DEA

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DEA ist ein deutsches Öl- und Gasunternehmen. Die DEA Deutsche Erdöl AG besteht seit 1899 und wurde 2015 von LetterOne übernommen. Von 1988 bis 2015 war es eine RWE-Tochtergesellschaft und trug den Namen RWE Dea AG. Innerhalb des RWE-Konzerns war sie weltweit verantwortlich für Exploration und Produktion von Erdöl und Erdgas (Upstreamgeschäft).

In Deutschland konzentriert sich DEA auf die Erdgassuche und -förderung in der niedersächsischen Region zwischen Elbe und Weser, die Entwicklung des Offshoreölfeldes Mittelplate im Wattenmeer und den Betrieb hochvolumiger Untergrund-Erdgasspeicher. Die internationalen Upstream-Aktivitäten des Unternehmens betreffen vor allem Felder in Norwegen, Ägypten, Großbritannien und auch Dänemark. Exploration wird in Libyen und Algerien betrieben.

Bis zur Übernahme durch den Shell-Konzern besaß die RWE Dea AG ein großes Tankstellennetz, das unter dem Namen „DEA“ firmierte.

Firmengeschichte

Gründung

Am 10. Januar 1899 wurde die Deutsche Tiefbohr-Actiengesellschaft durch das Essener Bankhaus Laupenmühlen.[1] gegründet. Wilhelm Laupenmühlen zeichnete 394.000 Reichsmark des 400.000 Reichsmark betragenden Grundkapitals. Sitz der neuen Gesellschaft wurde Nordhausen. Geschäftszweck war die Herstellung von Mineralölprodukten aller Art, Rohbraunkohle, Briketts für Hausfeuerung und Industrie, Braunkohlenteer, Paraffin usw. Geschäftsführer war der Krefelder Kaufmann Rudolf Nöllenburg. Im Jahr 1901 wurde die erste eigene Ölbohrung fündig. Im Jahr 1911 kam es zum Zusammenschluss der DTA und ihrer Tochtergesellschaft, der Vereinigten Norddeutschen Mineralölwerke AG, mit der Deutschen Mineralölindustrie AG zur Deutschen Erdoel-Actiengesellschaft (DEA) mit Sitz in Berlin.[2]

Die Zeit bis 1945

Am 30. Januar kam das NS-Regime an die Macht. Es begann bald mit der Aufrüstung der Wehrmacht. Im August 1936 befahl Hitler in der Denkschrift zum Vierjahresplan, eine stärkere Autarkie in der Rohstoffversorgung anzustreben.[3]

Anfang November 1938 hatte die DEA Zweigniederlassungen in Gelsenkirchen (damals Freistaat Preußen), Borna (Sachsen) und Rositz (Thüringen).[4] Der Zweck der Geschäftstätigkeit umfasste:

den Erwerb und die Verwertung von Erdöl- und Bergwerksrechten

die Gewinnung, Verarbeitung und Verwertung von Erdöl, Ölen, Teer, Kohle und andere Bodenschätze und den daraus hergestellten Erzeugnissen

den Erwerb, die Veräußerung, Beförderung und Lagerung der oben aufgeführten Rohstoffe und Erzeugnisse

die Ausführung bergmännischer Arbeiten wie Bohrungen, Schachtbohrungen, Schachtabteufungen und Bau von Gewinnungs- und Verarbeitungsanlagen

die gewerbsmäßige Herstellung und Verwertung von Geräten und Maschinen für Rohstoffe und Erzeugnisse der Gesellschaft

der Erwerb, Veräußerung und Verwertung von Patenten und Verfahren der mit den Tätigkeiten der Gesellschaft verbundenen Zwecke

den Betrieb und die Finanzierung von Geschäften und Unternehmungen der Zwecke der Geschäftstätigkeit der Gesellschaft einschließlich der Beteiligungen an anderen Unternehmen, den Abschluss von Interessengemeinschafts-, Betriebsführungs-, Pacht- und ähnlichen Verträgen bezogen auf die den Zwecken der Gesellschaft dienenden Tätigkeiten

Diese Zwecke konnte die Gesellschaft im In- und Ausland ganz oder auch teilweise für fremde oder eigene Rechnung ausüben. Das Grundkapital betrug 100 Millionen Reichsmark. Die Aktien der Gesellschaft waren an den Börsen in Amsterdam, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg und Hannover zur amtlichen Notierung zugelassen.

Im Jahr 1943 bestanden u. a. folgende Tochtergesellschaften und Beteiligungen: Deutscher Mineralöl-Verkaufsverein GmbH in Berlin, Deutsche Viscobil Oel GmbH in Berlin und die Braunkohle-Benzin AG (BRABAG) in Berlin. Vorstand und Aufsichtsrat

Der Aufsichtsrat bestand aus mindestens fünf Mitgliedern und erhielt 1938 eine jährliche Vergütung von insgesamt 50.000 Reichsmark. Der Aufsichtsrat war am Reingewinn der DEA beteiligt, wenn dieser vier Prozent des eingezahlten Grundkapitals überschritt. Dabei erhielt der Aufsichtsrat zehn Prozent des Mehrbetrags. Dieser Mehrbetrag wurde auf die feste Vergütung des Aufsichtsrats angerechnet. Der Aufsichtsrat konnte von der Gesellschaft eine weitere Vergütung erhalten, wenn die Mitglieder des Aufsichtsrats Sonderaufgaben für die Gesellschaft übernahmen. Die Steuerabzüge der Bezüge wurde von der Gesellschaft übernommen.

Die ordentliche Hauptversammlung der Gesellschaft wurde alljährlich in den ersten sieben Monaten nach Ablauf des Geschäftsjahres am Sitz der Gesellschaft oder an einem deutschen Platz einer Wertpapierbörse abgehalten.

Grundbesitz

Der Grundbesitz hatte im November 1938 eine Gesamtfläche von 3873 ha. Von diesem Grundbesitz waren 35 ha mit Industrie- und Fabrikanlagen und 152 ha mit Geschäfts- und Wohnhäusern bebaut. Die Steinkohlenbetriebe umfassten 630 ha und die Braunkohlenbetriebe 3207 ha. Die Hauptverwaltung in Berlin-Schöneberg in der Martin-Luther-Straße 61–66 lag auf einem Grundstück von 5503 Quadratmeter, wo auch die Verwaltung der Deutschen Petroleum-Aktiengesellschaft und anderer Konzerngesellschaften ansässig waren.

Steinkohlenbetriebe

Die Steinkohlenbetriebe der DEA waren im November 1938 die Zeche Graf Bismarck in Gelsenkirchen mit neun Schächten und die Zeche Königsgrube in Wanne-Eickel mit vier Schächten. Bei Gelsenkirchen-Bismarck bestand am Rhein-Herne-Kanal ein eigener Umschlaghafen für Kohle, wobei der Gesamtumschlag im Jahr 1935 514.000 Tonnen, 1936 761.000 Tonnen und 1937 950.000 Tonnen betrug.

Braunkohlenbetriebe

Die Braunkohlenbetriebe der DEA wurden im November 1938 in der Zweigniederlassung Borna im Regierungsbezirk Leipzig zusammengefasst:

die Grubenverwaltung Altenburger Kohlewerke mit einer Tiefbaugrube und einer Brikettfabrik bei Altenburg. Die Grube Neuglück bei Rehmsdorf im Kreis Zeitz wurde im Jahre 1931 stillgelegt

die Grubenverwaltung Breunsdorf mit einer Brikettfabrik bei Breunsdorf, die im Jahre 1930 stillgelegt wurde

die Grubenverwaltung der Beunaer Kohlewerke bei Merseburg mit einem Tagebau und einer Brikettfabrik

die Grubenverwaltung der Witznitzer Kohlewerke bei Borna

die Grubenverwaltung des Tagebaus Witznitz-Lobstädt bei Borna

die Grubenverwaltung Dora-Helene bei Großzössen in Sachsen mit zwei Brikettfabriken

die Grubenverwaltung Prehlitz bei Zipsendorf im Kreis Zeitz mit einem Tagebau und einer Brikettfabrik

die Grubenverwaltung Regis mit einem Tagebaubetrieb und einer Brikettfabrik bei Regis im Bezirk Leipzig. Verwaltungsgemäß war

die Abteilung Ramsdorf mit einer Tiefbaugrube und einer Brikettfabrik und die Abteilung Herzogin Adelheid bei Haselbach in Thüringen mit einer Brikettfabrik zugeordnet

die Grubenverwaltung Rositz mit zwei Tiefbaugruben und einer Brikettfabrik bei Rositz im Kreis Altenburg (Thüringen)

die Grubenverwaltung Tagebau Marie bei Wintersdorf (Thüringen)

die Grubenverwaltung Viktoria bei Lobstädt in Sachsen mit einer Brikettfabrik

die Tonwarenfabrik der Gebrüder Nordmann bei Haselbach in Thüringen mit zwei Gaskammerringöfen

die Ziegelei bei Lobstädt in Sachsen

Sonstige Betriebe

Im November 1938 waren die Generatorenanlagen in Regis und Fichtenhainichen der Zweigniederlassung Schwelwerke Rositz an die Deutsche Petroleum AG verpachtet. Weiterhin bestanden noch ein Kohlenhandelsbetrieb in Duisburg und Wachswarenbetriebe in Braunschweig, Fulda und Düsseldorf.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

1948 wurde die Gesellschaft nach Hamburg verlagert. Vier Jahre später übernahmen Wintershall und DEA im Zusammenhang mit dem Bau der Erdöl-Raffinerie Emsland die zum Verkauf stehende 91-%-Aktienmehrheit an der Deutschen Gasolin AG. 1956 wurde die Wintershall-Tochtergesellschaft NITAG auf die Gasolin verschmolzen und der NITAG-Firmensitz in Hamburg-Rotherbaum am Mittelweg aufgegeben. In diesen zog dann die DEA ein. Um 1970 zog die Hauptverwaltung in die Hamburger City Nord.

1965 erwirtschaftete der Konzern Deutsche Erdöl AG einen Umsatz von 2,010 Milliarden DM und beschäftigte 26.400 Mitarbeiter. 1966 übernahm Texaco mehr als 90 Prozent der DEA-Aktien. Aus DEA wurde 1970 die Deutsche Texaco AG. 1969 oder 1970 wurde der Bergwerksbesitz in die Ruhrkohle AG (RAG) eingebracht.

Die Geburtsstunde der RWE-DEA Aktiengesellschaft für Mineraloel und Chemie war 1988 die Übernahme der Deutschen Texaco durch die RWE AG. In diesem Zusammenhang verschwand der Markenname „Texaco“ aus der deutschen Tankstellen-Landschaft; die Tankstellen trugen von nun an wieder den Namen „DEA“. Nach der Wende in der DDR wurde das Tankstellennetz auf Ostdeutschland erweitert.

Umstrukturierungen

Im Jahr 2001 wurde die Chemiesparte Condea an das südafrikanische Unternehmen Sasol verkauft. Das Joint-Venture Fuchs Dea Schmierstoffe GmbH & Co. KG zwischen den bisherigen Partnern Fuchs Petrolub AG und DEA Mineraloel AG wurde zum 31. Dezember 2001 beendet. 2002 wurde das Downstreamgeschäft (Raffinerien, Logistik, Tankstellen) in ein Joint-Venture mit Shell unter dem Namen Shell & DEA Oil GmbH eingebracht und zum 1. Juli 2002 vollständig durch Shell übernommen. Seit 2004 konzentriert sich RWE Dea auf das Upstreamgeschäft, d.h. die Suche und Förderung von Erdöl und Erdgas. Von 2004 an wurden die meisten DEA-Tankstellen in „Shell“ umgeflaggt, einige wurden verkauft. Die letzte DEA-Tankstelle Deutschlands steht in Haltern; die Tankstelle wird weiterbetrieben, damit sich die Shell AG das Markenrecht an „DEA“ auf Dauer sichern kann.[5]

Im März 2013 gab RWE bekannt, die Tochter DEA verkaufen zu wollen, um mit dem Erlös einen Teil seiner Schulden in Höhe von 33 Milliarden Euro zu tilgen. Im Jahr 2011 betrug der Umsatz von DEA knapp zwei Milliarden Euro und das Ergebnis vor Steuern 553 Millionen Euro.[6] Bis Anfang 2014 hatte RWE in einem Auktionsverfahren mindestens drei Gebote erhalten, wovon eines von L1 Energy, einer Tochter der LetterOne Group, stammte.[7][8] Die LetterOne Group ist eine Investmentgesellschaft mit Sitz in Luxemburg, deren Haupteigentümer indirekt über die Alfa Group der russische Oligarch Mikhail Fridman ist. Am 16. März 2014 teilte RWE mit, dass man sich mit LetterOne grundsätzlich über den Verkauf geeinigt habe. RWE Dea wurde hierbei mit 5,1 Milliarden Euro bewertet.[9]

Am 30. März 2014 wurde mitgeteilt, dass der Vertrag von RWE mit der Gruppe LetterOne unterzeichnet worden sei.[10] Am 15. Juni 2014 wurde die Spiegel-Meldung bestätigt, dass Bundeswirtschaftsminister Gabriel eine zweimonatige Untersuchung des Deals angeordnet hat.[11] Am 22. August 2014 wurde die Übernahme von der Bundesregierung abgesegnet.[12]

Im Oktober 2014 meldete die Financial Times, dass der britische Energieminister Edward Davey vor dem Hintergrund verschärfter Sanktionen gegen Russland dem Verkauf nicht zustimmen wolle.[13] Zu Beginn der ersten Märzwoche 2015 wurde die milliardenschwere Transaktion trotz Bedenken der britischen Regierung endgültig abgeschlossen.[14]


Adressen: Dominicusstraße 2–10, Berlin-Schöneberg, Überseering 40 in 22297 Hamburg

Text: Wikipedia

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