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Eichstätt

Eichstätt ist eine Große Kreisstadt in Oberbayern.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Vorgeschichte

Vor etwa 150 Millionen Jahren war hier der nördliche Rand des Jurameeres mit Korallenriffen und Lagunen, auf deren Grund sich Kalk in Schichten als Plattenkalk ablagerte. Eingeschlossene Tier- und Pflanzenreste blieben als Fossilien erhalten, unter anderem Juravenator und Archaeopteryx, von dem einige Exemplare in Eichstätter Steinbrüchen gefunden wurden. Nach Ende der Weichsel-/Würm-Kaltzeit wurde das mittlere Altmühltal durch die Urdonau, in diesem Abschnitt auch Altmühldonau genannt, geschaffen. Dabei blieben versteinerte Korallenriffe als markante Steinformationen erhalten und prägen noch heute die Jurahänge. Die ersten Spuren von Menschen in der Gegend von Eichstätt werden auf die Zeit um 10.000 v. Chr. datiert.[4]

Frühgeschichte und Altertum

Bereits in der Hallstattzeit (8. bis 6. Jahrhundert v. Chr.) und der Zeit der Kelten (Latènezeit ab 5. Jahrhundert v. Chr.) befand sich eine kleine Ansiedlung ungefähr an der Stelle des Domes, die den Namen Eistedd (vermutlich aus dem Keltischen: Wohn- oder Versammlungsstätte) trug. Zwischen 80 und 260 n. Chr. war Eichstätt Teil der Provinz Raetia und beherbergte eine kleine Römersiedlung (Villa rustica), deren Lage nördlich oder nordöstlich des Doms vermutet wird. Zwar wurden im Dombereich römische Funde gemacht, römische Baureste wurden jedoch nicht gefunden.[5] Nördlich von Eichstätt verlief der Limes. Dieser wurde in den Jahren 213, 233 und 259 von den Alemannen gestürmt und die Römer zogen sich über die Donau zurück.

Mittelalter

Die erstmalige urkundliche Erwähnung des Ortes „Eihstat“ datiert auf das Jahr 740, als Winfried Bonifatius das Gebiet von einem Edlen namens Suitger geschenkt bekam.[4] 741 oder 742 n. Chr. wurde der angelsächsische Benediktinermönch Willibald durch Winfried Bonifatius zum Bischof geweiht und nach Eichstätt entsandt; die „regio Eihstat“, die Suidger, ein Adeliger des bayerischen Herzogtums, dem Bonifatius zu seinem Seelenheil übergeben und dieser an Willibald weitergegeben hatte, war „ganz verwüstet, so dass kein Haus daselbst war“, mit Ausnahme einer Marienkirche. In ihrer Nähe, im Bereich des heutiges Domes, errichtete Willibald weisungsgemäß ein Kloster als Urzelle des noch vor 762 entstandenen Bistums Eichstätt.[6] Um 880 wurden die Gebeine der Schwester des hl. Willibald, der hl. Walburga, von Heidenheim nach Eichstätt überführt; an ihrem Grab wurde 1035 ein Benediktinerinnen-Kloster gegründet, das bis heute Wallfahrtsziel ist. Diese Heilige wird nahezu weltweit verehrt.

Im 8. Jahrhundert gehörte Eichstätt politisch dem Nordgau an.[7] Am 5. Februar 908 verlieh König Ludwig IV. dem Bischof Erchanbald das Markt-, Münz- und Zollrecht sowie das Recht zur Ummauerung; dies wird heute von der Stadt selbst als ihr Gründungsdatum angesehen. „Eihstat“ durfte sich 1042 „civitas“ (Stadt) nennen. Im Jahr 1003 schlug der deutsche König Heinrich II. einen Aufstand von Heinrich von Schweinfurt nieder. In der Folge wurde der Nordgau in Teilgrafschaften aufgelöst. Die Gebiete um Eichstätt kamen zum Graf Berengar.[8] 1205 erhielten die Grafen von Grögling-Hirschberg Vogteirechte. Eichstätt wurde zur Residenzstadt der Grafschaft Hirschberg. Von 1305 bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts herrschten die Bischöfe von Eichstätt über Stadt und Hochstift Eichstätt. Das Hochstift war von 1500 bis 1806 Teil des Fränkischen Reichskreises innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Überregional bekannt wurde der Arzt und, ein bedeutendes Regimen sanitatis verfassende, Schriftsteller Konrad von Eichstätt (* um 1275; † August 1342), Sohn des Eichstätter Stadtrichters Hiltbrand.[9][10] Konrad, 1327 mit dem „Zehnten zu Piburch“ von Bischof Gebhard von Eichstätt belehnt, betrieb zudem in Eichstätt eine Badestube, die 1341 zum Brauhaus umfunktioniert wurde.[11]

Mindestens seit dem 13. Jahrhundert gab es eine jüdische Gemeinde in Eichstätt. Judenverfolgungen sind für das Jahr 1298 und für die Pestzeit 1348/49 überliefert. Fürstbischof Johann III. von Eych veranlasste zudem 1445 die Vertreibung aller Juden aus dem Hochstift Eichstätt und damit auch aus der Stadt.[12]

Im Mittelalter wurde das Gebiet um Eichstätt auch zum Weinanbau genutzt. Die dafür angelegten Terrassen sind teilweise heute noch zu erkennen.[13] Mit dem Beginn der Kleinen Eiszeit und aufgrund der Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges wurde der Weinanbau aber schließlich aufgegeben.[14]

Im Spätmittelalter machten sich auch in Eichstätt hussitische Einflüsse bemerkbar.[15]

Neuzeit

Frühe Neuzeit

Hexenverfolgung in Eichstätt

Von 1582 bis 1723 wurden im Hochstift Eichstätt mindestens 241 Menschen, 211 Frauen (88 %) und 30 Männer (12 %), wegen des Verdachts auf sogenannte Hexerei angeklagt und verhaftet. 222 (195 Frauen, 27 Männer) von ihnen wurden nachweislich in Hexenprozessen zum Tode verurteilt und hingerichtet, darunter Kunigunde Sterzl, Eva Hohenschildin und Helena Schneckin. Für die übrigen ist die Hinrichtung entweder bisher nicht sicher belegt oder sie starben während der Haft oder wurden wieder freigelassen. Die Hauptphase der Hexenverfolgung im Hochstift Eichstätt dauerte von 1617 bis 1630 und fiel in die Regierungszeit des Fürstbischofs Johann Christoph von Westerstetten. In diesen 14 Jahren sind mindestens 185 Verhaftungen und Prozesse und 167 Hinrichtungen von 141 Frauen und 26 Männern wegen Hexerei nachweisbar, davon kontinuierlich jedes Jahr zwischen vier und 25 (1620) Todesurteile. Die letzte bisher bekannte Hinrichtung wegen Hexerei fand in Eichstätt 1723 statt.

Weitere Entwicklungen

Zwischen 1540 und 1546 traf Eichstätt eine Epidemie, wodurch zahlreiche Menschen starben.[4] In der Folge wurde der erst 1534 errichtete Ostenfriedhof weiter vergrößert. Auf Veranlassung Fürstbischof Moritz von Huttens wurde im Jahre 1550 der Getreidespeicher am Residenzplatz errichtet.[4] Dieser beherbergt heute das Alte Stadttheater. Auf das Jahr 1564 wird die Errichtung des Collegium Willibaldinum im Zuge der Tridentinischen Reform datiert. Der Hortus Eystettensis auf der Willibaldsburg wurde auf Veranlassung von Fürstbischof Johann Konrad von Gemmingen ab 1597 errichtet, im Dreißigjährigen Krieg jedoch wieder verwüstet.[4]

Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges galt die Stadt als „Hochburg des Katholizismus“ und sah sich eines folgenreichen Angriffs durch die Schweden ausgesetzt. Diese eroberten und plünderten die Stadt. 1633 wurden die Stadt und die Willibaldsburg mehrmals besetzt und gebrandschatzt; dabei nahmen die Schweden zahlreiche Kanonen, Waffen, Munition und große Mengen Mehl und Getreide an sich und brachten es in ihr Lager nach Neuburg.[16] Am 12. Februar 1634 wurden weite Teile der heutigen Innenstadt fast völlig zerstört. 444 Häuser und sechs Kirchen fielen den Verwüstungen zum Opfer; nur 127 Häuser, der Dom, die Stadtpfarrkirche Unsere Liebe Frau, das Kloster St. Walburg, die Dominikanerkirche und die Johanneskirche überstanden die Plünderungen.[4] Am 5. September desselben Jahres kam es jedoch zu weiteren Zerstörungen. Hierbei wurden weitere 44 Gebäude angezündet.[4] Infolge der Zerstörungen durch die Schweden starb das Tuchmacherhandwerk in Eichstätt fast vollständig aus. Der Wiederaufbau begann im Jahre 1639[4] und dauerte bis Ende des 18. Jahrhunderts an. Er wurde maßgeblich durch Graubündener und italienische Baumeister, vor allem Gabriel de Gabrieli, Jakob Engel und Maurizio Pedetti bewerkstelligt. Der Epoche entsprechend erfolgte er im barocken Baustil. Das hierbei geschaffene Stadtbild prägt Eichstätt bis heute. Durch die Fürstbischöfe wurde der Wiederaufbau auch politisch und finanziell stark gefördert, sollte dadurch aber auch gesteuert werden. So sah beispielsweise ein Erlass Fürstbischofs Johann Euchar Schenk von Castell aus dem Jahre 1685 Steuervorteile, Vergünstigungen und kostenfreies Bauholz vor für „stadtmäßige, von Grund aus gemauerte, dreistöckige Häuser“ mit einem Ziegeldach (statt einem Schieferdach).[4]

Laut eines Steuerbuchs aus dem Jahr 1696 bestanden in diesem Jahr u. a. 15 Bäcker, acht Melber (Mehlhändler), 25 Metzger, 14 Bierbrauer, 22 Wirte, 23 Schuster, elf Rotgerber, sechs Weißgerber, 13 Maurer, acht Tuchmacher, 13 Weber und 17 Krämer, darunter ein Großkaufmann.[4]

Vom Spanischen Erbfolgekrieg blieb Eichstätt weitgehend verschont. Zwar drangen 1703 französisch-bayerische Kürassiere in die Stadt ein; das französisch-bayerische Heer wurde jedoch 1704 in der Schlacht am Schellenberg und in der Zweiten Schlacht bei Höchstädt von Haager Großen Allianz besiegt, was somit auch Eichstätt zugutekam.[16] Anlässlich dessen wurde 1704 Franz Xaver zu einem weiteren Stadtpatron neben Willibald und Walburga erklärt;[4] eine Votivtafel in der Schutzengelkirche erinnert daran.[16]

Die von Thurn und Taxis betriebene Kaiserliche Reichspost eröffnete 1708 eine Poststation in Eichstätt, welche 1808 verstaatlicht wurde.[4] 1735 begannen der Bau der Sommerresidenz und des Hofgartens. 1791 erschien erstmals das Eichstätter Intelligenzblatt, das die erste Zeitung der Stadt war.[4][17][18]

Am Ende des 18. Jahrhunderts machten sich die Koalitionskriege auch in Eichstätt bemerkbar. So kam es mehrmals zu Truppendurchzügen und Plünderungen; im Jahr 1800 wurde das Kloster Rebdorf durch General Dominique Joba geplündert.[4] Eichstätt war ab 1795 Hauptfeldspital der Kaiserlichen Armee.[4]

19. Jahrhundert

Durch die Säkularisation 1802/03 wurde Eichstätt Teil des Kurfürstentums Salzburg. Der Friede von Pressburg 1805[19] hatte wiederum zur Folge, dass das Kurfürstentum unter Kurfürst Ferdinand zum Kaisertum Österreich kam. Die Stadt Eichstätt fiel dabei im Dezember 1805 an das Königreich Bayern. 1806 wurde Eichstätt dann auf Veranlassung des Polizeikommissariats in acht mit Buchstaben gekennzeichnete Bezirke aufgeteilt: A. Residenzviertel, B. Marktviertel, C. Rossmarktviertel, D. Walburgisviertel, E. Buchtalvorstadt, F. Ostenvorstadt, G. Spitalvorstadt und H. Westenvorstadt.[20] Diese Aufteilung galt bis 1957.

1817 bis 1833 war Eichstätt Hauptstadt der bayerischen Mediatherrschaft Fürstentum Eichstätt, das die Herzöge von Leuchtenberg innehatten.

Ein Anschluss Eichstätts an das Bahnnetz war ursprünglich nicht vorgesehen. Erst nach längeren Bemühungen der Stadtführung und der Eichstätter Bürger wurde schließlich 1870 Eichstätt durch die Eisenbahnlinie Treuchtlingen-Ingolstadt an das Schienennetz angeschlossen und erhielt einen etwas außerhalb des Stadtgebiets gelegenen eigenen Bahnhof.[21] In diesem Zuge entstanden ursprünglich für die Bauarbeiten mehrere Dienst- und Wohngebäude; daraus entwickelte sich schließlich der heutige Gemeindeteil Eichstätt-Bahnhof. Eine direkte Verbindung in die Stadt wurde 1885 erreicht, indem eine Schmalspurstrecke von Eichstätt-Bahnhof in die Nähe des Stadtzentrums sowie der Stadtbahnhof errichtet wurden; diese Strecke wurde 1934 auf Normalspur umgestellt.[21]

Seit ca. 1860 war es Juden wieder erlaubt, nach Eichstätt zu ziehen. In der Folge entstand die „Israelitische Betgesellschaft“.[12]

Der Aufbau der Gasversorgung begann im Jahre 1863.[22][23] Hierzu wurde beim Cobenzlschlösschen ein mit Steinkohle betriebenes Gaswerk errichtet, das zuerst für die Versorgung der Straßenbeleuchtung gedacht war.[23] Später diente es auch zur Versorgung der Haushalte. Ebenfalls 1863 erfolgte die Gründung der Eichstätter Feuerwehr.[16]

Im 19. Jahrhundert verlor Eichstätt seine Eigengerichtsbarkeit an Ingolstadt. Die kirchliche Gerichtsbarkeit, das Offizialat hat allerdings noch heute Bestand.[24] Um 1900 wurde am Ort, direkt gegenüber dem unteren Bahnhof eine eigene Justizvollzugsanstalt mit historischem Kopfbau errichtet, die mit Erweiterungsbauten seither ununterbrochen genutzt wird.

Die zentrale Wasserversorgung der Stadt wurde 1889 fertiggestellt; am 27. September 1920 folgte auch der Anschluss an das Stromnetz, wobei bereits zuvor versuchsweise einzelne Gebäude elektrifiziert worden waren.[25][26]

20. Jahrhundert

Die Folgen der Novemberrevolution 1918 erfassten auch Eichstätt. So wurde in Ingolstadt und Eichstätt das Freikorps Oberland gegründet.[25][27] Ernst Toller war nach seiner Verurteilung für einige Monate im provisorischen Festungsgefängnis von Eichstätt inhaftiert.[28] Auch in Eichstätt bildete sich ein Arbeiter- und Soldatenrat.[29] Am 15. Dezember 1918 beschloss der Magistratsrat die Aufstellung einer Bürgerwehr; die Umsetzung dieses Beschlusses dauerte jedoch noch einige weitere Monate.[29]

Bei den Stadtratswahlen am 15. Juni 1919 wurde nach Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland im Jahr zuvor mit Maria Buchberger (Bayerische Volkspartei) die erste Frau in den Eichstätter Stadtrat gewählt.[30]

Seit 1926 gibt es eine Polizeikaserne, die die heutige 2. Bereitschaftspolizeiabteilung (II. BPA) mit Ausbildungsseminaren beherbergt.

Ende des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geriet Eichstätt aufgrund seiner abgeschiedenen Lage immer mehr ins Hintertreffen. Es fand kaum wirtschaftliche Entwicklung statt, die Stadt blieb vor allem ein Verwaltungs- und Schulzentrum. Dies führte zu größeren wirtschaftlichen Problemen und einer hohen Arbeitslosigkeit; so waren im Winter 1932/33 1800 Personen als arbeitslos gemeldet. Durch die geringen Steuereinnahmen aufgrund der kaum vorhandenen Industrie häufte Eichstätt zudem große Schulden an; zum 31. März 1933 betrug der Schuldenstand 1.181.252 Reichsmark.[31]

Zeit des Nationalsozialismus

Die NSDAP, welche bereits 1922 eine Ortsgruppe gründete,[31] konnte sich in Eichstätt anfangs nur schwer etablieren. Die dominante Rolle in der Stadt hatte lange Zeit die Bayerische Volkspartei inne.[32] So hatte die NSDAP bei den Wahlen zwischen 1930 und 1933 die schwächsten Ergebnisse in allen mittelfränkischen Verwaltungsbezirken[31] und errang auch nach der sogenannten Machtergreifung bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 nur 1558 Stimmen, die Bayerische Volkspartei hingegen 2493.[4] Dies lag zum einen an der Abgelegenheit der Stadt, v. a. aber auch an der starken Stellung der Katholischen Kirche, welche die Nationalsozialisten anfangs nicht zu durchbrechen vermochten.[31] Auch wurden die staatlichen Verordnungen und Notverordnungen wie das Uniformverbot und die Möglichkeit, Versammlungen zu verbieten, in Eichstätt konsequent durchgesetzt, was es der NSDAP deutlich erschwerte, ihre üblichen propagandistischen Auftritte durchzuführen.[31]

Dennoch gelang es 1933 den Nationalsozialisten schnell, die Kontrolle über die Stadt zu erlangen. Bereits am 9. März wurde unter Duldung der Stadtverwaltung eine Hakenkreuzfahne von der SA im Rathaus gehisst. Am folgenden Tag wurden vier führende Personen des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold bzw. der Eisernen Front und der KPD in Schutzhaft genommen, später auch weitere Mitglieder der KPD und der SPD sowie der Bayernwacht. Es gelang den Nationalsozialisten somit zügig, auch in Eichstätt für ein Klima der Angst zu sorgen. Die Verwaltungsspitze wurde durch linientreue Beamte und Politiker ersetzt. Der BVP-Bürgermeister Otto Betz wurde jedoch bis Ende Mai 1934 im Amt belassen und erst dann durch den NSDAP-Kreisleiter Walter Krauß ersetzt. Im Zuge der Gleichschaltung wurden Stadt- und Bezirksrat auf Basis des Wahlergebnisses vom März 1933 neu gebildet, was zwar auf dem Papier zu einer BVP-Mehrheit führte, praktisch aber die Stellung der NSDAP stärkte. Im Laufe der folgenden Wochen wurden schließlich der Reihe nach die Sitze der SPD und der BVP eingezogen, was der NSDAP bis Ende Juli die alleinige Kontrolle in beiden Gremien brachte. Zusätzlich demonstrierten die Nationalsozialisten nun auch gegenüber der Kirche ihre Macht, indem sie drei Geistliche zeitweise in Schutzhaft nahmen.[31]

Schließlich folgte auch die Gleichschaltung der Verbände, Innungen und der oftmals unter kirchlicher Leitung stehenden Vereine, was sich jedoch aufgrund von Personalmangel und wegen der weiterhin starken Verwurzelung der Kirche in der Bevölkerung sowie der stark ausgebauten kirchlichen Jugendarbeit als mühsam erwies. Die Hitlerjugend konnte anfangs nur schwer Fuß fassen in Eichstätt. Dabei spielten auch katholische Jugendvereine eine wichtige Rolle, die jedoch teilweise, wie die Sturmschar, selbst sich zunehmend politisierten und militarisierten, oft verbunden mit zunehmender Werbung für die BVP im Zuge der März-Wahlen 1933. Eine wichtige Rolle spielte auch der in der Eichstätter Jugendarbeit tätige Priester Ingbert Naab, der sich gegen den Nationalsozialismus und für ein christlich geprägtes Deutschland einsetzte.[31]

Der anfangs noch starken Stellung der katholischen Vereine stand jedoch schnell ein Überlaufen vieler Leute, insbesondere auch aus dem Beamtenapparat, zu den nationalsozialistischen Organisationen aufgrund des öffentlichen Drucks oder aus Opportunitätsgründen gegenüber. Auch der Kurswechsel der deutschen Bischöfe trug dazu bei: Stellten sich diese bisher gegen die nationalsozialistische Bewegung, so änderte sich dies nach der sogenannten Machtergreifung jedoch schnell. Letztlich war der Eichstätter Bischof Konrad Graf von Preysing das einzige katholische Bistumsoberhaupt in Deutschland, das sich gegen das 1933 vom Heiligen Stuhl und der Reichsregierung vereinbarte Reichskonkordat wandte. Die Leitungen der katholischen Vereine wie der Katholische Gesellenverein, die Deutsche Kolpingsfamilie, der Katholische Burschenverein oder der Katholische Jungmännerverband schwenkten schließlich selbst auf die neue Staatslinie um oder übernahmen diese zumindest teilweise. An der Basis führte dies zu breitem Widerstand, was dazu führte, dass insbesondere die katholischen Jugendorganisationen in Eichstätt auch über 1933 hinaus ein Ort des Widerstands gegen den Nationalsozialismus blieben, wenn auch ihre Stellung immer schwächer wurde.[31]

Adolf Hitler besuchte die Stadt mehrmals und war dabei häufig im Restaurant Waldschlösschen zu Gast.[32] Im Dezember 1933 wurde ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt zugesprochen.[32]

1935 wurde durch die Nationalsozialisten die Eichstätter Thingstätte auf dem Geisberg in der damals noch selbständigen Gemeinde Wintershof errichtet.[33][34] Bei der Einweihungsfeier am 6. Juli 1935 war Gauleiter Julius Streicher anwesend.[4] Fertiggestellt wurde sie allerdings erst 1937.[35] Die Thingstätte ist heute verfallen und überwuchert.

Die Juden in Eichstätt unterlagen wie überall im Reich starken Repressalien wie Schutzhaft und wirtschaftlichem Boykott. In der Folge nahm die Zahl der Juden rasch ab. Beim Novemberpogrom am 10. November 1938 wurde schließlich auch die letzte Familie aus Eichstätt vertrieben.[12]

Zwischen 1939 und 1945 befand sich in der Ostenvorstadt von Eichstätt das Kriegsgefangenenlager Oflag VII B. Außerdem war die Willibaldsburg in Eichstätt von Oktober 1944 bis Januar 1945 Standort eines Außenlagers des Konzentrationslagers Flossenbürg; dort waren 22 Häftlinge untergebracht. In Eichstätt gab es keine Todesopfer.[36]

Die Kreisfreiheit verlor die Stadt 1940.[25]

Im Stadtbereich von Eichstätt gab es, im Gegensatz zu den umliegenden Gemeinden und Städten, keine nennenswerten Kriegsschäden durch alliierte Angriffe. Nach seit dem 23. April andauernden Gefechten wurde die Stadt am 25. April 1945 von US-amerikanischen Truppen besetzt.[37][38] Noch am 24. April wurden zwei Männer durch SS-Leute auf dem Leonrodplatz erhängt, weil sie versucht hatten, die Sprengung der Spitalbrücke zu verhindern. Die Brücke wurde schließlich in der Nacht zum 25. April dennoch gesprengt, was für die US-Truppen jedoch kein großes Hindernis darstellte. In derselben Nacht verließen u. a. der NSDAP-Bürgermeister Hans Rösch, andere Politiker, einige Soldaten und Gestapobeamte die Stadt. Die Amtsgeschäfte übernahm Oberinspektor Josef Kleber. Obwohl auch am 25. April weiter gekämpft wurde, konnte die Stadt schließlich auf Betreiben einiger Personen wie der Äbtissin des Klosters St. Walburg, Maria Anna Benedicta von Spiegel, dem Amtsoffizianten im Rathaus, Anton Halbich, und Oberst Otto Marschall friedlich an die US-Streitkräfte übergeben werden. Die US-amerikanischen Truppen rückten anschließend weiter nach Osten vor und befreiten bereits am folgenden Tag weitere Orte in der Umgebung wie Pfünz, Inching, Pietenfeld, Hofstetten, Eitensheim, Hitzhofen, Lippertshofen, Friedrichshofen und Kipfenberg. Josef Kleber wurde von der US-amerikanischen Militärregierung kurzzeitig als Bürgermeister eingesetzt, allerdings aufgrund seiner NS-Funktionen wieder abgesetzt, verhaftet und verurteilt. Er wurde am 9. Mai durch Romuald Blei ersetzt.[38] Nach dem Zweiten Weltkrieg

1949 wurde die Stadt wieder kreisfrei.[25] Mit der bayerischen Gebietsreform 1972 wechselte Eichstätt, das seit 1838 zum Regierungsbezirk Mittelfranken gehört hatte, nach Oberbayern. Dabei verlor die Stadt abermals den Status als kreisfreie Stadt.

Das zuletzt von den Stadtwerken betriebene Gaswerk beim Cobenzlschlösschen wurde 1964 geschlossen.[22] Mit der Errichtung des Baugebiets Seidlkreuz wurde 1966 begonnen.[4] Das Freibad wurde 1970 eröffnet.[4]

1969 wurde der Naturpark Altmühltal gegründet.[25] Im selben Jahr wurde die Eichstätter Stadtpolizei der Polizei Bayern angegliedert.[39]

Im Jahr 1980 wurde die damalige Gesamthochschule Eichstätt zur Katholischen Universität Eichstätt erhoben. Aufgrund der Gründung der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Ingolstadt 1989 wurde die KU 2001 in Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt umbenannt.

Das Alte Stadttheater wurde 1988 eingeweiht; im Jahr darauf folgte die Einrichtung des Informationszentrums Naturpark Altmühltal.[4] 1992 erhielt Eichstätt seine Stadtlinie.[4]

21. Jahrhundert

Der 2006 begonnene Neubau des Freibads wurde 2010 abgeschlossen.[23] Seit 2011 wird der neue Gemeindeteil Spitalstadt zwischen Bahnhofsgelände und Altmühl errichtet.[40] Er soll Raum für Dienstleistungs- und Einzelhandelsunternehmen, Verwaltungseinrichtungen, Wohnungen, ein Hotel und einen neuen Busbahnhof bieten. Die ersten Gebäude wurden 2014 fertig gestellt,[41] der neue Busbahnhof 2015.[42] Bis 2020 wurde ein Viersterne-Tagungshotel gebaut.[43] Zwei Stolpersteine in der Luitpoldstraße

2014 wurde Eichstätt der Titel Fair-Trade-Stadt verliehen.[44] Seit Mai 2015 befinden sich auf dem Eichstätter Stadtgebiet sieben Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.[45]

Zwischen 2014 und 2017 wurden die ehemaligen Räumlichkeiten der Maria-Ward-Realschule als Außenstelle der Flüchtlings-Erstaufnahmeeinrichtung München genutzt.[46] Im Juni 2017[47] wurde die zentrale Abschiebehaftanstalt Bayerns in der ehemaligen Justizvollzugsanstalt eröffnet.

Das Bistum Eichstätt durchlebte 2018 einen Finanzskandal aufgrund von Investitionsgeschäften in den USA. Im Zuge dessen wurde auch gegen Bischof Gregor Maria Hanke ermittelt. Diese Ermittlungen wurden inzwischen eingestellt. Gegen den früheren stellvertretenden Finanzdirektor des Bistums Eichstätt und dessen Geschäftspartner in den USA wird jedoch weiterhin ermittelt. Stand 2019 sind nach Angaben des Bistums 18 der ursprünglich investierten 60 Millionen US-Dollar wieder zurückgeflossen.[48]

Anfang 2019 geriet die Stadt bundesweit in die Schlagzeilen, als sie von einem Jura-Studenten verklagt wurde, der die Beschilderung der Frauenparkplätze am Freiwasserparkplatz als diskriminierend empfand.[49] Die Stadt verkündete daraufhin, die Beschilderung zu ändern, um den nicht-verpflichtenden Empfehlungscharakter besser hervorzuheben. Aufgestellt wurden die Schilder 2016, nachdem unweit der Parkplätze eine Frau vergewaltigt worden war.[50]

Im Jahr 2019 wurde eine Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Montbrison geschlossen.[51]

Anfang März 2020 kündigte der chinesische Eigentümer MLS an, das Ledvance-Werk in Eichstätt mit seinen ca. 360 Mitarbeitern schließen zu wollen.[52] Wenig später kündigte auch Osram an, sein Werk schließen zu wollen.[53]

Text: Wikipedia

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