Eisenbahn-Modellbau Günter Gebert

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Dampflok Baureihe 64, Foto von Manfred Wieth, Peterhagen
Behälterwagen 2-achsig, Foto Wolfgang Ziemert / Manfred Jagnow

1947 gründete der durch eine Kriegsverletzung gehbehinderte Günter Gebert im damaligen Altlandsberg-Süd eine Mechanikerwerkstatt. Diese Werkstatt und auch ein kleiner Laden waren zuerst in der Fredersdorfer Ch. 59 (heute 97) und später in der Bruchmühler Straße 50, wo, wie ich inzwischen erfahren habe, bis 1925 die Orgelbaufirma Holl ansässig war. Er baute neben anderen Dingen (z.B. dringend benötigte Skalpelle) hauptsächlich detaillierte Lokomotiv- und Wagenmodelle aus Metall im Maßstab H0 nach Kundenwünschen. Er handelte anfangs auch mit Produkten anderer Hersteller.

Die Modelle wurden entweder in Einzelanfertigung oder in Kleinstserien gebaut. Gebert hatte während seiner Lehre (1936-1939) im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Berlin Tempelhof mit der Fertigung von Modellen im Maßstab 1:10 und 1:20 zu tun, wo diese Modelle für Werbe- und Anschauungszwecke hergestellt wurden. Hier entstand seine Passion für den Modellbau. Diese damals in der Werkstatt des Maschinenbaumeisters Günter Gebert angefertigten Unikate gehören zu den exklusivsten Modelleisenbahnprodukten aus dem frühen Nachkriegsdeutschland. Wegen der sehr aufwändigen Fertigung hatten sie einen dementsprechenden Preis. Ich habe einen Katalog der Fa. Gebert von 1958, in dem für eine Lok der Baureihe 95 ein Preis von 760 Mark angegeben ist - für die damalige Zeit, wo die Stundenlöhne so um 1 Mark lagen, ein kleines Vermögen. Noch heute sind diese mit unglaublicher Detailgetreue gefertigten Loks ein heißbegehrtes Sammelobjekt. Es gab kaum eine typisierte deutsche Dampflokomotive, die er nicht als Modell gebaut hat. Die abgebildete Dampflok der Baureihe 64 war das Gesellenstück seines Lehrlings Manfred Wieth. Durch Geberts guten Kontakt zu seinen ehemaligen Kollegen im RAW hatte er Zugang zu den echten Konstruktionszeichnungen und konnte daher diese Loks soweit wie nur irgend möglich den Originalen anpassen.

Anfang der 50er Jahre stellte er dann Werkzeuge für die Kunststoff-Spritzgusstechnik her und ließ in einem anderen Betrieb Aufbauten für Personen- und Behälterwagen fertigen und erweiterte damit sein Sortiment. Diese so hergestellten Modelle im Maßstab H0 wurden teilweise in großer Stückzahl produziert und waren mehrfach auf der Leipziger Messe ausgestellt; sie werden noch heute auf Flohmärkten angeboten. 1958 begann Gebert damit, Drehteile im Auftrag für andere Betriebe herzustellen. Im Laufe der Zeit verdrängte dieses Tätigkeitsfeld mehr und mehr die Modellbahnproduktion. 1961 erfolgte dann die Umwandlung seines Betriebes in eine Produktionsgenossenschaft mit dem Namen "PGH Metall und Kunststoff Fredersdorf bei Berlin" (aus Altlandsberg-Süd war bereits 1957 Fredersdorf-Nord geworden). Die alten Spritzgussformen waren inzwischen verschlissen und auch die Modelle nicht mehr zeitgemäß und so endete der Modellbahnbau in Fredersdorf 1963/64.


Adresse: Fredersdorfer Chaussee 97, Bruchmühler Straße 23, Fredersdorf (früher Altlandsberg-Süd)

Quelle: Archiv Manfred Jagnow/Heimatverein Fredersdorf-Vogelsdorf