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Ferlach

Ferlach (slowenisch: Borovlje) in Kärnten ist die südlichste Stadtgemeinde Österreichs mit 7253 Einwohnern (2022), Hauptort des Rosentals, Sitz eines Bezirksgerichtes und als Büchsenmacherstadt bekannt.

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Geschichte

Der Ort Ferlach dürfte im 12. Jahrhundert entstanden sein. Die älteste urkundliche Erwähnung als Vörelach stammt aus dem Jahr 1246. Der Ortsname spielt auf die umliegenden Föhrenwälder (slow. Borovlje: Leute am Föhrenwald) an.[2]

Ein eisenverarbeitendes Gewerbe ist für Ferlach seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar und war durch die Erzvorkommen in den Karawanken und die Wasserkraft des Loibl- und des Waidischerbachs begünstigt. Die Entwicklung als Produktionsstätte für Waffen geht voraussichtlich auf die Erhebung Klagenfurts zur Landeshauptstadt um 1529 zurück.[3] Vor dem Hintergrund von Türkeneinfällen und Bauernaufständen erhielt das 1514 fast völlig abgebrannte und wiederaufgebaute Klagenfurt von Kaiser Ferdinand I. ein städtisches Zeughaus, das entsprechend auszustatten war. Der Legende nach soll Ferdinand 1558 auch eine Hundertschaft Waffenschmiede aus Lüttich, damals in den Österreichischen Niederlanden gelegen, nach Kärnten geholt haben. In den Listen der Büchsenmacher konnte jedoch bisher kein einziger flämischer oder wallonischer Name identifiziert werden. Wie aus einer Anweisung Ferdinands von 1558 hervorgeht, wurden Hellebarden, Piken und Feuerwaffen zu diesem Zeitpunkt bereits in größeren Mengen erzeugt. Der Kaiser trug dem Laibacher Zeugwart Hans Tillhopff auf, bei „Hansen Pixenschmidt zu Hollenburg“ in Kärnten 400 „Topplhackhn und sovil spanische Ror“ zu bestellen.[4] Die bislang frühesten Erwähnungen von Büchsenmachern finden sich in den Unterlagen der Herrschaft Hollenburg. 1551 wird der „puechsenschiffter“ Hans Glawitsch erwähnt, 1555 der Schlosser Hans Hueber und 1557 der „puchsenschmidt“ Hans Butsch. Im Jahre 1641 waren im Raum Ferlach rund 41 Meister tätig. Das Büchsenmachergewerbe erlebte in der Regierungszeit von Kaiserin Maria Theresia seinen Höhepunkt und erlangte Weltruhm. Bis zu 400 Meister sind in den Hollenburger Urbaren nachweisbar. Die Büchsenmacher rüsteten neben dem österreichischen Heer auch noch die Armeen von Frankreich, Spanien und der Türkei aus. In den darauffolgenden Jahrzehnten nahm die Nachfrage nach militärischen Waffen zunehmend ab, und so konzentrierte man sich in Ferlach auf die Produktion von Jagdwaffen. Die Ferlacher Jagdgewehre, die durchwegs handgefertigt sind, genießen noch heute einen hervorragenden Ruf.

Die Gemeinde konstituierte sich im Jahr 1850 unter dem Namen Oberferlach. 1880 hatte das Dorf 888 Einwohner. Davon waren 561 deutsch- (63 %) und 313 slowenischsprachig (35 %).[5] Oberferlach war eine Sprachinsel mit einem überwiegend slowenischen Umland. Anlässlich der Erhebung zum Markt im Jahr 1910 wurde die Gemeinde in Ferlach umbenannt. 1930 wurde das Stadtrecht verliehen. Eingemeindet wurden 1927 die Gemeinde Unterloibl, 1964 Unterferlach und 1973 Windisch Bleiberg.

Der 1905 geborene Ferlacher Büchsenmacher Ivan Dovjak war einer der 13 Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus in Kärnten, die am 9. April 1943 durch Roland Freisler, den Präsidenten des Volksgerichtshofes (VGH), zum Tode verurteilt und am 29. April 1943 im Wiener Landesgericht (Gefängnis) hingerichtet wurden.

Das KZ Loibl wurde ab März 1943 im Loibltal zu beiden Seiten des Loiblpasses als Außenstelle des KZ Mauthausen errichtet. Bis Kriegsende mussten hier rund 1800 Häftlinge und rund 400 Zivilisten einen Tunnel durch die Karawanken unter der Grenze zwischen Slowenien und Österreich graben. Dabei wurden 32 Insassen zu Tode geschunden oder vorsätzlich ermordet.

Nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 kam es vom 10. bis 13. Mai zu heftigen Kämpfen in und bei Ferlach zwischen Partisanen einerseits und Slowenischer Landeswehr und SS-Verbänden andererseits.[6][7] Zahlreiche Gebäude Ferlachs wurden in Brand geschossen. Zwischen 3 und 50 slowenische Landeswehr-Männer wurden getötet, die Zahl der toten Partisanen schwankt zwischen 18 und 180. Sie wurden auf dem ehemaligen Ferlacher Friedhof – jetzt Gregoritschpark – begraben. Die Männer der Waffen-SS und der SS-Polizei, die gegen die slowenische Landwehr gekämpft hatten, hatten keine Verluste.[8]

Zwischen 8. Mai und 24. Mai kam es in der Gegend von Ferlach zu mehreren Massakern.[6] Das bekannteste Massaker ereignete sich am 13. Mai 1945 im Reichmannwald in Otrouza. Dort wurden 16 slowenische Flüchtlinge, darunter 3 Frauen, von Partisanen ermordet, sie liegen in der Massengrabanlage am Pfarrfriedhof von Glainach begraben.[9]

Im Jahr 1997 fand in Ferlach die Kärntner Landesausstellung „alles Jagd… eine kulturgeschichte“ statt.


Text: Wikipedia

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