Hauptkirche Sankt Petri (Hamburg)

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Ansichtskarte der Petrikirche mit Straßenbahn um 1925
Reklamemarke Petrikirche als Pferdestall 1814

Die Sankt-Petri-Kirche ist die älteste Pfarrkirche Hamburgs. Sie ist nach dem Apostel Petrus benannt und gehört zu den fünf Hamburger Hauptkirchen. Mit ihrer Lage an der Mönckebergstraße und an der Bergstraße markiert sie bei 9,48 m ü. NN den höchsten Punkt der Hamburger Altstadt.

Der 132 Meter hohe Kirchturm kann über 544 Treppenstufen bis auf eine Höhe von 123 Metern bestiegen werden und bietet durch Bullaugen einen guten Überblick über die Innenstadt.

Die evangelische Gemeinde zählt heute wenige hundert Mitglieder. Etwa 300 Personen arbeiten im Dienst der Gemeinde, als Seelsorger, Sozialarbeiter, Chorleiter, Handwerker etc., die Mehrzahl von ihnen ehrenamtlich.


Die mittelalterliche Kirche

Die Petrikirche steht am höchsten Punkt eines Geestrückens, an dem sich die erste Hamburger Siedlung bei der Hammaburg befand. Die Ursprünge der Kirche als Holzkapelle werden für spätestens Anfang des 11. Jahrhunderts angenommen, die erste urkundliche Erwähnung fand sie 1195 als ecclesia forensis (Marktkirche). Sie ist, nach dem 1805 abgerissenen Mariendom, die zweitälteste Kirche in der Hamburger Altstadt. 1220 nannte Papst Honorius III. bei einer Bestätigung der Besitzübertragung auf das Domkapitel für diese Kirche das Patrozinium des Apostels Petrus. Unbekannt ist jedoch, wann der Holzbau durch einen ersten Steinbau ersetzt wurde. Der zunehmende Wohlstand der Hamburger Bürger ermöglichte ab dem 14. Jahrhundert den weiteren Ausbau zu einer Backsteinkirche.

Ab 1310 begann der Ausbau zu einer gotischen dreischiffigen Hallenkirche aus vier Jochen mit gestaffeltem Dreiapsidenschluss. 1327 erfolgte die Weihe „yn de ere sunte Peter und Pawels der hillygen Apostel“. Die Grundsteinlegung für den Turmbau fand im Jahr 1342 statt, es handelte sich dabei zunächst um einen vorgesetzten Westturm ohne Spitze. Diese wurde zwischen 1377 und 1383 durch den Baumeister Hermen van Kampen errichtet und mit einer Bleideckung vollendet. Bereits ab dieser Zeit erfuhr der Bau einige charakteristische Veränderungen: 1376 wurde an der Nordseite des Turms die Martinskapelle in Verlängerung des Seitenschiffes errichtet, in den Folgejahren erhielt auch die Südseite mit der Ansgarkapelle ihr Pendant, so dass der Turm eine von Stützpfeilern unterteilte Westfassade mit drei Portalen erhielt. 1418 erfolgte die Erweiterung um ein zweites Südseitenschiff in der Länge des Mittelschiffes. Anfang des 16. Jahrhunderts kamen zwei weitere Kapellenanbauten hinzu.

Von 1513 bis 1516 wurde unter der Leitung des Hannoveraner Baumeisters Heinrich Berndes (Barteldes) die alte Turmspitze durch einen neuen kupfergedeckten Turmhelm ersetzt. Er sollte „sich hogher in de lucht strecken alße de olde“ und überragte den in unmittelbarer Nachbarschaft stehenden Mariendom. Mit 445 Hamburger Fuß (127,5 Metern) war der Turm nun der höchste der Stadt, bis 1518 der ebenfalls von Berndes für St. Nikolai geplante mit 135 Metern Höhe fertiggestellt war.


Nach dem Hamburger Brand

Der Kirchenbau fiel am 7. Mai 1842 fast vollständig dem Großen Brand zum Opfer. Erhalten blieben die nördliche Außenmauer, die Nebenapsis bis etwa sieben Meter Höhe und die beiden unteren Turmgeschosse. Die meisten Kunstwerke, wie zum Beispiel der Löwenkopf-Türgriff, konnten gerettet werden. Sieben Jahre später fand an gleicher Stelle die Einweihung des neugotischen Neubaus statt, errichtet nach den Plänen der Architekten Alexis de Chateauneuf und Hermann Peter Fersenfeldt sowie die Turmspitze nach den Plänen von Johann Hermann Maack. Der Neubau entsprach der mittelalterlichen Hallenkirche und beseitigte nur deren wenig praktische Einteilung und historisch gewachsene Unordnung durch eine neue Gestaltung des Innenraums. Die Südschiffe wurden durch einen Mittelpfeiler zentralisiert und zusammengezogen, die Hauptpfeiler zwar in der alten Form rekonstruiert, jedoch mit deutlich verringertem Querschnitt, so dass die ganze Kirche sich nun auf die Kanzel hin orientiert. Am 132 Meter hohen Kirchturm, dessen kupfernen Turmhelm Johann Maack entworfen hatte und der am 7. Mai 1878 fertiggestellt war, wurden neben dem gebräuchlichen Backstein teilweise glasierte Binder verwendet, die im regelmäßigen Verband der großen Fläche eine besondere Wirkung verleihen.

Mit der Umstrukturierung der Hamburger Altstadt, dem Abriss der Gängeviertel und der Errichtung des Kontor-, Kaufhausviertels bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, verlor die Gemeinde viele Mitglieder. Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche nahezu unversehrt.

Beim Bau des nahe gelegenen Gemeindezentrums wurden 1962 die Fundamente des mittelalterlichen Bischofsturms entdeckt.

Seit 1528, nach Einführung des Titels mit der Reformation in Hamburg, gab es 29 Hauptpastoren in St. Petri, siehe dazu die Liste der Hamburger Hauptpastoren.


Kirchenbesetzung und Anti-AKW-Protest im 20. Jahrhundert

Vom 1. bis 17. April 1979 besetzten etwa 400 Atomkraftgegner die Kirche, sie machten anlässlich des Atomunfalls im Kernkraftwerk Three Mile Island im Harrisburg am 28. März 1979 auf die Gefahren der Atomkraft aufmerksam. Unter den Besetzern war, neben neun weiteren Pastoren, auch der spätere Hauptpastor Christoph Störmer, der dieses Amt seit 2002 innehat. Gegen die zehn Pastoren wurde von der Kirchenleitung ein Verweis ausgesprochen.

Am 26. März 2011 seilten sich, während einer Demonstration anlässlich der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011, Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood aus einem Kirchturmfenster ab und befestigten ein Banner mit der Antiatomkraftsonne sowie ein Transparent an der Fassade.



Text: Wikipedia

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