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Eisenwarenfabrik Robert Wagner

Rowac (Robert Wagner Chemnitz, Eigenschreibweise ROWAC) war eine von Robert Wagner im Jahr 1888 gegründete Eisenwarenfabrik im sächsischen Chemnitz, die Möbel für den industriellen Gebrauch produzierte. Heute werden vor allem Hocker, Stühle und Schränke aus dem Hause Rowac als Antiquitäten gehandelt.

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Geschichte

Gegründet wurde Rowac 1888 in der Zschopauer Straße in Chemnitz. 1920 wurde der Fabrikstandort in Altchemnitz (Annaberger Straße) bezogen, der noch heute die Nachfolgefirma bemefa GmbH beherbergt.[2] Reputation brachte vor allem der so genannte Rowac-Hocker bzw. -Schemel ein, der in den 1920er Jahren offenbar weite Verbreitung fand (siehe unten). Daneben produzierte Rowac diverse Stühle, Schränke, Tische sowie verschiedene (Lager-) Kästen und Behälter

Im Online-Archiv des Deutschen Patent- und Markenamtes sind zahlreiche Patente der Firma auffindbar (zumeist aus den 1920er Jahren)[3], die Details diverser Schemel und Stühle betreffen, aber auch andere Dinge wie Flaschenkästen, Spulenkästen und Fensterverschlüsse[4]. 1931 wurde die Firma in Fachliteratur über Hygiene am Büro-Arbeitsplatz beispielhaft erwähnt.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma in die VEB BEMEFA (Betriebseinrichtungen und Metallwarenfabrik) umgewandelt. Seit 1990 existiert die bemefa Metallmöbel GmbH.[2]

Ende 2015 hat die Firma Goldstein & Co. in Leipzig, zusammen mit der Rechte-Inhaberin einen Rowac-Klapphocker wiederaufgelegt.[6]

Heute werden Rowac-Produkte als Antiquitäten gehandelt und in Museen ausgestellt. Im Museum für angewandte Kunst (MAK) Wien sind ein Hocker sowie eine Werbemarke der Firma Rowac zu sehen.[7][8] Im Kreismuseum Bitterfeld wird ein Flaschenkasten der Firma Rowac ausgestellt.[9] Der Rowac-Hocker fand Aufnahme in die Stuhlsammlung des Instituts für Kunstgeschichte, Architektur und Urbanismus an der Technischen Universität Delft, Niederlande.[10]

Der Rowac-Schemel

1905 kam das erste Modell des dreibeinigen Hockers auf den Markt, der spätestens in den 1920er Jahren weite Verbreitung gefunden hat. 1920 erhielt Rowac ein Patent über die „Befestigung eiserner Schemelbeine“, wonach der Hocker – ohne Stabilitätsverlust – in demontiertem Zustand verschickt und erst vorort zusammengesetzt und -geschraubt werden konnte, sodass der Versand vor allem in großen Stückzahlen platzsparend und daher kostengünstig war.[11] Ob diese Technik tatsächlich serienmäßig angewendet wurde, ist fraglich. Die größte Verbreitung hat ohne Zweifel der genietete Hocker gefunden, der also nicht nachträglich montiert worden sein kann. [12]

1923 wurde das von den Architekten Max Taut und Franz Hoffmann gebaute Verwaltungshaus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Berlin Mitte mit Rowac-Schemeln ausgestattet; und 1926 fanden die Hocker in Lehrräumen und Werkstätten des Bauhausgebäudes von Walter Gropius in Dessau Platz.[11]

Das am weitesten verbreitete Modell ist der runde Hocker auf drei Beinen. Daneben gibt es die vierbeinige Variante mit rechteckiger hölzerner Sitzplatte. Beide gibt es in verschiedenen Höhen. Alle Modelle weisen U-förmig gebogene Beine aus Stahlblech auf, die nach oben hin breiter werden und zusätzlich nach oben hin konisch zusammenlaufen. Die Füße sind aufwändig gefaltet, um zwecks Schonung der Fußböden eine flächige Auflage zu erreichen.[13][14] Knapp über den Füßen sind die Beine mittels Querstreben verbunden, die ebenfalls U-förmig gebogen sind. Zwischen der Sitzplatte und den Beinen sitzt eine runde (bzw. rechteckige) Hilfsplatte aus geprägtem Stahlblech.

Das Design entspricht dem funktionalistischen Ideal, das in der Zwischenkriegszeit in Deutschland unter anderem vom Bauhaus vertreten wurde und demzufolge Praktikabilität und Zweckmäßigkeit im Zentrum des ästhetischen Interesses stehen sollte. Das Design des Rowac-Schemels ist reduziert und sachlich, denn er wurde für den Gebrauch in der Fabrik entworfen und nicht für ein ästhetisch aufmerksames Publikum.


Text: Wikipedia

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