Dorsten

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Die Stadt Dorsten liegt im Übergang vom südlichen Münsterland zum nördlichen Ruhrgebiet im Bundesland Nordrhein-Westfalen an der Lippe.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Dorsten.

Geschichte

Frühe Geschichte

Die Region Dorsten muss schon sehr früh besiedelt gewesen sein, wie eindrucksvolle archäologische Fundplätze im ganzen Stadtgebiet bezeugen. Beispielhaft seien die Funde im Dorstener Stadtteil Deuten-Sölten genannt, wo man auf einem Bestattungsfeld mit einer Fläche von 4,2 km² Urnen aus der Jungsteinzeit, sowie 124 Urnen aus der Bronzezeit gefunden hat.

Das erste mit Namen bekannte Volk, welches in der Dorstener Region siedelte, waren die Sugambrer, die im 1. Jahrtausend v. Chr. entstanden waren und erste bäuerliche Siedlungen im ganzen Stadtgebiet mit Zentrum entlang der Lippe hinterlassen haben.[7] Dieses Zusammenleben im Gebiet der Sugambrer wurde erstmals durch die römischen Feldzüge des Marcus Lollius um 18 v. Chr. gestört, wobei die Römer allerdings eine schwere Niederlage, die später unter dem Namen Clades Lolliana bekannt wurde, hinnehmen mussten. Erst unter Drusus ab 12 v. Chr. konnten die Römer ihren Ordnungsanspruch über die Sugambrer durchsetzen, wobei Drusus nach Cassius Dio (Cass. Dio. 54, 33) auf seinem Rückzug von der Weser an der „Vereinigung von Lippe und Elison“ das Kastell Aliso errichtete. Einige Forscher sind der Ansicht, dass es sich bei dem Kastell Aliso um das Römerlager Holsterhausen in Dorsten handelt, weil hier die Lippe verschiedene Zuflüsse hat und die Anlage ähnlich große Dimensionen wie das Römerlager Oberaden besitzt. Die wahre Identität von Aliso ist bisher allerdings noch nicht gefunden worden.[8] Für die Römer hatte die Lippe eine hohe Bedeutung, wegen des Nachschubs bei den römischen Expeditionen an Weser und darüber hinaus.[9]

Nach dem Tode von Drusus im Jahr 9 v. Chr. erhielt sein Bruder Tiberius das Kommando und begann die Unterwerfung der Sugambrer durch Deportation von ungefähr 40.000 Sugambrern westwärts an den Niederrhein.[10] Durch diese Ausdünnung des sugambrischen Volkes hielten die verbliebenen Sugambrer den seit längerer Zeit währenden Druck der Brukterer aus dem Gebiet nördlich der Lippe nicht stand und gingen im neu entstandenen Boroktragau unter.[11] In der Folgezeit gab es durchziehende Expeditionen und Feldzüge des L. Domitius Ahenobarbus, M. Vinicius und in den Jahren nach 4 n. Chr. nochmal von Tiberius um Aufstände der Germanen niederzuwerfen. Schließlich folgte auch Varus mit einem Feldzug, der zur Varusschlacht im Herbst des Jahres 9 n. Chr. einmündete und mit dem Ergebnis, dass der Einfluss der Römer im Boroktragau, der sich bis nach Werl erstreckte[12], stark eingedämmt wurde. In der Folgezeit verfestigte sich die natürliche Grenze des Chaisischen Waldes zu einer Völkergrenze, so dass die Brukterer seitdem fast ungestört in dem Gebiet bei Dorsten leben konnten.[13]

In der Spätantike bis zum Ende des 5. Jahrhunderts entstand nördlich der heutigen Lippe am Kleinen Hohefeld ein Drubbel mit vermutlich sechs Höfen, welcher den Namen „Durstina“ trug. Zeitgleich entsteht südlich der heutigen Lippe die Einzelhofsiedlung „Durstinon“.[14]

Mittelalter

Um 693 begann die langsame Invasion der Sachsen aus dem Norden, was schließlich dazu führte, dass die stärker römisch geprägten Franken aus dem Westen nun aktiver die zu den Franken zählenden Brukterer unterstützten. Dies geschah zum einen kulturell durch die vom Erzbistum Köln geleitete nun stattfindende christliche Missionierung durch Suitbert und andere Missionare und zum anderen durch militärische Hilfe des nun entstandenen Frankenreiches.[13] Seit dieser Zeit gehörte die gesamte linkslippische Region (d. h. alles südlich der Lippe) kirchlich gesehen zum Erzbistum Köln. Immer häufigere Verwüstungen der Sachsen in der Region führten schließlich seit 714 über militärische Gegenoperationen der Franken unter Karl Martell zu den späteren offenen Sachsenkriege Karls des Großen, bis das Gebiet schließlich endgültig wieder fränkisch wurde.[13]

Lokal entstand durch Einsetzen eines fränkischen Gefolgsmannes, eines sogenannten Edelfreien, im 8. Jahrhundert mit dem Hof Bergkamp (heute steht dort das Krankenhaus) der Mittelpunkt einer Grundherrschaft der Region Dorsten und Gahlen.[14] 911 n. Chr. gelangt dann einer der zu Bergkamp gehörenden Höfe, der „Leemwysche“ der Siedlung „Durstinon“, als Schenkung an das Kloster Werden.[14] Im 11. Jahrhundert ging der Oberhof Bergkamp, auch wegen seines Wassergrabens „Gräftenhof“ genannt, mit allen Unterhöfen an das St. Viktorstift in Xanten.[14] Aus diesem Grund trat nun für Dorsten eine weitere Person in Erscheinung: Der Vogt über das St.-Viktor-Stift in Xanten, der Graf von Kleve. Die Grafen und späteren Herzöge konnten in Zukunft für sich Zugeständnisse in der Region um Dorsten vom Kölner Kurfürsten und Landesherrn vertraglich vereinbaren.[15] Die ab 1175 vom Kölner Kurfürsten und Landesherrn im Einvernehmen mit dem Grafen von Kleve zur Freiheit (es gibt unterschiedliche Ansichten dazu) erhobene Siedlung „villa Durstine“ hatte zwischen 1176 und 1179 den ersten namentlich genannten Priesters, welcher Heinrich hieß.[14]

Die noch junge Siedlung wuchs dabei vor allem, wegen der günstigen Lage an der Lippe (Durstine hatte lange Zeit die einzige Lippebrücke zwischen Wesel und Haltern) und der sich hier kreuzenden wichtige Fernhandelswege nach Köln über Bottrop, den Weg nach Essen, nach Münster und nach Recklinghausen. 1251 verlieh der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden wieder im Einvernehmen mit den Klever Grafen Dorsten das Stadtrecht und schaffte damit die Sicherung seines Territoriums an der Lippe, welches nun als Vest Recklinghausen bekannt wurde. 1260 war die Befestigung von etwa 3,5 ha Stadtgebiet mit Graben- und Erdwallanlagen sowie einem hölzernen Palisadenzaun auf der Wallkrone abgeschlossen. 1275 wurde in Dorsten eine Münzstätte eingerichtet, die „Dorstener Pfennige“ – 1,35 g schwere Silbermünzen – prägte. Die Stadt wuchs durch den Zuzug von Umlandbewohnern aus Kirchhellen, Erle, Hervest und Lippramsdorf, die den Schutz und Privilegien der Stadt suchten. Etwa 1334 entstand die erste Stadtmauer die etwa 11,8 ha einfriedete. Nach Streitigkeiten um die rechte Nachfolge des Erzbischofs von Köln schwor die Stadt Dorsten schließlich neben Recklinghausen am 30. Juni 1371 Friedrich von Saarwerden den Treueid.[16] Zum Ende des Mittelalters im Jahr 1488 gründeten die Franziskaner ein Kloster, welches bis heute besteht.[17] Durch die Lage an der Lippe wurde die Stadt im 14. Jahrhundert Mitglied der Hanse und wurde auf den Hansetagen durch die Freie Reichsstadt Dortmund vertreten. Besonders durch Handel und Schiffbau erlangte Dorsten großen Reichtum und wurde dadurch zur reichsten Stadt des Vestes Recklinghausen.[14]

Frühe Neuzeit

1567 wurde die Stadtwaage am Marktplatz erbaut, die später auch als Rathaus diente. In der Zeit der Hexenverfolgungen sind für Dorsten aus den Jahren 1588–1589 mehrere Hexenprozesse dokumentiert.[18] Besonders bekannt wurde das Schicksal von Margareta Burich, Dorstener Bürgermeistersfrau, die im September 1588 bei der Folter verstarb.[19][20]

Während der Religionskriege zum Ende des 16. Jahrhunderts und vor allem während des Dreißigjährigen Krieges gerieten Handel und Verkehr ins Stocken, die Hanse zerbrach. 1641 kam es zur Belagerung von Dorsten. 1642 wurde das Gymnasium Petrinum errichtet. 1699 gründete sich das Kloster der Ursulinen mit angeschlossenem Mädcheninternat. Dorsten wurde bis ins 18. Jahrhundert immer wieder von Truppen verschiedener Mächte belagert. Als im Zuge des Ersten Koalitionskrieges französische Truppen Ende 1794 über den Rhein setzten, floh der Kölner Kurfürst-Erzbischof Maximilian Franz zunächst nach Dorsten.

Dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 zufolge fiel Dorsten – wie das Vest Recklinghausen insgesamt – an das Herzogtum Arenberg-Meppen. 1808 löste Herzog Prosper Ludwig von Arenberg den Dorstener Stadtrat auf und setzte stattdessen zwei Bürgermeister ein. Dem 1. Bürgermeister oblagen alle Amtsgeschäfte bis auf die Aufsicht über die Feuerwehr und die städtischen „Büsche“ (= Waldbestände), womit der 2. Bürgermeister betraut war.[21]

1816 wurde Dorsten preußisch und als Bürgermeisterei Dorsten Teil des neugebildeten Kreises Recklinghausen, der im Wesentlichen dem Gebiet des Vest Recklinghausen und der Herrlichkeit Lembeck entsprach. Bis ins frühe 19. Jahrhundert war der Schiffbau ein für die Stadt bedeutendes Gewerbe.[22]

Moderne und Industrialisierung

Erst mit der industriellen Revolution in der Mitte des 19. Jahrhunderts erholte sich die Stadt von den Kriegen und Belagerungen. Diverse Industriezweige hielten Einzug in die Stadt, darunter Maschinenspinnerei, -weberei und Eisengießerei. 1912 begann der Steinkohlenbergbau unter Dorsten: Die Schächte Baldur I und II in Holsterhausen förderten Steinkohle. Wegen der allgemeinen Inflation und Absatzschwierigkeiten wurde die Zeche Baldur 1931 untertägig mit der Zeche Fürst Leopold in Hervest verbunden. Im gleichen Jahr wurde der Wesel-Datteln-Kanal eröffnet.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Obwohl auch 1933 das katholische Zentrum in Dorsten noch die stärkste politische Kraft war, hatte die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) genügend Zugewinne erzielt, um auch hier die nationalsozialistische „Machtergreifung“ zu betreiben. Der gewählte Bürgermeister Franz Lürken wurde aus dem Amt gedrängt und durch Josef Gronover (NSDAP) ersetzt. Am 5. Juli 1933 löste sich die örtliche Zentrumspartei auf. Das politische Leben in Dorsten war damit weitgehend gleichgeschaltet.[23]

Während des Zweiten Weltkrieges gab es in Dorsten ein Kriegsgefangenenlager und ein Arbeitserziehungslager der SS bei der Firma Krupp. Im Stadtgebiet befanden sich schwere Großkampfbatterien des Flakregiments 46 der 3. Flakdivision in Ulfkotte, Gleisdreieck und Wulfen mit bis zu 18 Geschützen 8,8 cm und 10,5 cm Flak.[24] Sie verhinderten nicht, dass die historische Altstadt am Ende des Krieges zu 80 % zerstört war. Nur wenige Tage vor Kriegsende, am 22. März 1945, richtete ein letzter Luftangriff schwere Schäden an. Sieben Tage später marschierten US-amerikanische Truppen in Dorsten ein und übernahmen die Verwaltung der Stadt. Wenige Wochen später kam Dorsten zur Britischen Besatzungszone.

Nach 1945

Das Städtebauprojekt Neue Stadt Wulfen wurde in den 1960er Jahren entwickelt und teilweise gebaut.

1978 wurden große Teile der Altstadt zur Fußgängerzone ausgebaut.

1997 demonstrierten die Bergarbeiter der Zeche „Fürst Leopold“ mit wochenlangen Mahnwachen für die Erhaltung des Bergwerks. Die Förderung in Dorsten wurde 2001 schließlich eingestellt. Bis Ende 2009 wurde jedoch weiter im Bereich um Altendorf-Ulfkotte Kohle abgebaut und vom Bergwerk Lippe am Förderstandort „Westerholt“ zu Tage gefördert.

Seit dem Ende der 1990er Jahre prägt der Strukturwandel die Stadt. Die Stadt versucht dabei ihr touristisches Profil als „Kleine Hansestadt an der Lippe“ und „Brücke zwischen Münsterland und Ruhrgebiet“ zu stärken. Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung bündelt die städtische Wirtschaftsförderungsgesellschaft „Windor“.


Text: Wikipedia

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