Die Bremer Stadtmusikanten

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Reklamemarke einer Waffelfabrik mit den Bremer Stadtmusikanten

Die Bremer Stadtmusikanten ist der Titel eines Märchens, das im Umland von Bremen spielt. Es findet sich in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der 2. Auflage von 1819. Die wohl bekannteste Bühnenfassung des Märchens stammt von Robert Bürkner.

Bremer Stadtmusikanten in wechselnden Besetzungen gibt es seit dem 14. Jahrhundert in Bremen, die bei feierlichen Anlässen Musik machen.


Zusammenfassung

Das Märchen Die Bremer Stadtmusikanten erzählt von vier Tieren (Hahn, Katze, Hund und Esel), die ihren Besitzern infolge ihres Alters nicht mehr nützlich sind und daher getötet werden sollen. Es gelingt den Tieren zu entkommen, worauf sie sich zufällig treffen. Alle folgen dem Vorschlag des Esels, in Bremen Stadtmusikanten zu werden, und brechen nach Bremen auf. Da sie die Stadt nicht an einem Tag erreichen, müssen sie im Wald übernachten. Sie entdecken dort ein Räuberhaus. Sie erschrecken die Räuber, vertreiben sie mit lautem Geschrei und übernehmen das Haus als Nachtlager. Ein Räuber, der später in der Nacht erkundet, ob das Haus wieder betreten werden kann, wird von den Tieren nochmals und damit endgültig verjagt. Den Bremer Stadtmusikanten gefällt das Haus so gut, dass sie nicht wieder hinaus wollen und dort bleiben.

Die Geschichte zeigt die Merkmale einer Gesindeerzählung: Die Tiere entsprechen den im Dienst bei der Herrschaft alt gewordenen, abgearbeiteten und durch den Verlust an Leistungskraft nutzlos gewordenen Knechten und Mägden. Mit ihrem Aufbruch, ihrem Zusammenhalt und Mut schaffen sie das fast Unmögliche. Sie überlisten die Bösen, schaffen sich ein Heim und somit ein neues Leben. Es ist eines der Märchen in der Grimmschen Sammlung, das auf die sozialutopischen Wünsche der Unterschicht in der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts eingeht.


Herkunft

Das Märchen steht in den Kinder- und Hausmärchen ab der Zweitauflage an Stelle 27, laut Anmerkung Nach zwei Erzählungen aus dem Paderbörnischen (von Familie von Haxthausen). In einer dritten aus Zwehrn (von Dorothea Viehmann) machen die Tiere den Räubern Musik und werden gespeist. Als die Räuber mitternachts vom Raubzug heimkehren, schicken sie einen vor, das Haus zu erleuchten, ihm geht es wie dem Kundschafter in den anderen Fassungen. Sie geben noch eine lange gedichtete Fassung Der Ochs und der Esel stürmen mit ihrer Gesellschaft ein Waldhaus aus Rollenhagens Froschmeuseler (Buch 3, Kap. 8) wieder und verweisen auf eine Fabel im lateinischen Reinhart Fuchs und Haltrich Nr. 4. Sie bemerken, dass hier die Schwachen die Starken täuschen, wie in Meier Nr. 3, KHM 10 Das Lumpengesindel, KHM 41 Herr Korbes, KHM 102 Der Zaunkönig und der Bär.

Obwohl im Märchen selbst kein Ort namentlich erwähnt wird, nehmen diverse Orte für sich in Anspruch, dass mindestens eine der fünf Stationen des Märchens auf dem heutigen Gebiet der betreffenden Stadt oder Gemeinde liege.

Die vier Tiere sollen sich östlich von Bremen versammelt haben: Der Esel soll aus Stellichte (Landkreis Heidekreis) stammen und sich auf den Weg nach Visselhövede gemacht haben, wo er den Hund getroffen haben soll. Die Katze soll in Verdenermoor gelebt haben, der Hahn in Ramelsen. Das Räuberhaus soll sich in Horst befunden haben, das heute (wie Verdenermoor und Ramelsen) ebenfalls zu Kirchlinteln gehört. Diese Version wird in Kirchlinteln erzählt. Ein durch Kirchlinteln führender Radfernweg namens „Stadtmusikanten-Weg“ wurde 2008 eingeweiht, der die Schauplätze des Märchens zum Thema hat. Dieter Brand-Kruth, der eine Dissertation über die Bremer Stadtmusikanten verfasst und den Radweg in voller Länge abgefahren hat, kann sich „die drei Landkreise Soltau-Fallingbostel, Rotenburg (Wümme) und Verden gut als ‚Heimatregion der Stadtmusikanten‘ vorstellen“, d.h. es handele sich um „fiktive, aber durchaus mögliche und plausible Herkunftsorte“.

In den ca. 20 km südöstlich von Bremen gelegenen Wäldern von Syke-Suurend soll sich um 1250 das Räuberhaus befunden haben. Ein Bronzerelief am ältesten Haus in Syke (Hauptstraße 52) weist darauf hin.

In dem ca. 150 km südlich von Bremen gelegenen Brakel soll das Märchen den Gebrüdern Grimm übergeben worden sein, die dort Teile eines Sommers auf Einladung des Baron von Haxthausen auf dem Bökerhof verbrachten. Im Stadtarchiv existiert ein Foto von einem Kotten, von dem angenommen wurde, dass hier die Bremer Stadtmusikanten die Räuber vertrieben haben. An seiner Stelle steht heute ein Steindenkmal der Bremer Stadtmusikanten.

In dem ca. 60 km südwestlich von Bremen gelegenen Vechta ist auf einem Fachwerkbalken der Wassermühle ein Schild angebracht, wonach dort der Esel beschlossen haben soll, Bremer Stadtmusikant zu werden.


Sprache

Der Text enthält schon seit dem Erstdruck viele sprichwörtliche Redensarten, v.a. zu Beginn und teils in wörtlichen Reden: merkte, daß kein guter Wind wehte; wenn's einem an den Kragen geht (vgl. KHM 29, 44, 171, 199); nun ist guter Rat teuer; durch Mark und Bein; aßen, als wenn sie vier Wochen hungern sollten; ins Bockshorn jagen lassen; Und der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm (wohl aus der Variante zu KHM 65, vgl. KHM 134). Ab der kleinen Ausgabe von 1825 macht die Katze ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter, ab 1840 ist der Hund Packan, die Katze Bartputzer benannt. Die Alliteration aus Wind und wehen ist vielfältig belegt, der Hundname Packan auch bei Grimm.


Bremer Regionalkultur

Als Märchengruppe

Der Titel des Märchens scheint irreführend, denn die Tiere sind niemals Bremer Stadtmusikanten geworden, auch wird in der Urfassung des Märchens die Stadt Bremen nicht erwähnt. Der Gedanke der Tiere, sie könnten in Bremen Stadtmusikanten werden, weil ihnen trotz eines arbeitsreichen Lebens in ihrer bisherigen Umgebung ein gewaltsamer Tod droht, da sie infolge ihres Alters nicht mehr so leistungsfähig sind, spricht für eine bessere soziale Qualität der Bremer Kultur aus der Sicht der Bevölkerung des Umlands. Das Märchen erfreut sich nicht nur in Bremen großer Beliebtheit.

An der linken Seite des Bremer Rathauses steht seit 1953 eine Bronzestatue (Höhe: zwei Meter) von Gerhard Marcks. Viele Menschen glauben, dass ein Wunsch in Erfüllung geht, wenn man die Vorderbeine des Esels umfasst und sich etwas wünscht. Neben dem Bremer Roland sind die Bremer Stadtmusikanten ein Wahrzeichen der Stadt. Eine ähnliche Statue steht in Bremens Partnerstadt Riga (Lettland) sowie in der westfälischen Gemeinde Ense-Bremen.

Aufgrund der Bedeutung des Märchens für das Image der Stadt Bremen startete der Bremer Bürgermeister Jens Böhrnsen Ende Februar 2009 eine Umfrage, ob die Marcks-Statue an einen prominenteren Ort in der Stadt versetzt werden soll, da der momentane Standort relativ versteckt an der Rathauswand gelegen sei.


Als wirkliche Musikanten

Die Bremer Stadtmusikanten gab es seit dem 14. Jahrhundert in Bremen, die bei feierlichen Anlässen Musik machten. Erstmals wurde 1339 der Ratstrompeter von Bremen genannt. Die Musikgruppe bestand aus fünf Musikern mit zwei Pfeifern, zwei Trompetern und einem Posaunisten. Einer der Musikanten war zugleich Wächter auf dem Turm der St. Ansgarii-Kirche, der durch Hornsignale Feueralarm meldete. Die Musiker trugen einheitliche Kleidung. Sie begleiteten Gesandtendelegationen unter anderem nach Deventer und nach Hamburg und spielten bei Senatsempfängen und Hochzeiten. Von Hochzeitszügen bestehen seit dem 17. Jahrhundert Abbildungen. 1751 wurden die wirklichen Bremer Stadtmusikanten in das städtische Musikkorps eingegliedert.

2011 fand zum 47. Mal die Musikschau der Nationen in Bremen statt. Erstmals hatte die Musikschau ein eigenes Orchester, das zum Beispiel den Einzug der Delegationen der Musiker aus den verschiedenen Ländern musikalisch umrahmte. Dieses Orchester (Musikzug des Feuerwehrverbandes Region Hannover e.V.) tritt somit in die Fußstapfen der Bremer Stadtmusikanten.



Text: Wikipedia

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