Ellwangen

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Ellwangen (Jagst) ist eine Stadt im Osten Baden-Württembergs.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Ellwangen.

Geschichte

Frühgeschichte

Während der Kelten- und Römerzeit war das Gebiet der heutigen Gemeinde Ellwangen vermutlich nur schwach besiedelt. Der Limes, die Nordgrenze des Römischen Reiches, verlief nur wenige Kilometer südlich der Kernstadt. Ursprünglich wurde der Limes im zweiten Jahrhundert als Palisadenzaun errichtet, wenig später durch eine Steinmauer ersetzt. Der Palisadenzaun verlief mitten durch den (nach ihm benannten) heutigen Ortsteil Pfahlheim. In der Nähe von Pfahlheim findet man heute bei Halheim noch die Überreste eines römischen Kastells, dessen Kontur durch Bepflanzung sichtbar gemacht wurde.

Die zweite Spur menschlicher Niederlassungen stammt aus dem fünften Jahrhundert. Damals wurde das Alamannendorf Pfahlheim gegründet, dessen Überreste noch heute in Form von Gräberfeldern zu erkennen sind. Im siebten Jahrhundert wurde auch im Tal der Jagst eine Alamannensiedlung gegründet. Diese erhielt den Namen des abschüssigen Wiesenhanges, auf dem sie sich befand (siehe -wang), und wurde als „Siedlung beim Weideland des Alaho“ benannt. Etwas später wurde das Kloster Ellwangen gegründet und damit der Virngrund dauerhaft besiedelt.[9]

Städtische Geschichte

Kloster Ellwangen

Ellwangen entstand im 7. Jahrhundert als eine alamannische Siedlung am Stelzenbach. Im Grenzwald Virgunna zwischen Franken und Schwaben gründeten Hariolf und Erlolf (Bischof der französischen Stadt Langres) im Jahr 764 (750?) auf einem Hügel neben der Ansiedlung ein Benediktinerkloster. Die beiden Brüder entstammten einer bairisch-alamannischen Adelsfamilie. Diese war an einer Vielzahl von Klosterneugründungen im heutigen süddeutschen Raum beteiligt, so z. B. in Murrhardt, Schäftlarn und Neumünster. Allerdings musste die Familie wenige Jahre nach der Gründung ihr Kloster Ellwangen dem fränkischen König Karl dem Großen übertragen. Somit wurde das Ellwanger Kloster Königskloster. Erstmals erwähnt wurde das Kloster bereits am 8. April 814 in einer Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen (Elehenuuang). Seit 817 gehörte das Kloster zu den Reichsabteien. Aufgrund dieser Rechtsstellung begann das Kloster rasch zu wachsen und zählte schon zu Beginn des 9. Jahrhunderts weit über 100 Mönche. Die wirtschaftliche Entwicklung konnte damit zunächst nicht Schritt halten, insbesondere weil die Stiftungen urbaren Landes in der Region während der Gründungsphase des Klosters Ellwangens immer noch mehrheitlich an das Kloster Fulda gingen.[10]

Der als Slawenapostel bekannte Byzantiner/Grieche Method von Saloniki soll aufgrund einer Verschwörung der bayerischen Bischöfe etwa zweieinhalb Jahre (870–873) im Kloster-Gefängnis inhaftiert gewesen sein. Für Ellwangen als Haftort sprechen unter anderem der Hinweis der Vita Methodii, wonach Method nach Schwaben verbannt wurde, und die Verwicklung des ehemaligen Ellwanger Abt-Stellvertreters Bischof Ermenrich von Passau in die Affäre. Method wurde 873 nach Intervention von Papst Johannes VIII. freigelassen.[11]

Im 12. und 13. Jahrhundert entwickelte sich aus dem Wohnbereich der zum Kloster gehörenden Laien die Stadt, deren Bewohner jedoch unter der Oberhoheit des Abtes standen. Das Kloster wurde spätestens ab 1124 exemt, das heißt, es unterstand direkt dem Papst. Seine Äbte waren ab 1215 Reichsfürsten. Als Vögte sind um 1337 die Grafen von Oettingen nachgewiesen, denen der Abt 1381 dieses Amt abkaufte.[12]

Der Abt vergab die städtischen Ämter jeweils für ein Jahr gegen eine Gebühr. Dies betraf sowohl den Stadtschultheißen als auch die Mitglieder des Gerichts, die zugleich den Rat bildeten. Selbst das Hirtenamt und das Amt des Bannwarts wurden auf diese Weise besetzt.[12]

Fürstpropstei Ellwangen

Nach einer fast 200 Jahre andauernden Phase des Niedergangs wurde das auch durch adlige Mönche nicht reformierbare Kloster 1460 in ein exemtes weltliches Chorherrenstift mit einem Fürstpropst und einem Stiftskapitel (zwölf adlige Kanoniker, zehn Chorvikare) umgewandelt. Der Propst residierte auf dem Schloss ob Ellwangen und hatte die kirchlichen Rechte eines Bischofs. Er unterhielt Militär zur Verteidigung der Propstei, welches in Friedenszeiten 40 Mann stark war. Das zugehörige Territorium umfasste zunächst die Ämter Ellwangen, Tannenburg und Kochenburg. 1471 kam das Amt Rötlen, 1545 Wasseralfingen und 1609 Heuchlingen dazu. Um 1800 war die Fürstpropstei im Ritterkanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert.

In Ellwangen verbreitete unter anderem der Stiftsprediger Johann Kreß ab 1524 die Ideen der Reformation. Der Ellwanger Pfarrer Georg Mumpach schlug in diesem Jahr 14 Artikel mit reformatorischen Forderungen an der Stiftskirche an. Als ihn daraufhin der Augsburger Bischof mit dem Kirchenbann belegte, stellte sich die Stadt hinter ihn. Die Chorherren wurden mit dem Tode bedroht und verließen größtenteils die Stadt. Mumpach erklärte 1525, die Leibeigenschaft sei aufgehoben und die Klöster sollten umgewandelt und zerstört werden. Auf seine Anregung hin sammelten sich die Ellwanger Bauern zu einem Haufen und erzwangen Einlass in Stadt und Schloss. Am 26. April 1525 mussten die Bürger die Zwölf Artikel annehmen. Etwa 2000 Bauern zogen anschließend in die Umgebung, plünderten das Kloster Mönchsroth und unterwarfen auch die Stadt Dinkelsbühl. In Ellwangen kam es ebenfalls zu Plünderungen und Zerstörungen, so dass die Bürger die Bauern schließlich aus der Stadt vertrieben. Am 17. Mai 1525 wurde der Ellwanger Haufen von Truppen des Schwäbischen Bundes endgültig geschlagen. Mumpach und Kreß wurden gefangen genommen, verurteilt und am 7. November 1525 in Lauingen enthauptet.[13]

Seit dem späten 14. Jahrhundert hatte das Haus Württemberg die Schirmvogtei über Ellwangen inne. Herzog Christoph erreichte eine Ermäßigung der Brandschatzung von Ellwangen durch Markgraf Albrecht Alcibiades. Als der Hochmeister des Deutschen Ordens, Wolfgang Schutzbar genannt Milchling, das Amt des Fürstpropstes beanspruchte und 1553 Ellwangen besetzen ließ, rüstete der Herzog gegen ihn, so dass die Stadt wieder kampflos geräumt wurde.[13] Ellwangen in Matthäus Merians Topographia Suaviae, die 1642 erschien

In den Jahren 1588 und 1611–1618 wurden etwa 450 Frauen und Männer während der Hexenprozesse in Ellwangen umgebracht.[14] Damit wurde in Ellwangen, neben dem Hochstift Bamberg, die Hexenverfolgung am intensivsten betrieben. Im Jahr 2001 wurde von der katholischen Kirchengemeinde St. Vitus zur Erinnerung an die Hingerichteten der Hexenprozesse ein Mahnmal im Galgenwald in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Richtstätte erstellt, gestaltet vom Künstlerpfarrer Sieger Köder.[15]

Im Dreißigjährigen Krieg führten zwischen den Jahren 1626 und 1635 Seuchen zu vielen Todesfällen in der Stadt.[16] Ellwangen war der Katholischen Liga beigetreten und leistete hohe finanzielle Beiträge an dieses Bündnis. Die Stadt wurde am 22. Mai 1632 von den Schweden besetzt; König Gustav Adolf schenkte Ellwangen seinem Generalstatthalter Graf Kraft von Hohenlohe-Neuenstein. Dieser versuchte von Sommer 1633 an, über die Ausweisung der meisten Patres, Priester und Stiftsherren und das Verbot des katholischen Gottesdienstes in der Stiftskirche die Reformation durchzusetzen. Am 9. September 1634, drei Tage nach der Schlacht bei Nördlingen, räumte Hohenlohe-Neuenstein Ellwangen.[17]

Zur Zeit der Fürstpropstei wurde der Stadtschultheiß vom Fürstpropst ernannt und besoldet. Die Ratsherren wurden vom Stadtrat vorgeschlagen und durch den Fürstpropst ernannt.[12]

Württembergische Zeit

1802 wurde das Stift säkularisiert und Ellwangen Württemberg zugeordnet. Es war zunächst Sitz der Regierung von Neuwürttemberg. 1803 wurde es Sitz des Oberamtes Ellwangen, das 1806 Teil des Königreichs Württemberg wurde. 1807 wurde Ellwangen Sitz des Jagstkreises, der bis 1924 bestand. Der württembergische König wollte Ellwangen zum Sitz eines katholischen Bistums für sein Land machen; daher erhielt es 1812 ein Generalvikariat und ein Priesterseminar sowie eine katholisch-theologische Fakultät. Diese neu gegründete Universität Ellwangen wurde jedoch später Teil der Universität Tübingen, das Theologenkonvikt wurde 1817 nach Tübingen in das Collegium illustre, das Priesterseminar nach Rottenburg am Neckar verlegt, das 1821 Sitz des neuen Bistums für Württemberg wurde.[18] Mit der Eröffnung der Oberen Jagstbahn wurde die Stadt 1866 an das Schienennetz der Württembergischen Eisenbahn angeschlossen.

Ellwangen wuchs über den Status einer württembergischen Kleinstadt mit Sitz eines Oberamtes nicht hinaus.

Zwischen 1916 und 1918 bestand am Stadtrand von Ellwangen auf der Wolfgangshöhe ein Barackenlager für etwa 600 gefangene Offiziere.[19] Während der Novemberrevolution 1918 wurden in Ellwangen ein Arbeiter- und Soldatenrat sowie ein Bauernrat eingerichtet, größere Unruhen blieben aber aus. Bei den Wahlen zur Landesversammlung und zur Nationalversammlung im Januar 1919 wurde in Ellwangen mehrheitlich die Zentrumspartei gewählt.[19]

Ellwangen blieb bis zum Ende der Weimarer Republik eine Hochburg der Zentrumspartei im Volksstaat Württemberg. Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 erreichte das Zentrum hier noch 63 % der Wählerstimmen, die NSDAP kam auf 25 %.[19]

Zeit des Nationalsozialismus

Während der NS-Zeit in Württemberg wurde das Oberamt 1934 in Kreis Ellwangen umbenannt und 1938 aufgelöst. Seither gehörte das Gebiet zum Landkreis Aalen.

Im Zuge der Gleichschaltung wurde im Frühjahr 1933 der Gemeinderat aufgelöst und entsprechend den Stimmenanteilen bei der Reichstagswahl neu besetzt. Nach Auflösung der Zentrumspartei im Juli 1933 wurden die Anhänger des Zentrums im Rat bis Januar 1934 nach und nach durch Mitglieder der NSDAP ersetzt. Der langjährige Bürgermeister und Ehrenbürger Karl Ettensberger ersuchte im August 1933 um die Versetzung in den Ruhestand. Das Württembergische Innenministerium bestimmte den Kreisleiter Adolf Koelle zu seinem Nachfolger.[19] In der ehemaligen Unteroffiziersschule wurde 1934 eine SS-Einheit stationiert. In diesem Jahr verschärfte sich der Konflikt zwischen Staatsmacht und katholischer Kirche, der gerade in Ellwangen zu großen Spannungen führte. Es kam unter anderem zu antikirchlichen Schmierereien, Spottprozessionen und Sachbeschädigungen, insbesondere durch SS-Angehörige.[19] Zwischen Juli 1941 und Oktober 1942 bestand auf dem Gelände der SS-Kaserne eines der Außenlager des KZ Dachau. Dort waren hauptsächlich politische Gefangene und Schutzhäftlinge inhaftiert, fast ausnahmslos Deutsche. Sie wurden zu verschiedenen Arbeiten in der Kaserne eingesetzt. Von Juni 1943 bis Kriegsende gab es in Ellwangen ein Nebenlager des KZ Natzweiler/Elsass. Dort waren zwischen 50 und 100 Häftlinge aus verschiedenen Ländern untergebracht, die Bauarbeiten verrichten mussten.[19]

Die Gefangenen des Hessentaler Todesmarsches durchquerten Ellwangen in den Morgenstunden des 7. April 1945. Am Bahnhof ließ man die 50 schwächsten Häftlinge zurück. Als einige in den umliegenden Häusern um Brot bettelten, wurden sie von den Wachen brutal zurückgetrieben. Danach fuhr man 20 tote und 8 lebende Gefangene in eine Sandgrube bei Dalkingen, erschoss die noch lebenden und verscharrte sie mit den toten. Das Gros der KZ-Häftlinge wurde ins nahe Neunheim weitergetrieben; auch dort wurden mindestens 23 Tote in einem Steinbruch verscharrt.[19]

Im Zweiten Weltkrieg blieb Ellwangen von Luftangriffen verschont. Ein Artilleriebeschuss am 22. April 1945, kurz vor Einnahme der Stadt durch amerikanische Truppen, forderte fünf Todesopfer, 24 Gebäude wurden zerstört.[19]

Nachkriegszeit

1945 wurde Ellwangen Teil der Amerikanischen Besatzungszone und gehörte somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging.

Durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener vor allem aus dem südlichen Böhmerwald erhöhte sich die Einwohnerzahl nach dem Zweiten Weltkrieg um rund 50 Prozent. Nach Eingemeindungen im Rahmen der Gebietsreform in Baden-Württemberg der 1970er Jahre erreichte das Stadtgebiet seine heutige Ausdehnung, und die Einwohnerzahl stieg 1972 auf über 20.000. Daraufhin stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, die die baden-württembergische Landesregierung mit Wirkung vom 1. Februar 1972 beschloss. Die Region Ellwangen nahm zudem mit der Fertigstellung der Bundesautobahn 7 und der Anschlussstelle Ellwangen in der Mitte der 1980er Jahre einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung.[20]

Bei der Kreisreform zum 1. Januar 1973 wurde Ellwangen Teil des Ostalbkreises.


Text: Wikipedia

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