Brennerei (Haselberg)

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Brennerei Haselberg (1935)

„Wenn ick ,n Schnaps jetrunken hab, bin ick ,n anderer Mensch, und der andere Mensch will ooch ,n Schnaps haben“

Die jetzigen Brennerei-Gebäude wurden im Jahre 1850 errichtet, doch gab es schon vorher hier eine Brennerei. Seit 1810, als die allgemeine Erlaubnis zur Errichtung von Kartoffelsprit-Brennereien erteilt wurde, entstanden auf den Rittergütern und Domänen Preußens viele dieser gewinnträchtigen Betriebe. Dies geschah in verstärktem Maße, nachdem 1817 der in Weißensee bei Berlin ansässige Rittergutsbesitzer Johann Heinrich Leberecht Pistorius einen leistungsfähigen Destillierapparat konstruiert hatte. Kartoffelsprit erbrachte einen sehr guten Reinertrag unabhängig von der Qualität der Kartoffel und half so manches Jahr über schlechte Getreideernten hinweg. Der Abfall vom Brennprozess, die so genannte Schlempe, wurde als Viehfutter über Rohrleitungen in die Ställe gepumpt.

Der ehem. 60 Meter tiefe überdachte Brunnen versorgte die Brennerei und lieferte das Kühlwasser für die Milch. Gefördert wurde das Wasser anfangs durch einen Göpel (von Rindern oder Pferden bewegtes Drehkreuz), später durch eine zweizylindrige Dampfpumpe. Die Mauer ist der Rest des Dampfkesselhauses. Zwei Kessel, von denen einer immer in Reserve stand, sorgten für einen durchgehenden Brennbetrieb von Oktober bis April.

Der Abtransport erfolgte mit umgerüsteten Ackerwagen. Die Fahrt nach Berlin dauerte 2-3 Tage. Der Bau der Eisenbahn 1866 machte den Transport einfacher – verladen wurde erst in Wriezen, ab 1898 in Sternebeck.

Der Absatz des Spriritus‘ war durch das Reichsmonopolamt gesichert. Das Brennrecht legte auch die maximale Jahresproduktion fest – sie lag zwischen 30 und 100 Hektolitern. Schnaps wurde auch für den „einfachen Mann” erschwinglich, zunehmende Trunksucht war die Folge. Von 1805 bis 1831 erhöhte sich der Jahresbranntwein - Verbrauch pro Kopf in Preußen von 3 auf 8,1 Quart.

Wurde sie nach dem Krieg als Aussiedler-Wohnhaus genutzt, so machen heute Ferienwohnungen die Brennerei zu einem attraktiven Urlaubsziel.

Quelle