Bund Deutscher Radfahrer

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Der Bund Deutscher Radfahrer e. V. (BDR) ist der Verband für Radsportler im Deutschen Olympischen Sportbund. Er hat seinen Sitz in Frankfurt am Main und ist in 17 Landesverbände unterteilt. Die rund 2500 angeschlossenen Vereine haben zusammen rund 139.000 Mitglieder. Der BDR ist Mitglied des Weltradsportverbandes Union Cycliste Internationale (UCI) und des europäischen Verbandes Union Européenne.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zum Bund Deutscher Radfahrer.

Geschichte

Die Anfänge

1881 versammelten sich in Frankfurt am Main erstmals deutsche Radfahrer-Vereine mit dem Ziel, einen Verband zu gründen. Am 1. August desselben Jahres erschien die erste deutsche Radsportzeitschrift Das Velociped, die von dem Engländer T. H. S. Walker herausgegeben wurde. Nach der Gründung des Deutschen Radfahrer-Bundes (DRB) wurde die Zeitschrift unter dem Titel Der Radfahrer dessen offizielles Organ.[3] Der Verband wurde am 17. August 1884 in Leipzig als Vereinigung des Deutschen, des Deutsch-Österreichischen und des Norddeutschen Velocipedisten-Bundes gegründet, der zu diesem Zeitpunkt 2537 Mitglieder hatte.[4] Im Jahr darauf spalteten sich jedoch wieder einige Verbände aus Unzufriedenheit ab und schlossen sich zur Allgemeinen Deutschen Radfahrer-Verband (ADRV) zusammen mit dem Verbandsorgan Der deutsche Radfahrer. 1886 folgte die Gründung der Allgemeinen Radfahrer-Union (ARU), die vor allem das Radwandern pflegen wollte. Während in DRB und ADRV nur Vereine Mitglied waren, bestand die ARU nur aus persönlichen Mitgliedern. Ab 1888 gab der DRB eine eigene Zeitschrift, die Bundeszeitung heraus, die jedes Mitglied kostenlos erhielt. 1888 wurde zudem der Sächsische Radfahrer-Bund gegründet, der sich als einziger Landesverband neben den drei großen Verbänden hielt, bis zur Gleichschaltung im Jahre 1933. Bis dahin organisierten sich außerdem ab 1924 mehrere regionale Radsportbünde in der Vereinigung Deutscher Radsport-Verbände (VDRV).

1894 hatte der DRB rund 22.000 Mitglieder und trat der International Cyclists Association bei, der Vorläuferin der Union Cycliste Internationale (UCI), bei, die 1900 gegründet wurde. Der Verband vertrat nur Amateurfahrer und lehnte den Profisport ab. Zudem durften die Mitglieder des DRB nicht an Rennen teilnehmen, bei denen auch Profis fuhren. Es folgten jahrzehntelange Konflikte um Amateur- und Profistatus zwischen verschiedenen Verbänden, der mächtigste war schließlich der Verband Deutsche Radrennbahnen (VDR), dem sich der DRB 1908 anschloss. 1910 kam es zu wegen einer vermeintlichen Fehlentscheidung bei den Bahnweltmeisterschaften gegen den deutschen Fahrer Henry Mayer zu einem Zerwürfnis des VDR/DRB mit der UCI, so dass deutscher Fahrer zwei Jahre nicht an UCI-Weltmeisterschaften teilnahmen und die Deutsche eigene Weltmeisterschaften veranstalteten. 1913 kam es zu einer Einigung.

Bis 1933

1919 vereinigten sich DRB und ARU zum Bund Deutscher Radfahrer; im selben Jahr wurde die Deutsche Radfahrer-Union gegründet von Radfahrern, die mit der Politik des BDR nicht einverstanden waren. 1923 wurde der Verband, der rund 100.00 Mitglieder hatte, nach dem Ausschluss infolge des Ersten Weltkriegs wieder in die UCI aufgenommen. 1926 endeten jahrelange Streitigkeiten zwischen dem BDR, des Verbandes der Berufsfahrer und dem VDR damit, dass die beiden Verbände dem BDR beitraten und dieser nun auch die Oberhoheit über den Berufsradsport erhielt.

1933 bis 1945

1933 wurde der BDR unter Führung von Ferry Ohrtmann gleichgeschaltet. Seine Funktionen übernahm der neu gegründete Deutsche Radfahrer-Verband (DRV) und ab 1938 das Fachamt 15 des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen. Weitere Radfahrerbünde wurden verboten und Führungspositionen gemäß Arierparagraph besetzt.

1945 bis 1989

Mit Gesetz Nr. 5 der amerikanischen Militärregierung vom 31. Mai 1945 wurde die NSDAP mit allen ihren Einrichtungen und Organisationen aufgelöst, und damit auch der Deutsche Radfahrer-Verband. Am 21. November 1948 erfolgte die Wiederbegründung des BDR, der ab 1969 nur Amateursportler vertrat, die Profis hatten wiederum einen eigenen Verband. 1951 nahmen erstmals nach dem Krieg wieder deutsche Radsportler an UCI-Weltmeisterschaften und 1952 an olympischen Spielen teil, bei den olympischen Spielen innerhalb einer gesamtdeutschen Mannschaft. 1954 fanden in Deutschland UCI-Weltmeisterschaften statt. 1958 wurde der Antrag, Rennen für Frauen durchzuführen vom BDR abgelehnt, obwohl Frauen ab diesem Jahr bei Weltmeisterschaften starten durften. Erst 1967 wurde trotz massiver Proteste einiger Funktionäre der Frauenrennsport in West-Deutschland eingeführt. 1970 wurde der damalige BDR-Präsident Erwin Hauck von der Bundeshauptversammlung des BDR suspendiert, weil er Nationalfahrern Dopingmissbrauch vorgeworfen hatte und diese sich daraufhin geweigert hatten, das Nationaltrikot zu tragen. Bei den Olympischen Spielen 1972 traten erstmals zwei souveräne Mannschaften von BDR und DDR an.

Ab 1989

1989 hatte der BDR mit rund 101.000 Mitglieder erstmals die Grenze von 100.000 überschritten, was zuletzt 1923 (rund 103.000) der Fall gewesen war. Zudem fand im Dezember desselben Jahres ein erstes Treffen zwischen BDR und dem Deutschen Radsport-Verband der DDR (DRSV) statt, um die weitere Zusammenarbeit zu koordinieren. Bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 1990 in Maebashi entfernten die Präsidenten des BDR, Werner Göhner, und des DRSV, Wolfgang Schoppe, symbolisch die Gitter zwischen den Fahrerboxen der beiden deutschen Mannschaften. Am 8. Dezember 1990 traten die fünf Landesverbände der neuen Bundesländer dem BDR bei.

1993 wurde die Trennung zwischen Amateur- und Profisportlern aufgehoben.

Von 2001 bis 2004 war Sylvia Schenk erster weiblicher Präsident des BDR. Sie trat nach Kontroversen mit dem damaligen Sportdirektor, Burckhard Bremer, zurück, weil sie sich mit einem transparenteren Kurs im Leistungsradsport nicht durchsetzen konnte.[5] Auslöser der Entwicklung war der Fall des Fahrers Christian Lademann, bei dem vor den Olympischen Sommerspielen in Athen auffällige Blutwerte vorlagen, was Bremer jedoch der Präsidentin verschwiegen hatte.[6] Auf der Ebene des Weltradsportverbandes UCI kritisierte sie öffentlich, dass z. B. der spätere Präsident Pat McQuaid schon vor seiner Wahl von der UCI Geld erhalten habe. 2013 bewarb sie sich erneut als Präsidentin des Verbandes, unterlag aber bei der Wahl gegen Rudolf Scharping, der eine dritte Amtszeit antrat.[7]

2009 feierte der BDR in Leipzig, wo der Verband gegründet worden war, sein 125-jähriges Bestehen. Die Gestaltung dieser Feier war umstritten: Während die frühere Präsidentin Sylvia Schenk nicht eingeladen worden war, standen hingegen Fahrer wie Rudi Altig, Jan Ullrich und Dietrich Thurau auf der Gästeliste, von denen bekannt war, dass sie gedopt hatten. Vor der Feier gab es eine Präsidentenwahl, bei der sich Scharping zum zweiten Mal zur Wahl stellte, sein Gegenkandidat war der frühere Rennfahrer Dieter Berkmann, der von einigen Landesverbänden unterstützt wurde. Doch Scharping wurde trotz starker Kritik – unter anderem wurde ihm vorgeworfen, den Vertrag mit dem umstrittenen Sportdirektor Bremer verlängert zu haben – wiedergewählt.[8] 2013 trat die frühere Präsidentin Sylvia Schenk bei der Präsidentenwahl gegen Scharping an, unterlag diesem aber in einer Kampfabstimmung.[9]

Im November 2016 traten sowohl der stellvertretende Präsident Peter W. Streng wie auch für die Außendarstellung des BDR zuständige Vizepräsident Manfred Schwarz von ihren Ämtern zurück. Streng war in die Kritik geraten, weil er auf seiner Facebookseite fremdenfeindliche Inhalte geteilt hatte. Schwarz wurde vom Verband vorgeworfen, seine durch seine Pressearbeit erhaltenen Kontakte für politische Beeinflussung zu missbrauchen. In seinen E-Mails über einen Verteiler waren wiederholt die Kriminalität von und Probleme mit Flüchtlingen und Ausländern thematisiert worden.[10] Vorausgegangen waren Proteste von Landesverbänden sowie von Mitgliedern, die ihren Austritt erklären wollten.[11]

Im April 2017 wurde Rudolf Scharping ein drittes Mal zum Präsidenten des BDR gewählt. Neu ins Präsidium kam der ehemalige Radsportler Marcel Wüst, der künftig als Vizepräsident Kommunikation und Marketing tätig sein wird.[12]

Internationale Veranstaltungen

Seit 1895 veranstaltete der Bund Deutscher Radfahrer 38-mal UCI-Weltmeisterschaften in verschiedenen Radsportdisziplinen.[13] Zuletzt organisierte der BDR im Jahre 2003 Bahn-Weltmeisterschaften in Stuttgart und sprang damals kurzfristig für das chinesische Shenzhen ein. Die dort geplanten Weltmeisterschaften wurden wegen der SARS-Epidemie in Südostasien abgesagt.

Im Februar 2014 wurde bekannt, dass sich der BDR mit einem „Drei-Stufen-Plan“ um die UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 2019 oder 2020 bewerben will. Austragungsort soll das Velodrom in Berlin sein. Zuvor sollen in Berlin UEC-Bahn-Europameisterschaften und ein Bahnrad-Weltcup stattfinden.[14]


Text: Wikipedia

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