Freising

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Freising ist eine Große Kreisstadt und Universitätsstadt in Bayern.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Freising.

Anton Schlüter Motorenfabrik

Brauerei Weihenstephan

Sonstige

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Älteste Spuren menschlicher Besiedelung des Freisinger Gebietes offenbarten Ausgrabungen auf dem Domberg im Jahr 1976, die Keramik und Hornsteingeräte zu Tage förderten. Diese Funde wurden der jungneolithischen Münchshöfener Kultur zugeordnet. Weitere Zeugnisse sind umfangreiche Funde aus der frühen Bronzezeit und der Urnenfelderzeit. Auch eine Römerstraße an der Isar ist Archäologen bekannt. Eine kontinuierliche Besiedlung ist bisher zwar nicht zweifelsfrei belegt, wegen der exponierten landschaftlichen Lage des Dombergs aber höchstwahrscheinlich.

Der ursprüngliche Stadtname, der Siedlung eines Frigis bedeutet, geht möglicherweise auf eine Ortsgründung vor der Völkerwanderung zurück und ist vermutlich keltischer Herkunft.

Von der Herzogspfalz zur Geistlichen Stadt

Die nächsten siedlungsgeschichtlichen Zeugnisse stammen erst aus dem frühen Mittelalter, als der Ort unter dem Namen Frigisinga eine Herzogspfalz im ersten bairischen Stammesherzogtum (ab 555 n. Chr.) war. Nachdem Herzog Theodo II. noch zu Lebzeiten das Herzogtum unter seinen vier Söhnen aufgeteilt hatte, wurde Freising um 715 eine agilolfingische Residenz, zu der eine Burg (Castrum), ein Wohnsitz (Palatium) und eine Marienkapelle gehörten. Freising ist die einzige bekannte Stadtgründung der bajuwarischen Agilolfinger und damit die älteste Stadt in Oberbayern.

Die Marienkirche, der erste Vorgängerbau des späteren Doms, war damals bereits aus Stein erbaut und als Bischofskirche konzipiert. Herzog Theodo war nach Rom gepilgert und hatte bei Papst Gregor II. um die Errichtung von Bischofssitzen in Bayern gebeten. Dieses Ereignis wurde im Liber pontificalis festgehalten und führte 716 zur päpstlichen Instruktion, vier Bischofssitze (Regensburg, Passau, Salzburg und Freising) in Bayern zu gründen. Diese erste Kirchenorganisation kam jedoch aus unbekannten Gründen nicht zustande, obwohl der Herzog auf einen Bischof wartete, da er sich von ihm eine Festigung seiner Herrschaft versprach.

In seinen Bestrebungen, dem Herzogtum Bayern-Freising eine kirchliche Ordnung zu geben, suchte und fand Herzog Grimoald (Sohn des Theodo II.) den fränkischen Wanderbischof Korbinian, der offiziell 724 (vermutlich aber bereits um 715) aus Arpajon (südlich von Paris) nach Freising kam. In Freising fand der Bischof auf dem Weihenstephaner Berg eine Kapelle (St. Stephanus) vor, die zu einem Ausgangspunkt seines Wirkens wurde. Korbinian wird deshalb als der erste Freisinger Bischof und als Gründungsheiliger des Bistums angesehen, auch wenn die kanonische Anerkennung des Bischofssitzes erst 739 durch Bonifatius erfolgte. Bis heute ist der heilige Korbinian Schutzpatron der Erzdiözese München und Freising. Sein besonderes Attribut, der Bär, der der Legende nach dem Heiligen das Gepäck über die Alpen trug, ziert das Freisinger Stadtwappen.

Herzog Grimoald und Korbinian gerieten in Streit über die Eheschließung des Herzogs mit Pilitrud, der Witwe seines Bruders Theodolt (Herzog in Regensburg). Da dies nach damaligen Kirchenrecht untersagt war, verlangte Korbinian die Auflösung der Ehe. Als Herzogin Pilitrud daraufhin versuchte, Korbinian zu vergiften, floh der Heilige nach Kuens (bei Meran) und kehrte erst einige Jahre später wieder nach Freising zurück. Herzog Grimoald war inzwischen gestorben und sein Neffe Hugibert Herzog in Bayern. Das um 725 auf dem Domberg errichtete Hugibertsmünster geht auf diesen zurück. Ab diesem Zeitpunkt erschien Freising nicht mehr als Herzogspfalz.

Gegen Ende des älteren baierischen Stammesherzogtums ging der Burgberg und die entstandene Stadt (Civitas, Oppidum) 788 in kirchlichen Besitz über und wurde zum Domberg. Freising entwickelte sich zur Geistlichen Stadt, in der Priestergemeinschaften und Klöster, Bibliotheken, Scriptorien und eine Domschule entstanden. Bischof Arbeo von Freising (723–784), der als erster Schriftsteller deutscher Herkunft gilt, wird als Verfasser des Codex Abrogans genannt, eines lateinisch-althochdeutschen Glossars, dessen in St. Gallen aufbewahrte Abschrift als das älteste erhaltene deutsche Buch gilt.

Domstadt und Gelehrtenberg im Hochmittelalter

Um 860 ließ Bischof Anno eine neue dreischiffige Domkirche am Ort der ehemaligen Marienkapelle, der ältesten Marienkirche der Diözese, erbauen. Vor der Bischofserhebung von Bischof Waldo (884), Kanzler von König Karl III., mischte sich der König erstmals in die Besetzung des Freisinger Stuhls ein. In den folgenden 250 Jahren entschieden ostfränkische Könige, wer Bischof von Freising wurde. Die Freisinger Bischöfe dieser Zeit standen oft als Kanzler, Notare oder königliche Gesandte im Dienst des jeweiligen Herrschers. Überhaupt genossen Freisinger Bischöfe und die Freisinger Domschule ein hohes Ansehen bei den Königen und Kaisern jener Zeit. Ludwig der Deutsche und Ludwig das Kind waren Schüler der Freisinger Domschule, Kaiser Heinrich der Heilige wurde von Bischof Abraham in die Wissenschaft eingeführt und Kaiser Konrad II. übergab seinen erstgeborenen Sohn zur Erziehung in die Obhut von Bischof Egilbert.

903 brannte der Dom zum ersten Mal, die Schäden waren jedoch bis 906 wieder behoben. 955 wurde die Stadt von den einfallenden Ungarn geplündert, allerdings blieb der Domberg auf wundersame Weise davon verschont. In späteren Jahren wurde dies auf die Gebete und „Nebelwunder“ des damaligen Bischofs Lantbert zurückgeführt. Er ist neben dem Bistumsgründer der einzige Heilige, der auch Bischof von Freising war.

Das inzwischen am Fuße des Domberges entstandene Freisinger Bürgertum konnte sich im Gegensatz zu Augsburg und Regensburg nicht aus der bischöflichen Herrschaft befreien. Freising blieb deshalb über Jahrhunderte ein vom Domberg dominierter Ort, der im Mittelalter als „mons doctus“ (Gelehrtenberg) bekannt und zum kulturellen, künstlerischen und religiösen Zentrum Altbayerns wurde. Viele Orte in Oberbayern sind aus diesem Grund in Freisinger Traditionsbüchern erstmals erwähnt. Mittelalterliche Schreibkunst und Buchmalerei erreichten eine frühe Blütezeit in Freising. So entstanden beispielsweise zwischen 972 und 1039 die Freisinger Denkmäler, drei Texte in slowenischer Sprache, die ältesten Zeugnisse der slowenischen Sprache und einer in lateinischer Schrift geschriebenen slawischen Sprache, beruhend auf der Schenkung von Ländereien und des Ortes Škofja Loka (Bischoflack) in Slowenien durch Kaiser Otto II. an Bischof Abraham von Freising im Jahr 973.

Auch der Musikinstrumentenbau und die frühe Kirchenmusik hatten in Freising eine besondere Qualität erreicht. So wandte sich bereits im Jahr 873 Papst Johannes VIII. an Bischof Anno, einen Orgelbauer und Organisten nach Rom zu senden. Das älteste deutsche Kirchenlied Petrusleich wurde im 10. Jahrhundert in Freising gedichtet und das Dreikönigsspiel (auch als Freisinger Magierspiel bekannt), das erste bekannte (weil textlich erhaltene) lateinische Weihnachtsspiel, wurde um 1080 im Chor des Freisinger Doms uraufgeführt.

Im Bayerischen Staatsarchiv in München wird die Urkunde aufbewahrt, mit der Kaiser Otto III. Freising im Jahr 996 das Markt-, Münz- und Zollrecht verlieh. In dieser Urkunde wird auch eine Schenkung des Kaisers an den Bischof Gottschalk von Freising von etwas Land in der Gegend von Neuhofen an der Ybbs „regione vulgari vocabulo Ostarrichi“ (in der gewöhnlich Ostarrîchi genannten Region) erwähnt. Dies gilt als die erste urkundliche Nennung von Österreich.

Seit 1040 befindet sich am Berg Weihenstephan die älteste noch existierende Brauerei der Welt.

Bischof Otto von Freising (1112–1158) aus dem Haus der Babenberger und Abt im Zisterzienserkloster Morimond war einer der bedeutendsten Geschichtsschreiber des Mittelalters. Um 1140 gründete er am Stadtrand das Prämonstratenser-Kloster Neustift. 1143 verfasste er seine berühmte Weltchronik Chronica sive Historia de duabus civitatibus (Chronik oder die Geschichte der zwei Reiche), worin er in sieben Bänden die Weltgeschichte und im achten Band seine Vision des Jüngsten Gerichts darstellte. Bischof Otto war auch der Chronist Kaiser Friedrichs I. (Die Taten Friedrichs, oder richtiger deren Chronica).

Im Jahr 1158 ließ der bayerische Herzog Heinrich der Löwe die zu Freising gehörende Zollbrücke bei Föhring abbrennen, um die Salzstraße durch sein Besitztum „apud Munichen“, einer Niederlassung von Mönchen aus dem Kloster Tegernsee auf dem heutigen Petersbergl, zu führen und damit Geld zu verdienen. Der Bischof reagierte mit einer Klage beim Kaiser. Im Augsburger Schiedsspruch (auch Augsburger Schied genannt) vom 14. Juni 1158 entschied Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Streit um die Isarbrücken, obwohl Bischof Otto von Freising sein Onkel war, zugunsten Heinrichs des Löwen. Das geschah aus Gründen der Staatsräson, da der Kaiser zu diesem Zeitpunkt auf den Welfenherzog angewiesen war und eine Auseinandersetzung mit dem mächtigsten Reichsfürsten scheute. München wurde das Markt- und Münzrecht bestätigt, es musste jedoch ein Drittel der Einnahmen daraus an Freising abführen. Diese Zahlungen erfolgten bis 1803 an das Hochstift Freising und anschließend bis 1852 an das Königreich Bayern. Der 14. Juni 1158 ist auch der offizielle Stadtgründungstag Münchens, mit dem der Aufstieg Münchens zur späteren Metropole begann. Nach der Verbannung Heinrichs wurde München im Regensburger Schied von 1180 dem Bischof von Freising zugesprochen, bevor es 1240 in den Besitz der neu mit dem Herzogtum Bayern belehnten Wittelsbacher kam und 1255 deren Residenz wurde.

1159 wurde anstelle des Vorgängerbaus, der im selben Jahr einem Brand zum Opfer fiel, mit dem Bau des fünfschiffigen romanischen Doms begonnen. Die Gründe für den verheerenden Stadt- und Dombrand vom 5. April 1159 liegen im Dunklen. Sie standen aber im engen zeitlichen Zusammenhang mit der Auseinandersetzung des Freisinger Bischofs mit Heinrich dem Löwen. Beim zügigen Wiederaufbau (bis 1205) traten Kaiser Barbarossa und seine Gemahlin Beatrix von Burgund als Stifter in Erscheinung. Am inneren romanischen Domportal wurde das Stifterpaar mit Reliefstatuen verewigt. Der Bau selbst war der erste Ziegelbau nördlich der Alpen seit dem Untergang des Römischen Reiches. Bischof Albert I. von Harthausen leitete den Wiederaufbau der in der Folgezeit zwar öfter veränderten, aber im Kern auf ihn zurückgehenden mächtigen Pfeilerbasilika mit zwei Westtürmen und Hallenkrypta. Die berühmte Bestiensäule (um 1160) in der Krypta ist die einzige ihrer Art in Deutschland. Kupferstich in der Topographia Germaniae des Matthaeus Merian, 1642

Fürstbistum

Im Spätmittelalter entwickelte sich Freising zu einer größeren Stadt, deren Fürstbischöfe (Hochstift seit 1294) sich vor allem um den Kulturbesitz ihrer Residenzstadt verdient machten. Ein weiterer wichtiger Schritt war 1359 die Verleihung der Stadtrechte durch Bischof Albert. Die Herzöge von Bayern aus dem Geschlecht der Wittelsbacher sahen das Hochstift Freising mit seinen Grafschaften und Besitzungen (Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald, Ismaning, Burgrain und Isen) allerdings stets als Dorn im bayerischen Herzogtum. Sie versuchten, Mitglieder der eigenen Familie auf den Freisinger Bischofsstuhl zu platzieren, was ihnen ab dem 15. Jahrhundert auch wiederholt gelang.

Bischof Veit Adam von Gepeckh (1618–1651) ließ den Dom weitreichend umgestalten und die fürstbischöfliche Residenz errichten. Bei Peter Paul Rubens gab er das große Hochaltarbild des Doms Das Apokalyptische Weib in Auftrag. Er führte Freising durch die schwere Zeit des Dreißigjährigen Krieges. 1632 kam der schwedische König Gustav Adolf auf seinem Weg nach München durch Freising, forderte 30.000 Gulden und brandschatzte die Stadt dennoch. Hunger und Pest wüteten, als die Schweden 1646 abermals in die Stadt einfielen. Der Nachfolger des Bischofs, Albrecht Sigismund von Bayern, stiftete 1674 als Zeichen der überwundenen Pest die Mariensäule, die dem zentralen Platz in der Altstadt seinen Namen gibt. Er ließ das äußere Domportal errichten und außerhalb der Stadtbefestigung einen Hofgarten anlegen.

Eine kulturelle Blütezeit erlebte Freising unter Bischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck (1696–1727). Dem Dom stiftete er die Maximilianskapelle, in der Annahme, der Heilige Maximilian hätte schon vor 1.500 Jahren von Freising aus die Bayern christianisiert. Auf Bischof Eckher geht auch der Fürstengang zurück, eine Bildergalerie aller Freisinger Bischöfe und Ansichten der Freisinger Ländereien. 1697 gründete er die erste Freisinger Hochschule, das Lyzeum am Marienplatz, und ließ den barocken Turm der Stadtpfarrkirche St. Georg erbauen. Zum tausendjährigen Bistumsjubiläum (1724) betraute er die Brüder Asam mit einer umfassenden Renovierung der Bischofskirche. Außerdem beauftragte er den Benediktinerpater Karl Meichelbeck, eine neue Chronik zu verfassen. Das zweibändige Geschichtswerk Historia Frisingensis gilt als erstes quellenkritisches Geschichtswerk im deutschen Raum und führte die lange Tradition Freisinger Geschichtsschreibung fort. Ein dunkles Kapitel dieser Zeit waren die Kinderhexenprozesse in Freising ab 1715, bei denen mehrere Kinder hingerichtet wurden, darunter die Bettelbuben Andre und Veit Adlwart.[10]

Säkularisation

Die Säkularisation im Jahr 1802/03 bedeutete die Aufhebung des über tausendjährigen Hochstifts Freising und damit das Ende der geistlichen Herrschaft der Freisinger Fürstbischöfe. Am 23. August 1802 wurde die Stadt militärisch besetzt. Ab 27. November 1802 verwaltete der Zivilbesitzergreifungskommissär Freiherr Johann Adam von Aretin die Stadt. Er veranlasste die Auflösung des Hochstifts, die Übernahme der Güter und entließ die Dom- und Stiftskollegien mit ihrem Hofstaat aus den Ämtern. Die ehemalige Residenzstadt wurde in das Kurfürstentum Bayern einverleibt. Der Sitz des neu gegründeten Erzbistums München und Freising wurde 1821 nach München verlegt. Der Säkularisation fielen auch alle Klöster und viele Kirchen der Stadt zum Opfer. Entweder wurden sie geplündert und abgebrochen oder profaniert und anderen Verwendungen zugeführt. Die Stiftskirchen und Klöster von St. Andreas auf dem Domberg und St. Veit auf einem weiteren Hügel zwischen Weihenstephaner Berg und Domberg wurden vollständig, Kloster Weihenstephan größtenteils zerstört. Selbst die Domkirche und ihre frühgotischen Nebenkirchen (Johannis- und Benediktuskirche) sollten abgerissen werden. Dies verhinderte jedoch der französische General Duverdien, der das Gotteshaus als Festsaal für die Geburtstagsfeier Napoleon Bonapartes benutzen wollte. Besonders schwerwiegend war dagegen der Verlust der Asamkapelle St. Korbinian über einer ehemals als Wallfahrtsort bekannten Quelle (Korbiniansbrünnlein) auf dem Weihenstephaner Berg. Die Ruine ist die einzige erhaltene Kirchenruine aus der Säkularisation in Bayern.

Die Gebäude des Prämonstratenserklosters Neustift (die Eingemeindung des Ortsteils erfolgte 1905) präsentieren sich als Juwel des bayerischen Rokoko und beherbergen das Freisinger Landratsamt. Die 1020 gegründete Benediktinerabtei Weihenstephan blieb als Brauerei und landwirtschaftlicher Musterbetrieb erhalten und ist Sitz der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und des Wissenschaftszentrums Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt der Technischen Universität München.

Die Säkularisation traf die Residenzstadt des ehemaligen Hochstifts sehr hart und stellte nicht nur ihre Stadttradition, sondern ihre Existenz schlechthin in Frage. Man beklagte den Verlust vieler Kirchengüter; durch den Wegfall der bischöflichen Herrschaft und des zu versorgenden Klerus von sieben Klöstern war ein Großteil der Freisinger Bevölkerung plötzlich arbeits- und brotlos. Es dauerte über ein Jahrzehnt, bis sich die Stadt von diesem Schlag erholte. Selbst das seit dem Mittelalter reiche Freisinger Zunftleben mit seltenen Handwerksberufen wie Instrumentenbauer und Goldschmied kam fast zum Erliegen.

Freising im Königreich Bayern

Zwischen 1817 und 1819 wurde der Nierenbach, eine Abzweigung der Stadtmoosach, in der Hauptstraße und der Heiliggeistgasse überwölbt.[11]

Anlässlich der Jubelfeiern zur 25-jährigen Regentschaft des bayerischen Königs Maximilian Joseph wurde 1824 in Freising der Königsstein aufgestellt. Der Königsstein stand zuerst im Schulgarten nahe dem Heiliggeistspital und wurde 1853 auf den Fürstendamm versetzt.[12]

1834 wurde das Lyzeum als Theologische Hochschule wieder eingerichtet, aus der sich 1923 die bis 1969 bestehende Philosophisch-theologische Hochschule Freising entwickelt. Sie knüpfte an das erste Lyzeum von 1697 bis 1803 an. Heute ist in den Gebäuden die Dombibliothek untergebracht, die mit über 322.000 Bänden zu den größten kirchlichen Bibliotheken Deutschlands zählt.[13]

1858 gab die AG der Bayerischen Ostbahnen die erste Eisenbahnstrecke von München über Freising und Landshut nach Regensburg für den Personen- und Güterverkehr frei. Der Bahnhof wurde südlich der Stadt errichtet; die Strecke außerhalb der Innenstadt zwischen Isar und Domberg geführt.[14] Wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens und der zu niedrigen Durchfahrtshöhen wurden im 19. Jahrhundert alle mittelalterlichen Stadttore abgetragen. Von der Freisinger Stadtbefestigung stehen nur noch der Bürgerturm, in dem sich ein Museum befindet, und der Karlsturm. Erhalten blieben dagegen die Tore an den Auffahrten zum Domberg.[11]

Auf dem Gelände der Dechantei von St. Andreas auf dem Domberg wurde zwischen 1868 und 1870 ein von Matthias Berger entworfenes Gebäude für das Erzbischöfliche Knabenseminar gebaut, in dem sich heute das Diözesanmuseum Freising befindet.[11]

Da die Garnison in Neustift (im ehemaligen Kloster Neustift) nach Freising verlegt werden sollte, begannen am 7. Dezember 1904 die Bauarbeiten für die Prinz-Arnulf-Kaserne (später Vimy-Kaserne). Die Gemeinde Neustift verlor damit einen wichtigen Wirtschaftsfaktor, deshalb beantragte sie als Entschädigung die Eingemeindung nach Freising, die am 1. Januar 1905 vollzogen wurde.[15][16]

Am Domberg erhielt zwischen 1900 und 1902 die als Priesterseminar genutzte Residenz einen Anbau. Architekt des Gebäudes auf dem Gelände der früheren Kirche St. Andreas war Gabriel von Seidl. In den Jahren 1904/05 wurde am Marienplatz das neue Freisinger Rathaus errichtet, das der Münchner Architekt Günther Blumentritt geplant hatte. 1908 wurde der überwölbte Nierenbach in der Innenstadt beim Bau von Abwasserkanälen trockengelegt.[11]

Während des Ersten Weltkrieges war, wie in ganz Deutschland, vor allem die sich verschlechternde Versorgungslage ein Problem für die Bevölkerung.

Revolution, Weimarer Republik und Nationalsozialismus

1918 wurde mit der Novemberrevolution in Bayern die Monarchie abgeschafft, und Kurt Eisner rief die Republik aus. Auch in Freising wurde ein Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat gegründet. Die kommunale Verwaltung um Bürgermeister Stephan Bierner blieb jedoch im Amt und arbeitete weiter. Aus der Landtagswahl am 20. Januar 1919 gingen die Bayerische Volkspartei und die SPD in Freising mit 48 bzw. 39 Prozent als klare Sieger hervor. Im Kabinett von Kurt Eisner war mit Hans Unterleitner als Sozialminister ein gebürtiger Freisinger vertreten.[17]

Wenige Tage nach der Ermordung von Eisner wurde am 7. April 1919 in Freising wie in München die Räterepublik ausgerufen. Gegenüber der kommunistischen Räterepublik einige Tage danach verhielt sich Freising neutral, wenn auch die Freisinger Garnison vermutlich auf deren Seite gestanden hatte. Am 26. April 1919 rückten die Truppen der Regierung im Bamberger Exil, von Regensburg kommend, nach Freising ein, gegen die es keinen Widerstand gab. Die Stadt bekannte sich zur parlamentarischen Regierung, erklärte jedoch, die Anhänger der Räterepublik unter ihren Bürgern zu schützen und sie nicht zu verraten. Am 30. April zogen die Truppen weiter nach München und schlugen in den folgenden Tagen die Herrschaft der Räte gewaltsam nieder.[17]

Am 7. September 1922 wurde die Freisinger NSDAP-Ortsgruppe gegründet. 1924 feierte Freising eine Woche lang das 1.200-jährige Bestehen des Bistums. Zu Gottesdiensten, Vorträgen und Prozessionen kamen etwa 50.000 Besucher. 1925 wurde die Bahnstrecke München–Landshut elektrifiziert, am 14. September 1930 das Missionsseminar der Pallottiner eröffnet und die dazugehörige Pallottinerkirche St. Johannes der Täufer im Norden der Stadt geweiht.

1933 trat Oberbürgermeister Stephan Bierner nach über 30-jähriger Amtszeit zurück. Der Sonderkommissar für Stadt und Bezirk Freising Hans Lechner und der NSDAP-Ortsgruppenleiter Georg Preiser hatten seinen Rücktritt gefordert. Der Bürgermeister bestritt allerdings in einer Rede, dass er zum Rücktritt gezwungen wurde. Er sei zwar kein Nationalsozialist, aber von jeher ein national und deutsch gesinnter Mann gewesen. Sein kommissarischer Nachfolger war der Regierungsbaurat Gottlieb Schwemmer, später wurde Karl Lederer eingesetzt. Am 1. April 1937 kamen Gebietsteile der Gemeinde Vötting zur Stadt,[15] die am 22. Mai 1940 in den Landkreis Freising eingegliedert wurde.

Zusätzlich zur Vimy-Kaserne wurden in den 1930er Jahren zwei weitere Kasernen in Freising erbaut. Zwischen 1933 und 1936 entstand an der Haindlfinger Straße die sogenannte Ersatz-Kaserne (E-Kaserne), die zuerst noch als SA-Sportschule getarnt wurde, und 1936/37 die General-von-Stein-Kaserne am Mainburger Berg.[16]

In der Reichspogromnacht gab es 1938 auch in Freising Ausschreitungen. Eine etwa 3.000 Personen umfassende Menschenmenge zog durch die Innenstadt und forderte die jüdischen Einwohner auf, die Stadt zu verlassen. Die Tochter eines Kaufhausbesitzers wurde, nachdem sie auf die Straße gekommen war, zum Anschauen herumgeführt und anschließend wie ihr Vater in Schutzhaft genommen. Ein weiteres Opfer der Ausschreitungen war der Anwalt und spätere Oberbürgermeister der Stadt Max Lehner. Obwohl er kein Jude war, wurde er verprügelt und mit einem Schild mit der Aufschrift Juda verrecke durch die Stadt getrieben. Man warf ihm vor, „judenhörig“ zu sein und Juden vor Gericht zu vertreten. Von den 16 Freisinger Juden des Jahres 1933 lebten 1945 nur noch drei.

Bis kurz vor Kriegsende war die Stadt nicht direkt vom Krieg betroffen. Sie galt, da kaum kriegswichtige Industrie vorhanden war und auf dem Domberg ein Lazarett für ausländische Offiziere lag, bei Bevölkerung und Behörden als sicher vor Bombenangriffen. Der einzige schwere Fliegerangriff auf Freising fand am 18. April 1945 statt und forderte 224 Todesopfer. Ziel des Angriffs mit 61 Boeing B-17 war der Bahnhof. Das Gebiet um den Bahnhof mit den Fabriken von Steinecker und Schlüter war so am stärksten betroffen. Dabei wurde auch die Christi-Himmelfahrts-Kirche zerstört; das Gebiet am Wörth und die Gegend um die Kochbäckergasse wurden stärker getroffen. Auch eine kleine Kapelle am Dombergsüdhang und ein Gebäude auf dem Domberg wurden zerstört. Die Opfer wurden in Massengräbern auf dem Friedhof in Neustift begraben.[18][19]

Am 29. April 1945 näherten sich amerikanische Truppen der Stadt. Am frühen Nachmittag wurde sie von Artillerie beschossen. Betroffen war vor allem der nördliche Teil der Stadt. Einige Geschäftsleute, darunter der Hotelier Dettenhofer (Hotel Bayerischer Hof), versuchten, den Stadtkommandanten zur Aufgabe zu überreden. Am Kirchturm der Stadtpfarrkirche St. Georg hatten sie die weiße Fahne gehisst, die wieder eingeholt werden musste. Auch ein zweiter Versuch Dettenhofers, den Kommandanten in dessen Gefechtsstand zur Aufgabe zu bringen, brachte keinen Erfolg, weil dieser die SS in der Stadt fürchtete. Da die amerikanischen Truppen mittlerweile den Stadtrand erreicht hatten, begab sich Dettenhofer mit dem Bürgermeister und dem Pfarrer von St. Georg zu ihnen. Sie erreichten eine Feuereinstellung, um Verhandlungen zur Übergabe der Stadt führen zu können. Ein amerikanischer Offizier begleitete sie zurück zum Kommandostand. Die SS war inzwischen abgezogen, und der Kommandant stimmte einer Übergabe der Stadt zu. Am selben Tag gegen 18 Uhr wurde die Korbinianbrücke über die Isar von der SS gesprengt, um den amerikanischen Vormarsch zu behindern. Schon am nächsten Tag wurde eine Pontonbrücke errichtet, die jedoch bis auf wenige Ausnahmen vorerst nur vom Militär benutzt werden durfte. Innerhalb von fünf Tagen wurde bei der gesprengten Brücke ein Fußgängersteg aus Holz und bis zum 2. Juni eine für schwerere Fahrzeuge befahrbare Brücke von Freisinger Firmen gebaut. Die Korbiniansbrücke wurde in etwas veränderter Form bis 1948 wieder errichtet.[19]

Zeitgeschichte

Als provisorischer Bürgermeister wurde am 30. April der Polizeikommissar Rasch eingesetzt. Schon am 2. Mai löste ihn Emil Berg in diesem Amt ab. Am 8. März 1946 wurde die Stadt wieder aus dem Kreis Freising herausgenommen und erhielt ihre Kreisunmittelbarkeit zurück. Am 26. Mai 1946 fanden die ersten Gemeindewahlen statt, aus der die CSU als Sieger hervorging. Der Stadtrat wählte Karl Wiebel zum neuen Oberbürgermeister. (→ Politik in Freising)[19] Am 15. Januar 1952 verließ der letzte Resident-Officer die Stadt. Damit zogen sich die Amerikaner aus der Politik der Stadt Freising zurück.

1956 wurde der lange geplante Straßendurchbruch vom Johannisplatz zum Bahnhof begonnen und es entstand die heutige Johannisstraße.

Anfang 1957 kamen die ersten 300 Bundeswehr-Soldaten nach Freising als Teil der Transport-Kompanie des Luftwaffenversorgungsregiments Erding I und wurden vorerst in der Artilleriekaserne (General-von-Stein-Kaserne) untergebracht, in der zu dieser Zeit auch noch amerikanische Truppen untergebracht waren. Am 18. Juli ging die Kaserne in deutsche Hände über. 1966 wurde die letzte der drei Freisinger Kasernen von den Amerikanern der Bundeswehr übergeben und nach 21 Jahren verließen die letzten amerikanischen Truppenteile Freising.[16]

1959 wurden Gas-, Wasser- und Stromversorgung der Stadt unter dem Dach der neu gegründeten Stadtwerke Freising vereinigt. Am 8. September des Jahres wurde eine neue Kläranlage in Betrieb genommen und am 30. September 1965 wurde das Freisinger Gefängnis in der Fischergasse geschlossen.

1967 leitete die Staatsregierung für den Hofoldinger Forst und auch für das Erdinger Moos vor den Toren der Stadt Freising das Raumordnungsverfahren für den neuen Münchner Flughafen ein. Am 6. August 1969 fiel die Entscheidung für den Standort Erdinger Moos, was zu heftigen Protesten führte.

1969 wurde die Philosophisch-theologische Hochschule Freising geschlossen und am 1. August 1971 die Fachhochschule Weihenstephan gegründet.

Am 1. Juli 1972 wurde die Stadt mit der Gebietsreform in Bayern wieder ein Teil des Landkreises. Zum gleichen Zeitpunkt wurden die Gemeinden Haindlfing, Itzling (teilweise), Sünzhausen und Tüntenhausen[15] und am 1. Mai 1978 die Gemeinden Pulling und Attaching in die Stadt Freising eingemeindet.[20]

Um den steigenden Verkehr zu bewältigen und die Innenstadt zu entlasten, wurde 1974 die sogenannte Hochtrasse eröffnet. Diese neue Straßenführung überquert die Bahnlinie und die Moosach. Am 11. September des folgenden Jahres wurde die an die Hochtrasse anschließende neue Isarbrücke mit dem Namen Luitpoldbrücke für den Verkehr freigegeben. Das Bauwerk verbindet die nördlichen und südlichen Stadtteile miteinander. Bis dahin lief der Verkehr durch die Innenstadt über einen Bahnübergang mit Schranke und über die enge Korbinianbrücke. Seit dem 26. Mai 1972 verkehrt die S-Bahn von Freising nach München. 1972 wurde die Turnhalle in der Luitpoldanlage eröffnet. Zwischen 1975 und 1980 erhielt das Dom-Gymnasium ein neues Gebäude auf dem Domberg. Dazu wurden das Phillipsschloss umgebaut und zwei Domherrenhöfe durch Neubauten ersetzt.[11]

Aufsehen erregte in Freising 1976 der Entführungsfall Richard Oetker. Der Industriellensohn wurde am 14. Dezember auf dem Parkplatz der Technischen Universität München in Weihenstephan entführt. Zwei Tage später und nach Zahlung von 21 Millionen DM Lösegeld wurde er in der Umgebung freigelassen.[21]

1989 feierte Freising das Jubiläum 1.250 Jahre Geistliche Stadt und 1996 1.000 Jahre Marktrecht Freising.

Zwischen 1988 und 1995 wurde das zwischen zwei Moosacharmen direkt an der Altstadt liegende Gebiet am Wörth grundlegend umgestaltet. Auf den durch Verlegung der Stadtgärtnerei freigewordenen Flächen und einem Parkplatz wurden Neubauten und ein Parkhaus errichtet.[11] Der Flughafen München liegt seit 1992 vor den Toren der Stadt

Große städtebauliche Veränderungen und einen massiven Zuwachs an Einwohnern hatte Freising seit dem Bau des Flughafens München im Jahr 1980 und dessen Eröffnung 1992. Der zum Teil auf der Gemarkung der Großen Kreisstadt liegende Flughafen ist nur 5 km vom Zentrum der Stadt und 3 km vom Stadtteil Lerchenfeld entfernt. Der geplante Bau der 3. Start- und Landebahn, die den Flughafen noch näher an Freising heranführen würde, wird in Freising sehr kritisch gesehen. Der Freisinger Ortsteil Attaching wäre davon stark betroffen, da er in niedriger Höhe überflogen werden würde.[22][23]

1993 schloss der Traktorenhersteller Schlüter sein Werk. Dieses war mehr als 15 Jahre Industrieruine am westlichen Stadtrand und wurde 2009 als Einkaufszentrum umgebaut.

Beim Amoklauf von Eching und Freising eines ehemaligen Schülers an der Wirtschaftsschule am 19. Februar 2002 (kurze Zeit vor dem Amoklauf von Erfurt) starb der Schulleiter; seine Frau und ein Religionslehrer wurden angeschossen. Zwei weitere Menschen wurden in der nahegelegenen Gemeinde Eching erschossen.

Nach etwas mehr als 200 Jahren verließen 2004 die letzten Soldaten die Garnisonsstadt Freising. Als letzte wurde die General-von-Stein-Kaserne aufgelöst. Alle drei Kasernengelände wurden oder werden als Wohngebiete umgewidmet, wobei Teile der Bebauung erhalten bleiben.[16]

Am 14. September 2006 besuchte Papst Benedikt XVI. zum Abschluss seiner Bayern-Reise die Stadt Freising. Er fuhr durch die Freisinger Altstadt und traf sich im Dom mit dem versammelten Klerus der Erzdiözese. Er hatte als Josef Ratzinger ab 1946 an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising Theologie und Philosophie studiert, war 1951 im Freisinger Dom zum Priester geweiht worden und war ab 1954 Theologieprofessor in Freising und München.


Text: Wikipedia

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