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Geislingen

Geislingen an der Steige ist eine Stadt in Baden-Württemberg.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Bis zum 19. Jahrhundert

Geislingen an der Steige wurde in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1108 erstmals als Giselingen erwähnt. Allerdings wurde damit eine Ansiedlung im Stadtteil Altenstadt mit einer hochmittelalterlichen Befestigung und einer Basilika auf dem Lindenhof bezeichnet, und nicht die heutige Kernstadt. Der Talkessel am Rande der Schwäbischen Alb war allerdings spätestens seit der späten Bronzezeit besiedelt.[3] Aus der Merowingerzeit sind mehrere Gräberfelder und Siedlungsplätze bekannt. Einzelne Funde deuten darauf hin, dass sich dort auch auffallend reich ausgestattete Gräber befanden, die auf herrschaftliche Strukturen verweisen. Dies mag mit der verkehrsgeographischen Situation an einem Albaufstieg zusammenhängen.

Diese Situation war wohl auch ausschlaggebend, dass dort die Grafen von Helfenstein zu Beginn des 13. Jahrhunderts eine Stadt gründeten, die im engen Rohrachtal den wichtigen Handelsweg vom Rhein zum Mittelmeer kontrollierte. Oberhalb der Stadt lag die Burg Helfenstein. Schon bald wurde die Kernstadt mit zwei Vorstädten erweitert. Die alte Siedlung „Altenstadt“ entwickelte sich parallel und blieb eine selbständige Gemeinde, die erst 1912 mit der Stadt Geislingen vereinigt wurde.

Zwischen 1396 und 1802 gehörte Geislingen zur Freien Reichsstadt Ulm und ab 1500 auch zum Schwäbischen Reichskreis. 1803 fiel die Stadt durch den Reichsdeputationshauptschluss an das Königreich Bayern und wurde 1810 mit Württemberg getauscht. Danach war Geislingen Sitz eines Oberamtes.

Am 29. Juni 1850 wurde mit der Geislinger Steige und der Fortsetzung der Ostbahn bis Ulm das letzte Teilstück der ersten durchgehenden Strecke der Württembergischen Eisenbahn von Heilbronn nach Friedrichshafen dem Verkehr übergeben. Damit setzte die Industrialisierung Geislingens ein.

Im 19. Jahrhundert hatte sich die Württembergische Metallwarenfabrik Geislingen St. in der Stadt gegründet. Sie produzierte unter anderem nach einem eigenen Patent versilberte Argentan-Bestecke und Tafelgeschirr und war damit sehr erfolgreich am Markt. Im deutschen Reich gab es Ende des Jahrhunderts WMF-Niederlassungen in Altona, Berlin, Breslau, Cölln, Darmstadt, Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Königsberg, Leipzig, München, Nürnberg, Straßburg, Stuttgart, Ulm u. a.[4]

20. und 21. Jahrhundert

Bei der Kreisreform 1938 wurde das Oberamt Geislingen aufgelöst. Das Gebiet kam überwiegend zum Landkreis Göppingen. Bei der Kreisreform 1973 veränderte sich diesbezüglich nichts, doch konnte die Stadt im Rahmen der Gebietsreform einige Nachbargemeinden eingliedern und erreichte somit 1975 ihre heutige Ausdehnung.

1941 kam es zu einem Protest der Geislinger Frauen gegen die Übernahme ihres Kindergartens, der bis dahin von Vinzentinerinnen betreut worden war, durch die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt. An die 200 Frauen protestierten, zu denen auch viele Frauen gehörten, die keine Kinder im Kindergarten hatten. Einige Frauen wurden verhaftet und der Protest hatte zunächst keinen Erfolg. Aber bis zum Ende des Krieges schickten die Frauen ihre Kinder nicht mehr in den Kindergarten, der fast vier Jahre lang mit NSV-Schwestern und nur zehn Kindern weiter betrieben wurde. Dieser Protest wurde als Geislinger Weiberschlacht bezeichnet.[5]

Im Juli 1944 wurde ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof errichtet, von dem 1000 überwiegend jüdische Ungarinnen zur Zwangsarbeit für die Firma Württembergische Metallwaren-Fabrik (WMF) eingesetzt waren. Mindestens zwölf von ihnen überlebten die mörderischen Arbeitsbedingungen nicht. Eine Lagerbaracke ist noch in der Karl-Benz-Straße 13 zu sehen.[6]

1946 überschritt die Einwohnerzahl die Grenze von 20.000; 1948 wurde Geislingen zur Unmittelbaren Kreisstadt und mit Inkrafttreten der baden-württembergischen Gemeindeordnung am 1. April 1956 zur Großen Kreisstadt erklärt.

1948 übernahm die Stadt die Patenschaft über Südmähren und nahm sich damit der Heimatvertriebenen dieser Region an. Seitdem finden in Geislingen-Altenstadt jedes Jahr am ersten Wochenende in den Sommerferien die Bundestreffen der Südmährer statt. 1950 wurde südlich der Stadt, auf der Schildwacht, das weithin sichtbare Ostlandkreuz errichtet. Es erinnert an die Leiden, welche die einst in Böhmen und Mähren lebende deutsche Bevölkerung bei ihrer Vertreibung erlitten hat. 1992 und 2003 wurde es erneuert und mit einer Lichtanlage versehen.

Die beengte Lage der Stadt im Tal bewirkt, dass angestammte Betriebe aufgrund mangelnder Erweiterungsmöglichkeiten abwandern.


Text: Wikipedia

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