Brigitte Reimann

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Brigitte Reimann (* 21. Juli 1933 in Burg (bei Magdeburg); † 20. Februar 1973 in Ost-Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin.

Leben und Werk

Brigitte Reimann wurde am 21. Juli 1933 als Tochter des Bankkaufmanns Willi Reimann (1904–1990) und seiner Frau Elisabeth (1905–1992) als ältestes von vier Geschwistern – Ludwig (* 1934), Ulrich (* 1941) und Dorothea (* 1943) – in Burg (bei Magdeburg) geboren. Mit 14 Jahren erkrankt sie an Kinderlähmung, muss ein halbes Jahr auf einer Isolierstation zubringen und beschließt in dieser Zeit, Schriftstellerin zu werden. Nach dem Abitur 1951 arbeitete sie zunächst als Lehrerin, 1955 begann sie zu schreiben.

Als Schriftstellerin war sie in ihrem Frühwerk dem Bitterfelder Weg verpflichtet, nach dessen Leitlinien Autoren versuchen sollten, durch die Arbeit in Industriebetrieben einen engeren Kontakt zum Volk herzustellen. Auch der vom DDR-Regime propagierten Stilrichtung des Sozialistischen Realismus stand Reimann anfangs positiv gegenüber, und Walter Ulbricht berief die Autorin in die Jugendkommission beim Zentralkomitee der SED. Mit der Zeit veränderte sich jedoch nicht nur ihre politische Haltung, sondern auch der literarische Anspruch Brigitte Reimanns, die insbesondere in ihrem postum veröffentlichten umfangreichen Romanfragment Franziska Linkerhand (1974) verstärkt mit Formen des assoziativen und subjektiven Erzählens experimentierte.

1960 zog sie zusammen mit ihrem zweiten Ehemann Siegfried Pitschmann (1930–2002) nach Hoyerswerda, wo sie bis 1968 wohnte. Während der Jahre in Hoyerswerda arbeitete sie im Kombinat Schwarze Pumpe. Aus dieser Tätigkeit heraus schrieb sie 1961 den Kurzroman Ankunft im Alltag, der sich mit den Erlebnissen dreier Abiturienten in einer Arbeiterbrigade beschäftigt. Das Buch hatte großen Erfolg und gab der so genannten Ankunftsliteratur den Namen. Reimann war in dieser Zeit (1959–1964) in zweiter Ehe mit dem Schriftsteller Siegfried Pitschmann verheiratet, mit dem sie mehrere gemeinsame Werke schuf. Für ihre Erzählung Die Geschwister (1963), die sich mit dem Thema der Flucht in den Westen beschäftigt, erhielt Reimann 1965 den renommierten Heinrich-Mann-Preis. Brigitte Reimann pflegte einen regen diskursiven Austausch mit Autorenkollegen wie Wolfgang Schreyer, Georg Piltz, Christa Wolf, Max Walter Schulz, Reiner Kunze, Günter de Bruyn, Margarete Neumann und Helmut Sakowski.

Ab 1968 wohnte sie in Neubrandenburg, ehelichte hier 1971 den Arzt Rudolf Burgartz (1943-2015) und arbeitete an ihrem Hauptwerk Franziska Linkerhand, obwohl sie in ihren letzten Lebensjahren stark durch eine Krebserkrankung beeinträchtigt war, an der sie im Februar 1973 schließlich im Krankenhaus Berlin-Buch starb.

Im Jahre 1991 wurde das Urnengrab der Autorin aus Burg – hier war sie nach ihrem Tod bestattet worden – auf den Friedhof nach Oranienbaum überführt, wo die Eltern Elisabeth und Willi begraben liegen.

Besondere Aufmerksamkeit erlangten die Tagebücher Brigitte Reimanns, die 1997/1998 in zwei umfangreichen Bänden erschienen. Marcel Reich-Ranicki würdigte sie im Literarischen Quartett des ZDF mit den Worten: »Ich kann mich nicht erinnern, das Buch einer Frau in deutscher Sprache gelesen zu haben, in dem die Sehnsucht nach Liebe mit einer solchen Sinnlichkeit und Intensität gezeigt wurde.« 

Der Roman Franziska Linkerhand

Den Roman Franziska Linkerhand hinterließ Brigitte Reimann unvollendet. Einige Literaturwissenschaftler hegten den Verdacht, dass dieses Werk vor der Veröffentlichung 1974 im Auftrag von SED-Funktionären teilweise verändert und einzelne Teile gestrichen worden waren. Dabei wird allerdings verschwiegen, dass im Nachsatz der DDR-Ausgabe auf einige vorsichtige Kürzungen hingewiesen wurde. Im Jahre 1981 wurde der DEFA-Film Unser kurzes Leben nach Motiven des Romans gedreht und aufgeführt. Eine nach dem überlieferten Typoskript herausgegebene vollständige Ausgabe des Buches erschien 1998. Das Nachwort von Withold Bonner beschäftigt sich detailliert mit den Abweichungen zwischen dem Typoskript und der Ausgabe von 1974. Tatsächlich waren etwa 4 % des Gesamttextes gestrichen worden, darunter viele Passagen, die sich kritisch mit der DDR auseinandersetzten.

Postume Ehrungen

Brigitte Reimann erfuhr postum zahlreiche Ehrungen anlässlich ihres 70. Geburtstags im Jahr 2003. Unter anderem wurde in Hoyerswerda die Stadtbibliothek nach ihr benannt und in Neubrandenburg eine Brigitte-Reimann-Gedenkstätte eingerichtet. Die Stadtbibliothek ihrer Geburtsstadt Burg trägt seit dem 20. Februar 1986 ihren Namen. 2004 wurde Reimanns Leben in der Fernsehproduktion Hunger auf Leben mit Martina Gedeck in der Hauptrolle verfilmt. Am 21. Februar 2013 begann in Burg das Brigitte-Reimann-Jahr, im Zuge dessen auch die Skulptur Die große Liegende für sie geschaffen und am 21. Juli 2013 anlässlich ihres 80. Geburtstags im Hoyerswerdaer Zentralpark eingeweiht wurde.


Adressen: 1960-68 in Hoyerswerda Lieselotte-Herrmann-Straße 20, Neubrandenburg Gartenstraße 6 bis 1973, Burg Bahnhofstraße 5 (Geburtshaus).


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.