Dorfkirche Lankwitz

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Die evangelische Dorfkirche Lankwitz im heutigen Berliner Ortsteil Lankwitz ist eine der über 50 Dorfkirchen in Berlin. Als dreiteilige Apsiskirche zählte sie zu den ältesten Grundrisstypen und ist in der Breite gestaffelt aus Saalschiff, eingezogenem Chor und halbkreisförmiger Apsis. Sie wurde im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts erbaut. Als Baumaterial dienten Feldsteine.

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Geschichte

Im Jahre 1239 wurde Lankwitz erstmalig erwähnt als die Markgrafen von Brandenburg Johann I. und Otto III. das Dorf dem Spandauer Benediktinerinnenkloster St. Marien überließen. Auf Veranlassung des Spandauer Klosters, das das Patronat bis zur Reformation innehatte, haben zisterziensische Mönche die Kirche erbaut. Entgegen der Kunstauffassung der Benediktiner stellten nach dem Standpunkt der Zisterzienser übermäßig dimensionierte Kirchen eine ungeheure Verschwendung dar. Ein zisterziensisches Kirchengebäude ist deshalb gegenüber einer bischöflichen Kathedrale auf schlichte Formen reduziert. Darüber hinaus sollte die Zisterzienserkirche nur als Haus zum Beten dienen. Die Bedeutung der Kathedrale als symbolisches Bild der Welt und des Himmels wurde negiert. Um der Zisterzienserkirche auch für die äußere Erscheinung den wesentlichen Faktor zu nehmen, die den Kirchenbau zum Bilde machte, wurde in einem Erlass von 1157 das Verbot ausgesprochen, steinerne Türme zu bauen.

Nachdem die Kirche 1943 durch Luftangriffe bis auf Mauerreste zerstört worden war, ist sie 1955 bis 1956 leicht verändert wiederhergestellt worden.


Bauwerk

Aus der sorgfältigen Ausführung des Mauerwerks, das aus behauenen Granitquadern im Verband hergestellt wurde, lassen sich keine einzelne Baustufen der Kirche ablesen, das kurze rechteckige Langhaus, der gleichhohe, eingezogene Rechteckchor und die nochmals eingezogene Halbkreisapsis wurden vermutlich gleichzeitig errichtet. Die Kirche weist Technik und Stilformen der spätromanischen Zeit auf. Der heutige Kirchenzugang im Westgiebel liegt an der traditionell richtigen Stelle. Dieses Portal, das durch seinen Rundbogen der spätromanischen Zeit des 13. Jahrhunderts entspricht, wurde allerdings erst 1936 in der heutigen Fassung geöffnet. Die Portale an den Südwänden von Schiff und Chor sind zugesetzt, ebenso ein mittelalterliches Fenster im Chor. Das Gewände um die vermauerte Südpforte an der Chorseitenwand ist noch deutlich zu sehen, wo sich dagegen die Südpforte im Kirchenschiff befand, ist kaum erkennbar. Die ursprünglich schmalen Fenster der Kirche waren sicherlich so überwölbt wie die zwei Rundbogenfenster der Apsis, die, als 1938 der Innenraum neu gestaltet wurde, wieder geöffnet wurden. Die schmalen Fenster belegen die Funktion des Gebäudes als Wehrkirche. Anstelle der ursprünglichen Fenster wurden 1757 breite Segmentbogenfenster angelegt, wobei offenbar die Achsen der alten Öffnungen beibehalten wurden, da neben den jetzigen Barockfenstern keine Vermauerungen erkennbar sind. Die heutige Sprossenteilung dieser Holzfenster ist so angelegt, wie sie auch 1757 ausgesehen haben kann.


Turm

Das Mauerwerk des Westgiebels ist beinahe gleich stark wie bei den übrigen Mauerteilen, es war nach den zisterziensischen Prinzipien nicht beabsichtigt, einen massiven Turm zu bauen. Am Anfang kann es durchaus einen Giebel- oder Dachreiter gegeben haben. 1757 errichtete man einen Fachwerkturm, der schon damals mit senkrechten Schalungshölzern beplankt wurde. Er erhielt ursprünglich eine geschweifte Haube, ähnlich derjenigen wie auf dem Turm der Dorfkirche Lichterfelde. Diese Haubenart trägt keine Laterne, die ihrerseits eine weitere Haube oder Spitze hat, sondern eine untere Hohlkehle wird über einem Gesims in einer oberen Hohlkehle fortgesetzt, die direkt in eine Spitze mündet. Diese Haube blieb in ihrer alten Form bis zur Zerstörung 1943 erhalten. An ihrer Stelle wurde dem Turm 1956 ein steiles Zeltdach aufgesetzt, das ebenfalls auf Kirchtürmen in der Mark Brandenburg verbreitet ist. Der neue Turm wurde gegenüber dem Original einen Meter niedriger und in Tiefe und Breite um 25 Zentimeter schmaler. Das Holzfachwerk des Turmes wurde durch ein Stahlbetonfachwerk ersetzt. Die Turmbekrönung aus Knauf, Windfahne und feststehendem Hahn ist alten Vorlagen nachempfunden, entsprechend der am häufigsten verwendeten Spitze auf mitteldeutschen Kirchtürmen seit dem 17. Jahrhundert.


Inneres

Der Übergang zwischen den Wänden des breiten Schiffes und denen des schmaleren Chores ist anlässlich der Umgestaltung der Kirche im Jahre 1757 verändert worden, als man den Fachwerkturm errichtete und die jetzigen Fensterformen anlegte. Der Chorabschluss erschien zu wenig raumbildend gestaltet. Er wurde deshalb durch einen Triumphbogen gefasst, der der Kreisbogenapsis zusätzliche Tiefe verleiht.

Von den alten Einbauten im Inneren blieb nichts erhalten. Einen barocken Kanzelaltar hatte man schon 1938 beseitigt. Als Altarbild dient jetzt das Epitaph von 1550 zur Erinnerung an den 1540 verstorbenen Berliner Bürgermeister Joachim Reich mit einer Kreuzigungsdarstellung. Es ist eine Leihgabe aus der Marienkirche. Ein Kelch von 1589 und eine messinggetriebene Taufschale aus der Zeit um 1500 sind erhalten geblieben.

Die Kirche ist 1974 bis 1977 restauriert worden. Dabei wurden der nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebrachte Putz und der unpassende Anstrich entfernt und durch Putzschlämme mit Mineralfarbe ersetzt. Die heutige Kiefernholzdecke ersetzte die 1956 eingezogenen Weichfaserplatten. Auch die Apsis wurde neu eingewölbt, die provisorische Akustikplattendecke der 50er Jahre wurde entfernt. Für einen Orgelneubau der Nachkriegszeit wurde die Orgelempore neu gestaltet. Sie ersetzt die Privatloge, die 1809 hier, unter dem Turm, für die Landgräfin von Hessen-Philippsthal eingebaut wurde.



Text: Wikipedia

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