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Breisach

Breisach am Rhein ist eine Stadt am Oberrhein in Baden-Württemberg.

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Geschichte

Der Berg, auf dem Breisach liegt, lag bis zur Rheinkorrektion von Johann Gottfried Tulla bei Hochwasser teilweise im Rhein. In der Antike war er Sitz eines Keltenfürsten.

Die Römer unterhielten vom 4. Jahrhundert bis ungefähr in das frühe 5. Jahrhundert nach Christus auf dem „mons Brisiacus“ ein Auxiliarkastell zur Grenzsicherung. Kaiser Valentinian I. erließ dort am 30. August 369 ein Edikt, in dem Breisach erstmals urkundlich als „brisiacus“ (vom keltischen brisin-ac / „Wasserbrecher“) erwähnt wird. Sein Inhalt blieb im Codex Theodosianus erhalten. Nach neueren archäologischen Erkenntnissen hatte das römische Lager eine Ausdehnung von ungefähr drei Hektar und verfügte über ein repräsentatives Verwaltungs- und Wohngebäude, ein sogenanntes Praetorium.[5] Kaiser Valentinian I. überwachte von hier aus den Ausbau der Rheingrenze mit neuen militärischen Befestigungsanlagen, um das römische Reich so besser vor den vorrückenden Alamannen zu schützen.

Im 11. Jahrhundert war Breisach einer der Hauptsitze der Zähringer.[6] Eine Breisacher Münze aus dem 11. Jahrhundert wurde auf den Färöern im Münzfund von Sandur entdeckt.

Um 1146 hatte der Basler Bischof auf dem Münsterberg zwar eine Kaufmannssiedlung mit einer Kirche errichten lassen, doch die Stadt Breisach im heutigen Sinne gründeten die Staufer im Jahr 1185. Als König Philipp von Schwaben Geld benötigte, verpfändete der Staufer 1198 Breisach um 3000 Mark Silber an Berthold V. Die Übernahme der Stadt durch den Zähringer Herzog beseitigte die Handelskonkurrenz zwischen Breisach und Freiburg im Breisgau. Bis zu seinem Tod 1218 ließ Berthold die Burg Breisach auf der Nordseite, den Radbrunnen in der Mitte und das Münster St. Stephan auf der Südseite des Berges bauen.

Nach dem Tode des letzten Staufers König Konrad IV. 1254 fiel im anschließenden Interregnum die Oberhoheit wieder an das von Bischof Heinrich von Neuenburg[7] geführte Fürstbistum Basel. In den folgenden Jahren gelang es Rudolf von Habsburg, alle hohenstaufischen Güter am Oberrhein einzusammeln, sonderlich anno 1273, da graff Rudolphus zu römischen Reich kommen, wo ihm Jedermann weichen und seinen Prätensionen raum geben müeßen.[8] Im gleichen Jahr verlieh der König Breisach den Status einer Freien und Reichsstadt.

Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete 1330 die Stadt an die österreichischen Herzöge Otto den Fröhlichen und Albrecht den Weisen oder Lahmen. Im Jahre 1458 trat deren Urenkel Erzherzog Albrecht die österreichischen Vorlande und damit Breisach an seinen Cousin Erzherzog Sigismund den Münzreichen ab, der die Stadt 1469 an Karl den Kühnen von Burgund verpfändete. Die Verwaltung besorgte Karls Landvogt Peter von Hagenbach, der 1474 wegen Eingriffen in verbriefte Rechte, Sittlichkeitsverbrechen u. a. in Breisach angeklagt, verurteilt und auf dem Anger vor dem Kupfertor enthauptet wurde. Nach dem Tode Karls des Kühnen gelangte Breisach an Maximilian I. als Erbgut seiner Frau Maria, der Tochter Karls. Anschließend blieb die Stadt bis zum Westfälischen Frieden österreichisch.

Dreißigjähriger Krieg

Seit dem frühen 16. Jahrhundert ließen die habsburgischen Kaiser Breisach als Reichsfestung ausbauen. Schon am Beginn des Dreißigjährigen Krieges war die Erkenntnis vorhanden, dass der Rhein als Wasserstraße und Transportweg auch zu den Spanischen Niederlanden besonders für die Habsburger eine große Bedeutung hatte. Deshalb wurde die Reichsfestung nicht nur als „Schlüssel zum Rhein“ sondern gesteigert als der „Schlüssel zum Reich“ bezeichnet. Am Habsburger Hof im fernen Wien fasste man das im Ausspruch zusammen „Breisach verloren, alles verloren“.

Die Reichsfestung Breisach war besetzt mit 3000 Garnisonssoldaten und bestückt mit 152 Kanonen. Sie hielt dem ersten Ansturm im Dreißigjährigen Krieg lange stand, als ein im schwedischen Diensten stehendes Heer unter Rheingraf Otto Ludwig ab dem 9. Juli 1633 Breisach belagerte. Wegen der gefährdeten Versorgung der Festung mit Lebensmitteln und Pulver war die Belagerung aber trotzdem gefährlich. Deshalb war der Kaiser erfreut, als nach der Vereinigung des bayerischen Heeres der Katholischen Liga unter Johann von Aldringen mit einem spanischen Heer unter Herzog Feria, das von Spanien kommend auf dem Weg in die spanischen Niederlande war, die beiden vereinigten Heere am 20. Oktober 1633 die Belagerer der Reichsfestung Breisach quasi im Vorbeimarsch vertreiben und die Belagerung beenden konnten.

Ludwig XIV.

Ludwig XIV. betrachtete Breisach als integralen Teil seines Königreichs. Er hieß seinen Festungsbauer Vauban die Festung ausbauen und ließ das Rheintor prächtig ausgestalten, an dem man angeblich lesen konnte: Limes eram Gallis, nunc Pons et Janua fio; Si pergunt, Gallis nullibi limes erit (Übersetzung: Grenze den Galliern war ich, nun werd’ ich zum Tor und zur Brücke; Schreiten die Gallier vor, gibt’s keine Grenze für sie).[12] Wenn Geschichtswissenschaftler die Existenz der Inschrift auch anzweifeln[13], so illustriert der Text die Expansionsbestrebungen Ludwigs XIV., der 1670 in Breisach sogar eine Reunionskammer einrichten ließ. Am Ende des Pfälzischen Krieges musste Frankreich 1697 im Frieden von Rijswijk Breisach dem Reich restituieren, doch erst nachdem Vauban die entstandene Lücke im französischen Festungsgürtel mit dem Bau von Neuf-Brisach geschlossen hatte, übergaben die Franzosen am 1. April 1700 die Festung an das Reich.

Ludwig XIV. hatte den Verlust Breisachs nicht verwunden und schickte zu Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs seinen Enkel den Herzog von Burgund Louis de France (le Petit Dauphin) und Marschall Tallard Ende August 1703 mit einem Heer vor die Stadt. Als Festungsexperten hatten die Franzosen Marschall Vauban dabei, der den Einsatz der französischen Geschütze geschickt dirigierte, so dass es den Belagerern bald gelang, dem Hauptgraben das Wasser abzugraben.[14] Am 6. September 1703 kapitulierte die Festung Alt-Breisach. Beim Einzug der Franzosen warf sich der Festungskommandant Graf Philipp von Arco dem Herzog von Burgund zu Füßen und küsste ehrfurchtsvoll die Hand des Eroberers. Prinz Eugen kommentierte: „Ich kann nicht begreifen, wie es mit dieser so imposanten Festung geschehen und zugegangen ist. Breisach ist auf schändliche Weise verloren gegangen.“ Ein Kriegsgericht verurteilte Graf von Arco, den ein Scharfrichter am 14. Februar 1704 auf dem Marktplatz von Bregenz enthauptete.

Die Stadt im 18. Jahrhundert

Mit dem Rastatter Frieden am 7. März 1714 wurde Breisach wieder kaiserlich. Im Jahr 1790 ordnete die Wiener Regierung das vorderösterreichische Breisach dem Oberamt Breisgau zu.

In den Revolutionskriegen belagerten die Franzosen 1793 die Stadt und nahmen nach einer Kanonade vom 15. bis 19. September des „Reiches Schlüssel“ Alt-Breisach ein. Die Schäden an den Bauten durch den Beschuss und die resultierenden Brände waren derart, dass eine Schweizer Zeitung meldete: Die Stadt Breisach hat aufgehört zu bestehen. Der republikanische Blitz hat sie vernichtet. 577 Häuser, die 2700 Einwohnern als Wohnungen dienten, sind verschwunden.[15] Nach der Niederlage der Österreicher im Dritten Koalitionskrieg schlug Napoleon 1805 im Frieden von Pressburg Breisach dem neugebildeten Großherzogtum Baden zu.

20. Jahrhundert

Beim Novemberpogrom 1938 zerstörten SA-Männer die Synagoge in der Rheintorstraße / Im Klösterle. Daran erinnern ein Mahnmal und eine Tafel am ehemaligen Standort.[16] Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten in Breisach lebenden Deutschen jüdischen Glaubens im Rahmen der Wagner-Bürckel-Aktion in das Lager Gurs deportiert. Die jüdische Gemeinde Breisach hatte eine über 700 Jahre alte Geschichte; gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte sie über 500 Mitglieder.

Als die Alliierten im Frühjahr 1945 bei Breisach den Rhein überquerten, wurde die Stadt durch Artilleriefeuer zu 85 Prozent zerstört. Auch das Münster St. Stephan wurde erneut schwer beschädigt.

Aufgrund der wechselvollen geschichtlichen Erfahrungen und mit dem Willen, zu einem friedvollen Zusammenleben der verschiedenen Völker und Kulturen beizutragen, sprach sich die Bevölkerung Breisachs als erste in Europa am 9. Juli 1950 in einer Abstimmung mit 95,6 % der Wählerstimmen für ein einiges und freies Europa aus[17]; seitdem nennt sich Breisach „Europastadt“.

Den Namenszusatz am Rhein trägt die Stadt seit dem 27. Juni 1961.

Im Jahr 1969 wurde Breisach als Standort für ein Kernkraftwerk vorgesehen. Jedoch scheiterte dies[18], und 1973 entschied man sich für Wyhl als Standort. Der Bau des Kernkraftwerks Wyhl scheiterte ebenfalls.

Als 1635 mit dem Prager Frieden eine Einigung im kriegerischen Religionskonflikt möglich erschien, fachte Frankreich den Krieg in den deutschen Landen wieder an, indem Kardinal Richelieu dem landlosen Bernhard von Sachsen-Weimar eine Armee von 18.000 Mann (Armée d'Allemagne) finanzierte.[9] In seinem Ehrgeiz, sich ein eigenes Reichsfürstentum zu schaffen, nahm Bernhard 1638 in rascher Folge zunächst die Waldstädte Waldshut, Säckingen, Laufenburg und Rheinfelden ein; anschließend eroberte er Freiburg.

Ab Juni 1638 belagerte das Heer des Bernhard von Sachsen-Weimar die Reichsfestung Breisach. Der Stadtkommandant Freiherr von Reinach hatte den Auftrag von Kaiser Ferdinand III., die Festung mit allen Mitteln zu halten. In der belagerten Festung gingen nach und nach die Lebensmittel aus. Im August 1638 versuchte ein kaiserlich-bayerisches Heer mit 14.000 Söldnern unter Johann von Götzen und Federigo Savelli, die Belagerer zu vertreiben und Breisach zu entsetzen. Zwar gelang es den Truppen, eine Rheinbrücke einzunehmen, doch die französisch-schwedischen Belagerer – wie die Belagerten an Hunger leidend – schlugen die kaiserlichen Angreifer nach einem von Savelli überhastet befohlenen Angriff am 9. August 1638 zurück.[Anm. 1] Die Belagerung wurde fortgesetzt. Am 24. Oktober 1638 misslang ein zweiter Befreiungsversuch der Festung unter Johann von Götz, in dessen neuem Heer angeblich auch Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen als Söldner verpflichtet war.[10]

Am 28. Oktober fiel das letzte Außenwerk von Breisach. Die Explosion eines Pulvermagazins am 3. Dezember öffnete eine Bresche. Schließlich kapitulierte die kaiserliche Festung am 17. Dezember 1638. Nur 150 der etwa 4000 Bewohner Breisachs überlebten Hunger und Pest. Der Festungskommandant Reinach durfte mit den ihm verbliebenen 400 Soldaten ehrenhaft, d. h. mit fliegenden Fahnen und zwei Kanonen, nach Straßburg abziehen.

Nach der Eroberung von Breisach wollte Richelieu umgehend einen französischen Stadtkommandanten einsetzen, doch darauf ließ sich der Herzog von Weimar nicht ein und machte stattdessen Breisach zum Sitz seiner „Fürstlich-Sächsischen Regierung“. Nachdem Bernhard von Weimar am 18. Juli 1639 überraschend starb übergab sein General, den letzten Willen des Herzogs missachtend, die Festung an die Franzosen, die sie als ihre eigene Eroberung betrachteten. Im Westfälischen Frieden 1648 fiel Breisach auch de iure an Frankreich.[11]


Text: Wikipedia

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