Haiger

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Haiger ist eine Stadt im nördlichen Teil des mittelhessischen Lahn-Dill-Kreises.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Haiger.

Geschichte

Von den Anfängen bis zur Neuzeit

Die erste urkundliche Erwähnung Haigers im Lorscher Codex stammt aus dem Jahr 778:[2] Die Adlige Theutbirg schenkt dem Kloster Lorsch an der Bergstraße ihre Besitzungen in Haigrahe. Die Schenkung wird im Jahr 781 erneuert und vermehrt.[3] Haiger ist damit die älteste der drei Städte an der Dill, vor Dillenburg und Herborn. Das damalige Haiger hat sein Zentrum auf dem heutigen Kirchhügel. Dort stand im 9. Jahrhundert eine Taufkirche sowie ein Königshof Heigera, welche König Konrad I. am 14. April 914 zusammen mit den Marktrechten, dem Zehnten und dem dritten Teil des Königscheffels dem Walpurgisstift in Weilburg schenkt. Das Marktrecht muss daher zu diesem Zeitpunkt bereits verliehen worden sein.[3] Haiger war bis zum 10. Jahrhundert der Mittelpunkt der Haigerer Mark bzw. des Haigergaus, wohl einem Untergau des Oberlahngaus. Aus Wormser Überlieferung geht hervor, dass 1048 Erzbischof Eberhard von Trier zusammen mit dem Bischof von Worms den Neu- bzw. Ausbau der Haigerer Stadtkirche weiht, welche noch heute das Wahrzeichen von Haiger ist.[3] Ritter Udo von Haiger wird am 1. April 1159 als erster Adliger des Geschlechts derer von Haiger erwähnt. Die Erwähnung Udos (vermutlich als Zeuge) findet statt im Zuge der Belehnung der Grafen von Laurenburg mit der Burg Nassau durch den Erzbischof von Trier.[3]

Die Haigerer Mark ging mit dem Ende der konradinischen Familie an die Pfalzgrafen über. Diese gaben ihn als Lehen an die Herren von Molsberg. Diese übertrugen die Herrschaft an die Niederadligen „von Haiger“. Ab dem 13. Jahrhundert drangen die Grafen von Nassau verstärkt in das Gebiet der Haigerer Mark und der benachbarten Herborner Mark vor. Es kam zur Dernbacher Fehde zwischen Nassau und den Landgrafen von Hessen. Die nassauischen Grafen konnten sich an der Dill durchsetzen. Im frühen 14. Jahrhundert gelangten die Gerichtsrechte über Haiger endgültig an die Grafen aus dem Haus Nassau.

1457 wird die erste Haigerer Eisenschmelzhütte ("Haigerhütte") erwähnt.[4] In der Haigerer Umgebung wurde also bereits damals Eisenerz abgebaut (siehe auch Liste der Bergwerke in Haiger).

Um 1490 lassen Hermann von Haiger und sein Sohn Jost von Haiger, der letzte haigerer Ritter, den Chorraum der Kirche mit Fresken ausschmücken. Ca. 90 Jahre später werden diese übertüncht und geraten in Vergessenheit. Sie werden erst Anfang des 20. Jahrhunderts (1904) wiederentdeckt.[3]

Neuzeit

Während der Nassauischen Herrschaft nahm Haiger eine städtische Entwicklung, ohne dass eine Stadtrechteverleihung erfolgte. Die Lage am Zusammentreffen der drei Täler Haigerbachtal, Aubachtal und Dilltal war verkehrsgünstig und in der Nähe der Fernhandelsstraße von Köln nach Leipzig („Brabanter Straße“).

1603 grassierte die Pest in der Stadt. Im November 1623 brandschatzten und plünderten spanische Soldaten vom Regiment Don Lorenzo de Mestro Haiger. Bevor sie abzogen geriet durch Unachtsamkeit die Stadt in Brand. 70 Gebäude, darunter 40 Wohnhäuser, gingen in Flammen auf. Der Schaden wurde auf eine halbe Million Reichstaler geschätzt. 250 Haigerer Einwohner standen zum Winteranfang praktisch vor dem Nichts. Kurze Zeit nach dem Brand brach erneut die Pest aus und raffte ganze Familien dahin.[4]

Ein Aufstand in der Stadt bewirkt, dass die Bürgerschaft 1672 ihren Ratssechser erhält, ein Mitspracherecht bei städtischen Entscheidungen durch eine Vertretung von sechs Räten.[4]

Am 8. Mai 1723 wurde die gesamte Innenstadt Haigers durch eine Feuersbrunst zerstört. In wenigen Stunden brannten innerhalb der Stadtmauern beinahe sämtliche Gebäude. Das Kirchendach brannte ab, nicht aber die Kirche selbst. Die schnelle finanzielle Hilfe aus den umliegenden Fürstentümern, Städten und Ländern, sowie eine großzügige Spende der Fürstin Isabella (ein „Legat von 400 Floren Capitäl!“) halfen zu Linderung der großen Not. Die viertorige, turmbewehrte Stadtmauer, welche auch zwischen dem Aubach und der südlichen Stadtgrenze verlief, wurde bei der Brandbekämpfung als hinderlich angesehen und 1824 niedergelegt.[5] Dies ermöglichte der Stadt eine Neuordnung und eine planmäßige Erweiterung. Weitere Stadtbrände, die größeren Schaden verursachten, fanden in den Jahren 1827 und 1829 statt.[6]

Am 23. Februar 1849 wurde durch eine Bürgerinitiative von 56 heiratsfähigen Männern und 49 Damen die Einführung einer städtischen Heiratssteuer in Höhe von 10 Gulden vereitelt.[4]

Der Haigerer Bahnhof wurde im Ackerfeld vor der Stadt am 12. Januar 1862 eröffnet und verbindet seitdem Haiger mit der Welt. Am 17. Dezember 1898 wurde eine Schmalspurbahn, die Erze der Grube Constanze zum Bahnhof lieferte, eröffnet. Grube Gnade Gottes aus der Hachelbach dorthin. Dieser Bahnhof wurde am 15. Dezember 1926 ebenfalls Startpunkt der 12,3 Kilometer langen Bahnstrecke Haiger–Breitscheid.

Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs lebten in Haiger mehrere jüdische Familien, die nach vereinzelten Zerstörungen in der sog. Reichskristallnacht sowie weiteren Anfeindungen bis zum Kriegsausbruch 1939 geflohen waren oder getötet wurden.[7] In der Zeit des Weltkrieges waren in Haiger und Umgebung ferner zahlreiche Zwangsarbeiter und russische Kriegsgefangene untergebracht. Ein Denkmal unweit des Zentralfriedhofes erinnert daran.

Im Zweiten Weltkrieg wurden außerdem große Teile der Oberstadt durch alliierte Bombenangriffe zerstört. Es gab mehr als 72 Tote und zahlreiche Verletzte.[4] Die Hauptangriffe fanden am 12. und 14. März 1945 durch die 8. US-Luftflotte statt. In den Jahren 1944–1945 fanden zahlreiche Nacht- und Tagangriffe (vermutl.) US-amerikanischer Jagdbomber statt (im Volksmund „Eiserner Gustav“ genannt).[8][9] Vermutlich war die Bahnstrecke Siegen-Gießen das Hauptziel sowie zahlreiche Munitions- und Nachschubzüge, die am alten Bahnhof häufig zum Stehen kamen. Bei Luftangriffen wurden u. a. die 1930 fertiggestellte[10] katholische Kirche (12. März) sowie die alte Schule stark zerstört. Haiger wurde im April/Mai 1945 durch Teile der US-Army eingenommen bzw. befreit (1st US Army unter Gen. Hodges). In der Innenstadt und um Haiger herum befanden sich noch versprengte Reste deutscher Truppen, Glück und Zufall verhinderten einen weiteren verheerenden Angriff alliierter Bomber.[11]


Text: Wikipedia

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