Dorfkirche Zehlendorf

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Ansichtskarte der Dorfkirche (1935)
Ansichtskarte der Dorfkirche

Das Bauwerk

Als das Dorf im Siebenjährigen Krieg geplündert wurde, blieb die Kirche blieb als Ruine zurück. Friedrich II. widmete sich nach Ende des Krieges dem Wiederaufbau seines Landes. Beim Pferdewechsel in Zehlendorf auf dem Weg zwischen den Residenzen Berlin und Potsdam war ihm nach der Überlieferung der Anblick der Kirchenruine ein Dorn im Auge, sodass er sie 1767 abbrechen und unter seinem Patronat eine neue repräsentative Kirche errichten ließ. Der König stellte neben Bauholz 6.000 Taler zur Verfügung. Die neue Kirche hatte einschließlich der Empore fast 300 Sitzplätze. Im ganzen Dorf lebten um diese Zeit weniger als 300 Menschen. Nachdem im Zweiten Weltkrieg der Außenputz der Kirche nahezu ganz abgefallen war, kam in seinem Ziegelmauerwerk der große Anteil von Feldsteinen zum Vorschein, die bereits in der Vorgängerkirche verbaut gewesen waren und bei diesem Neubau wiederverwandt wurden.

Der Architekt der achteckigen Barockkirche kam vermutlich aus dem königlichen Baubüro in Potsdam. Achteckige Grundrisse wurden zwar bereits im Mittelalter in der Mark Brandenburg einigen Zentralkirchen zugrunde gelegt, in der Regel errichtete man in den Dörfern aber rechteckige Saalkirchen mit drei Fensterachsen.

Angesichts der wachsenden Bevölkerung reichte die Dorfkirche nicht mehr aus. Die Zehlendorfer Kirchengemeinde baute sich 1903 bis 1905 die große Pauluskirche in der Kirchstraße. Die Dorfkirche diente fortan nicht mehr als Gottesdienststätte. Die Gemeinde hing an der Dorfkirche, obwohl sie mit der Einweihung der Pauluskirche keine Funktion mehr hatte. Nach einem Umbau 1912 wurde die Dorfkirche bis zur Fertigstellung des Gebäudes am Teltower Damm 1930 als Gemeindehaus der Paulusgemeinde genutzt. In den späten 1930er Jahren wurde an die Wiederinbetriebnahme der Kirche gedacht, weil sie nach der damaligen nationalsozialistischen Ideologie als Volkskirche betrachtet wurde. Der Gemeindekirchenrat stellte Haushaltsmittel für Sanierungsmaßnahmen bereit. Die Renovierungsarbeiten sollten zusätzlich staatlich gefördert werden. Der gesamte Innenraum sollte in barocker Form nachempfunden werden. Dafür sollte der barocke Kanzelaltar aus der Dorfkirche Lankwitz übernommen werden. Anfang 1939 nahmen die Behörden ihre finanziellen Zusagen zurück. Die Dorfkirche blieb den Krieg über als angefangene Baustelle liegen. Der nach 1945 entstandene Verfall lag also nicht an den Kriegseinwirkungen. Die ersten Reparaturarbeiten erfolgten 1951. Spendenaktionen und die Hilfe des Senats von Berlin erbrachten einen finanziellen Grundstock für die Rettung der Dorfkirche, die am 1. Advent 1953 durch Bischof Otto Dibelius neu eingeweiht wurde. Das Äußere der Kirche ähnelt der Gestaltung von 1768, Glattputzflächen zwischen Lisenen an den Kanten des Achtecks. Bei der Wiederherstellung wurden die Ecklisenen quaderförmig geputzt. Im Jahre 1953 wurden hohe Segmentbogenfenster eingezogen und die Portalanlage mit dem Ochsenauge über der Kirchentür versehen. Auch die in zwei Geschosse geteilten Fassadenachsen mit einem Ochsenauge oben und einem niedrigen Segmentbogenfenster darunter gibt es erst seit der Restaurierung.


Der Turm

Bis 1788 schloss das achtseitige Zeltdach mit einem laternenartigen Zentralturm ab, in dem zwei Glocken hingen. Eine Bronzeglocke, die weder Jahreszahl noch Inschrift trägt, ist mit einem romanischen Figuren- und Bänderfries verziert, deshalb wird sie auf das frühe 13. Jahrhundert datiert. Sie befindet sich seit 1912 in der Johanneskirche in Schlachtensee. Die andere Glocke stammt aus dem Jahr 1270. Der Turm war jedoch im Dachstuhlverband der Kirche unzureichend eingebunden, er hielt den Glockenschwingungen nicht stand, sodass er 1788 abgebrochen werden musste. Auf dem Kirchhof wurde ein reetgedeckter Glockenträger aus offenem Fachwerk errichtet. Die Spitze der Haube des ehemaligen Turmes, Knauf, Windfahne und Kreuz, schließen das jetzige Zeltdach ab.


Das Innere

Die alten Einbauten fehlten; bei der Umwandlung zum Gemeindehaus hatte man Orgel und Kanzelaltar einer Gemeinde bei Züllichau in der Neumark übereignet. Bei der Neugestaltung legte man in Anlehnung an die historische Aufteilung umlaufende Emporen an, die auf einem inneren Säulenkranz ruhen. Über dem Eingang steht eine 1991 gebaute Orgel mit einem um 1720 entstandenen fränkischen Barockprospekt. Sein Platz war einst in der zerstörten Berliner Dreifaltigkeits-Kirche. Im Bereich des Altars wurde die Empore unterbrochen, um dem Raum genügend Weite zu geben. Der heutige Holzaltar wird von zwei etwa 1480 beidseitig bemalten Altarseitenflügeln aus der Berliner Klosterkirche eingerahmt. An den Wänden befinden sich seit den 1950er Jahren elf aus der Zeit von 1577 bis 1646 stammende Tafelbilder, die sich ursprünglich in der ehemaligen Heilig-Geist-Kapelle befanden. Die Dorfkirche besitzt heute einen Reichtum an Kunstwerken, wie sie es früher nie besaß.



Text: Wikipedia

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