Heeresmunitionsanstalt Töpchin

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Bunkereingang (MUNA
Eingang Bunker 18 (MUNA)
Bunker 18 (MUNA)
MUNA-Verladerampe
Gruppenbild der MUNA Belegschaft II. Weltkrieg
Russiches Wachhaus (MUNA)

In den Jahren 1932 / 33 erbaute die Heeresführung Deutschlands neben der Ortschaft Töpchin in Richtung Wünsdorf die Heeresmunitionsanstalt (MUNA) auf. Ob die Nähe zum damaligen Forschungsbereich Wünsdorf, oder die ideale Lage im freiem Gelände, bei der Standortauswahl eine Rolle gespielt haben ist bis heute nicht belegbar. Das Land, für solche Zwecke einzukaufen oder zu enteignen war für den Leiter der Reichsstelle für Landbeschaffung kein Problem, über juristische Spitzfindigkeiten kam der Militär-Fiskus immer zu seinem Recht.

Bis 1934 unterstand diese Einrichtung der Luftwaffe, anschließend wurde die MUNA von der Heeresverwaltung übernommen. Die Anstalt war ein reiner Rüstungsbetrieb mit einer Endfertigung von Flakgranaten, Panzerfäusten und Handgranaten, dazu wurden alle Materialien angeliefert. In der MUNA er folgte nur der Zusammenbau dieser Teile zum eigentlichen Sprengmittel.

Organisatiorisch war die MUNA in drei Bereiche aufgeteilt. Wohnbereich, vorn an der Straßenseite in Richtung Wünsdorf mit der Verwaltungsabteilung. Der Produktionsbereich befand sich in der Mitte und war von den anderen Bereichen abgeschirmt. Der letzte Teil war der Lagerbereich mit Erdbunkern.

Der Eisenbahnanschluß wurde später vom Bahnhof Töpchin bis in die MUNA verlängert, über diese Strecke führte der gesamte Produktentransport, auch der An- und Abtransport der Zivilarbeiter. Bis zur Einführung des Eisenbahn- personenverkehrs zur MUNA, war der Personentransport mit Kraftomnibusen sichergestellt.

Zum Personalbestand gehörten in den Jahren 1939/40 ca. 80 Militärkräfte und rund 540 Zivilarbeiter, zu den Zivilisten zählten auch viele Fremdarbeiter aus Holland, Belgien, Polen, Frankreich und Russland. Mit dem Anwachsen der Kriegshandlungen der faschistischen deutschen Armee wuchs auch die Arbeitskräftestärke, um den steigenden Munitionsbedarf sicherstellen zu können.

Die Arbeitszeit begann um 07.00 Uhr und endete gegen 16.00 Uhr da- zwischen lagen die Früh- und Mittagspausen. Gearbeitet wurde in den festgelegten Bereichen, das Betreten anderer Bereiche, ohne Genehmigung war verboten, besondere Gruppen der Fremdarbeiter wurden in ihre Arbeitsbereiche geführt und durften diese ohne Aufsicht nicht verlassen.

Im Gegensatz zu den anderen Fremdarbeitern wurden die Russen bedeutend schlechter behandelt, sie hatten vergitterte Fernster, schlecht ausgerüstete Unterkünfte und einen niedrigeren Verpflegungssatz, die Franzosen dagegen hatten, eine ihren Essgewohnheiten entsprechende eigene Küche mit zwei Köchen. Zur MUNA gehörte auch eine Schweinemästerei und ein Pferdestall.

Um den Belegschaftsbestand bei guter Laune zu halten wurde ein Sportplatz mit Zuschauertraversen und ein Kulturhaus mit einem großen Kinosaal gebaut, es gab Kinoveranstaltungen, eine eigene Werkskapelle und Kulturgruppen, wie die Muna-Spatzen. An besonderen Tagen wurden Sportwettkämpfe und Betriebsausflüge organisiert sowie Weihnachtsfeiern abgehalten.

Die stillgelegte Ziegelei Heilmann auf der gegenüber liegenden Straßenseite wurde als Sichtungsstätte und zur Einlagerung von Beutemunition genutzt. Im Jahr 1944 kam es dort und in einem Arbeitshaus zu größeren folgeschweren Explusionen mit mehreren Toten und Verletzten. Die Toten wurden in einem Massengrab an der äußeren Friedhofsmauer beigesetzt.

Am 20. April 1945 wurde der Produktion von Munition in der MUNA nach einem Tieffliegereinsatz ein schnelles Ende gesetzt, am 21. April 1945 fuhren erstmals russische Panzer, von Baruth kommend, auf das Gelände der Heeresmunitionsanstalt.

Die Rote Armee besetzte die gesamte Anlage. Einige Abschnitten wurden gesprengt bzw. für ihre eigenen Zwecke als Einlagerungsobjekt weitergenutzt, dazu wurde auch der Eisenbahnanschluß funktionstüchtig gehalten. Die Bewachung der Anlage erfolgte durch russisches Militär, deutsche Arbeits kräfte waren nur in Ausnahmefällen zu Hilfsarbeiten eingesetzt.

Mit dem Abzug der sowjetischen Armee aus Deutschland, wurde 1990 beginnend, auch das Objekt der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt geräumt und in deutsche Verwaltung übergeben.

Seit 1992 hat sich auf dem Gelände ein leistungsstarkes Gewerbegebiet an- gesiedelt.


Siegfried Hannig

Ortschronist von Töpchin


Quelle: ehemaliges MUNA-Museum Töpchin

Das Gelände der MUNA darf aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden. Die angezeigten Gebäude sind abgerissen und die Bunker wurden zugeschüttet.