Hans Joachim von Zieten

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Hans Joachim von Zieten

Hans Joachim von Zieten, seltener auch Ziethen, genannt Zieten aus dem Busch (* 14. Mai 1699 in Wustrau; † 26. Januar 1786 in Berlin) war einer der berühmtesten Reitergeneräle der preußischen Geschichte und ein enger Vertrauter Königs Friedrich des Großen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Im Dienste des Soldatenkönigs

Zieten kam als Sohn eines Landedelmannes aus der Familie von Zieten zur Welt, der in sehr einfachen Verhältnissen lebte – sein Geburtshaus hat er später als eine „Kaluppe“ bezeichnet.

Ein Nachbar, General von Schwendy auf Buskow, nahm Zieten 1715 als Freikorporal in sein Regiment in Neuruppin auf. Als sein Vater 1720 starb, fiel Wustrau Zieten und seinen drei Schwestern zu. Das Gut war zu 8000 Talern geschätzt, davon mussten der Unterhalt der Mutter bestritten und die Erbteile der Schwestern ausgezahlt werden, so dass Zieten nur die Hälfte blieb.

Am 7. Juli 1722 wurde Zieten Fähnrich. Schwendy gab sein Regiment an den späteren Feldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin ab. Dieser beschrieb Zieten in einem Bericht an den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. wie folgt: „ist gar klein und von schwacher Stimme für das Commandiren.“ Das genügte dem König, um Zieten trotz all seiner anderen Fähigkeiten bei den Beförderungen ständig zu übergehen. Am 28. Juli 1724 wandte sich Zieten von Crossen aus, wo sein Regiment garnisoniert war, mit einem Gesuch um Beförderung an den Soldatenkönig, welcher daraufhin am Rande des Gesuches notierte „soll seine Dimission haben“. Zieten nahm den Abschied und zog sich auf seine Güter zurück.

Zwei Jahre später hörte Zieten während eines Aufenthaltes in Berlin von der Verdoppelung des Dragonerregiments Wuthenow aus Insterburg und erlangte eine Anstellung als Oberleutnant bei diesem Regiment. Doch bereits im darauf folgenden Jahr (1727) wurde er, nach einem Streit mit seinem Rittmeister, zu einer einjährigen Festungsstrafe auf der Festung Friedrichsburg wegen Ungehorsams verurteilt. Nach der Rückkehr aus der Festung forderte Zieten den Rittmeister zu einem Duell und wurde dafür aus dem Heer entlassen. Er ging nach Wustrau zurück.

1730 wurde Zieten rehabilitiert und trat am 8. Oktober auf Empfehlung des Generals Wilhelm Dietrich von Buddenbrock in die neugebildete Freikompanie der Husaren zu Potsdam ein. Am 1. März des nächsten Jahres wurde eine zweite Kompanie der Husaren aufgestellt, und Zieten wurde zu ihrem Chef ernannt sowie zum Rittmeister mit 50 Talern Monatsgehalt befördert. Im Sommer desselben Jahres bekam Zieten vier Wochen Arrest wegen eines dienstlichen Vergehens. 1735 ernannte der Soldatenkönig Zieten zum Chef einer Husarenkompanie, die aus Berliner und litauischen Husaren bestand, und sandte ihn zum Reichsheer an den Rhein. Der österreichische Husarenoberstleutnant von Baranyi fungierte als Zietens Lehrer in den Kämpfen gegen Frankreich. Zietens nächste Beförderung erfolgte am 29. Januar 1736 zum Major.

1737 heiratete Zieten die 33-jährige Judith von Jürgaß. Aus dieser Ehe stammt seine älteste Tochter. Kurz vor der Hochzeit duellierte er sich mit seinem Vorgesetzten, dem Oberstleutnant Alexander Ludwig von Wurmb. Beide wurden schwer verwundet.

Der junge Husarenoffizier entwickelte unter dem Spott, den er wegen seiner kleinen, verwachsenen Gestalt oft über sich ergehen lassen musste, ein starkes Selbstbewusstsein, das ihn auch in späteren Kontroversen mit dem Monarchen nicht verließ. Nach einigen Alkoholexzessen und verschiedenen Raufhändeln fand der unter Friedrich Wilhelm I. zum Rittmeister avancierte Junkerssohn zu einer soliden Dienstauffassung, die, verbunden mit aufrichtigem protestantischem Gottvertrauen, zum konstituierenden Merkmal seines Charakters und seines erzieherischen Ethos wurde. Hinzu gesellte sich eine im historischen Vergleich besonders hervorzuhebende Güte gegenüber den Übertretungen des einfachen Mannes: Zieten lehnte die gebräuchliche Prügelstrafe kategorisch ab und glänzte gerade als Zuchtmeister der stets unkonventionellen, ebenso verwegenen wie freiheitsliebenden und schwer zu disziplinierenden Husarentruppe durch maßvolle Strenge und gerechte, kameradschaftliche Gesinnung. Dasselbe gilt für den Gutsherrn Zieten, der die Jahre im Anschluss an den Siebenjährigen Krieg mit der Pflege seines Anwesens in seiner Heimatstadt Neuruppin zubrachte. Schließlich zeichneten den weniger tollkühnen als besonnenen Taktiker in Krieg und Frieden ein eher gleichrangiges, feinfühliges und in gegenseitigem Respekt bestehendes Verhältnis zum König aus.

Im Dienste Friedrichs II.

1741 brach der Erste Schlesische Krieg aus. Zieten zog als Major und Schwadronchef in diesen. Am 10. Mai 1741 zeichnete er sich in einem Gefecht mit den Österreichern zwischen Strehlen und Nimptsch aus. Dafür wurde er zum Oberstleutnant im Leibhusarenregiment (später H 2) befördert und erhielt den Orden Pour le Mérite. Schon am 22. Juli dieses Jahres wurde er Oberst und bekam ein eigenes Regiment, „Husarenregiment Joachim von Zieten“.[1] In den Winterquartieren 1741–1742 beschäftigte sich Zieten mit der Arbeit an der Reorganisation der preußischen Reiterei. 1743 ließ er sein Geburtshaus, die alte „Kaluppe“, abreißen und errichtete in Wustrau ein neues, stattliches Herrenhaus.

1744 rückte Zieten mit der Avantgarde des preußischen Heeres in Böhmen bis nach Budweis vor. Bei Moldauthein konnte der Obrist mit seinem rotuniformierten, später bis ins 20. Jahrhundert hinein legendären Husarenregiment Nr. 2 am 9. Oktober erstmals in eigener Regie eine größere gegnerische Streitmacht in die Knie zwingen. Zieten deckte den Rückzug hinter die Elbe und geriet am 12. Oktober in ein heftiges Gefecht bei Moldauthein. In diesem Jahre entstand das geflügelte Wort „Zieten aus dem Busche“.

Ebenso zeichnete er sich am 20. Mai 1745 durch die gewagte nächtliche Durchquerung eines österreichischen Korps von 20 000 Mann mit seinem Regiment bei Jägerndorf in Schlesien aus (dies wurde später Zietenritt genannt), wodurch er die Vereinigung der königlichen Hauptarmee mit dem Korps des Markgrafen Karl von Brandenburg-Schwedt ermöglichte. Bei Hohenfriedberg schließlich, vierzehn Tage später (4. Juni), konnten sich die Zietenhusaren erstmals in einer großen Schlacht auszeichnen. Der Sieg in der Schlacht bei Hennersdorf im November des Jahres ging zum großen Teil auf das Konto des mittlerweile zum Generalmajor aufgestiegenen Zieten.

Nach dem Dresdner Frieden begann wieder der Alltag des militärischen Dienstes, der Zieten nicht immer Freude bereitete; zeitweise fiel er beim König in Ungnade, der ihn seiner Ansicht nach nicht ausreichend förderte und seinerseits die allzu lasche Disziplin der Husarentruppe bemängelte. Über lange Jahre hinweg sonderte sich Zieten vom Hofe ab und grollte auf seinem Landgut dem Monarchen. Den erbetenen Abschied erhielt er jedoch nicht. Im März 1756 starb seine Gattin und den schon alternden General begann die Gicht zu plagen.

Der Ausbruch des Siebenjährigen Krieges brachte auch in der persönlichen Beziehung eine Wende zwischen Monarch und Zieten. Friedrich warb ernsthaft um den mittlerweile fast sechzigjährigen Generalleutnant, der schließlich ein hohes Kommando im friderizianischen Heer übernahm und in den folgenden sieben Jahren ein verlässlicher Kommandeur und – was fast noch wichtiger wurde – ein väterlicher Freund für den Monarchen sein sollte.

Zieten wurde zum Generalleutnant befördert, nahm 1757 am Gefecht bei Reichenberg und an der Schlacht bei Prag teil. Am 5. Mai 1757 wurde ihm der Schwarze Adlerorden verliehen. In der Schlacht bei Kolín befehligte er den linken Flügel und wurde dann dem Herzog August Wilhelm (Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern) zugeteilt, der das Kommando in Schlesien erhielt. Nach dessen Gefangennahme am 24. November 1757 führte er den Rest des Heeres über Glogau nach Liegnitz dem König Friedrich entgegen und zeichnete sich in der Schlacht bei Leuthen am 5. Dezember aus. Beim Überfall bei Domstadtl konnte er den Verlust eines großen Versorgungskonvois nicht verhindern. Während der Schlacht bei Liegnitz am 15. August 1760 gelang es ihm, das österreichische Hauptheer in Schach zu halten, so dass es an der Schlacht nicht teilnehmen konnte. Zieten wurde dafür zum General der Kavallerie befördert. In der Schlacht bei Torgau am 3. November 1760 erstürmte er die Süptitzer Höhen und errang dadurch den Sieg. Friedrich der Große und Zieten im Lager von Bunzelwitz

Schließlich war es Zieten, der den König im verschanzten Lager zu Bunzelwitz 1761 aus einer tiefen seelischen Krise herausriss und zu neuer Initiative anspornte. Bis zum Ende des Krieges wurde er bei Abwesenheit des Königs mehrmals mit dem Oberbefehl der preußischen Armee betraut. Am Ende des Krieges gehörte Zieten zur Elite des Königreiches und zum verschworenen Freundeskreis des gealterten Monarchen.

Im Jahre 1764 am 24. August heiratete der mittlerweile 65 Jahre alt gewordene Zieten die fünfundzwanzigjährige Hedwig von Platen. Seine Tochter aus der ersten Ehe war damals 18 Jahre alt, in der zweiten Ehe wurden ein Sohn 1765 und eine Tochter 1773 geboren. Von der jüngeren Tochter stammen die späteren Grafen Zieten-Schwerin, Herren auf Wustrau ab.

Letzte Lebensjahre

Die sich anschließenden Friedensjahre sahen den alten Heerführer noch als Kavallerieinspekteur und unermüdlichen Ausbilder seines mittlerweile sagenumwobenen Husarenregimentes. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Zieten abwechselnd in Berlin und auf seinem Gute Wustrau, wo er sich vor allem der Wohltätigkeit widmete. Gleichzeitig arbeitete er mit großer Sorgfalt an der Hebung seines Besitzes. 1786 wurde sein Gut auf 65.057 Taler geschätzt. Wohl als einziger der Generale der Epoche genoss er besonderes Vertrauen des Königs Friedrich II., der „seinen alten Vater Zieten“ häufig besuchte und sogar seine tiefe Religiosität respektierte.

Am 26. Januar 1786 starb Zieten in Berlin (wo er 1763 für 14.500 Taler ein Haus in der Kochstraße Nr. 61/62 gekauft hatte), nachdem es ein Jahr zuvor in Sanssouci zu jener berühmten Szene gekommen war, die wohl am eindrucksvollsten die Wertschätzung widerspiegelt, die König Friedrich seinem alten Kampfgefährten entgegenbrachte: Der König ließ nach einer längeren Unterhaltung einen Stuhl bringen, auf den sich zu setzen er den 85-jährigen Greis aufforderte. Da dieser sich ernsthaft und trotz der Schmerzen, die ihm das lange Stehen bereitete, weigerte, sich in Gegenwart des Monarchen niederzulassen, sagt der König mit gütiger Miene: „Setz Er sich, Ziethen, sonst geh' ich fort, denn ich will Ihm durchaus nicht zur Last fallen!“ Da erst tat Zieten, was sein königlicher Freund wünschte, der hier dem Mann symbolischen Vorrang gewährte, der jahrelang an seiner Seite gekämpft und gesiegt hatte.

Am 31. Januar des Jahres 1786 wurde Zieten auf dem Wustrauer Erbbegräbnisplatz neben der Dorfkirche begraben. Außer dem Gut Wustrau hinterließ er kein Vermögen. Das gesamte Mobiliar des Berliner Hauses musste nach seinem Tode versteigert werden, und seine Witwe wurde erst durch ein Geschenk König Friedrichs von 10 000 Talern von den Schulden befreit.

Denkmäler und Benennungen

Denkmal in Wustrau-Altfriesack (Ortsteil von Fehrbellin)

Ehrentafel für Ziethen am Obelisken im Schlosspark Rheinsberg

An den General erinnern drei Denkmäler in der Mark Brandenburg:

Friedrichs Bruder Prinz Heinrich von Preußen errichtete ihm eines (1790) auf dem Wilhelmsplatz in Rheinsberg;

1794 wurde das zweite von Friedrich Wilhelm II. in Berlin auf dem Wilhelmplatz gesetzt. Es wurde zunächst von Johann Gottfried Schadow in Marmor geschaffen und 1857 durch einen Bronzeguss von August Kiß ersetzt. Es steht heute auf dem nach ihm benannten Zietenplatz an der Ecke Wilhelmstraße/Mohrenstraße neben dem Denkmal Leopolds des I. von Anhalt-Dessau, des „Alten Dessauers“.

Das Denkmal in Wustrau am Ruppiner See (gestiftet von der Familie)

In Göttingen wurden die 1936 für die Wehrmacht eingeweihte Zieten-Kaserne und die Zietenterrassen nach ihm benannt. Die zwischen 1981 und 1983 erbaute NVA-Kaserne in Beelitz sowie die Zietenstraße in Düsseldorf und der Zietenring in Wiesbaden, auch eine Strasse in Lünen, tragen ebenfalls seinen Namen.

Gedenktafel am Haus Rudi-Dutschke-Straße 28 in Berlin-Kreuzberg


Text: Wikipedia

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Bild: Wikimedia/Edward Francis Cunningham

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