Flämische Straße 12 (Kiel)

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche
Theodor Storm (1886)

Theodor Storm hatte sich von 1839 bis 1842 im Haus vom Bäckermeister Andresen einquartiert. Zur gleichen Zeit hielt sich auch Theodor Mommsen hier auf.


Theodor Storm

Hans Theodor Woldsen Storm (* 14. September 1817 in Husum; † 4. Juli 1888 in Hanerau-Hademarschen) war ein deutscher Schriftsteller, der als Lyriker und als Autor von Novellen und Prosa des deutschen Realismus mit norddeutscher Prägung bedeutend war. Im bürgerlichen Beruf war Storm Jurist.


Kindheit, Jugend und Studium (1817–1842)

Hans Theodor Woldsen Storm wurde als erstes Kind des Justizrats Johann Casimir Storm und seiner Frau, der Patriziertochter Lucie Woldsen in Husum, Markt 9, geboren. 1818 zog die Familie in das Haus Neustadt 56 um, 1821 in das Haus der Großeltern Woldsen, Hohle Gasse 3. Im Herbst des Jahres trat Storm in die Klippschule ein, von 1826 bis 1835 besuchte er die Husumer Gelehrtenschule, anschließend für drei Semester das Katharineum in Lübeck.

Storm schrieb als 15-jähriger Schüler seine ersten Gedichte, die der damals populären Wochenblattpoesie nachempfunden waren (erstes überliefertes Gedicht: An Emma, 1833); in der Schule lernte er Beispiele antiker Poesie nachzuahmen und schrieb erste Prosatexte. Vier Gedichte und mehrere journalistische Arbeiten wurden im Husumer Wochenblatt (Sängers Abendlied, 27. Juli 1834) und im Dithmarscher und Eiderstedter Boten abgedruckt.

In Lübeck lernte Storm Ferdinand Röse kennen, durch den er mit der zeitgenössischen Literatur vertraut wurde, unter anderem Goethes Faust, Heines Buch der Lieder und Eichendorffs Prosa und Lyrik.

Ab 1837 studierte Storm Jura an der Universität Kiel, wo er Mitglied der Burschenschaft Albertina Kiel wurde, sowie in Berlin. Damals begann seine Freundschaft mit Theodor und Tycho Mommsen, mit denen er eine Sammlung schleswig-holsteinischer Lieder, Märchen und Sagen zusammentrug. 1843 veröffentlichten sie gemeinsam das Liederbuch dreier Freunde, das selbstverfasste Gedichte der drei Autoren enthält. Im September 1837 verlobte sich Storm mit Emma Kühl von der Insel Föhr; im Februar 1838 löste Emma Kühl diese Verlobung. Im September oder Oktober 1842 machte Storm der in Altona lebenden Bertha von Buchan, die er schon 1837 kennengelernt hatte, einen Heiratsantrag, den diese zurückwies.


Rechtsanwalt in Husum (1842–1853)

1843 kehrte er nach Husum zurück und eröffnete eine Anwaltskanzlei. Im Januar 1844 verlobten sich Storm und dessen Cousine Constanze Esmarch (1825–1865), die Heirat fand 1846 im Rathaus von Segeberg statt. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor: Hans (* 25. Januar 1848), Ernst (* 30. Januar 1851), Karl (* Juni 1853), Lisbeth (* 10. Juni 1855), Lucie (1860), Elsabe (* Januar 1863) und Gertrud (* 4. Mai 1865).

Trotz des Friedensschlusses von 1850 zwischen Dänemark und Preußen nahm Storm eine unversöhnliche Haltung gegenüber Dänemark ein. Deshalb entzog ihm 1852 der dänische Schleswigminister Friedrich Ferdinand Tillisch die Advokatur.


Gerichtsassessor in Potsdam (1853–1856)

1853 sprach man ihm in Berlin eine unbezahlte Anstellung im Kreisgericht von Potsdam zu. Zu dieser Zeit erschien seine schon 1849 geschriebene Novelle Immensee. Während seines Aufenthalts in Potsdam berichtet Storm von seinem Abscheu über den „preußischen Menschenverbrauch im Staatsmechanismus“; er kämpfte mit beruflichen und finanziellen Schwierigkeiten. Sein künstlerischer Freundeskreis im Rütli, zu dem unter anderem Theodor Fontane und Franz Kugler zählten, trug dazu bei, dass der republikanisch Gesinnte sich im Kreise der preußisch Konservativen zunehmend isoliert fühlte.


Kreisrichter in Heiligenstadt (1856–1864)

1856 wurde er zum Kreisrichter im thüringischen Heiligenstadt ernannt.


Landvogt und Amtsrichter in Husum (1864–1880)

Nach der Niederlage Dänemarks im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 wurde Storm in Husum von der Bevölkerung der Stadt zum Landvogt berufen. Im März des Jahres zog er zurück nach Husum.

Constanze Storm starb am 24. Mai 1865 nach der Geburt ihrer Tochter Gertrud. Seiner Trauer verlieh Storm in dem strophischen Gedichtzyklus Tiefe Schatten Ausdruck; neben den häufig in der Schule gelesenen Gedichten Die Stadt und Ans Haff nun fliegt die Möwe zählt dieser Zyklus heute zu den bekanntesten Gedichten Storms.

1866 heiratete Storm die 38-jährige Dorothea Jensen, die er bereits kurz nach seiner ersten Hochzeit kennengelernt hatte und mit der ihn eine leidenschaftliche Beziehung verband. Sie bezogen das Haus Wasserreihe 31, das sie bis 1880 bewohnten und das heute als Theodor-Storm-Museum genutzt wird. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor: Friederike (* 4. November 1868).

1867 wurde er im Zuge der preußischen Verwaltungsreform nach der Annexion Schleswig-Holsteins zum Amtsgerichtsrat ernannt. Gegen 1870 kam der damals 15-jährige Ferdinand Tönnies, später einer der Begründer der Soziologie, als Korrekturleser in Storms Haus und wurde später sein Freund. 1874 starb Storms Vater, 1878 seine Mutter. Seit 1877 stand Storm in Briefwechsel mit seinem Schweizer Schriftstellerkollegen Gottfried Keller.


Alterssitz in Hademarschen (1880–1888)

Im Mai 1880 trat Storm in den vorzeitigen Ruhestand und zog nach Hademarschen, wo sein jüngerer Bruder Johannes Storm (1824–1906) einen Holzhandel betrieb. Theodor Storm ließ sich in der Hauptstraße des Ortes eine Villa errichten. Hier entstanden seine Altersnovellen: Die Söhne des Senators (1880), Der Herr Etatsrat (1881), Hans und Heinz Kirch (1882), Zur Chronik von Grieshuus (1884), Ein Doppelgänger (1887) und Ein Bekenntnis (1887). Im Mai 1886 unternahm Storm eine Reise nach Weimar und besuchte Erich Schmidt, den dortigen Direktor des neugegründeten Goethe-Archivs und einer seiner langjährigen Briefpartner. Nach seiner Rückkehr begann Storm mit der Arbeit an der Novelle Der Schimmelreiter, die im April 1888 als Storms letzte Novelle erschien. Am 4. Juli 1888 starb er in Hademarschen an Magenkrebs. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof „St. Jürgen“ in Husum.


Theodor Mommsen

Christian Matthias Theodor Mommsen (* 30. November 1817 in Garding, Schleswig-Holstein; † 1. November 1903 in Charlottenburg) war ein deutscher Historiker und gilt als einer der bedeutendsten Altertumswissenschaftler des 19. Jahrhunderts. Seine Werke und Editionen zur römischen Geschichte sind noch für die heutige Forschung von grundlegender Bedeutung. Für seine Römische Geschichte wurde er 1902 mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt.


Leben

Mommsen stammte aus einer Pfarrerfamilie; sein Vater Jens Mommsen war seit 1821 Pfarrer in Oldesloe (Holstein), wo der älteste Sohn Theodor zusammen mit fünf Geschwistern aufwuchs. Den strengen christlichen Glaubensvorstellungen des Vaters entzogen sich die Kinder nach und nach, jedoch blieb Mommsen bis ans Lebensende ein überzeugter liberaler Protestant, mit einer deutlichen Abneigung gegen den Katholizismus. Obwohl die Familie in eher ärmlichen Verhältnissen lebte, weckte Jens Mommsen bei seinen Kindern früh das Interesse an den antiken Klassikern. Nach anfänglichem Privatunterricht besuchte Theodor Mommsen ab Oktober 1834 das Christianeum in Altona und begann im Mai 1838 ein Jurastudium an der Universität Kiel. Hier trat er der Burschenschaft Albertina bei, lernte 1839 den später als Dichter berühmt gewordenen Jurastudenten Theodor Storm kennen, teilte sich mit ihm zeitweise die Wohnung und veröffentlichte zusammen mit ihm und seinem jüngeren Bruder Tycho Mommsen 1843 das Liederbuch dreier Freunde, eine Gedichtsammlung, die von der Literaturkritik freundlich aufgenommen wurde. Im selben Jahr wurde er in Kiel bei Georg Christian Burchardi mit der Arbeit Ad legem de scribis et viatoribus et De auctoritate promoviert. Wiewohl eigentlich Jurist, widmete er sich fortan ausgehend von seinen Studien zum Römischen Recht fast ausschließlich der Alten Geschichte, die erst um diese Zeit als eigene Disziplin entstand.

Mommsen strebte eine wissenschaftliche Karriere an, musste zunächst aber seinen Lebensunterhalt als Aushilfslehrer an zwei Mädchenpensionaten bestreiten, die Tanten von ihm in Altona leiteten. 1844 erhielt er ein dänisches Reisestipendium (das Herzogtum Schleswig war damals in Personalunion mit Dänemark verbunden) und besuchte zunächst Frankreich, dann vor allem Italien, wo er seine Beschäftigung mit römischen Inschriften begann. Er trat in Kontakt mit dem Archäologischen Institut und plante eine Sammlung aller bekannten lateinischen Inschriften, die im Gegensatz zu früheren Corpora auf dem Autopsieprinzip beruhen sollte. Als ersten Schritt sammelte Mommsen die Inschriften des damaligen Königreichs Neapel.

1847 kehrte Mommsen nach Deutschland zurück, musste vorerst aber wieder als Lehrer arbeiten. Während der Märzrevolution von 1848 wurde er Journalist in Rendsburg und vertrat energisch seine liberalen Überzeugungen. Im Herbst dieses Jahres erhielt er einen Ruf als außerordentlicher Professor für Rechtswissenschaft nach Leipzig und konnte so endlich die wissenschaftliche Laufbahn einschlagen. Er begann eine umfangreiche Publikationstätigkeit, blieb aber auch politisch aktiv, zusammen mit seinen Freunden und Professorenkollegen Moriz Haupt und Otto Jahn. Wegen ihrer Beteiligung am sächsischen Maiaufstand 1849 wurden die drei angeklagt und 1851 aus dem Hochschuldienst entlassen.

Mommsen wurde noch im selben Jahr auf einen Lehrstuhl für Römisches Recht in Zürich berufen, den er 1852 antrat. Er wollte aber gern nach Deutschland zurückkehren und folgte 1854 einer Berufung nach Breslau, wo er mit dem Privatdozenten Jacob Bernays Freundschaft schloss. 1856 verlieh ihm die Philosophische Fakultät der Universität Greifswald die Ehrendoktorwürde.

1858 wurde Mommsen auf eine Forschungsprofessur an die Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin berufen und erhielt 1861 einen Lehrstuhl für römische Altertumskunde an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, wo er bis 1885 Vorlesungen hielt (eine Aufgabe, die für ihn deutlich hinter die Forschungsaktivitäten zurücktrat). Rufe an andere Universitäten, die er erhielt, nutzte er zu Verbesserungen seiner Stellung. Mommsen war Mitglied der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften in Leipzig sowie ab 1852 auswärtiges Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften, seit 1876 socio straniero der Accademia dei Lincei in Rom und ab 1895 auswärtiges Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres.

Bei seinen Studenten war Mommsen unbeliebt, er galt als schlechter und herrischer Dozent. Immer wieder griff er zugunsten seiner Schüler ein und sicherte ihnen Lehrstühle, etwa im Falle Otto Seecks und Ulrich Wilckens. Beide Male hatte Karl Julius Beloch, der mit Mommsen zerstritten war, das Nachsehen. Den meisten von Mommsens Schülern gelang es nie, aus dem Schatten ihres übermächtigen Lehrers zu treten. Andere jüngere Gelehrte und einige Schüler Mommsens bemühten sich hingegen, sich von ihrem akademischen Lehrer zu emanzipieren. Unter diesen ist Max Weber sicher der bedeutendste, den Mommsen für seinen einzig würdigen Nachfolger hielt, der sich aber noch vor der Promotion der Soziologie zuwandte.

Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Mommsen hoch geehrt (Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste 1868, Ehrenbürgerschaft von Rom). Er war inzwischen auch jenseits der Fachkreise weltberühmt; Mark Twain etwa begegnete ihm 1892 in Berlin und war tief beeindruckt. Mommsen erhielt 1902 für sein Hauptwerk, die Römische Geschichte, den Nobelpreis für Literatur.

Mit seiner Frau Marie, einer Tochter des Leipziger Verlegers Karl Reimer, mit der er seit 1854 verheiratet war, hatte Mommsen 16 Kinder, von denen zwölf das Erwachsenenalter erreichten. Zu seinen Enkeln zählen die Historiker Wilhelm Mommsen und Theodor E. Mommsen, der spätere Präsident des Bundesarchivs Wolfgang A. Mommsen, der Manager und hohe Beamte im Rüstungsministerium, später auch im Bundesverteidigungsministerium Ernst Wolf Mommsen. Theodor Mommsens Urenkel Hans Mommsen und Wolfgang J. Mommsen haben die Geschichtswissenschaft im Nachkriegsdeutschland entscheidend mitgeprägt. Sein Ururenkel Oliver Mommsen macht als Schauspieler Karriere.

Das Grab Mommsens befindet sich auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof II an der Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg, als Ehrengrab des Landes Berlin, im Feld M1.



Text: Wikipedia

Liste der Autoren


Text: Wikipedia

Liste der Autoren


Bild: Wikipedia

Der Text und das Bild sind unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.