoch seine integrierende Wirkung und wurde Symbol rechter, rückwärtsgewandter, antirepublikanischer Kreise. So stellten beispielsweise der schon genannte „Alldeutsche Verband“ und sein Ableger, der „Deutsch-völkische Schutz- und Trutzbund“(17) – die beide in der Hansestadt starke Aktivitäten entwickelten – die Darstellung des Bismarck als Roland ikonographisch in das Zentrum ihrer Propaganda. Gleichzeitig wurden die alljährlichen Hamburger „Bismarckfeiern“ – in deren Rahmen große Fackelumzüge zum Bismarckdenkmal stattfanden – zum Schauplatz der politischen Auseinandersetzungen linker und rechter Kreise in der Stadt. Zum Höhepunkt dieser Konflikte kam es 1929, als die Polizei eine Gegenkundgebung linker und republikanischer Kreise auf dem Zeughausmarkt mit Schlagstöcken und Waffengewalt auflöste. Dennoch verlor das umstrittene Bismarckdenkmal nicht seine Funktion als ein Wahrzeichen der Stadt Hamburg.(18)

Vereinnahmung durch die NS-Bewegung

Bismarck wurde als politische Ikone vor allem vom rechtsradikalen politischen Spektrum vereinnahmt: Adolf Hitler ließ sich bereits 1925 vor Bismarck-Portraits ablichten. In Hamburg herrschte sogar eine personelle Kontinuität, da ein DNVP-Mitglied bereits im Ausschuss zur Errichtung des Denkmals gesessen hatte. Bereits 1931 fiel bei denen, von der DNVP unter Teilnahme der NSDAP organisierten Bismarck-Feier der Satz: „Der Geist Bismarcks wird auch das dritte deutsche Reich begründen.“(19) Während die DNVP damit ihrer Forderung nach der Wiedereinführung der Monarchie Ausdruck zu geben versuchte, intendierte die NSDAP, den Bismarck-Mythos für die eigene Propaganda zu besetzen und damit weite Teile des Bürgertums für ihre Ziele gewinnen zu können. Anfangs nutzte die NSDAP den Bismarck-Mythos zur Konstruktion eines historischen Standbeines des neuen „Dritten Reiches“, was sich z.B. in Darstellungen von Adolf Hitler neben Bismarck ausdrückte. So galt Bismarck auch als der „Schöpfer“ der schwarz-weiß-roten Reichsflagge. Allerdings vereinnahmte die NSDAP mehr und mehr den Bismarck-Kult. So wurde eine Kontinuität über Friedrich den Großen, über Bismarck und Hindenburg bis zu Hitler hergestellt. Diese Vereinnahmung wurde jedoch nach 1935 mehr und mehr zurückgefahren, auch wenn ein Aufmarsch mit 800 Teilnehmerinnen des BDM zu den Sonnenwendfeiern 1939 von Konerding nicht als „singuläres Ereignis“ beschrieben wird.(20) „Dem national-konservativen Bürgertum, das noch bei den Reichstagswahlen im März 1933 mit DNVP, DVP und Stahlhelm als „Kampffront Schwarz-wei߬-rot“ gegen die NSDAP angetreten war, sollte nicht wie gegenüber der Weimarer Republik eine Möglichkeit der offiziellen Distanzierung im nationalsozialistischen Staat gegeben werden.“(21)

So wurde z.B. die schwarz-weiß-rote Reichsflagge zugunsten der Hakenkreuzflagge abgeschafft. Gleichsam verlor Alfred Rosenberg den internen Machtstreit mit Goebbels um die Vormachtstellung im Propagandaapparat des „Dritten Reiches“.(22) In der Folgezeit blieb Hitler bei offiziellen Veranstaltungen dem Denkmal – z.B. den offiziellen Kranzniederlegungen anlässlich des Stapellaufes des Schlachtschiffes BISMARCK – fern. „Die in den Ansprüchen und Grenzen des Bismarck’schen Reiches wurzelnde nationale Symbolkraft des Monuments hatte offenbar gegenüber den imperialen Ambitionen des Führers ausgedient.“(23) So trat das Denkmal auch in architektonischer Hinsicht hinter den nationalsozialistischen Bauvorhaben – der Umgestaltung des gesamten Elbufers – weit in den Hintergrund. Das geplante „Gau-Hochhaus“ wäre knapp doppelt so hoch geworden.(24)

Nutzung als Luftschutzraum

Vom 13. November 1939 bis zum 10. Februar 1941 wurden die Gewölbe des Bismarck-Denkmals, die ursprünglich der Entlüftung der Anlage dienten, im Rahmen der Luftschutzbauprogramme an der Helgoländer Allee zu allgemeinen Luftschutzräumen ausgebaut. Hierzu wurden die Fundamente mit Beton verstärkt und eine Zwischendecke eingezogen, so dass Ober- und Untergeschoss entstanden. Gleichzeitig wurden im Bereich der vorhandenen Strebepfeiler Zwischenwände gezogen, so dass die runde Grundfläche kreissegmentartig in acht Räume mit bis zu 950 Plätzen(25) unterteilt wurde. Die Zugänge erfolgten durch drei Treppenanlagen mit Gasschleusen. Geplant waren u.a. Toiletten und Geräteräume.(26) Auf Grund der Tatsache, dass sich zum damaligen Zeitpunkt keine Wohnbebauung in der Nähe befand, vermutet Christiansen eine Entlastungsfunktion für die Anlagen am Hafenrand.(27) Dies erscheint insbesondere durch die Nähe des Hafenkrankenhauses bzw. der Tatsache, dass sich unter der benachbarten Kersten-Miles-Brücke ebenfalls zwei Schutzräume befanden, plausibel.

Malereien

Innerhalb des Gebäudes befinden sich bis heute Wandmalereien, deren zeitlicher Ursprung bis heute ungeklärt ist. Sie sind entweder während der Bauarbeiten oder nach deren Abschluss aufgebracht worden. Nach Schilling widersprechen die Darstellungen jedoch vergleichbaren Inszenierungen des Nationalsozialismus. Sie weisen eine individuelle Prägung auf. „Im Grundzug bestehen sie aus Schriftzügen, über denen sich unterschiedliche – mehr oder weniger ornamentale – Symbole befinden. Großbuchstaben sind hell (weiß) von der schwarzen oder roten Schrift abgehoben. Jede Raumdecke trägt einen zwei- bis vierzeiligen Spruch.“ Im zentralen Raum ist ein fünfzeiliger Spruch aufgebracht und im Zenit des 15 m hohen Kegels befindet sich ebenfalls eine Malerei.(28) Im Einzelnen handelt es sich um Bismarck-Zitate aus zwei populären Veröffentlichungen, die der „Alldeutschen Verband“ bereits 1915 in dieser Form als Kranzschleife am Bismarckdenkmal verwendete. Die Zitate wurden aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissen und v.a. in einen völkischen Kontext gestellt.(29)

Interessanterweise fanden insbesondere Symbole Verwendung, die von NS-Bewegung und völkisch-konservativen Kreisen gemeinsam genutzt wurden – etwa der preußischer Adler (den völkische Verbände in den 1920er Jahren als Wappentier führten, so etwa die DNVP), oder Eichenlaub (Stamm- und Lebensbaum bzw. ebenfalls als Wappen deutsch-nationaler Verbände wie dem „Alldeutschen Verband“ oder dem „Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband“) und im zentralen Raum unter der Statue eine Darstellung des Familienwappens der Familie Bismarck, einen großen Reichsadler sowie das Hakenkreuz als Sonnenrad – auch Zeichen der „Bismarckjugend“, dem Jugendverband der DNVP.(30)

Auch geht die Farbgebung der einzelnen Malereien auf das Kaiserreich oder die frühen völkischen Verbände wie etwa „Die Wikinger“ (1911) oder die „Deutsche Glaubensgemeinschaft“ (1920) zurück. Beide Verbände wurden in der Frühzeit des „Dritten Reiches“ von Alfred Rosenberg(31) im Rahmen der „weltanschaulichen Schulung“ der NSDAP wieder- bzw. weiterverwendet.(32) In der Anfangszeit des Regimes – in der Phase der Machtsicherung – wurden hier zahlreiche mythische und religiöse Elemente verwendet. Von den liturgischen Anteilen der Nürnberger „Reichsparteitage“ bis hin zum Versuch der Einführung von so genannten „Thing-Theatern“.(33)

Insgesamt unterscheiden sich die Wandmalereien jedoch grundlegend von anderen Malereien in Bunkerbauwerken, wie z.B. im Röhrenbunker an der Oberaltenallee.(34) Schilling geht daher davon aus, dass sie nicht originär zur Unterhaltung der Schutzsuchenden angebracht wurden, sondern dass das Bismarckdenkmal nach dem „Endsieg“ im Rahmen des nationalsozialistischen Totenkultes als eine nationale „Weihestätte“ Verwendung finden sollte. Vergleichbar mit der „Hindenburg-Ehrenhalle“, dem „Tannenberg-Ehrenmal“ oder der Wewelsburg, sollte auch das Hamburger Bismarckdenkmal in den nationalsozialistischen Gründungsmythos des „Dritten Reiches“ integriert werden.(35) „Die Deckenmalereien der acht Räume könnten den Versuch darstellen, eine Übereinstimmung traditioneller, nationalistisch-völkischer Vorstellungen und nationalsozialistischer Ideologie zu konstruieren.“(36) Die Interpretation von Christiansen geht in eine ähnliche Richtung.(37) Bei dieser Interpretation im Rahmen der Betrachtung des Nationalsozialismus als Politische Religion ist jedoch zu berücksichtigen, dass die verwendete Symbolik in der NS-Propaganda 1939/1940 fast schon als Anachronismus galt. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels hatte der Propaganda nach der Entmachtung von Alfred Rosenberg 1938 eine komplett neue Ausrichtung gegeben und der neogermanischen, national-völkischen Interpretation der deutschen Geschichte nur noch wenig Beachtung geschenkt.(38) Auch die Tatsache, dass dem Bismarck-Denkmal von Seiten der offiziellen Pläne nur eine untergeordnete Rolle zukam – wie man z.B. an der Nichteinbindung in die Feiern zum Stapellauf der BISMARCK ablesen kann –, zeigt, dass die von den Autoren vermutete Amalgamierung der nationalkonservativen Propaganda durch nationalsozialistische Stellen nicht gegeben ist. Die Schlussfolgerung von Christiansen greift hier eindeutig zu kurz.(39) Es ist vielmehr zu vermuten, dass hier eine kleine Gruppe – vermutlich aus dem in Hamburg äußerst starken national-konservativen, völkischen Bürgertum (DNVP, Alldeutscher Verband, Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund) – versuchte, ihre politische Traditionen im „Dritten Reich“ neben der NSDAP zu konservieren.

Eine weitere mögliche Verbindung hierzu kann auch die Premiere des NS-Propagandafilms „Bismarck“ (Regie Wolfgang Liebeneiner) sein, der im Jahr 1940 in die Kinos kam.(40)

Probsthayn vermutet dagegen als Ursprung eine Gruppe von SS-Dienstgraden, die das Bauwerk selbst ausgestaltet hätten. Da der Autor aber gleichzeitig Reliefdarstellungen im Bauwerk vermutet, die in keiner anderen Quelle dokumentiert wurden, ist seine Darstellung reine Spekulation.(41)

Denkmal nach 1945

Durch einen Bombeneinschlag in unmittelbarer Nähe des Denkmals entstanden Senkungen und Verschiebungen, die 1949/1950 auf Grund fehlender Haushaltsmittel nur provisorisch beseitigt wurden. In der Folgezeit drang Wasser in das Bauwerk ein und führte zu großen Schäden an der Betonkonstruktion.(42) In der Nachkriegszeit avancierten die Gewölbe zu einem „Transithotel der Verwahrlosten“(43) – Obdachlose nutzten es als Nachtquartier –, weshalb die Zugänge 1950 vermauert wurden. Nach offizieller Darstellung wurde dagegen der Luftschutzkeller komplett entfernt, da der „Aufenthalt darin gefährlich geworden [war; J.L.].“(44)

In den 1950er Jahren nutzten vor allem konservative Kreise das Symbol des Bismarckdenkmals für ihre politische Arbeit, die sich in ihrem Duktus wenig von dem der 1930er Jahre unterschied.

Dies bildete jedoch kein Hindernis, das Bauwerk im März 1960 in die Hamburger Denkmalliste aufzunehmen, was auch Pläne zur IGA 1963 verhinderte, das Monument abzureißen und gegen einen Aussichtsturm auszutauschen.(45) Die im Bauwerk befindlichen, propagandistischen Malereien wurden dabei schlichtweg ignoriert. Vielmehr schloss der Leiter des Hamburger Denkmalschutzamtes 1964 eine politische Aufladung des Denkmals kategorisch aus.(46) Gemäß des Umgangs mit der ungeliebten neueren Geschichte in der noch jungen Bundesrepublik, wurde auch in Hamburg der Versuch unternommen, das Denkmal dem Blick der Öffentlichkeit zu entziehen, was die Größe naturgemäß erschwerte. Es folgten umfangreiche Anpflanzungen fast ausgewachsener Bäume. Bis in die 1980er Jahre fand ein unpolitischer Umgang mit dem Monument statt, so dass sich auch wenig Widerstand gegen die Initiative des nationalkonservativen „Bund für Denkmalpflege e.V.“ erhob, die 1998 eine Reinigung des Denkmals anlässlich des 100. Todestages von Bismarck und 2003 eine nächtliche Illumination durchsetzten.(47)

Insgesamt ist das Bauwerk durch die 1950 nur provisorisch vorgenommene Beseitigung der Kriegsschäden sanierungsbedürftig, zumal sich das gesamte Denkmal seit den 1970er Jahren in östliche Richtung neigt.(48)

Text: Jörn Lindner

Fotos: Timo Schiel

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