Deutsches Archäologisches Institut

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Siegelmarke des Deutschen Archäologischen Instituts
Siegelmarke des Deutschen Archäologischen Instituts

Das Deutsche Archäologische Institut (DAI) ist eine 1829 gegründete international tätige wissenschaftliche Forschungseinrichtung, die heute als Bundesanstalt mit Hauptsitz in Berlin zum Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts gehört. Ihre ca. 120 Mitarbeiter führen Ausgrabungen und Forschungen im Bereich der Archäologie und deren Nachbardisziplinen durch.

Geschichte

Von den Hyperboreern in Rom zum Reichsinstitut in Berlin

Die Entstehung des Deutschen Archäologischen Instituts fällt in die Anfangszeit der Archäologie als wissenschaftliche Disziplin. Erste Gedanken zu einer Organisation entstanden in den 1820er Jahre in Rom unter den „römischen Hyperboreern“, einem Freundeskreis von europäischen Gelehrten, Künstlern und Diplomaten. Sie hatten erkannt, dass die in immer schnellerem Tempo gewonnenen neuen Erkenntnisse und Artefakte einer wissenschaftlich-organisierten internationalen Zusammenarbeit bedurften. Die frühen Versuche zur Gründung einer solchen Römisch-Hyperboräischen Gesellschaft finden bis heute ein Echo im Logo des DAI, das einen Hyperboräischen Greifen zeigt. Am 2. Januar 1829 riefen der Archäologe Eduard Gerhard, der preußische Gesandte Christian Karl Josias von Bunsen, der hannoversche Geschäftsträger in Rom August Kestner, der Commissario della antichità Carlo Fea sowie der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen zur Gründung des Istituto di corrispondenza archeologica auf. Die Gründungsveranstaltung fand am 21. April des Jahres statt, dem mythischen Geburtstag der Stadt Rom. Als Protektor wurde der preußische Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. gewonnen werden. Erster Präsident wurde der französische Gesandte beim Königreich Neapel, der Duc de Blacas d'Aulps. Die Geschäftsführung oblag Sekretaren, die Leitung hatte der Generalsekretar inne. Nach Blacas d'Aulps Tod 1839 wurde 1841 Fürst von Metternich Präsident. Nach dessen Tod 1859 wurde das in der frühen Zeit der Organisation wichtige Amt zur politischen und gesellschaftlichen Repräsentation nicht mehr neu besetzt und erlosch. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten unter anderem Otto Magnus von Stackelberg und Theodor Panofka.

Zunächst war es Ziel des Istituto, alle archäologischen Entdeckungen auf dem Gebiet der klassischen Antike zu sammeln und zu publizieren. Schwerpunkt lag auf den griechischen und römischen Antiken, doch sollten Funde aus Ägypten und Vorderasien nicht ausgeschlossen werden. Es gab zwei Formen von Mitgliedern. Zum einen die korrespondierenden Mitglieder (socii ordinarii), die als Zuträger in einem über ganz Europa verteilten Netz organisiert sein sollten. Dazu dienten Sektionen in Italien, Deutschland, Frankreich und England. Vor allem die Pariser Sektion entwickelte in den ersten Jahren unter der Führung des Duc de Luynes eine rege Tätigkeit. Die zweite Gruppe waren die ordentlichen Mitglieder (membri). Sie waren verpflichtet wissenschaftliche Beiträge zu liefern, aber auch die Publikationen abzunehmen. Als 1833 der wichtigste Ideengeber und Konzeptionator des Instituts, Eduard Gerhard, ans Königliche Museum nach Berlin berufen wurde, verlagerte sich zunehmend auch der Schwerpunkt des Instituts, zumindest der Leitung, dorthin. Gleichzeitig setzten sich immer mehr die nationalstaatlichen Interessen durch und die Organisation verlor zusehends ihre Internationalität. Dennoch wurden in dieser Zeit auch große Fortschritte gemacht. Auf dem Gelände der Preußischen Gesandtschaft auf dem Kapitol wurde 1836 ein erstes, wenn auch noch bescheidenes, Institutsgebäude errichtet. Seit 1842 wurden die Sekretare bezahlt, schließlich 1859 die Gesamtkosten durch das Preußische Kultusministerium übernommen. Das leitende Organ, die Zentraldirektion war zunächst international besetzt, seit dem Revolutionsjahr 1848 waren nur noch deutsche Mitglieder vertreten. 1871 wurde das Institut für archäologische Korrespondenz, wie es mittlerweile hieß, förmlich zu einer preußischen Staatsanstalt umgewandelt. Drei Jahre später wurde es zum Kaiserlich-Deutschen Archäologischen Institut ernannt.

Die Gründung des Istituto di corrispondenza archeologica war einer der wegweisenden Vorgänge bei der Verwissenschaftlichung der Archäologie. Ungeachtet der Bedeutung der Denkmale im Einzelnen wurde erstmals begonnen, alle archäologischen Funde zu sammeln und zu publizieren, womit eine archäologische Geschichtsforschung erst möglich wurde. Mit dem Bulletino und den Annali dell'Istituto wurden die ersten archäologischen Periodica heraus gegeben und die Möglichkeit einer kontinuierlichen Publizierung der neuen Erkenntnisse geschaffen. Ebenfalls neu war die Schaffung einer großen Präsenzbibliothek, die allen Forschern offenstand. Damit wurde erstmals dauerhaft eine derartige Forschungsstätte geschaffen. Hinzu kamen öffentliche Vorträge und Adunanzen (Diskussionen). All diese Aktionen machten das römische Institut zu einem der Mittelpunkte der archäologischen Forschungen in Europa und zum Vorbild für viele der nachfolgenden nationalen Institute in den Mittelmeerländern und in Vorderasien. Die Entwicklung von einem internationalen privatrechtlichen Verein in Rom zu einem preußisch-deutschen Institut war nicht das Ergebnis einer gezielten Übernahme durch den preußischen Staat. Sie spiegelt nur die damalige politische Situation in Europa wieder. Eine internationale Organisation dieser Art konnte aufgrund der äußeren Gegebenheiten noch nicht von Dauer sein. Dennoch waren die Forschungen auch weiterhin international ausgerichtet.


Das wachsende Reichsinstitut bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Mit der Umwandlung in ein Reichsinstitut wurde 1874 auch mit der Abteilung Athen eine zweite Außenstelle eröffnet, die ebenfalls wie die römische Abteilung den Denkmälerbestand erfassen und publizieren sollte, deren Augenmerk daneben allerdings auch von Beginn an auf archäologischer Feldarbeit, archäologischer Landeskunde und der topographischen Forschung lag. Die römische Abteilung nahm derartige Forschungen erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Es war die zweite derartige Institution in Athen nach dem französischen Institut, das bereist 1846 gegründet wurde.

Den veränderten wissenschaftlichen Rahmenbedingungen war die Gründung der Römisch-Germanischen Kommission (RGK) im Jahr 1902 geschuldet. Unter Einfluss des Historismus wandelte sich das Interesse von der kunsthistorisch-philologischen Ausrichtung der Archäologie immer mehr zu einer empirischen Sachkunde, die auf den Ergebnissen der Feldforschungen aufbaute. Ziel war es, eine Organisation zu schaffen, die die neueren archäologischen Fachrichtungen der Ur- und Frühgeschichte sowie der Provinzialrömischen Archäologie ein Dach gab. Die RGK sollte zum Mittelpunkt der archäologischen Forschung in Deutschland werden, die bislang noch von regionalen Einrichtungen der Denkmalpflege und Altertumsvereinen zum einen, und der Reichslimeskommission zum anderen getragen wurde. Wie in Italien wurden zunächst keine eigene Ausgrabungen durchgeführt, dennoch beteiligte sich die Kommission an Unternehmungen etwa in Haltern und Trier.

Zum 100jährigen Bestehen des DAI expandierte die Organisation weiter und übernahm dabei schon bestehende Strukturen. In Ägypten entstand die Abteilung Kairo, die auf mehreren deutschen Vorgängerorganisationen basierte. Bei der Gründung der Abteilung Istanbul konnte das DAI auf die Strukturen der Berliner Museen zurückgreifen, die seit dem späten 19. Jahrhundert in Kleinasien tätig waren. Die Eröffnung einer Zweigstelle in Madrid wurde ebenfalls seit 1929 ins Auge gefasst, jedoch in einem bescheidenen Rahmen erst 1943 umgesetzt.



Text: Wikipedia

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