Glückstadt

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Glückstadt ist eine an der Unterelbe gelegene Kleinstadt in Schleswig-Holstein.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Glückstadt.

Theodor Wille

Sonstige

Geschichte

Glückstadt wurde 1617 von Christian IV. (Dänemark und Norwegen) gegründet, um dem wachsenden Hamburg einen Gegenpol zu bieten. Der Ort wurde nach Plänen des in holländischen Diensten stehenden französischen Festungsbaumeisters Pieter de Perceval in Niederländischer Festungsmanier errichtet[7] und sollte eine uneinnehmbare Festungs- und Hafenstadt an der Unterelbe werden. Der Name Glückstadt und die Fortuna im Wappen standen sinnbildlich für diesen Plan: „Dat schall glücken und dat mutt glücken, und denn schall se ok Glückstadt heten!“ (Christian IV.).

Zuflucht

Der König versuchte, neue Einwohner durch das Versprechen der Religionsfreiheit zu gewinnen. Die ersten Einwohner übersiedelten aufgrund der kostenlos zur Verfügung gestellten Baugrundstücke und Steuerfreiheiten aus den Orten der näheren Umgebung in die neue Stadt. Im Jahre 1619 erhielten aus Portugal vertriebene und anfangs in die Niederlande geflüchtete sephardische Juden ein Privileg für die Ansiedlung in Glückstadt. Zusammen mit den wegen des spanisch-niederländischen Krieges aus den Niederlanden geflohenen Reformierten siedelten sie sich ab 1620 in der neuen Stadt an. Glückstadt war damit auch eine Exulantenstadt. Beide Exulantengruppen waren in den Gründungsjahren Glückstadts bis Anfang der 1640er Jahre wichtige Impulsgeber für die Wirtschaft der Stadt. Neben sephardischen Juden und Reformierten kamen auch Katholiken, niederländische Mennoniten (Täufer) und Remonstranten in die Stadt. Die Katholiken durften ihre Religion zunächst (im lutherischen Holstein) nicht offen ausüben. Die jüdische Gemeinde erhielt ebenso wie die niederländischen Gemeinden einen eigenen, heute noch bestehenden Jüdischen Friedhof.

Die Festung, deren Ausbau ab 1619 energisch vorangetrieben wurde, bewährte sich im Dreißigjährigen Krieg. Glückstadt blieb die einzige Festung in Schleswig-Holstein, die während des Krieges nicht durch Belagerung bezwungen werden konnte.[7]

Verwaltungsstadt

Nach dem Dreißigjährigen Krieg verließen die meisten Exulanten 1644–1648 Glückstadt, das jetzt fast ausschließlich eine Festungs-, Residenz- und Verwaltungsstadt wurde. Die Mennoniten besaßen jedoch noch bis ins 18. Jahrhundert ein Gebetshaus in der Stadt.[8] Die niederländische Kirche in der Schlachterstraße wurde noch bis 1816 als reformierte Kirche geführt.[9] Der historische Stadtkern ist bis heute ein Musterbeispiel für eine auf dem Reißbrett entworfene Fürstenstadt der Neuzeit.

Wirtschaftlich bedeutend waren Zucker-, Salz- und Seifensiedereien, eine Ölmühle, eine Münze und der Walfang um Grönland. Glückstadt wurde 1659 kurzfristig Sitz der Glückstädter Africanischen Kompanie, die 1671 zugrunde ging,[10] sowie von einer isländischen und norwegischen Handelskompanie.

1649 wurde die Regierungskanzlei für die königlichen Landesteile von Schleswig und Holstein von Flensburg nach Glückstadt verlegt, so dass Glückstadt Verwaltungszentrum wurde. 1713 wurde die Funktion auf die königlichen Teile Holsteins beschränkt, nach dem Ende des Gottorfer Herzogtums 1773 aber auf ganz Holstein ausgedehnt. Nach der Trennung von Justiz und Verwaltung 1834 blieb Glückstadt Sitz des holsteinischen Obergerichts, das bis 1867 bestand. Ab 1867 gab es hier nur noch ein Amtsgericht, das 1982 aufgehoben wurde. Seit 1867 gehörte Glückstadt zum Kreis Steinburg. Als „Hauptstadt“ Holsteins wurde Glückstadt 1845 an die neu errichtete Stammstrecke der Schleswig-Holsteinischen Marschbahn-Gesellschaft angeschlossen.

Außerhalb des Fahrwassers

Bereits im 18. Jahrhundert war der wirtschaftliche Höhepunkt Glückstadts erreicht, und es zeigte sich, dass die Konkurrenz Hamburgs und Altonas zu stark war. Entscheidend war hierbei, dass die Schifffahrt durch die heute vor der Stadt in der Elbe liegende Sandbank behindert wurde und das tiefe Fahrwasser westlich der Sandbank in Richtung Hamburg erhalten blieb. Insgesamt war die Entwicklung Glückstadts deutlicher von Militär und Regierung geprägt als von Gewerbe und Handel. Später siedelten sich noch einige bedeutende Betriebe an, z. B. ein Ausbesserungswerk und die Firma Gehlsen mit einem Sägewerk, allerdings schlossen diese und einige andere Betriebe gegen Ende des 20. Jahrhunderts.

Die Druckerei Augustin war weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Sie besaß mit dem Drucken fremder Sprachen wie Chinesisch, Arabisch, Hebräisch, Koptisch, Sanskrit, Japanisch und mit dem Drucken von Hieroglyphen ein Alleinstellungsmerkmal. Ein Schwerpunkt war der Druck chinesischer Schriften, die von den Setzern nach dem Bild der Seiten gesetzt wurden. Das geschah mit dem sogenannten chinesischen Zirkel, in dem die Schriftzeichen kreisförmig sortiert und nummeriert waren. Im März 1912 kam dieser chinesische Zirkel mit dem Postschiff aus Shanghai in Glückstadt an. Jimmy Ernst, der Sohn von Max Ernst und Luise Straus-Ernst, machte hier von 1934 bis 1938 seine Lehre als Schriftsetzer, bis ihm mit Hilfe des Druckers Heinrich W. Augustin die Flucht nach Amerika gelang. In den 70er Jahren endete der Bleisatz der Druckerei Augustin. Der Betrieb wurde über eine Auffanggesellschaft modernisiert und weitergeführt. Die alten Räume der Setzerei und Druckerei wurden geschlossen und blieben weitgehend unverändert.

Die Süberlingsche Kapelle und Musikschule existierte von 1877 bis 1937.

NS-Zeit

Zur Zeit des Nationalsozialismus nahm von Anfang April 1933 bis zum 26. Februar 1934 die Am Jungfernstieg in einem ehemaligen dänischen Militärdepot untergebrachte Landesarbeitsanstalt (von 1875 bis 1929 Provinzial-Korrektionsanstalt für die Provinz Schleswig-Holstein genannt) zusätzlich ein Schutzhaftlager auf. Das Gebäude wurde ab 1949 und bis 1974 als Landesfürsorgeheim Glückstadt zur Umerziehung von Jugendlichen weitergenutzt. Während dieser Zeit kam es systematisch zu gewalttätigem Missbrauch durch Heimangestellte und wirtschaftlicher Ausbeutung der dort eingesperrten Jugendlichen.[11][12][13]

Während des Zweiten Weltkrieges, im Jahr 1942 wurde das Marinelazarett Glückstadt in der Engelbrechtschen Wildnis eingeweiht. Als zum Ende des Krieges Deutschland schrittweise von den Alliierten besetzt wurde, unterschrieb Hans-Georg von Friedeburg im Auftrag des letzten Reichspräsidenten Karl Dönitz, der sich zuvor mit der letzten Reichsregierung in den Sonderbereich Mürwik abgesetzt hatte, am 4. Mai bei Lüneburg, die Teilkapitulation der Wehrmacht für Nordwestdeutschland, Dänemark und die Niederlande.[14] Am Nachmittag des darauffolgenden Tages zog ein britisches Vorauskommando, dass aus drei britischen Panzerspähwagen bestand, in die Stadt ein. Zwei Tage später erfolgte letztlich die eigentliche Besetzung des südwestlichen Schleswig-Holsteins durch einen britischen Hauptverband.[15] Zum Kriegsende verdoppelte sich die Einwohnerzahl der Stadt durch den Zuzug von Flüchtlingen, vor allem aus Ostpreußen.

Nachkriegszeit

Zur Linderung der Wohnungsnot wurden nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem weitere Wohnsiedlungen im Stil der 1950er Jahre erschlossen. Ein weiterer Stadtteil, vorwiegend mit Eigenheimen bebaut, entstand in den 1970er Jahren nach Eindeichung eines weiteren Bereichs des Elbvorlands. Weitere Stadtteile mit Eigenheimen folgten auch später noch.


Text: Wikipedia

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