Dorfkirche Giesensdorf

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche
Dorfkirche Giesensdorf

Geschichte

Mit der Gründung des Dorfes wurde durch die Einwanderer zunächst eine hölzerne Kapelle errichtet. Erst später wurde aus Findlingen, dieses Baumaterial fand sich in großer Zahl auf den urbar zu machenden Äckern, ein Kirchlein gebaut, das die zweitkleinste aller in Berlin noch vorhandenen mittelalterlichen Dorfkirchen ist. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde zwischen1632 und 1646 das Dorf mehrfach geplündert und gebrandschatzt, wobei die Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Im Zweiten Weltkrieg, während der Kämpfe um Berlin, brannte die Dorfkirche im April 1945 bis auf die Grundmauern nieder. Beim Wiederaufbau orientierte man sich bei der Innen- und Außengestaltung am ausgehenden Mittelalter, die Rekonstruktion des Turmes und der Emporen im Innenraum unterblieben.


Bauwerk

Mit der Osthälfte des Bauwerks, die nur eine Breite von rund sieben Metern aufweist, wurde wahrscheinlich bereits vor 1250 begonnen. Vielleicht war sie ursprünglich als eingezogener Chor ge-dacht. Hier wurde der Altar aufgestellt, der sich ungefähr da befand, wo auch heute noch der Altartisch steht. Zu dieser Zeit wurden die Granitfeldsteine noch quaderförmig behauen. Der Westteil ist hingegen durch die mangelhafte Steinmetzarbeit des frühen 14. Jahrhunderts geprägt. Hier mussten die gespaltenen Steine so vermauert werden, dass sie im Mauerwerk wie Quadern aussahen. Dennoch ist Außen eine deutliche Fuge zwischen den beiden unterschiedlich hergestellten Teilen zu erkennen. Im Inneren ist in den Längswänden ein Versatz erkennbar, weil die östliche Hälfte des Bauwerks beträchtlich stärkere Wände hat als die westliche. Die Kapelle erhielt schmale Fenster, die damals nicht verglast waren, möglicherweise aber Holzläden hatten. Auch die Pforte war eng, denn der einzige Steinbau des Dorfes diente den Dorfbewohnern gelegentlich als Zufluchtsort. Der Ostgiebel enthält zwei Segmentbogenfenster. Sie wurden zusammen mit den Fenstern der Längsseiten erst 1609 in dieser Größe hergestellt, nachdem die gotischen Wehrkirchenfenster der Gemeinde nicht mehr zur Belichtung ausreichten und eine Schutzraumfunktion der Kirche nicht mehr vorgesehen war. Damals erhielten die neuen Öffnungen allerdings Korbbogenabschlüsse, was dem Barock mehr entsprach als die 1955 hergestellten Segmentbögen. Seit der Wiederherstellung der Kirche ist auf der Südseite ein seit 1609 vermauert gebliebenes Spitzbogenfenster aus dem 14. Jahrhundert mit einem Gewände aus großformatigen Ziegeln restauriert. Zwei Fenster auf der Nordseite östlich des Sakristeianbaus sind nur noch als Nischen vorhanden. Die Spitzbögen dieser ehemaligen Öffnungen sind allerdings erneuert worden, ursprünglich waren sie mit Rundbögen geschlossen. An der Nordseite der Kirche verbirgt sich seit 1975 eine spätgotische Spitzbogenpforte hinter der wieder errichteten Sakristei aus verputztem Ziegelmauerwerk. Die zerstörte Sakristei wurde allerdings nicht wie das Original gestaltetet. Das als Haupteingang zur Kirche dienende Portal westlich der Sakristei hat ebenfalls einen spätgotischen Bogenabschluss. Beim Wiederaufbau wurde der zerstörte Westgiebel nach dem Vorbild des erhaltenen, mittelalterlichen Ostgiebels aus Feldsteinen gemauert und bekam anstelle des Turmes einen Dachreiter für eine Glocke. Die Eindeckung des Dachs erfolgte mit der traditionellen Klosterbedachung mit Mönch und Nonne. Außer diesem Gotteshaus ist die Dorfkirche Schmargendorf noch mit einem solchen Dach gedeckt.


Turm

Wegen der geringen Mauerdimension des Westteiles der Kirche ist nicht anzunehmen, dass schon im Mittelalter ein massiver Turm geplant war. Seit 1686 bis zum Zweiten Weltkrieg hatte die Kirche jedoch über dem Westgiebel einen doppelt gestuften, hölzernen Dachturm, der sich über das oben verbretterte Giebelfeld erhob. Über einem kurzen Glockengeschoss mit Schallöffnungen befand sich zunächst ein schlichtes Satteldach, das später durch ein Pyramidaldach ersetzt wurde, auf dem sich eine quadratisch gegründete Laterne mit hoher, vierseitiger Spitze befand. In der Laterne war eine Turmuhr untergebracht. Beim Wiederaufbau wurde der Westgiebel zu einem Dachreiter als Glockenträger für eine Glocke hochgezogen. Im Dachreiter hängt eine der Glocken der 1908 abgebrannten frühklassizistischen Berliner Garnisonskirche in der Spandauer Straße.


Inneres

Der katholischen Messe lauschten Männer und Frauen in der Kirche durch den Mittelgang voneinander getrennt. Zwischen der Gemeinde und dem die Messe zelebrierenden Priester befand sich noch eine Schranke. Mit der Einführung der Reformation in Brandenburg 1539 änderte sich das. Zwischen 1600 und 1615 wurde das Innere der Kirche mehrfach umgestaltet. Die Kirche erhielt eine gemauerte Mensa und ein festes Kirchengestühl. Der Kirchenboden bekam Holzdielen und einen steingepflasterten Mittelgang. Der Innenraum wurde im 19. Jahrhundert einschneidend geändert. 1873 erhielt der schmale Kirchraum eine Längsempore, 1878 eine weitere gegenüberliegend. Anlässlich des Wiederaufbaus wurden sie zugunsten der Raumwirkung nicht wieder errichtet. Für die heutige Bestuhlung wurden Eichenholzstühle mit Strohpolster angeschafft, für die Beleuchtung schmiedeeiserne Leuchter an der Decke und den Wänden angefertigt. Der im 19. Jahrhundert geschaffener Kanzelaltar, der allerdings keinen künstlerischen Wert hatte, ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Der heutige Altar besteht aus Eichenholz. Die erste Orgel, ein recht kleines Instrument, erhielt die Dorfkirche im Jahre 1836. In dieser Zeit wurden die Dorfkirchen mit derartigen Instrumenten ausgestattet, um den Gesang der Gemeinde zu unterstützen. Im ersten Weltkrieges mussten die Prospektpfeifen, also die Pfeifen, die von vorne sichtbar und auch vom Klang her für die Orgel wichtig sind, zur Herstellung von Munition abgegeben werden. Im Jahre 1927 entschloss man sich zu einem Orgelneubau. Die kleine Kirche bekam ein größeres Instrument vom Orgelbauer Steinmeyer. Die Orgel wurde, wie schon das Vorgängerinstrument, auf einer Empore aufgestellt. Im Frühjahr 1945 wurde diese Orgel zerstört. Beim Wiederaufbau der Kirche in schlichten Formen erhielt sie im Jahre 1956 auch nur eine schlichte Orgel vom Berliner Orgelbauer Schuke.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Bodo Kubrak

Liste der Autoren

Der Text und das Bild sind unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.