Güsten

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Güsten ist eine Kleinstadt in der Verbandsgemeinde Saale-Wipper im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Güsten.

Hugo Tschentscher

Sonstige

Geschichte

Frühere Namen von Güsten waren Guddenstein, Gustein und Gusthen.

Erstmals wurden zwei Sattelhöfe als Rittersitze mit dem Namen Güsten in einer Urkunde des Kaisers Otto I. aus dem Jahr 970 erwähnt. Bis dahin war keine Ortssiedlung zu erkennen. 1373 erhielt Güsten von den anhaltinischen Fürsten Heinrich IV. und Otto III. von Anhalt, welche Söhne des Bernhard III. (Anhalt) waren, das Stadtrecht. Güsten gehörte damals noch zur Linie der Fürsten Anhalt-Bernburg. Trotzdem blieb Güsten relativ klein. Es blieb ein Ort ohne nennenswerten Kern, der von Rittergütern begrenzt war. Im Jahr 1600 hatte Güsten gerade einmal ca. 800 Einwohner. Der Ort blieb dörflich geprägt und vorwiegend der Landwirtschaft gewidmet mit den dazugehörenden Handwerkern. Kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg lebten 27 Bauern in der Stadt. Güsten verfügte damals über eine Stadtmauer. Das Magdeburger Tor (1617) und das Hallesche Tor (1681) entstanden, als das Militär solche Mauern längst überwinden konnte. Vermutlich dienten die Mauern eher der Kontrolle als dem Schutz. Die Verwaltung und Herrschaft wurde vom nahegelegenen Schloss Warmsdorf aus gesteuert, wo die Fürsten Anhalts zeitweise ihren Sitz hatten. Das Amt Warmsdorf wurde mehrfach durch Teilung von Anhalt-Bernburg getrennt. Als Exklave gehörte Warmsdorf zeitweise zu Anhalt-Dessau, deren Mitregent Georg III. (1507–1553) das dortige Schloss erbauen ließ. Später wurde Warmsdorf mit Güsten dem Fürstenhaus Anhalt-Köthen zugeordnet. Dem Fürsten Leopold von Anhalt (1694–1728) diente es beispielsweise als Abfindung für seinen Bruder August Ludwig (1677–1755). Deshalb sind Güsten und die umliegenden Orte von Chausseehäusern umgeben, die ehemaligen Zoll- und Grenzpunkte innerhalb der Fürstentümer Anhalts. Die Tore dienten allein der Abwehr der Pestgefahr, um hier Fremde in Augenschein zu nehmen.

Im Jahr 1487 wurde ein St.-Hedwig-Hospital am heutigen Hospitalplatz gebaut. Im Jahr 1609 wurde auch erstmals ein Schulbau erwähnt, sowie die Errichtung des Rathauses, des Staßfurter Tores oder des Hospitals. 1611 brach die Pest in der Stadt aus. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Güsten neun Mal geplündert, bis nur noch drei Familien übrig blieben. Im Jahr 1691 wütete ein verheerender Stadtbrand. Die danach auf den Ruinen errichtete Siedlung heißt heute noch Neustadt. 1692 wurde zum ersten Mal der Ausspannhof Großer Gasthof vor dem Tore, der heutige Schwarze Bär erwähnt, der auch einen Halt der Postkutsche Dessau/Quedlinburg vorsah. 1750 folgte die Postlinie Aschersleben/Halle und 1782 Magdeburg/Mansfeld. Damit wurde Güsten erstmals Verkehrsknotenpunkt. Die Zeit der französischen Besatzung durch Napoleon ging für Güsten glimpflich aus. Bis auf ein Gefecht 1813 mit den Truppen Schills wurde diese Region aus dem Geschehen herausgehalten. Die Stadt wuchs ständig, auch außerhalb der Tore im Sichstal, den Ratswiesen und am Ratsteich. Die Landwirtschaft wurde von drei Rittergütern und zwei fürstlichen Domänen bestimmt.

Bedeutend wurde Güsten mit der Industrialisierung. Am 10. Oktober 1865 fuhr der erste Zug von Bernburg nach Aschersleben auf der neuen Eisenbahnstrecke und hielt dabei in Güsten. Ein halbes Jahr später fuhr der erste Zug ins benachbarte preußische Staßfurt, wo der Salz- und Kalibergbau florierte. 1878 wurde die Strecke Berlin-Wetzlar als militärisch-strategische Kanonenbahn fertig. Zwischen Güsten und Amesdorf entstanden ein Güterbahnhof, Güterschuppen und Rangiereinrichtungen. Diese prägen die Stadt bis ins 20. Jahrhundert. Im Konkurrenzkampf Preußens und Anhalts um das Salz wurden nicht nur in Leopoldshall, sondern auch in Güsten Schächte gebaut. Diese bewirkten ein weiteres Wachsen der Stadt. 1914 wohnten 5300 Einwohner in der Stadt. In dieser Zeit entstanden 1883 die heutige Schule am Markt, 1892 die Post und 1903 die katholische Kirche im typischen Backsteinbau der damaligen Zeit. Auch das Rathaus erhielt 1905/1906 seinen Turm. Es entstanden Vereine für Sport und Kultur, von denen viele noch immer existieren. Aber auch antisemitische Vereine entstanden. Die Synagoge stand in der damaligen Tempelgasse, der heutigen Schmalen Gasse und wurde unter den Nazis geschändet und schließlich zerstört. 1919 wurde der Sportplatz Am Stadion errichtet, die Badeanstalt 1927. Das Herzogtum Anhalt wurde 1918 zum Freistaat.

Im Zweiten Weltkrieg entging Güsten durch Glück einem Inferno. Weil Piloten der Royal Air Force die überschwemmte Liethe und Wipper für einen See hielten, wurde 1940 die geplante Bombardierung des Bahnhofs abgebrochen. Am 17. April 1945 erreichten US-Soldaten Güsten. Bis zum 30. Juni 1945 blieb die Stadt unter amerikanischer Besatzung, bis die sowjetischen Truppen die Verwaltung übernahmen. Mit der Enteignung der drei Güter in Güsten im Zuge der Bodenreform wurden Neubauern angesiedelt und für diese typische Häuser errichtet, so in der Siedlung oder im Warmsdorfer Weg. 1952 erfolgte die Gründung der LPG.

Am 1. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Osmarsleben eingegliedert. Seit 1952 gehörte Güsten mit der neuen Verwaltungsstruktur für 42 Jahre zum Kreis Staßfurt und dem südlichsten Zipfel des Bezirkes Magdeburg.[4]

Nach der politischen Wende gehörte Güsten zunächst zum Landkreis Bernburg, der ab 2007 nach einer Kreisgebietsreform im Salzlandkreis aufging. Nach der jüngsten Verwaltungsgebietsreform konnte durch die Gründung der Verbandsgemeinde Saale-Wipper mit den Gemeinden Alsleben (Saale), Plötzkau, Ilberstedt und Giersleben eine Eingemeindung verhindert werden. Seit 2010 sind die ehemaligen Gemeinden Amesdorf und Warmsdorf Ortsteile von Güsten.


Text: Wikipedia

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