Dorfkirche Lichterfelde

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Ansichtskarte der Dorfkirche Lichterfelde (1940)

Geschichte

Das Dorf Lichtervelde wurde im 13. Jahrhundert von flämischen Ansiedlern gegründet. Es waren die Mönche, die die Technologie des Steinbaus in das Gebiet brachten, in dem es bis dahin keine monumentale Architektur aus Stein gab. Die ältesten Dorfkirchen aus Stein zeichnen sich durch eine übersichtliche Gliederung der Bauteile aus. Türme wurden meist erst später hinzugefügt. Diese Kirchen besaßen keine Gewölbe, sondern hölzerne Decken. Auf Grund der europaweiten Ausbreitung des Zisterzienserordens ist auch in Lichterfelde die zisterziensische Kirchenbaukunst zur Anwendung gekommen. Die Dorfkirche entstand als schlichter Steinbau ohne Turm, denn nach den ästhetischen Grundanschauungen der Zisterzienser galt für ihre Kirchen ein Turmverbot. Anstelle des Turms gab es einen hölzernen Dachreiter. Wie bei den Zisterziensern üblich, befand sich an der Seite der Kirche eine kleine Kapelle, hier konnte der einzelne Mönch beten. In späterer Zeit wurde die Kapelle zur Sakristei umgebaut. Die Kirche ist damals dem Heiligen Nikolaus geweiht worden.

Nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg lag die Kirche bis 1701 brach. Dann ließ der Königlich Preußische Generalkriegskommissar Daniel Ludolf von Danckelman, nunmehr Patron der Kirche, diese wieder aufbauen. Der Anbau vor der Nordwand der Kirche wurde 1776 errichtet, er trägt über dem Portal das Wappen der Familie von Bülow. Dieses kleine Mausoleum wurde zwar mehrfach restauriert, blieb bis heute aber unverändert. In den schlichten Särgen, die in der Gruft aufgestellt sind, wurden Johann Albrecht von Bülow und seine Frau beigesetzt. Ein Vorbau, der weniger als die Hälfte des Westgiebels der Kirche überdeckte, wurde 1789 von Nicolaus von Beguelin, dem Erzieher Friedrich Wilhelms II., als Grabkapelle errichtet. Als die Gemeinde mehr Platz für den Gottesdienst brauchte, wurde 1895 der alte Ostgiebel der Dorfkirche hinter dem Altar abgebrochen und um einige Meter weiter östlich wiedererrichtet. Diese nach Osten vorgenommene Erweiterung fasste man 1939 bei einer Restaurierung mit dem Schiff zusammen und brachte auch den erweiterten Sakristeianbau unter ein gemeinsames Dach. Eine neue Balkendecke wurde eingezogen. Der barocke westliche Anbau, ursprünglich Gruft der Familie von Béguelin, wurde nach Süden erweitert und zur Vorhalle umgebaut, die Särge kamen in den Boden darunter. Das alte Spitzbogenportal in der Westwand, die wahrscheinlich einzige authentische Einzelheit aus der Erbauungszeit der Kirche, liegt seitdem zwischen der Vorhalle und der Kirche.


Material und Technologie

Feldsteinbauten sind Bauwerke aus Steinen, die entweder vom Boden gelesen, daher auch der Name „Lesesteine“ für Findlinge, oder aus geringer Tiefe gehoben, nicht aber in Steinbrüchen gewonnen wurden. Diese Findlinge wurden als kristallines Geschiebe in der Eiszeit von Skandinavien in die norddeutsche und baltische Tiefebene getragen. Sie bestehen überwiegend aus Granit.

Unter Feldsteinkirchen werden meist Dorfkirchen verstanden, weil sie fast nur auf dem Land erhalten sind. Die Kirchenbauten in den jungen Städten des 13. Jahrhunderts sind allerdings auch aus Feldsteinen errichtet worden. Der frühe Backsteinbau blieb im Wesentlichen auf Dom-, Kloster- und Stiftskirchen beschränkt, da ihre Bauherren über die Ziegelproduktion verfügten und ihre Bauleute auch die Technologie beherrschten. Erst als die Städte eigene Ziegeleien hatten, ersetzten sie ihre noch keineswegs alten Feldsteinkirchen durch backsteingotische Neubauten.

Beim Feldsteinbau wird zwischen Findlingsbauten und Granitquaderbauten unterschieden. Bei Findlingsbauten werden die Steine nach geringfügiger Bearbeitung verbaut. Beim Granitquaderbau wurden die Findlinge so zugerichtet, dass sich eine möglichst glatte Außenwand wie beim Hausteinbau erzielen ließ. Für die Gestaltung von Findlingsbauten dienten Hausteinbauten als Vorbild. Unbearbeitete größere Findlinge wurden in Fundamenten, kleinere im Füllmauerwerk verwendet. Für das Sichtmauerwerk wurden geeignete Findlinge gespalten und die glatten Flächen der geteilten Steine so bearbeitet, dass ein Rechteck übrig blieb. Die übrigen Teile, insbesondere die Rundung, blieben unbearbeitet. Die glatten Flächen nach außen, die verbliebenen Rundungen nach innen, entstand ein Schalenmauerwerk, das mit Mörtel und Split verfüllt war. Bisher ging man davon aus, dass auf dem Lande Feldsteinmauerwerk unverputzt war. Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass mittelalterliche Kirchen in der Regel Putz trugen. Das heute bewunderte Feldsteinquaderwerk war also nicht zu sehen.


Bauwerk

Das Mauerwerk der Dorfkirche besteht aus relativ schlecht behauenen Feldsteinblöcken, die in äußerst unregelmäßigem Verband ohne erkennbar durchlaufende Lagerfugen aufeinandergetürmt sind, typisch für jene Zeit. Der Dreißigjährige Krieg hat Lichterfelde sehr in Mitleidenschaft gezogen. Die Kirche wurde bis auf ihre Umfassungsmauern zerstört und erst 1701 wieder aufgebaut. Bis zu ihrer damaligen Zerstörung hat sie wahrscheinlich, ihrer Entstehungszeit entsprechend, sehr schmale Wehrkirchenfenster gehabt, die spitzbogig geschlossen waren. Beim Wiederaufbau wurde erstmals in das verbliebene, historische Mauerwerk eingegriffen. Im Allgemeinen wurden die Fenster mittelalterlicher Kirchen zu dieser Zeit grundsätzlich vergrößert, weil der Kirchraum nicht mehr als Schutzraum für die Bevölkerung dienen musste. Noch im 19. Jahrhundert herrschte nachweislich der Segmentbogenschluss bei den Fenstern der Dorfkirche vor. Zur Gründerzeit wurden sie bei gleichbleibenden Abmessungen wieder mit Spitzbögen versehen. Im Jahr 1939 – anlässlich der Restaurierung, der die Kirche im Wesentlichen ihr heutiges Aussehen verdankt – wurden die Fenster mit den heutigen Rundbögen versehen, obwohl die Kirche erst im 14. Jahrhundert entstanden ist. Sie sollte als ehemalige Wehrkirche gekennzeichnet werden, deren Tradition ausschließlich in der Romanik gesucht wurde.


Turm

Auch einen Turm hat es sicherlich nicht von Anfang an gegeben. Der Patron der Kirche und des Dorfes, der Königlich Preußische Generalkriegskommissar Daniel Ludolf von Danckelman, der den Wiederaufbau 1701 finanzierte, sorgte für den ersten nachweisbaren Turm aus Fachwerk, der dem Baukörper „aufgesattelt“ ist, also keine eigenen Grundmauern hat. Im Turm befinden sich zwei Glocken, die alte Glocke von 1590 wurde 1963 ersetzt. Dieser Fachwerkaufsatz schien dem folgenden Patron nicht zu gefallen. Er ließ ihn 1734 abbrechen und im alten Umriss neu aufbauen und mit geschweifter Haube bekrönen. Das Fachwerk und die äußere Form dieses Turmes sind bis heute erhalten. Auch ließ er erstmals eine Turmuhr einbauen, die allerdings schon 1747 durch den nachfolgenden Patron gegen eine neue, bessere ausgetauscht wurde. Den Turm zieren Knauf, Windfahne und Stern. Ein Kranich, das Danckelmannsche Wappentier, ist in der Windfahne dargestellt, diese Teile stammen noch von dem 1701 erbauten ersten Turm des Patrons Danckelmann. 2000 wurde der Kirchturm saniert.


Inneres

1725/26 wurde das Innere der Kirche vom damaligen Patron, dem Preußischen Kriegskommissar Heinrich Cunow, ausgestattet. Er stiftete einen Kanzelaltar, das heißt, die Kanzel befand sich über dem Altartisch. Außerdem sorgte er auch für eine Taufe und silbernes Abendmahlsgerät. Kanzel und der dazugehörende Altar wurden erst bei der Erneuerung zu Anfang des Zweiten Weltkriegs entfernt. Das Konsistorium überwies 1941 einen Altar aus der Kirche, die im Truppenübungsplatz Döberitz lag, an die Lichterfelder Dorfkirche. Drei hochmittelalterliche Schnitzfiguren gingen verloren. Die Taufe von 1726 ging ebenfalls verloren. Auf einem neuen Ständer ruht heute eine Taufschale aus der Zeit des Historismus. Die erste Orgel wurde 1817 eingebaut. Die heutige Orgel wurde 1941 auf der etwa gleichzeitig neu erbauten Empore vor der Westwand von der Firma Alexander Schuke Orgelbau eingebaut. Ihr Prospekt könnte aus dem frühen 18. Jahrhundert stammen, ist jedoch eine Nachempfindung eines barocken Orgelgehäuses, wie die Jahreszahl „1941“ in der großen Kartusche unter dem Prospektpfeifenwerk inmitten reichen Schnitzwerks zeigt. 1960 fand die letzte Renovierung des Innenraumes statt, die 1939 farbig bemalten Deckenbalken wurden dabei grau überstrichen. 1993 wurde der Altarbereich neu gestaltet.



Text: Wikipedia

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