Botanischer Garten Berlin

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Der Botanische Garten Berlin in Berlin-Lichterfelde ist mit einer Fläche von über 43 Hektar und etwa 22.000 verschiedenen Pflanzenarten der größte Botanische Garten Deutschlands. Er gehört zur Freien Universität Berlin und hat den Status einer fakultätsunabhängigen Zentraleinrichtung. An den Garten ist das „Botanische Museum“ angeschlossen. Garten und Museum werden jährlich von einer halben Million Gäste besucht.

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Geschichte

Die erste nennenswerte Pflanzensammlung zur Bereicherung des einheimischen Bestandes erfolgte durch den Hofgärtner Desiderius Corbianus im Obst- und Küchengarten des Berliner Stadtschlosses im Jahre 1573 unter Kurfürst Johann Georg. Auch wenn es diesen Begriff damals noch nicht gab, so war dies der erste „Botanische Garten“ in Berlin. Aus diesem Garten entwickelte sich später der bis heute vorhandene Lustgarten.

1679 wurde an der Potsdamer Straße – an der Stelle des heutigen Heinrich-von-Kleist-Parks – ein Hopfengarten angelegt, der nach Aufgabe der kurfürstlichen Brauereien als Küchen- und Obstgarten genutzt wurde. Carl Ludwig Willdenow erreichte, dass der Garten 1809 der Universität Berlin unterstellt wurde, die ihn zu einem weltweit anerkannten Botanischen Garten mit wissenschaftlichem Charakter entwickelte.

Erste Anregungen zur Verlegung des Botanischen Gartens tauchten 1888 auf, gegeben durch das Bedürfnis, die Pflanzungen auszudehnen und ein Arboretum anzulegen. Zudem hätten ohnehin an mehreren alten Gewächshäusern umfangreiche Sanierungsarbeiten angestanden. Hinzu kamen die ungünstigen Einflüsse des Umfeldes, das zwischenzeitlich durch die Städte Berlin und Schöneberg dicht bebaut war; Luftverschmutzung und Grundwasserabsenkungen schadeten den Pflanzen. Von Bedeutung waren auch die finanziellen Gesichtspunkte eines Umzuges an den Stadtrand. Aus dem Verkauf des Geländes sollten neben dem neuen Botanischen Garten weitere Universitätsbauten finanziert werden: ein Erweiterungsbau der Charité, das Institut für Infektionskrankheiten, das Hygienische Institut und das Pharmazeutisch-chemische Institut.

Der Garten unterstand damals dem Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten. Friedrich Althoff vom Ministerium erteilte dem Interimsdirektor des Botanischen Gartens, Ignaz Urban, den Auftrag für eine Verlegung des Gartens, fragliche Gelände auf der Feldmark um Berlin zu untersuchen und zu bewerten. Mit der 41 Hektar großen Feldmark der Königlichen Domäne Dahlem, bis dahin Kartoffelacker, ermittelte Urban ein in jeder Hinsicht geeignetes Gelände.

Althoff war es dann auch, der mit Adolf Engler den damals führenden Pflanzenkundler nach Berlin holte. 1895 erstellten Adolf Engler und Alfred Koerner einen Plan für die Ausführung der Neuanlage. Engler wurde 1889 zum neuen Direktor des Botanischen Gartens ernannt und für den ähnlich gut qualifizierten Urban wurde die Stelle eines Unterdirektors geschaffen. Am 26. Juni 1897 stimmte der Preußische Landtag dem Projekt zu. Noch im gleichen Jahr begann die Bearbeitung des Geländes. Nach der Plangenehmigung durch den Kaiser am 30. August 1899 wurde mit der Errichtung der Einfriedung und der Bauten begonnen. Engler war nun für die botanische und Koerner für die architektonische Gestaltung des neuen Botanischen Gartens zuständig. Im selben Jahr wurde die Botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien als eigene Abteilung des Botanischen Gartens gegründet.

Das Gelände bekam zwei gleichberechtigte Eingänge am Königin-Luise-Platz und an der Straße Unter den Eichen (damals noch Berliner Straße). Diese sind durch einen acht bis zehn Meter breiten Hauptweg verbunden. Östlich von diesem Weg liegen die meisten Gebäude, inklusive der Pflanzenschauhäuser, westlich erstrecken sich die Freianlagen.

Die ersten Besucher betraten den Garten am 13. April 1903, als er für wenige Stunden geöffnet wurde und rund 2500 Gäste anzog.[1] 1904 wurde das Freigelände fertiggestellt und steht seitdem für Besucher offen. Dieses Datum wurde auch für die Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum im Juni 2004 herangezogen. Die „offizielle“ Eröffnung von Garten und Museum fand jedoch erst am 24. und 25. Mai 1910, nach der Fertigstellung aller Gebäude, statt.

Fälschlicherweise wird häufig vom Botanischen Garten in Berlin-Dahlem gesprochen, obwohl sich dieser spätestens seit der Gründung Groß-Berlins im Jahr 1920 komplett in Berlin-Lichterfelde befindet. Selbst bei der Gründung Ende des 19. Jahrhunderts lag nur etwa ein Viertel der Gartenfläche in der „Gemarkung Dahlem“. Der weit größere Teil gehörte zur „Gemarkung Groß-Lichterfelde“ (siehe Höhenplan). Zur Komplettierung der Verwirrung gehörte er postalisch zu Steglitz.

Die Zeit des Nationalsozialismus war für den Botanischen Garten und das Botanische Museum ein großer Rückschlag. Zuerst wurde der für die wissenschaftliche Arbeit benötigte internationale Kontakt und Austausch eingeschränkt, dann erreichten die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges auch Berlin und hinterließen ihre Zerstörungen.

Nach dem Krieg wurde der Botanische Garten von den Alliierten der Stadtverwaltung unterstellt und bereits im Herbst 1945 stand der Garten der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung. Nachdem die Freiflächen bis zum Ende der Berlinblockade als Anbauflächen für Gemüse genutzt wurden, konnte 1949 mit amerikanischer Finanzhilfe der Wiederaufbau begonnen werden. Als erstes großes Gewächshaus wurde 1950 das Victoriahaus wiedereröffnet. 1968 war der Wiederaufbau des Gartens mit der Eröffnung des Großen Tropenhauses abgeschlossen. Der Wiederaufbau des Museums zog sich bis 1987 hin. Die Gebäudeschäden konnten so in 40 Jahren beseitigt werden; der Verlust an einmaligem Material bleibt allerdings dauerhaft.

1996 wurden Garten und Museum in die Freie Universität Berlin eingegliedert. Seitdem haben sie den Status einer fakultätsunabhängigen Zentraleinrichtung.

Nach umfangreichen Mittelkürzungen durch den Berliner Senat drohte die Universität im Frühjahr 2003 mit der Schließung des Gartens. In wenigen Monaten wurden daraufhin 78.000 Unterschriften für den Erhalt des Botanischen Gartens gesammelt, die der Direktor des Gartens am 7. Juli 2003 dem Berliner Parlamentspräsidenten übergab. Im Ergebnis besteht der Botanische Garten weiter, musste jedoch zwischen 2004 und 2009 eine Budgetkürzung um eine Million Euro auf 6,8 Mio. Euro hinnehmen, zwanzig Gärtnerstellen wurden gestrichen.



Text: Wikipedia

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