Evangelischer Kirchhof Nikolassee

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Der Evangelische Kirchhof Nikolassee ist der ursprüngliche Friedhof in der Villenkolonie Nikolassee, die heute Ortsteil im Bezirk Steglitz-Zehlendorf von Berlin ist.


Geschichtliches

Im Jahre 1906, fünf Jahre nach Gründung der Villenkolonie Nikolassee (die 1910 selbstständige preußische Landgemeinde wurde) stellte die Heimstätten-AG., die Gründungsträgerin von Nikolassee, ein 11.490 Quadratmeter großes Areal als Kirch- und Pfarrgrundstück zur Verfügung. Hiervon wurden 5312 m² als Begräbnisstätte angelegt und 1907 als Evangelischer Kirchhof Nikolassee kirchlich geweiht. Als 1909 die Evangelische Kirchengemeinde Nikolassee gebildet wurde, ging der Kirchhof in ihr Eigentum über.

Das ursprüngliche Friedhofsareal wurde 1913 durch Zukauf um 3600 m² und 1918 um weitere 6800 m² vergrößert. Ende der 1930er-Jahre reichte die bisher belegte Fläche nicht mehr aus und das zugekaufte Gelände wurde erweiternd ausgestaltet.

Im Juli 1940 ließ die Gemeinde auf dem neuen Kirchhofsteil ein hohes steinernes als Eisernes Kreuz geformtes Kreuz von dem Architekten Wilfried Wendland errichten. Mit diesem schlichten Mahnmal für die Gefallenen der Gemeinde in den Kriegen zuvor konnte der damaligen Praxis, Hakenkreuze auf Grabstätten anzulegen, entgegengetreten werden. Dieses Kreuz symbolisiert dagegen das Kreuz Jesu Christi als Erlösungs- und Friedenszeichen. 1957 erhielt dieses Denkmal eine eiserne Dornenranke des Künstlers Gerhart Schreiter, mit der an die Opfer des Zweiten Weltkrieges mahnend erinnert wird.

Zahlreiche Bäume und unterschiedlich hohe Hecken geben dem Kirchhof den Charakter eines Waldfriedhofs, der mit der Anlage eines kleinen Teiches zudem einen beschaulichen Anblick bietet. Auf diese Weise dient der Kirchhof den Besuchern als Ort der Ruhe und Einkehr im Gedenken der Verstorbenen. Damit stellt sich der Kirchhof auch gegenüber dem ebenfalls auf Nikolasseer Ortsgelände in den Jahren 1946/1947 weitflächig angelegten Zehlendorfer Waldfriedhof an der Potsdamer Chaussee würdevoll dar, dessen vergleichsweise überdimensionale Größe andere Akzente setzt.


Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten

Der Evangelische Kirchhof Nikolassee weist zahlreiche beeindruckende Grabanlagen auf. Unter ihnen das dreiteilige Gabmal aus Muschelkalk und bekrönenden Vasen über den Seiten auf dem Grab des Direktors der Heimstätten-AG. und Gründers der Villenkolonie Nikolassee, Hugo von Krottnaurer (1851–1915). Auf dem mittleren Stein sind zwei kleine Reliefs zu sehen, von denen das eine den in Stein gearbeiteten Bebauungsplan von Nikolassee, das Lebenswerk des Koloniegründers, aufweist. Das andere Relief zeigt eine Frau mit zwei Kindern an der Hand, womit an das von Gertrud von Krottnaurer (1851–1912) gegründete Kinderheim erinnert wird.

Weitere Begräbnisplätze (mit zum Teil künstlerisch wertvoller Gestaltung):


Max Bodenstein (1871–1942), deutscher Physikochemiker

Theo von Brockhusen (1882–1919), Maler

Julius Dahlke (1891–1951), Konzertpianist, Professor für Kirchen- und Schulmusik an der Staatlichen Akademie

Walter Epstein (1874–1918), Architekt

Ferdinand Friedensburg (1886–1972), von 1946 bis 1951 Oberbürgermeister von Groß-Berlin

Rudolf Henneberg (1845–1909), Kommerzienrat, Inhaber einer Firma für Heizungs- und Lüftungsanlagen

Jochen Klepper (1903–1942), Schriftsteller und Kirchenlieddichter, mit seiner jüdischen Frau Johanna (1890–1942) und deren Tochter Renate Stein

Kurt Kluge (1886–1940), Bildhauer, Erzgießer und Schriftsteller

Hermann Kretzschmar (1848–1924), Musikwissenschaftler und -schriftsteller, Begründer der Hermeneutik in der Musik

Hermann Muthesius (1861–1927), Architekt, Autor und Geheimrat im Preußischen Handelsministerium

Erich Schmidt (1897–1956), Verleger, Gründer des Erich Schmidt Verlags

Max C. P. Schmidt (1853–1918), Professor für lateinische Stilistik

Axel Springer (1912–1985), Zeitungsverleger, Gründer der Axel Springer AG.

Friedrich Trendelenburg (1844–1924), Mediziner, Chirurg, und dessen Sohn Friedrich Trendelenburg (1878–1962), Ministerialdirektor im Preußischen Kultusministerium

Max Vasmer (1886–1962), Slawist

Heinrich Vogel (1902–1989), evangelischer Theologe, Kirchenlieddichter, Komponist



Text: Wikipedia

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