Heiliger Georg und der Drache

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das Relief am früheren Gebäude der Gerling Versicherung wurde von Arno Breker entworfen.


Arno Breker

Arno Breker (* 19. Juli 1900 in Elberfeld (heute ein Stadtteil von Wuppertal); † 13. Februar 1991 in Düsseldorf) war ein deutscher Bildhauer und Architekt. Aufgrund seiner Bedeutung für die Kunst im Nationalsozialismus ist er bis heute eine umstrittene Person geblieben.


Ausbildung

Arno Breker wurde als ältester Sohn des Steinmetz-Meisters und Grabmalkünstlers Arnold Breker und dessen Frau Luise im Jahre 1900 in Elberfeld geboren. Er besuchte die Oberrealschule, erlernte im elterlichen Betrieb schon früh das Steinmetz-Handwerk, besuchte die Kunstgewerbeschule in Elberfeld und beschäftigte sich mit den Werken Auguste Rodins und Michelangelos. Nachdem er eine Zusammenarbeit mit dem Künstler und Professor Adolf von Hildebrand (München) aus wirtschaftlichen Gründen nicht hatte verwirklichen können, begann er 1920 das Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie. Dort begegnete er den revolutionären Künstlern des Jungen Rheinland, von denen er sich aber nach einiger Zeit distanzierte. Sein Vorbild wurde Rodin, nachdem eine Skulptur des französischen Bildhauers bei ihm einen starken Eindruck hinterlassen hatte. Er studierte Architektur bei Wilhelm Kreis und Plastik bei Hubert Netzer, einem Schüler Adolf von Hildebrands.

Er beteiligte sich erfolgreich an mehreren Architekturwettbewerben und Wettbewerben für Ehrenmale, so etwa 1922/23 an einem Wettbewerb für die Gestaltung des Ehrenfriedhofs seiner Heimatstadt Elberfeld (Mutter-Sohn-Gruppe, Pietà-Typus). Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen beauftragte ihn mit der Gestaltung von Jahresgaben. 1924, kurz vor dem Ende seines Studiums, unternahm er seine erste Reise nach Paris, dem damaligen Zentrum der modernen Plastik. Dort begegnete er dem Schriftsteller und Maler Jean Cocteau, dem Filmregisseur Jean Renoir, dem jüdischen Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler und dem Kunsthändler und Publizisten Alfred Flechtheim, der ebenfalls jüdischer Abstammung war. Auch lernte er dort Pablo Picasso kennen. Flechtheim nahm Breker unter Vertrag und machte ihn in der Pariser Kunstszene bekannt.

1925 schloss er sein Studium in Düsseldorf ab. Die zur Ausstellung „GeSoLei“ im Auftrag von Wilhelm Kreis geschaffene Monumental-Figur der liegenden „Aurora“ auf dem Dach des Ehrenhofes in Düsseldorf verdeutlicht bereits Brekers Begabung für baugebundene Bildhauerei.


1926–1934

Arno Breker wurde der Wanderpreis des Regierungspräsidenten in Düsseldorf verliehen.

1927 bekam er von der Stadt Budberg (Rheinberg/Niederrhein) einen Auftrag für die Gestaltung eines Kriegerdenkmals. 1928 erbaute er ein Denkmal bei Kleve-Kellen, das an Übergriffe belgischer Truppen während der Besatzungszeit nach dem Ersten Weltkrieg (1918–1926) erinnern sollte. Dies waren Arbeiten, die er wahrscheinlich – ebenso wie die „Aurora“ – der Vermittlung seines ehemaligen Lehrers Wilhelm Kreis verdankte. Er fertigte Porträtbüsten, etwa die des Malers Otto Dix, oder im Regierungsauftrag eine Büste Friedrich Eberts, des im Februar 1925 verstorbenen ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik. Er unternahm eine zweite Reise nach Paris und begegnete dort unter anderem Alexander Calder.

1927 beschloss er, sich in Paris niederzulassen. Er knüpfte zahlreiche Kontakte – darunter lebenslange Freundschaften – zu Künstlern und Intellektuellen wie Aristide Maillol, Charles Despiau, Maurice de Vlaminck, Robert Delaunay, Emile Antoine Bourdelle, Constantin Brâncuși, Jules Pascin, Jean Fautrier, Isamu Noguchi oder Man Ray und bereiste Nordafrika. Dabei begegnete er der Griechin Demetra Messala, genannt „Mimina“, die seine Lebensgefährtin wurde. Demetra war die Tochter eines griechischen Diplomaten, die bereits für Pablo Picasso und Aristide Maillol Modell zu stehen pflegte. Breker fertigte 1933 von ihr eine Skulptur an. Es entstanden zahlreiche Skizzen und Zeichnungen sowie die Radierungs- und Lithographienfolge „Tunesische Reise“.

Seine plastischen Arbeiten wurden in diesem Zeitabschnitt stark von Aristide Maillol, Charles Despiau und Auguste Rodin beeinflusst. Breker versuchte bei seinen Akten, Torsi und Porträtbüsten die unterschiedlichen Stile, auch die Oberflächenbehandlungen seiner Vorbilder zu verschmelzen. Außerdem entwickelte er das Gussverfahren der sog. „reinen Form“ – ohne Unebenheiten an den Oberflächen seiner Figuren –, das später für seine Darstellungen zur Zeit des Nationalsozialismus kennzeichnend wurde.

Die Verbindung nach Deutschland riss jedoch nicht ab. So erhielt er Aufträge für eine Großplastik für die Kirche St. Matthäus in Düsseldorf und für das Denkmal Conrad Röntgens in Remscheid. Es fanden Ausstellungen seiner Werke statt, er nahm an Wettbewerben in Deutschland teil, unter anderem am Wettbewerb der Stadt Düsseldorf für ein Heinrich-Heine-Denkmal (Standort seit 1983 vor dem Kurtheater Norderney).

Im Jahre 1932 erhielt er den Rom-Preis der Preußischen Akademie der Künste. Mit diesem Preis war ein Stipendium verbunden, und er verbrachte sieben Monate, von Oktober 1932 bis Mai 1933, in der Villa Massimo. Hier war einer seiner jüdischen Bekannten, der Künstler Felix Nussbaum, sein Ateliernachbar. Während seines Romaufenthaltes gestaltete Breker unter anderem eine Rekonstruktion der ersten Fassung von Michelangelos Pietà, die auch in Fachkreisen Erwähnung fand, und beteiligte sich an einem Wettbewerb für einen Soldatenfriedhof in Frankreich (Fricourt/Departement Somme). Seine Zeit in Rom sah Breker selbst als „Vorbereitung auf die monumentale Arbeit großen Ausmaßes, die mich erwartete“.

1933 folgten Studienaufenthalte in Florenz und Neapel. Die hier aufgenommenen Anregungen von der Skulptur der Antike und der Renaissance – insbesondere Michelangelos – beeinflussten nachhaltig Brekers mittlere, sog. „klassische Periode“ zur Zeit des Nationalsozialismus.


1934–1945

1934 verließ Breker Frankreich und kehrte nach Deutschland zurück. Nach Brekers eigenem Bekunden war es das Drängen von Wilhelm Hausenstein, Grete Ring und Max Liebermann, das ihn dazu bewog, Paris zu verlassen, um sich in Berlin niederzulassen. Liebermann vermittelte Breker am neuen Wohnsitz das Atelier des 1921 verstorbenen Bildhauers August Gaul. Es entstand eine Büste von Liebermann. Zu dessen Tod 1935 nahm Breker ihm die Totenmaske ab.

Breker galt den Nationalsozialisten zunächst als dekadent und zu frankreichorientiert, und so führte er in der ersten Zeit nach seiner Rückkehr vor allem Porträtaufträge von Industriellen, Militärs oder auch Künstlerkollegen aus. 1935 erhielt er zwar schon erste öffentliche Aufträge: die Hoheitszeichen am Berliner Finanzministerium, Steinreliefs am Gebäude der Nordstern-Lebensversicherung in Berlin-Schöneberg, figürlicher Schmuck am Hauptportal der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt, Berlin-Adlershof, die Plastik „Der Flieger“ für das Hauptgebäude der Dresdner Luftkriegsschule, doch erst im Jahre 1936 begann sein rasanter Aufstieg zum prominentesten Bildhauer des sog. Dritten Reiches. 1937 trat er der NSDAP bei.

Für die von 1936 bis 1938 durchgeführten Umbauten der Gruft von Heinrich dem Löwen im Braunschweiger Dom fertigte Breker ein Löwenkopf-Relief.

Sein Entwurf, den er anlässlich eines Wettbewerbs zur Gestaltung der Torpfeiler der Dietrich Eckart-Freilichtbühne auf dem Reichssportfeld einreichte, wurde aufgekauft. Im Anschluss daran erhielt er den Auftrag für zwei Monumentalfiguren für das „Haus des Deutschen Sports“ („Zehnkämpfer“ und „Siegerin“), die insbesondere Hitlers Aufmerksamkeit erlangten. Für beide Figuren erhielt er bei der Olympischen Kunstausstellung in Berlin 1936 im Plastik-Wettbewerb die Silbermedaille des Internationalen Olympischen Komitees.

Mit den Olympischen Spielen 1936 war von offizieller Seite die stilistische Orientierung an der Antike beschlossen. Brekers Anlehnung an Plastiken der griechischen Antike kam diesen Bestrebungen entgegen. In Brekers Figuren sahen die Nationalsozialisten die ästhetischen Ideale ihrer Rassenlehre, den „gesunden, arischen Menschentyp“, versinnbildlicht.

So wurde Brekers Ausdrucksform als „gestaltete Gesinnung, formgewordene Weltanschauung“, als richtungweisend für den „neuen deutschen Stil“ proklamiert. Rückblickend bezeichnete Breker selbst das Jahr 1936 als „Wendepunkt“ seiner Existenz. In der Folgezeit wurde er von der NS-Propaganda vereinnahmt, zum „bedeutendsten deutschen Bildhauer der Gegenwart“, gar zum Vorkämpfer der nationalsozialistischen Revolution stilisiert, schienen seine monumentalen Figuren doch hervorragend geeignet, den Kampf des „Neuen Reiches“ gegen die „Verfallserscheinungen“ in der Kunst („Entartete Kunst“), als auch in der Gesellschaft visuell fassbar zu machen.

Breker gewann zunehmend Einfluss in kunstpolitischen Gremien. So war er Juror für die Abteilung Plastik der ersten Großen Deutschen Kunstausstellung, die erstmals im Juli 1937 (dann jährlich bis 1944) im „Haus der Deutschen Kunst“ (München) stattfand. An der Seite des Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste, Adolf Ziegler, nahm Breker die Auswahl der plastischen Werke vor. Zugelassen wurden nach staatlicher Anweisung ausschließlich Künstler, die nicht im Sinne der „entarteten Kunst“ arbeiteten. Breker selbst war auf der Ausstellung mit vier Plastiken vertreten. Bis Kriegsende konnte er zweiundvierzig seiner Werke auf dieser bedeutendsten Ausstellung nationalsozialistischer Kunst zeigen. So passte Breker nicht nur seinen eigenen Stil dem künstlerischen Ideal des Regimes an, sondern förderte in seiner Eigenschaft als Juror nur diejenigen Künstler, die im Sinne der Machthaber arbeiteten.

Weitere öffentliche Aufträge folgten: Für die Großplastik „Prometheus“ für das Propagandaministerium in Berlin, den „Ikarus“ für die Dresdner Luftkriegsschule, die „Rosseführer“ für die Bauten der Wehrmacht in Dessau, für die Stadt Hannover die „Löwen“ am Maschsee.

Im selben Jahr wurde Breker Professor einer Bildhauerklasse an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin und heiratete die Griechin Demetra Messala. Ende 1937 erhielt er den Auftrag zu den beiden Monumentalfiguren „Partei“ und „Wehrmacht“ für den Ehrenhof der „Neuen Reichskanzlei“ (Einweihung am 9. Januar 1939). Gleichzeitig arbeitete er an fünf Figuren („Wager“, „Wäger“, „Anmut“, „Psyche“, „Eos“) und zwei Marmorreliefs („Genius“, „Sieger“) für den so genannten „Runden Saal“ dieses Gebäudes. Diese Aufträge bildeten den Beginn der engen persönlichen Zusammenarbeit zwischen dem Bildhauer und Albert Speer, dem am 30. Januar 1937 ernannten Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin, der die „Neugestaltung Berlins zur Hauptstadt des Großgermanischen Reiches“ planen und durchführen sollte. Breker wurde die Aufgabe übertragen, die Neubauten mit seinen Plastiken zu schmücken. Gefördert wurde Brekers Aufstieg vermutlich von Wilhelm Kreis, Brekers ehemaligem Lehrer für Architektur an der Düsseldorfer Kunstakademie, mit dem Breker zeitlebens eine enge Freundschaft verband. Es entstanden Entwürfe Brekers für den „Brunnen am Runden Platz“, Reliefs für die geplante „Soldatenhalle“, für einen 240 Meter langen Relieffries an der geplanten Nord-Süd-Achse, eine Reihe heroisierender Darstellungen mit den Titeln „Fackelträger“, „Opfer“, „Rächer“, „Wächter“ und „Vergeltung“, „Kameraden“, dann Reliefs für den „Großen Triumphbogen“ und den „Führerbau“.

Für diese „große und dringliche“ Aufgabe wurde ihm in Berlin-Dahlem durch Hans Freese ein Großraumatelier eingerichtet. 1939 bis 1942 entstand das „Ateliergebäude am Käuzchensteig“, welches 1990 unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Im Frühjahr 1938 wurde in Warschau und Krakau die Schau „Deutsche Bildhauer der Gegenwart“ mit Breker, Georg Kolbe und Richard Scheibe ein großer Erfolg. 1940 erhielt Breker als erster bildender Künstler den „Mussolini-Preis“ der Biennale in Venedig. 1941 wurde Breker Vizepräsident der Reichskulturkammer der Bildenden Künste. Im Mai 1942 eröffnete die Vichy-Regierung eine Arno-Breker-Einzelausstellung in der Orangerie des Tuileriengartens im besetzten Paris mit einem Staatsakt – in Anwesenheit von Abel Bonnard, Fernand de Brinon, Jacques Benoist-Méchin und Georges Scapini.[3] Weitere Einzelausstellungen während des Krieges fanden statt: 1943 im „Haus der rheinischen Heimat“ in Köln, dann von Juni bis September 1944 im Potsdamer Garnisonsmuseum Lustgarten – veranstaltet von Albert Speer und dem Gauleiter für die Mark Brandenburg, Oberpräsident Emil Stürtz.

Am 23. Juni 1940, einen Tag nach Unterzeichnung des Waffenstillstands mit Frankreich im Wald von Compiègne, nahm Breker im Gefolge von Adolf Hitler, zusammen mit den Architekten Albert Speer und Hermann Giesler, an einer nur wenige Stunden dauernden Visite des besetzten Paris teil. Besichtigt wurden die Pariser Oper, Champs Elysées, Trocadéro, Eiffelturm, Invalidendom (Grabstätte Napoleons I.), Panthéon und Sacré Cœur. Wenig später erhielt Breker – vermutlich vermittelt von Speer – das „arisierte“ Luxusapartment von Helena Rubinstein auf der Ile de la Cité (Quai de Béthune 24) zu seiner Verfügung.

1940 erhielt Breker zu seinem 40. Geburtstag das zur Gemeinde Eichwerder (in Wriezen) gehörende ehemalige Rittergut Jäckelsbruch von Hitler geschenkt, als Ausdruck der „dankbaren Anerkennung seiner schöpferischen Arbeit im Dienste der deutschen Kunst“. Die Schenkung umfasste nicht nur das Schloss mit Park, sondern auch die gesamte Ausstattung des Hauses sowie ein vom Architekten Friedrich Tamms neu erbautes Atelier. Die Innenausstattung wurde von Paul von Waldthausen neu entworfen. In Wriezen/Oder selbst befand sich seit Mitte 1941 ein großes Werksgelände mit Gleisanschluss und Kanalhafen – die Steinbildhauerwerkstätten Arno Breker GmbH. Die Dotation hatte einen Wert von 800.000 Reichsmark.

Bei den Steinbildhauerwerkstätten handelte es sich um eine Einrichtung des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt Berlin, wodurch Speer die Möglichkeit erhielt, Aufträge ganz gleich welchen finanziellen Umfangs – ohne Genehmigungsverfahren – direkt an Breker zu vergeben. Aufgabe dieser Werkstätten war die Ausführung von Bildhauerarbeiten für die Neugestaltung Berlins sowie der Bauten auf dem Parteitagsgelände in Nürnberg. Die Werkstätten wurden in den folgenden Jahren mit Millionenbeträgen kontinuierlich ausgebaut. Gegen Ende des Krieges wurden bis zu 50 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter für Arbeiten an den Figuren eingesetzt.

1944 erhielt Breker den Ruf an die Preußische Akademie der Künste als Vorsteher eines Meisterateliers und wurde in den Senat der Akademie aufgenommen. Ebenfalls 1944 wurde über Breker der Dokumentarfilm „Arno Breker – Harte Zeit, starke Kunst“ gedreht. (Regie: Arnold Fanck, Hans Cürlis; Produktion: Riefenstahl-Film GmbH, Berlin). Angesichts dieser zahlreichen Aktivitäten wurde der Bildhauer von Adolf Hitler selbst in die Sonderliste der Gottbegnadeten-Liste mit den „unersetzlichen Künstlern“ aufgenommen, was für ihn die Freistellung vom Kriegsdienst bedeutete. Von den Monumentalplastiken wurden viele durch Kriegseinwirkung zerstört, andere Werke verschwanden in Depots oder befinden sich in privaten Sammlungen, einige seiner Werke stehen jedoch nach wie vor auf Sockeln in Museen, in Parks oder an Portalen und Plätzen, ohne auf den ersten Blick als Plastiken von Arno Breker erkannt zu werden.

Zahlreiche Bildbände und Fotopostkarten sind in dieser Zeit entstanden. Fotografiert wurden Brekers Werke von Charlotte Rohrbach.


Nachkriegszeit

Im Frühjahr 1945 zog Breker nach Wemding in Bayern.

1948 wurde Breker bei der Entnazifizierung durch die Spruchkammer Donauwörth in der damaligen US-Besatzungszone Bayern, trotz seines massiven künstlerischen Engagements für den nationalsozialistischen Staat, als Mitläufer eingestuft, da er sich nachweislich für viele von den Nazis verfolgte Künstler eingesetzt hatte. In Paris hatte er nach eigener Darstellung während der Besetzung durch die Deutschen den Maler Pablo Picasso vor dem Zugriff der Gestapo bewahrt; der als Kommunisten-Freund bekannte Picasso sei so der Deportation in ein Konzentrationslager entgangen. Ein Verdienst von Arno Breker war die Rettung des deutschen Verlegers Peter Suhrkamp, der unter dem dringenden Verdacht des Widerstandes gegen Adolf Hitler inhaftiert worden war. Breker hatte Suhrkamp im Gefängnis besucht und sich bei Albert Speer und Hitler erfolgreich für die Entlassung des Verlegers eingesetzt.

1950 ließ Breker sich in Düsseldorf nieder, wo bereits andere ehemalige Mitglieder oder Zuarbeiter des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt Berlin – etwa Friedrich Tamms, Wilhelm Kreis, Helmut Hentrich, Rudolf Wolters, Hans Heuser, Karl Piepenburg, Hanns Dustmann, Kurt Groote später auch Julius Schulte-Frohlinde – wieder Fuß gefasst hatten. Schon ab Mitte 1944 – als die Luftangriffe auf Berlin zu heftig wurden – hatten die Führungskräfte des Arbeitsstabs ihre Tätigkeit in ein Barackenlager nach Wriezen verlegt, um dort den Wiederaufbau der zerstörten Städte nach dem Krieg zu planen.

Es kann als sicher angenommen werden, dass der ebenfalls in Wriezen weilende Arno Breker über die Nachkriegsplanungen durch seine guten Bekannten aus dem Kreis des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt Berlin bzw. des Arbeitsstabs Wiederaufbau bombengeschädigter Städte gut informiert war. Nachdem Friedrich Tamms im Jahre 1948 zum Leiter des Stadtplanungsamtes Düsseldorf ernannt worden war und in der Folge in enger Zusammenarbeit mit Rudolf Wolters begann, verstärkt ehemalige Mitarbeiter des Generalbauinspektors der Reichshauptstadt Berlin nach Düsseldorf zu ziehen, hielt offensichtlich auch Arno Breker den Zeitpunkt für gekommen, seinen Wohnsitz hierhin zu verlegen, bestanden doch durchaus Aussichten, die „fruchtvolle Zusammenarbeit“ während des sog. Dritten Reichs nach nur kurzer Unterbrechung wieder fortzusetzen.

Arno Brekers Bruder Hans, Bildhauer wie Arno, und wie dieser für das NS-Regime tätig (Bronzerelief des Marineehrenmals in Laboe 1935/36, „Ährenlesergruppe“ und „Sämann“ für die Ausstellung „Schaffendes Volk“ in Düsseldorf 1937, Plastik für das NS-Mutterheim in Meisenheim am Glan 1939), zog 1954 ebenfalls nach Düsseldorf. Arno Breker bezog das frühere Atelier des Tierbildhauers Josef Pallenberg, heiratete 1958 – zwei Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau Demetra – die 26 Jahre jüngere Charlotte Kluge, mit der er zwei Kinder hatte (Sohn Gerhard, geb. 1959 und Tochter Carola, geb. 1962).

Nach 1945 erhielt er kaum noch öffentliche, jedoch zahlreiche private Aufträge: Er porträtierte einflussreiche, vermögende Industrielle – wie Hermann Josef Abs, Hugo Henkel, Günther und Herbert Quandt, Rudolf-August Oetker, Paul Girardet und Gustav Schickedanz –, Politiker – wie Konrad Adenauer, Ludwig Erhard –, Künstler – wie Jean Cocteau, Jean Marais, Salvador Dalí, Ernst Jünger, Ezra Pound – oder Kunstsammler wie Irene und Peter Ludwig, und bezog angeblich Gagen von bis zu 150.000 Mark. Er war befreundet mit Salvador Dalí und Ernst Fuchs. Über die Freundschaft der drei Künstler, genannt Goldenes Dreieck, sagte Dalí: „Breker-Dalí-Fuchs. Man kann uns wenden wie man will, wir sind immer oben.“ Über Breker, den er als einen großen Künstler ansah und den er in seiner Fernsehsendung über Künstler lobte, sagte er: „Breker hat meine Seele eingefangen.“

Sein Löwe war eine Studie zum „Denkmal zur Befreiung Afrikas“, an dem Breker auf Wunsch König Hassan II. von Marokko seit 1970 arbeitete und das auf dem Großen Platz der Vereinten Nationen in Casablanca stehen sollte. Den Auftrag hatte er durch Vermittlung von Jacques Benoist-Méchin bekommen, der mit dem König befreundet war. Nach dem Attentat auf den König 1971, bei dem auch Benoist-Méchin und Breker anwesend waren und bei dem sie, wie der König, nur knapp dem Tode entgingen, wurde das Denkmal nicht mehr gebaut.

Neben den Porträtbüsten behielt Breker seine ausgeprägte Vorliebe für athletische, meist männliche Körper bei. Bis in die 1980er Jahre arbeitete er, der nach eigenen Angaben „von Muskeln nie genug kriegen“ konnte (Breker 1980), nach Sportlermodellen. Als Modelle dienten ihm unter anderem der Zehnkämpfer Jürgen Hingsen, die Hochspringerin Ulrike Nasse-Meyfarth und der Schwimmer Walter Kusch. Hingsen wurde als „griechischer Apoll“ verewigt.


Breker als Architekt

Breker hatte sich zeitlebens mit Architekturprojekten befasst. Sein früheres Fachstudium in Düsseldorf war nach Angaben von Albert Speer auch hilfreich für die Pläne der Neugestaltung der Reichshauptstadt Berlin. Nach 1945 wirkte er unter anderem bei der Gestaltung der Gerling-Konzernzentrale in Köln mit. Wegen des monumentalen Charakters der Bauten, die Erinnerungen an die Kolossalgebäude Albert Speers weckten, wurde das Gebäude-Ensemble von der Bevölkerung schon bald „Kleine Reichskanzlei“ genannt. Hier geriet Breker schon allein deshalb in Kritik, weil die beteiligten Architekten und Bauleiter (Kurt Groote, Karl Piepenburg, Helmut Hentrich, Hans Heuser) wie die unterstützenden Gutachter Friedrich Tamms und Hans Mertens bereits im Dritten Reich führend tätig waren. Nach Dissonanzen mit Hans Gerling, dem Sohn des Konzern-Gründers Robert Gerling, legten die Architekten Helmut Hentrich und Hans Heuser ihren Auftrag nieder und das Gebäude wurde unter der formalen Leitung Brekers von Hans Gerling in eigener Regie vollendet. Breker war hier aktiv als Bildhauer tätig. Die Figuren auf dem zentralen Brunnen am Gereonshof stammen von ihm, sowie mehrere an den Wänden der Gebäude angebrachte Reliefs: Darstellungen der Heiligen Drei Könige, St. Georg und St. Martin, St. Christopherus sowie andere Figurengruppen.

1957 entwarf Breker das heute denkmalgeschützte Bürogebäude Jägerhofstraße 21 in Düsseldorf-Pempelfort.


Adresse: Gereonshof 10, Köln



Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.