Hanomag

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Leichter Einheits-Pkw

Die Hannoversche Maschinenbau AG war ein 1871 gegründetes Unternehmen, das Lokomotiven, Lastkraftwagen, Ackerschlepper, Personenwagen und Baumaschinen herstellte. Es zählte neben der Continental AG zu den größten hannoverschen Industriebetrieben. Nach einer Übernahme durch den Unternehmer Horst-Dieter Esch musste die Hanomag 1984 Konkurs anmelden. 1989 übernahm der Komatsu-Konzern Anteile der Hanomag und seit 2002 ist die Komatsu Hanomag GmbH eine 100%-Tochter des Unternehmens.

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Gießerei und Maschinenfabrik Georg Egestorff

Vorläufer des Unternehmens war das am 6. Juni 1835 von Georg Egestorff unter dem Namen Eisen-Giesserey und Maschinenfabrik Georg Egestorff gegründete Werk im damaligen Dorf Linden, welches 1885 Stadtrechte erhielt und 1920 nach Hannover eingemeindet wurde. Die Erben des 1868 verstorbenen Egestorff verkauften die Anteile an Bethel Strousberg, den Eigentümer der Hannover-Altenbekener Eisenbahn. Dieser musste bereits 1871 nach einem gescheiterten Geschäft in Rumänien, bei dem es um den Bau von 900 km Eisenbahnstrecke und die Lieferung von Lokomotiven ging, das Werk wieder verkaufen.

Hannoversche Maschinenbau Actien-Gesellschaft

Am 10. März 1871 gründete ein Bankenkonsortium die Hannoversche Maschinenbau Actien-Gesellschaft vorm. Georg Egestorff, Linden vor Hannover. Im Jahr 1904 ließ der Direktor Erich Metzeltin zur Kostenersparnis den Namen für die Telegrafie auf Hanomag verkürzen; dieser wurde ab 1912 dann auch als Briefadresse verwendet. 1917 wurde nach Plänen von Alfred Sasse ein neues Werksgebäude am Deisterplatz errichtet, das heute unter Denkmalschutz steht.

Hanomag als Rüstungsschmiede

1934 übernahm der Bochumer Verein die Aktienmehrheit der zu diesem Zeitpunkt wirtschaftlich angeschlagenen Gesellschaft. Die Hanomag wurde dadurch Teil der Vereinigten Stahlwerke.

Nach der Machtergreifung der NSDAP erhöhte sich während des Dritten Reiches im Zuge der Aufrüstung der Wehrmacht die Rüstungsgüterproduktion stetig: Während 1933 deren Anteil noch bei 40% lag, stieg die Zahl bis 1936 auf 60%; gleichzeitig vervierfachte sich die Beschäftigtenzahl von 2.500 auf 10.000. In Zusammenarbeit mit der Hanomag fertigte ab 1937 ein Tochterunternehmen des Eisenwerks Wülfel, die M.N.H. Maschinenfabrik Niedersachsen G.m.b.H., in Wülfel und Laatzen Teile für Kettenfahrzeuge, die im Werk Badenstedt der MNH montiert wurden. Die beiden größten hannoverschen Rüstungsbetriebe Hanomag/MNH bauten leichte Zugkraftwagen (Sd.Kfz. 10, Sd.Kfz. 11), Schützenpanzerwagen (Sd.Kfz. 251), Panzer (Panzer V „Panther“ und Jagdpanzer V), schwere Feldhaubitzen, 10,5-cm/12,8-cm-Flak sowie 28-cm-Eisenbahnkanonen. Großkalibermunition stellte die Hanomag ab 1936 im Dreischichten-Betrieb her. Die MNH als reines Rüstungsunternehmen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg demontiert.

Den von der Stettiner Firma Stoewer entwickelten „Leichten Einheits-Pkw" produzierte die Hanomag als E l Pkw/20 B für die Wehrmacht bis 1940 (ca. 3300 Wagen). Das geländegängige Fahrzeug mit Allradantrieb wurde ebenfalls in Lizenz im BMW-Werk Eisenach als BMW 325 (E l PKW/325; 3225 Stück) hergestellt. Alle drei Hersteller bauten insgesamt etwa 17.500 Exemplare mit einheitlichen Fahrgestellen und Karosserien, verwendeten aber Motoren und Getriebe aus der jeweils eigenen Produktion. Zu den Wehrmachtsfahrzeugen zählte auch ein leistungsfähiger Zugkraftwagen (ZgKW) mit einem 6-Zylinder-Dieselmotor von 100 PS und einer Doppelkabine. Unter der Bezeichnung SS 100 LN wurde er zuerst an die Luftwaffe, später auch an das Heer ausgeliefert.

Nach Plänen von Emil Mewes, der auch am Bau des Volkswagenwerkes bei Fallersleben beteiligt war, wurde 1938 der Gebäudekomplex am Hanomag-Haupttor an der Göttinger Straße gebaut, der im Stil der Zeit mit der übergroßen Skulptur eines „Hammermanns“ betont wurde. An Stelle der 1869 noch unter der Ära von Bethel Strousberg gebauten Arbeitersiedlung „Klein-Rumänien" wurde ab 1943 die Halle I an der Göttinger Straße errichtet, deren Tragwerk ursprünglich für eine U-Boot-Fertigungshalle in der Nordwerft der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven vorgesehen war. Das daher auch als „U-Boot-Halle“ bezeichnete Gebäude wurde erst Ende 1944 fertig und für die Rüstungsproduktion nicht mehr verwendet.

In den 1940er Jahren war die Wiederaufnahme des 1931 eingestellten Lokomotivbaus geplant; das Unternehmen war jedoch mit den anderen Aufträgen völlig ausgelastet.


Nach dem Zweiten Weltkrieg

1958 übernahm Rheinstahl die Hanomag. 1965 übernahm Rheinstahl auch die Tempo-Werke. 1969 fusionierten innerhalb des Rheinstahl-Konzerns Tempo, die Nutzfahrzeug-Sparten von Hanomag und der Henschel-Werke zur Hanomag-Henschel Fahrzeugwerke GmbH (HHF). Die Daimler-Benz AG beteiligte sich zunächst, übernahm die Gesellschaft bis 1971 jedoch ganz. Ab 1970 wurden nach und nach Mercedes-Benz-Dieselmotoren (BR 8) in die Hanomag-Henschel-Fahrzeuge eingebaut, beispielsweise in die Harburger Transporter. 1970 Übernahm man den Baumaschinenhersteller Hatra. 1974 verschwand der Markenname Hanomag-Henschel ganz.

Im Juli 1974 verkaufte Rheinstahl die Hanomag für 120 Millionen DM an Massey Ferguson. Pläne, den Baumaschinenbau des Konzerns in Hannover zu bündeln, wurden nicht mehr umgesetzt.


Übernahme und Konkurs

Zum 1. Februar 1980 übernahm der Unternehmer Horst-Dieter Esch die Hanomag für 30 Millionen DM und gliederte sie zusammen mit anderen Baumaschinenfirmen in seine IBH-Holding ein, um den größten Baumaschinenkonzern der Welt zu formen. Die Hanomag sollte mit massiver öffentlicher Hilfe wieder wettbewerbsfähig gemacht werden; so war der Verkauf des Betriebsgeländes an die Stadt Hannover für 48 Millionen DM vorgesehen. Die IBH endete im November 1983 im Konkurs, in dessen Folge auch die Hanomag im Februar 1984 Konkurs anmelden musste. Esch wurde im März 1984 verhaftet und im Oktober des gleichen Jahres vom Landgericht Koblenz wegen Betrug in Tateinheit mit Konkursverschleppung zu sechseinhalb Jahren Haft und 90.000 DM Geldstrafe verurteilt. Ende März 1984 wurden die letzten Mitarbeiter entlassen.


Komatsu-Hanomag

Die Unternehmer Alfred Gassmann, Helmut Gassmann und Günter Papenburg gründeten im April 1984 eine Auffanggesellschaft, die Hanomag GmbH, welche 1988 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. 1989 übernahm der Baumaschinenhersteller Komatsu Anteile der Hanomag AG. Seit 2002 ist die Komatsu Hanomag GmbH eine 100-prozentige Tochter des international agierenden Unternehmens und firmiert seither als Komatsu-Hanomag GmbH. In Hannover werden Radlader von 54 bis 353 PS und seit 2005 auch Mobilbagger von 14 bis 22 Tonnen produziert. Die Produktionszahlen konnten 2007 um 1.400 Einheiten auf knapp 3.900 Maschinen erhöht werden. Der Umsatz betrug 356 Millionen Euro, was einer Steigerung von 62 Prozent zum Vorjahr entspricht.


'Nachnutzung Werksgelände

Das weitläufige Werksgelände im Stadtteil Linden-Süd wurde zu einer Industriebrache, die nur in kleinen Bereichen weitergenutzt wurde. Heute ist das Gelände eine Mischung aus Industriebrache und Umnutzung durch Baumärkte, Autoteilehandel, Kfz-Prüfdienst und Verwaltungsbauten von Polizei und Universität.

Die „U-Boot Halle" beherbergte nach Nutzung als Lagerraum und einem längeren Leerstand in den 1980er und 1990er Jahren eine Diskothek und den Technoclub „Cyberhouse". Seit 2010 befindet sich in einem Teil der Halle ein Fahrradhandel. Die Halle und weitere Gebäude auf dem Gelände stehen unter Denkmalschutz.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude an der Hanomagstraße 8 ist heute stark verfallen und steht leer (Stand 2014). Ab 1974 nutzte das Haus die damals neu gegründete Fakultät für Rechtswissenschaften der Universität Hannover. Die Fakultät blieb dort bis 1995 untergebracht, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zogen seinerzeit an den Königsworther Platz um. Anschließend beherbergte das Verwaltungsgebäude die Fachhochschule Hannover. Das Land Niedersachsen sucht seit Jahren einen Käufer für das 1921 errichtete Haus.



Text: Wikipedia

unteres Bild: Wikipedia/Bundesarchiv, Bild 101I-186-0199-07A / Springmann / CC-BY-SA

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