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Eydtkuhnen

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Tschernyschewskoje (deutsch Eydtkuhnen bzw. 1938–1945 Eydtkau) ist ein Ort in der Oblast Kaliningrad, Russland.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Preußen

Die Anfänge des Ortes Eydtkuhnen gehen ins 16. Jahrhundert zurück. Der Ort geht auf den Einzelhof Eittkau zurück, der für 1557 belegt ist.[2] Einen Aufschwung erlebte der damals von nur 125 Einwohnern[3] besiedelte Ort, als 1860 die Preußische Ostbahn bis hierher ausgebaut war und Eydtkuhnen zum wichtigsten Grenzbahnhof Preußens an der Ostgrenze wurde.[4]

Die Normalspur der Ostbahn stieß in Eydtkuhnen auf die russische Breitspurbahn, so dass wegen der unterschiedlichen Spurweiten keine durchgängige Zugverbindung möglich war. So fuhren Züge aus Sankt Petersburg und Leningrad bis Eydtkuhnen, wo die Fahrgäste am selben Bahnsteig in einen preußischen Zug mit Normalspur umstiegen. In der Gegenrichtung geschah das dagegen im 2 km entfernten, ebenfalls als Spurwechselbahnhof ausgebauten russischen bzw. litauischen Bahnhof Wirballen, heute Kybartai in Litauen.

Bis 1875 erhöhte sich die Anzahl der Einwohner auf 3253[3] und bereits vor 1894 bestand hier eine Eisenbahnwerkstatt. Ab 1896 fungierte Eydtkuhnen auch als Umsteigebahnhof für den Luxuszug „Nord-Express“, der die Route Sankt Petersburg–Paris befuhr. Der Bahnhof wurde nach Plänen von Friedrich August Stüler gebaut.[3]

1905 vermeldete Meyers Großes Konversationslexikon zu diesem Ort:

„Flecken im Regierungsbezirk Gumbinnen, Kreis Stallupönen, Knotenpunkt der preußischen Staatsbahnlinie Königsberg – Eydtkuhnen und der russischen Staatsbahnlinie Landwarow – Eydtkuhnen (Grenzstation Wirballen), hat eine evangelische Kirche, Synagoge, Hauptzollamt und Nebenzollamt I, lebhaften Speditionshandel, besonders in russischen Pferden, Gänsen, Getreide und (1900) 3707 meist evangelische Bewohner“

– Meyers 1905[5]

Im Ersten Weltkrieg wurde Eydtkuhnen von der russischen Armee zerstört. Nach dem Wiederaufbau bekam der Ort im Jahr 1922 die Stadtrechte und es begann in der Zwischenkriegszeit eine erneute, kurze Blütezeit mit einer Zunahme der Einwohnerzahl auf 10.500 (1923).[3] Eydtkuhnen wurde erneut zum wichtigsten Grenzübergang zwischen dem Reich und den baltischen Staaten. Durch die Umstellung des litauischen Eisenbahnnetzes auf Normalspur waren Eydtkuhnen und der benachbarte Bahnhof Virbalis keine Spurwechselbahnhöfe mehr. Der Nord-Express fuhr allerdings nicht mehr über Eydtkuhnen. Es verblieben lediglich direkte Schlafwagen von Paris nach Riga im D 1 (Berlin–Eydtkuhnen). 1935 war auch die von Aachen kommende Reichsstraße 1 bis zu diesem Ort herangeführt.

Der Aufschwung endete abrupt mit dem Zweiten Weltkrieg, wobei Eydtkuhnen bei der Eroberung durch die Rote Armee abermals zerstört wurde. Die überwiegend deutsche Bevölkerung des Ortes floh bei Kriegsende oder wurde nach der Besetzung durch die Rote Armee vertrieben.

Sowjetunion / Russland

Im Jahr 1947 in Tschernyschewskoje (nach dem russischen Revolutionär Nikolai Gawrilowitsch Tschernyschewski[6]) umbenannt,[7] wurde die Ortschaft Teil der RSFSR, seit 1991 der Russischen Föderation. Gleichzeitig wurde der Ort Verwaltungssitz eines Dorfsowjets und hatte damit seine Stadtrechte verloren. Im Ort wurde ein Gefängnis eingerichtet. Der Bahnhof wurde demontiert, da er nach 1945 nicht mehr als Grenzbahnhof benötigt wurde und der nächste Bahnhof Kybartai sehr nah lag.

Seit 2007 befindet sich in Tschernyschewskoje ein wichtiger Straßengrenzübergang zwischen der Oblast Kaliningrad und Litauen. Ein großer Teil des Ortes ist heute von einer Mauer umgeben und wurde lange zum Teil als Kaserne, zum Teil auch als Gefängnis genutzt. Die russische Eisenbahn verwirklichte nach der Jahrtausendwende den Wiederaufbau des Grenzbahnhofs,[8] da die Kapazitäten im Bahnhof Nesterow nicht ausreichten.

Von 2008 bis 2018 gehörte Tschernyschewskoje zur Landgemeinde Prigorodnoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Nesterow.

Tschernyschewski selski Sowet/okrug 1947–1960 und 1967–2008

Der Dorfsowjet Tschernyschewski selski Sowet (ru. Чернышевский сельский Совет) wurde im Juli 1947 eingerichtet.[7] Von 1960 bis 1967 war der Dorfsowjet aufgelöst und vermutlich an den Prigorodny selski Sowet angeschlossen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Tschernyschewski selski okrug (ru. Чернышевский сельский округ). Im Jahr 2008 wurden die beiden verbliebenen Orte des Dorfbezirks in die neu gebildete Landgemeinde Prigorodnoje selskoje posselenije eingegliedert.


Text: Wikipedia

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