Franz Stolze

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Prof. Dr. phil. Franz Stolze
Reklamemarke Dr. F. Stolze Fabrik photogr. Papiere

Franz Stolze (* 14. März 1836 in Berlin; † 13. Januar 1910 ebenda) war ein deutscher Erfinder, Photograph, Iranist, Stenograph und Schriftsteller. Bekannt ist er vor allem als Entwickler einer ersten Gasturbine.

Leben

Franz Stolze wurde zunächst von seinem Vater Wilhelm Stolze (bekannt als Erfinder einer Kurzschrift) privat unterrichtet, besuchte dann das Friedrich-Werder-Gymnasium in Berlin, das er 1857 abschloss. Nach einem Studium der Philosophie, Geschichte, Geographie, Physik und Mathematik an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und Jena folgte eine Promotion an der Universität Jena im Fach Philosophie im Jahre 1863.

Stolzes Gasturbine

Im Rahmen seiner Promotion war Stolze mit den Werken von Ferdinand Redtenbacher zum Strömungs- und Turbomaschinenbau in Berührung gekommen. Er erkannte einige Schwächen in der theoretischen Berechnung und der Konstruktion von Turbinen, verbesserte die Berechnung u. a. der Henschel-Joval-Turbine und entwickelte selbst die Idee einer „Feuerturbine“ (Gasturbine), die er 1873 erstmals zum Patent anmeldete.

Da dieser Patentantrag vom Deutschen Reichspatentamt abgelehnt worden war, widmete sich Stolze für längere Zeit anderen Aktivitäten (siehe unten). Letztlich wandte er sich aber wieder der Gasturbine zu, denn inzwischen hatten andere, insbesondere Charles Parsons, seine Ideen praktisch bestätigt. 1897 stellte Stolze erneut einen Patentantrag, der dieses Mal genehmigt wurde. In der Folge entwickelte und baute Stolze 1904 in Berlin-Weißensee eine Test- und Pilotanlage. Aufgrund von Werkstoffproblemen, zu hohen Druckverlusten und ungünstigen Schaufelprofilen, insbesondere im Bereich des Turboverdichters, wies die Turbine aber einen zu geringen Wirkungsgrad auf. Der Verdichter brauchte mehr Antriebsleistung als die Turbine abgab, d.h. die Maschine war nicht in der Lage, selbständig zu starten oder Energie abzugeben.

Trotz des anfänglichen, praktischen Misserfolges gilt Stolzes Turbine als bahnbrechend für die heutige Gasturbinentechnologie, denn nachdem für einige Jahre die Gasturbinen ohne Verdichter von Holzwarth erfolgversprechender erschienen, wendete sich in den 1930er Jahren das Blatt, u.a. durch der Entwicklung von verbesserten Turbokompressoren durch Rateau. Heute arbeiten alle modernen Gasturbinen nach Stolzes Prinzip.

Zu seinem Gedenken brachte die „Siemens-Ring-Stiftung“ am 14. März 1963 eine Bronzetafel am Haus Uhlandstraße 175 in Berlin-Charlottenburg an, in dem Stolze in den letzten Jahrzehnten seines Lebens wirkte.

Andere Aktivitäten

Neben dem Turbinenbau war Stolze lange Zeit vor allem auf dem Gebiet der Photographie tätig. Den von Hermann Wilhelm Vogel 1863 gegründeten Photographischen Vereins zu Berlin[1] leitete er 1869–1873 und 1881–1893. Im Jahre 1866 gründete er eine Fabrik für Photopapier und Kameras (Kunstphotographische Anstalt Dr. Franz Stolze & Co.) und half beim Aufbau eines Lehrstuhls und Laboratoriums für Photographie in Berlin-Charlottenburg.

Nach der o.g. Ablehnung seines Turbinenpatents unternahm Stolze 1874 im Auftrag der preußischen Kulturministeriums eine Forschungsreise nach Isfahan/Persien, um dort mit einem Photoheliographen den Venusdurchgang von 1874 aufzunehmen[2] (siehe Bild).

Anschließend wurde er in Persien auch zu archäologischen Ausgrabungen (in Persepolis und in der Moschee von Schiraz mit Friedrich Carl Andreas) hinzugerufen, die er mittels Photogrammetrie dokumentierte. Stolze sandte die Aufnahmen der Mesdjid-e-Djumä (Freitags Moschee) aus Shiraz 1878 nach Meschede/Sauerland, wo sie von seinem Freund Albrecht Meydenbauer, der dort als Bauinspektor tätig war, ausgewertet und zeichnerisch aufgetragen wurden. Stolze blieb bis 1881 in Persien.

Für die Auswertung von photogrammetrischen Stereoaufnahmen führte Stolze spezielle Messmarken ein.

Außerdem setzte sich Stolze für die Verbreitung der Werke seines Vaters zur Stenographie ein und erhielt von der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin hierfür 1896 einen Lehrauftrag. Auch betätigte er sich als Schriftsteller, verfasste einige Gedichte, Romane und Dramen.[3]

Franz Stolze starb im Alter von 73 Jahren und fand auf dem Berliner Domfriedhof I an der Liesenstraße seine letzte Ruhestätte.[4]

Schriften

Encyklopädie der Photographie. Halle a. S., Verlag von Wilhelm Knapp. (61. Band 1908)

Ehrungen und Auszeichnungen

Roter Adlerorden VI. Klasse im Jahr 1898[5].

Benennung eines Bergs (Stolze Peak) auf der Arctowski-Halbinsel in der Westantarktis[6]


Wohnadressen in Berlin: Hallesche Straße 4 (1885), Eichenallee 23 (1895-1905) und ab 1905 Uhlandstraße 175.

Die Fabrik für Photographische Papiere Dr. F. Stolze befand sich am Salzufer 23.


Porträtbild: Wikimedia

Text: Wikipedia

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