Hannoversche Gummiwerke Excelsior

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Die Hannoverschen Gummiwerke Excelsior waren ein gummiverarbeitendes Unternehmen in Hannover-Limmer, die 1928 in die Continental AG aufging.

Reklamemarken

Katalog der Reklamemarken welche die Gummiwerke Excelsior ausgegeben hatten.

Auf Excelsior rund um die Welt (Entwurf: Max Roth)

Geschichte

Die Firma Hannoversche Gummiwerke Excelsior geht zurück auf die älteste Gummiwarenfabrik Hannovers, die 1862 gegründete Gummi-Kamm-Comp. Ihre Blütezeit erlebte sie als Hersteller von technischen Gummiartikeln und Reifen zwischen 1890 und 1928 mit bis zu 6.000 Beschäftigten. Danach ging sie in die Continental Gummi-Werke AG Hannover auf. Am Betriebsstandort in Limmer begann die Produktion 1899 und lief 100 Jahre bis 1999.

Die umfangreichen Fabrikationshallen wurden danach weitgehend abgerissen. Erhalten geblieben sind neben dem markanten, denkmalgeschützten Schornstein die Gebäude der Verwaltung und ein mehrstöckiger ehemaliger Produktionstrakt entlang des Stichkanals zum Lindener Hafen. Das 170.000 m² große Gelände soll als „Wasserstadt Limmer“ in eine neue Nutzung überführt werden.

Hannoversche Gummikammfabrik 1862 bis 1883

Die Firma geht zurück auf die Hannoversche Gummi-Kamm-Comp., die als älteste Gummiwarenfabrik Hannovers bezeichnet wird. Als Gründungstermin wird April 1862 genannt. Die Firma bestand zu diesem Zeitpunkt bereits einige Jahre als Manufakturbetrieb, der von Johann Louis Martiny als Kammsägerei gegründet worden war und zur Steuerersparnis außerhalb des damaligen Stadtgebiets angesiedelt wurde. 1862 wurden neue Räumlichkeiten in der Striehlstraße (Hannover-Mitte) bezogen, die u.a. mit einer eigenen Dampfmaschine mit 6 PS Leistung ausgestattet waren (Stadtplan Hannover Plan von 1873 Planquadrat F2, Meyers Konversationslexikon 1895, Planquadrat C3). Ende des Jahres 1862 wurden 80 Mitarbeiter beschäftigt, die Firma war für damalige Verhältnisse zu einem großen Betrieb herangewachsen.

Neben dem traditionellen Werkstoff Horn wurde Hartkautschuk verwendet, damals als Ebonit bezeichnet. Zunächst wurde dieses Material aus England bezogen, bis mit der Betriebserweiterung die eigene Herstellung aus Rohkautschuk möglich wurde. Bereits als Manufakturbetrieb wurden die technischen Kenntnisse erweitert, so dass die üblichen Anlaufschwierigkeiten mit dem damals neuen Naturprodukt Kautschuk schnell überwunden wurden. Die Eingliederung des Königreichs Hannover in den preußischen Staat erweiterte ab 1866 die Absatzmöglichkeiten. Die Firma wuchs in den Folgejahren schnell und dehnte das Produktionsprogramm auf Modeschmuck (Broschen, Armringe, modische Kämme, Fibeln u.a.), medizinisch-hygienische Artikel und Raucherartikel (u.a. Mundstücke für die französischen Bryère-Pfeifen) aus. Die Produktion wurde schon nach wenigen Jahren um zwei Waschwalzwerke für Rohgummi und zwei Mischwalzwerke sowie eine 40 PS starke Dampfmaschine erweitert.

Der Firmengründer Johann L. Martiny schied 1865 mit der Umwandlung in „Hannoversche-Gummi-Comp. OHG“ und der damit verbundenen Kapitalaufstockung aus dem Unternehmen aus, blieb ihm aber verbunden, wie die späteren Vorgänge 1871 bei der Gründung der Continental AG zeigten. Der Kaufmann Otto Stockhardt sowie die Bankiers Moritz G. Meyer und dessen Bruder Ferdinand Meyer als Gesellschafter bei. Die Firma wurde in der Folgezeit kurz als „Gummi-Kamm“ betitelt. Die Firma wuchs in den Folgejahren kontinuierlich weiter und wurde 1883 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. In den 1890er Jahren waren die Erweiterungsmöglichkeiten am angestammten Firmengelände erschöpft. Die Firma hatte mittlerweile 1.100 Beschäftigte. Ein neues Firmengelände wurde in Hannover-Limmer erschlossen und der Firmensitz verlegt. Das vorherige Firmengelände wurde verkauft.

Verflechtungen bei der Gründung der späteren Continental AG 1871

Im Jahr 1871 beteiligten sich die drei Gesellschafter der „Gummi-Kamm“ an folgenreichen Verhandlungen nach dem Konkurs einer anderen Gummiwarenfabrik. Im Ergebnis kam es zur Gründung der Continental-Caoutchouc- & Gutta-Percha-Compagnie AG, dem Vorläufer der heutigen Continental AG, an deren Stammkapital von 300.000 Talern die drei Gesellschafter mit 80.000 Taler (26,7 %) beteiligt waren. Mit dieser Beteiligung, die auf Vermittlung des Firmengründers der Hannoverschen-Gummi-Comp., Johann L. Martiny und dessen Sohn zustande kam, gelang anfangs eine gesicherte Einflussnahme auf die neu gegründete Firma – auch durch personelle Präsenz. Otto Stockhardt blieb über mehrere Jahre Vorstandsmitglied als Aufsichtsratsdelegat. Außerdem konnte eine Trennung der Produktionsschwerpunkte vereinbart werden: Die „Hannoversche-Gummi-Comp. OHG“ sollte weiterhin die angestammten Hartgummiwaren herstellen. Die neue Continental-Caoutchouc- & Gutta-Percha-Compagnie AG (kurz „Continental“, wegen des anfänglichen Produktionsprogramms auch „Gummi-Ball“) sollte ausschließlich Weichgummi-Produkte produzieren. Diese Trennung hielt bis in die 1890er Jahre.

Hannoversche Gummikamm AG 1883 bis 1912

Hartgummi ließ sich vielfältig nutzen, da es nur gering wärme- und stromleitend ist und leicht zu verarbeiten ist, da es bei 70 bis 100 Grad weich und biegsam wird, aber beim Erkalten die ursprünglich Festigkeit zurückgewinnt. Eine erhebliche Produktionsausweitung gelang in den 1880er Jahren mit Isolationsbauteilen für das boomende Telegraphie- und Telephoniewesen, die als „Gloria-Isolit“ und „Eisengummi“ (u.a. für Batteriekästen) vermarktet wurden. Im Zuge der Umwandlung der „Gummi-Kamm“ in die „Aktiengesellschaft Hannoversche Gummikamm Co. AG“ fanden 1883 Gespräche der Continental AG über eine Fusion beider Firmen statt. Für beide Firmen hätte sich die Entwicklung zu einem „schlagkräftigen diversifizierten Gummikonzern“ ergeben können, für die „Gummi-Kamm“ wäre außerdem die Stärkung der Kapitalkraft auf diesem Weg vorteilhaft geworden. Die industrielle Führung beanspruchte der Vorstand der Continental AG, Siegmund Seligmann, der auch die Initiative für die Gespräche hatte. Die Lösung kam nicht zustande. In der Folge dehnte die „Gummi-Kamm“ die Produktion auch auf Weichgummiwaren aus, insbesondere Fahrradreifen, später auch Autoreifen. Bereits in den 1880er Jahren wurden erfolgreich Fahrradreifen produziert, zunächst aus Vollgummi, ab 1888 kurzzeitig als sog. Kissenreifen aus geschäumten Gummi und ab 1890 als Schlauchreifen. 1892 kamen Pressluftreifen mit Luftschlauch hinzu, womit die „Gummi-Kamm“ zu den ersten Produzenten gehörte, allerdings etwas später als die Continental AG die Produktion aufnahm und deren Vorsprung später technologisch und beim Umsatz nicht aufholen konnte.

Mit der Aufnahme der Weichgummi-Produktion wurde zwar die Produktionsabsprache von 1871 gesprengt, es kam dennoch zu weiteren strategischen Allianzen. So verpflichtete sich die Continental AG dazu, keine chirurgischen Produkte und Artikel für elektrische Zwecke zu produzieren, im Gegenzug strich die „Gummi-Kamm“ die Herstellung von Weichgummiartikeln und Spielbällen. Dagegen durften beide Firmen gummierte Stoffe herstellen, wobei die „Gummi-Ball“ drei Prozent der zugehörigen Umsätze an die „Gummi-Kamm“ zu vergüten hatte. 1893 kam es zwischen beiden Firmen zu einer Verkaufskonvention für Fahrradreifen, die fortan auf gemeinsame Rechnung im Verhältnis 30 : 70 („Gummi-Kamm“ zu Continental AG) erfolgte.

Hannoversche Gummiwerke Excelsior AG 1912 bis 1928

Zum 50-jährigen Bestehen 1912 wurde der Firmenname in „Hannoversche Gummiwerke Excelsior AG“ geändert, um einen prägnanten Namen zu erhalten, was auch gelang, denn fortan war die Firma als „Excelsior“, in Hannover auch als „Die Ex“ geläufig. Der Name „Excelsior“ hatte sich vorher bereits als Markenname für Reifen etabliert.

Die wirtschaftliche Situation lässt sich rückblickend u.a. an der Dividende ablesen, die bis 1892 bei durchschnittlich 10 % lag, mit der Herstellung der Fahrradreifen auf 17 % anstieg (1893 bis 1905) und danach bis 1913 im Mittel sogar 23 % erreichte. Allerdings war die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg mit deutlich zunehmenden in- und ausländischem Konkurrenzkampf mit entsprechenden „Schleuderpreisen“ geprägt. Der Kriegsausbruch unterbrach diese Entwicklung, die danach umso heftiger wieder einsetzte.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Produktion auf kriegswichtige Güter ausgerichtet, vor allem Reifen und medizinische Artikel. Durch Einberufung vieler Firmenangehöriger zum Kriegsdienst kam es zu organisatorischen Problemen, die durch vermehrten Einsatz von Frauen aufgefangen wurden. Der Mangel an Rohkautschuk führte durch Einsatz von aufbereitetem Gummi („Regenerat“) zu Qualitätsminderungen.

Nach Kriegsende gab es einen beträchtlichen Nachholbedarf für Konsumgüter aus Gummi und für Reifen, da deren Produktion kriegsbedingt eingeschränkt war und die Qualität durch vermehrten Einsatz von aufbereitetem Altgummi gesunken war. Die Fertigungsanlagen waren stark verschlissen, die Fertigungsmethoden unrationell. Auf diese Gegebenheiten reagierte die Firmenleitung mit dem Ausbau der Fertigungsstätten in Hannover-Limmer. Das Verwaltungsgebäude wurde aufgestockt und eine neue Vulkanisierhalle entstand. 1920 bis 1922 wurde nach Plänen [des Architekten] Franz-Otto Lutz „der imposante viergeschossige Produktionsbau am Zweigkanal Linden errichtet, der eindrücklich die klassizistisch anmutende Industriebaukunst der Zeit um den Ersten Weltkrieg vorführt“. Die Beschäftigtenzahl stieg bis 1922 auf annähernd 6.000 Arbeiter und Angestellte an.

In dieser Zeit hatte sich der starke in- und ausländische Wettbewerb wieder voll entfaltet – wie vor dem Ersten Weltkrieg. Er führte in der Zeit der Inflation und der Weltwirtschaftskrise zu Firmenübernahmen und -zusammenbrüchen, von der auch die „Excelsior“ betroffen wurde. Die Erneuerungs- und Erweiterungsinvestitionen der „Excelsior AG“ in den 1920er Jahren wurden durch insgesamt 6 Kapitalerhöhungen finanziert. Dabei gelang es der Continental AG bereits Anfang 1922, mehr als 25 Prozent des Aktienkapitals zu erwerben und damit zum bestimmenden Großaktionär der „Excelsior AG“ zu werden.

Ab November 1922 kam es zu einer offenen Abwehr- und Übernahmeschlacht, nachdem der Continental AG weitere 25 Prozent des Aktienkapitals der Excelsior AG über eine Bankengruppe angeboten worden waren. Der Excelsior-Vorstand unternahm im März 1923 mit einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung den „verzweifelten Versuch“, durch Ausgabe von Vorzugsaktien mit erweitertem Stimmrecht die Vorherrschaft der Continental AG zu begrenzen. Dies wurde von der Continental AG abgelehnt, so dass der Vorstand zu der Erkenntnis gelangte, dass die Excelsior AG ihre Selbstständigkeit weitgehend verloren hatte.

Die Continental AG erwarb in der Folgezeit weitere Aktienanteile der Excelsior AG, so dass sich die beiden Unternehmensvorstände im Herbst 1927 über die Fusion einigten, die von der Generalversammlung der Excelsior AG am 10. Dez. 1928 gebilligt und rückwirkend zum 1. Januar 1928 wirksam wurde.

Nach der Fusion – Zweigwerk der Continental AG bis 1999

Nach der Fusion wurde das Excelsior-Werk in Hannover-Limmer zum Zweigwerk der Continental AG und bei gleichbleibendem Fertigungsprogramm unter die Zentralorganisation gestellt. Die eingeführten Markenname, vor allem „Excelsior“ für Reifen, wurden beibehalten. Auch die Verkaufsstrukturen blieben eigenständig, um die Vielzahl der hergestellten Produkte mit ihren speziellen Anforderungen in geeigneter Weise abzusetzen und die Käuferbindungen möglichst zu erhalten. Im Werk wurden umfangreiche Restrukturierungs- und Rationalisierungsmaßnahmen umgesetzt, bei denen u.a. die Leistungen nach dem Bedaux-System ermittelt und bewertet wurden.

Das Kalkulations- und Rechnungswesen, das bisher der technischen Unternehmensleitung zugeordnet war, wurde – wie bei der Continental AG – nun dem kaufmännischen Unternehmensbereich zugeordnet. Während dieser Umstrukturierung kam es zu erheblichem Unmut und Widerstand gegen die Rationalisierungsmaßnahme, die in einer Entlassungswelle vor allem bei den Angestellten mündete. Im Continental Konzern, der Ende der 1920er Jahre weitere Firmen übernommen hatte, kam es zwischen 1929 und 1931 zu einem Personalabbau von 18.200 auf 11.000 Angestellte und Arbeiter, also um rd. 40 Prozent.

Zeit des Nationalsozialismus – 1933 bis 1945

Im Jahr 1939 zählte das Werk Limmer der Continental AG 4.100 Beschäftigte. Das Produktionsprogramm wurde kriegsbedingt auf gummierte Stoffe, chirurgische Waren und Hartgummiprodukte wie Batteriekästen, Kraftstofftanks, Absätze und Sohlen für Schuhe eingeschränkt und auf kriegswichtige Produkte, vor allem Gasmasken, umgestellt. Ab 1944 wurden zunehmend sog. „Fremdarbeiter“ im Werk Limmer der Continental AG eingesetzt.

Ein erstes Barackenlager auf dem Firmengelände wurde bei alliierten Luftangriffen durch Brandbomben weitgehend zerstört. Todesfälle waren nicht zu beklagen. Im Sommer 1944 wurde es mit zehn Wohnbaracken neu aufgebaut und für 1.220 Zwangsarbeiter/-innen ausgelegt. Als Lagerleiter waren »Lagerführer/-innen« eingesetzt, die dem »Betriebsobmann« der Deutschen Arbeitsfront (DAF), dem Einheitsverband der Arbeitnehmer und Arbeitgeber, unterstellt waren. Die Überwachung diese Zwangsarbeiter-Lagers oblag dem Werkschutz der Continental-Werke.

Wenig später wurde unmittelbar angrenzend ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme errichtet – eines von sieben derartigen Lagern im heutigen Stadtgebiet von Hannover. Im Juni 1944 wurden 266 weibliche Häftlinge aus dem KZ Ravensbrück hierher verlegt und im Continentalwerk in jeweils 12-Stunden-Schichten bei der Herstellung von Gasmasken eingesetzt. Ende 1944 kamen 250 Französinnen hinzu, die aus dem Raum Compiegne überwiegend nach Verurteilung als Angehörige der Resistance verschleppt worden waren. Im Januar 1945 wurden rund 500 weibliche polnischen Häftlinge, die nach dem Warschauer Aufstand verurteilt und verschleppt worden waren, in das Außenlager Limmer umverlegt, nachdem das Außenlager bei den Brinker Eisenwerken ausgebombt worden war.

Gegen Kriegsende wurde das KZ-Außenlager Anfang April 1945 weitgehend geräumt. Nur Kranke und Schwache wurden zurückgelassen. Die marschfähigen Häftlinge wurden in einem drei Tage dauernden Marsch in das KZ Bergen-Behlsen getrieben. Bei diesem Marsch gab es nahezu keine Verpflegung; geschwächte, nicht mehr marschfähige Häftlinge wurden erschossen. Trotz der schwierigen Dokumentationslage konnte in einer wissenschaftlich-historischen Untersuchung Mitte der 1980er das Geschehen auf diesem Marsch und viele Schicksale geklärt und dokumentiert werden.

Eine 2008 gegründete örtliche Initiative versucht, das geschichtliche Andenken auch in die geplante „Wasserstadt Limmer“ in geeigneter Weise einzugliedern.

Nachkriegszeit – 1945 bis zur Stilllegung 1999

Das Zweigwerk Limmer war im Zweiten Weltkrieg weitgehend von Kriegsschäden verschont geblieben, so dass die Produktion kurz nach Kriegsende wieder anlaufen konnte – zunächst stark eingeschränkt. Die Besatzungsmächte ordneten die Herstellung von dringend benötigten Produkten wie Gummisaugern und hygienisch-medizinischen Artikeln an. Die Rohstoffknappheit führte dazu, dass die Aufbereitung von Altgummi weiter intensiviert wurde. Für alle drei hannoverschen Werke wurde im Zweigwerk Limmer die Gummi-Mischerei konzentriert. Aus dem in den letzten Kriegswochen erheblich zerstörten Stammwerk in Vahrenwald wurden die Verwaltungs- und Rechnungsabteilungen in das Zweigwerk Limmer verlegt. Hierdurch kam es zu großer Raumknappheit, so dass auch Produktionsräume zu Büros umgenutzt wurden.

Das Zweigwerk Limmer wurde nach dieser Wiederaufbauphase um eine neue Walzhalle, eine Fabrikhalle für Bodenbeläge (Floorflex), eine Energiezentrale und Baulichkeiten für die Formen- und Maschinenfabrik erweitert, die Produktionsmaschinen und -vorrichtungen für die anderen Werke fertigte. Angeschlossen war die Lehrwerkstatt. Um 1970 arbeiteten in der Maschinen- und Formenfabrik und den zugehörigen Nebenstellen 950 Menschen. 1999 wurde die Produktion stillgelegt.

Das ehemalige Firmengelände ist heute eingebunden in verschiedene Rundgänge zum Thema „Industrialisierung an Beispielen“, wie der „Kanalroute“. In dieser Verbindung von ehemaligen und bestehenden Industriebereichen mit den Transportwegen Binnenschiff und Schiene ist auf engstem Raum die Veränderung in Richtung „Transporte“ zu erleben.

Nachnutzung: Wasserstadt Limmer

Nach der Stilllegung des Werkes Limmer durch die Continental AG 1999 blieben die Gebäude zunächst erhalten. Sie wurden zum Ziel von Fotografen und Graffiti-Aktivisten, in der Folge unter "Conti Limmer" bekannt. In den Folgejahren wurden zunächst die jüngeren Gebäudetrakte abgerissen. 2009 wurde ein großer Teil der historischen Gebäudekomplexe gesprengt.

Auf dem weitgehende freigeräumten Gelände soll die Wasserstadt Limmer nach einem Ideenwettbewerb von 2003 der Wasserstadt Limmer Gesellschaft, Gesellschafter Herr G. Papenburg (WLG), gebaut werden.

Die Stadtverwaltung Hannover geht von einem Entwicklungszeitraum von mind. 15 Jahren aus, in dem in mehreren Bauabschnitten 600 Wohneinheiten sowie in geringem Umfang Flächen für Kleingewerbe oder auch Mischnutzungen entstehen sollen. Besonderes Augenmerk werde auf die Gestaltung der Uferzonen gerichtet, die für die Öffentlichkeit zugänglich sein würden. Im Dezember 2011 sind die Planungen als „Konzept für die Bebauung“ mit 4 als „dorfähnlich“ bezeichneten Bebauungsbereichen von der Stadtverwaltung Hannover konkretisiert worden. Demnach soll die Wasserstadt abschnittsweise von Osten nach Westen bebaut werden.

Der erste Bebauungsplan soll 2012 aufgelegt werden, so dass 2013 Baubeginn sein könnte. Die bestehenden denkmalgeschützten Gebäude im Südwesten der Wasserstadt sollen erhalten bleiben und von Dienstleistungsbetrieben genutzt werden. Diese Gebäude erfüllten nach Einschätzung der Planer und des Investors im Übrigen eine wichtige Funktion: Sie schirmen das Gelände vom Schall der westlich gelegenen Güterumgehungsbahn ab. Wenn in mehreren Jahren der zweite und dritte Bauabschnitt in Angriff genommen werden, müsste die Stadt wahrscheinlich die Schallschutzwand an der Bahntrasse verlängern und um drei Meter erhöhen.

Die aktuelle Lärmbelastung entlang der Güterumgehungsbahn Hannover ist aus der bundesweiten Schienenlärmkartierung ersichtlich, die vom Eisenbahn-Bundesamt auf der Grundlage der EG-Umgebungslärmrichtlinie von 2002 erstellt und veröffentlicht wurde. Die Lärmbelastungen während der Nachtstunden (22 bis 6 Uhr, LNight) mit ihrem hohen Aufkommen an Güterzügen zeigt die Karte aus dem nordwestlichen Teilbereich entlang dieser Trasse. Der Tagesmittelwert der Lärmbelastungen (LDEN), gewichtet aus den stärker berücksichtigten Abend- und Nachtwerten und den Tageswerten) ist in einer weiteren Karte für diesen Abschnitt veranschaulicht.


Text: Wikipedia

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