Dreikönigskirche (Dresden)

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche
Siegelmarke der Dreikönigskirche

Vorgängergebäude

Wahrscheinlich im Jahr 1404 wurde erstmals eine Kirche in der damals selbständigen rechtselbischen Stadt Altendresden, aus der die Neustadt hervorging, errichtet. Dieses gotische Gebäude bestand aus einem flachgedeckten Langhaus, das von zwei spitzen Dachreitern bekrönt wurde, und befand sich etwa 200 m südlich des heutigen Standortes und damit deutlich näher am Neustädter Markt, dem damaligen Zentrum Altendresdens. Benannt war sie nach ihrem Altarbild als Zu den Heiligen Drei Königen. Ihre erstmalige Erwähnung datiert von 1421, als das Lehn- und Patronatsrecht über die Dreikönigskirche nach dem Tod des Pfarrers Johann Stüblinger dem Augustinerkloster Altendresden übergeben wurde, das bis dahin seine Gottesdienste in der Erasmikapelle am Weißen Tor gehalten hatte. Bereits 1429 vernichteten Hussiten die erste Dreikönigskirche, doch schon bald darauf erfolgte der Wiederaufbau sowie zwischen 1500 und 1506 ein von Conrad Pflüger geleiteter Umbau.

Der Altendresdner Stadtbrand von 1685 zerstörte die Dreikönigskirche erneut. Drei Jahre später stellten Ratsmaurermeister Johann Benedikt Knöffel, der Vater des Architekten Johann Christoph Knöffel, und Zimmermeister Andreas Voigt die nun dreischiffige Kirche für den gottesdienstlichen Gebrauch fertig. Bis 1730 erhielt sie außerdem einen Turm. Da Altendresden nach den Plänen Augusts des Starken jedoch zur barocken Neuen Königsstadt umgestaltet werden sollte, ließ der Kurfürst 1731/1732 die gesamte Kirche als eines von vielen Gebäuden abreißen, weil sie der geplanten zentralen Prachtstraße, der heutigen Hauptstraße, mitten im Weg stand.


Barocker Neubau

Zwischen 1732 und 1739 wurde die Dreikönigskirche nach Plänen von Matthäus Daniel Pöppelmann abermals neugebaut. Sie entstand an der Westseite der Hauptstraße, war genau nach der Straßenflucht ausgerichtet und passte sich somit in den neuen Stadtteil ein, ist also nicht geostet. An diesem Platz, etwas nördlich des ursprünglichen Standorts der Kirche, hatte sich zuvor der Altendresdner Friedhof befunden, den man nun nach Norden verlegte (heutiger Innerer Neustädter Friedhof). George Bähr, der Erbauer der Dresdner Frauenkirche, war mit der Gestaltung des Kircheninneren betraut worden und leitete den Bau nach Pöppelmanns Tod ab 1734 allein. So geht auf Bähr das bretterverschalte, muldenförmige Gewölbe zurück. Bährs Schwager, der Ratszimmermeister Johann George Schmidt, und Ratsmaurermeister Johann Gottfried Fehre führten den spätbarocken Bau aus.

Am Michaelistag, dem 29. September 1739, weihte Superintendent Valentin Ernst Löscher die Kirche mit einem Gottesdienst ein. Johann Benjamin Thomae schuf dafür sein Hauptwerk, einen wertvollen sandsteinernen Barockaltar „mit den törichten und klugen Jungfrauen vor Jesus Christus“, der von den Evangelisten Johannes und Matthäus gerahmt wird. Unüblicherweise befindet er sich nicht an der Ost-, sondern an der Westseite, da dem kurfürstlichen Generalplan entsprechend der Zugang zur Kirche von der Hauptstraße aus durch das Haupttor im Mittelrisaliten des Ostportals erfolgen sollte. Dieser Traditionsbruch war zwischen der Kirche und den Architekten recht umstritten, ein vergleichbarer Fall auf der anderen Elbseite Dresdens ist die Katholische Hofkirche. Das Portal der Westfassade mit seinem Segmentgiebel und einer Kartusche stammt noch vom Vorgängerbau und ist ein Werk Johann Friedrich Jentzschs aus dem Jahr 1712. Die Kirche besteht aus einem Haupt- und einem Querschiff mit einer Orgel- und Seitenemporen. Das Sockelgeschoss ist aus Quadern aufgebaut, die Fassaden werden durch hohe Doppelfenster und gekuppelte Pilaster gegliedert. Zacharias Hildebrandt schuf in der Dreikönigskirche 1757 seine letzte Orgel. Sie hatte 38 Register und wurde 1945 zerstört.


Umbauten und Zerstörung

Die Pläne für den Turm der Dreikönigskirche, der 1854 bis 1857 hinzugefügt wurde, stammen von Karl Moritz Haenel und Frommherz Lobegott Marx. Diese entstanden im Rahmen einer „Konkurrenz“, aufgrund derer auch der Architekt Woldemar Hermann Pläne entworfen hatte. Der Turm ist 87,5 m hoch, aus Sandstein und wird außen von mehreren Skulpturen wie den vier Evangelisten und den Heiligen Drei Königen geschmückt. Der ganzjährig zur Besteigung geöffnete Turm wurde im neobarocken Stil erbaut, um ihn möglichst gut in die vorhandenen barocken Teile integrieren zu können. Etwa in der gleichen Phase, nämlich um 1858, stellte man auf dem westlichen Vorplatz mittig vor dem neuen Turm einen Marktbrunnen zur Zierde auf. Ebenfalls im 19. Jahrhundert ersetzte man das ursprüngliche Satteldach der Kirche durch ein bereits von George Bähr geplantes Mansarddach, außerdem kam es zum Rückbau einer Empore. Unter der Leitung des Dresdner Architekten Rudolph Kolbe erfolgte 1933 und 1934 eine Renovierung der Dreikönigskirche, um ihre ursprüngliche barocke Ausstrahlung wiederherzustellen.

Während der Luftangriffe auf Dresden vom 13. Februar 1945 brannte die Kirche vollständig aus und stürzte weitgehend in sich zusammen. Erhalten blieben die Außenmauern und der Turm. Nach einer Enttrümmerung in den Nachkriegsjahren wurden in der Turmkapelle wieder Gottesdienste gefeiert. Entgegen aller Einwände von Denkmalschützern war vorübergehend geplant, die Reste der Kirche im Zuge der Umgestaltung der Hauptstraße in einen sozialistischen Boulevard komplett zu beseitigen. Andere altstädtische Bauwerke genossen lange eine höhere Priorität.


Wiederaufbau

In den 1970er Jahren wurde auch auf die Dresdner Neustadt ein vermehrtes Augenmerk gelegt. Die Hauptstraße gestaltete man zwischen 1974 und 1979 zur Fußgängermagistrale um. Die endgültige Entscheidung für einen Wiederaufbau der zerstörten Dreikönigskirche fiel 1977. Begünstigt durch das Sonderbauprogramm der Evangelischen Kirche Deutschlands erfolgte am 31. Oktober 1984 die Grundsteinlegung an dem fast vier Jahrzehnte lang ruinösen Sakralbau. Die ursprünglichen äußeren Formen wurden weitgehend erhalten oder wiederhergestellt. Im Inneren entstand jedoch eine völlig andere Raumaufteilung. Für Gottesdienste steht nur noch ein Drittel des Vorkriegsraums zur Verfügung. Wieder aufgestellt wurde der im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte wertvolle Barockaltar, der nun in seiner geborstenen Form als Mahnmal gegen den Krieg dient. Am 9. September 1990 wurde die Dreikönigskirche geweiht und 1991 endgültig fertiggestellt.


Dresdner Totentanz

In der Endphase des Wiederaufbaus wurde im Jahre 1990 der Dresdner Totentanz, ein bedeutendes Renaissance-Kunstwerk, gegenüber dem Altar unter der Orgelempore angebracht. Dabei handelt es sich um ein durch Christoph Walther I. um 1534 geschaffenes steinernes Relief, das 27 Figuren in vier Gruppen zeigt, darunter 24 Menschen- und drei Todesgestalten. Es ist 12,50 m lang und 1,20 m hoch. Zunächst befand sich der Wandfries an der Fassade des Georgentores im dritten Stockwerk, wurde aber 1701 beim großen Schlossbrand beschädigt. Nach seiner Restaurierung fand der Dresdner Totentanz ab 1705 vorübergehend einen neuen Platz im Altendresdner Friedhof. Als an diesem Ort ab 1732 die barocke Dreikönigskirche entstand, wurde er in den Inneren Neustädter Friedhof verlegt. Im Zuge des Wiederaufbaus der Dreikönigskirche entschied man, den Totentanz an exponierter Stelle in der Kirche zu zeigen – dort, wo er sich vorm Bau des Gotteshauses zu Beginn des 18. Jahrhunderts schon einmal befand.



Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.