Heinrich Ehrhardt

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Heinrich Ehrhardt (* 17. November 1840 in Zella St. Blasii; † 20. November 1928 in Zella-Mehlis) war ein deutscher Erfinder, Industrieller und Unternehmer.

Reklamemarke

Leben

Der bereits im Alter von drei Jahren zum Vollwaisen gewordene Heinrich entstammte einer in Zella-Mehlis ansässigen Büchsenmacher-Familie. Seine Kindheit verbrachte der Knabe in der Werkstatt seines Onkels, wo er in allen handwerklichen Techniken des Büchsenmacherhandwerks und der Metallbearbeitung geübt wurde, aber in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Nach dem vorzeitigen Abbruch der Lehrzeit fand er in Erfurt in einem Reparaturwerk der Preußischen Staatsbahn eine Anstellung und nahm auf eigene Kosten eine Ausbildung in technischem Zeichnen und Maschinenbau bei einem Privatlehrer auf. 1860 folgte eine mehrjährige Beschäftigung in der Sömmerdaer Gewehrmanufaktur Dreyse, wo er bei einem Arbeitsunfall fast zu Tode gekommen wäre. Die handwerkliche Präzision Ehrhards fand seine Bestätigung durch einen Auftrag von Geräten für das Polytechnikum in Dresden. Um 1864 lernte und arbeitete er bei der Firma Richard Hartmann in Chemnitz,[1] welches das größte sächsische Unternehmen war.

Erhardt heiratete 1868 in Freiberg Augustine Winckler, die Tochter eines Mühlenbesitzers aus dem Elsaß. Das Paar war fünfzig Jahre verheiratet und hatte acht Kinder. Ehrhardts Onkel war der in Dresden lebende erfolgreiche Lokomotivbauer und Erfinder Johann Heinrich Ehrhardt.

Patente und Gründungen

128 Patente wurden von ihm im Deutschen Reich registriert. Die 1891 patentierten Verfahren, die unter dem „Ehrhardt'schen Preß- und Ziehverfahren“ zur Fabrikation nahtloser Rohre bekannt wurden, werden heute noch in der Industrie angewendet. Bekannt machte ihn auch die Entwicklung des Rohrrücklaufgeschützes. Die 7,5-cm-Ehrhardt Modell 04 Gebirgskanone, an deren Entwicklung und Produktion er maßgeblich beteiligt war, wurde nach ihm benannt.

Er gründete unter anderem 1878 eine Metall- und Waffenfabrik in Zella St. Blasii, 1889 die Rheinischen Metallwaren- und Maschinenfabrik AG in Düsseldorf, 1896 die Fahrzeugfabrik Eisenach und ebenfalls in Zella St. Blasii 1903 die Ehrhardt-Automobil AG.

Im Alter von etwa 80 Jahren, 1920, trat Ehrhardt von der Leitung der Rheinmetall zurück.

Nutzfahrzeugbau

Heinrich Ehrhardt richtete 1903 in seiner Heimatstadt Zella St. Blasii unter seinen Namen für den Sohn Gustav eine Fabrik als Ehrhardt-Automobil AG für den Personen-Nutzfahrzeugbau ein. Diese neue Automobilfabrik, die in der bereits seit 1878 bestehenden Maschinenfabrik untergebracht wurde, fusionierte er mit dem seit 1873 in seinem Besitz befindlichen Unternehmen an der Reichsstraße in Düsseldorf. Es wurden seit 1903 nun auch Lastkraftwagen für die kaiserliche Heeresverwaltung produziert und als „kriegstauglich“ eingestuft. Ab 1906 wurden nur noch die vom Deutschen Reich subventionierten Lkw gebaut. Die Käufer der betreffenden Lkw mussten diese dem Heer im Kriegsfalle zur Verfügung stellen. Bisweilen forderte die Heeresverwaltung diese Fahrzeuge auch für Manöver an. Die Ehrhardt-Lkw bestanden in all den Jahren aus elf Typen, die ein zulässiges Gesamtgewicht von 2,5 t bis 6 t hatten. Auch ein Ballonabwehr-Spezialfahrzeug wurde mit acht Tonnen Eigengewicht zu Beginn des Krieges gebaut. Um 1924 wurden noch zwei Lkw-Typen mit 35 PS und 80 PS gebaut und ab 1925 wurde der Nutzfahrzeugbau stillgelegt.

Personenwagenbau

Bei der Aktiengesellschaft Fahrzeugfabrik Eisenach (FFE) besaß er anfänglich 31,2 Prozent des Aktienkapitals. Es wurden zuerst Geschütze und Fahrräder der Marke „Wartburg“ hergestellt. Bereits Ende 1898 erfolgte die Produktion des ersten Automobils unter der Bezeichnung „Wartburg-Motorwagen“ nach dem Vorbild des französischen Zweizylinders „Decauville“, für den Heinrich Ehrhardt die Lizenz erworben hatte. Damit war die Fahrzeugfabrik Eisenach nach den Firmen „Daimler“ und „Benz“ das dritte Unternehmen in Deutschland mit einer Automobilproduktion. Ehrhardts Sohn Gustav leitete das Werk in Eisenach, das schon Ende des 19. Jahrhunderts mit 1.300 Arbeitern zu den Großbetrieben in Thüringen gehörte.

Um die Öffentlichkeit und die Aktionäre von der Qualität des „Wartburg“-Motorwagens zu überzeugen, fuhr Heinrich Ehrhardt mit diesem und einem Begleiter die steile Straße zur Wartburg hinauf, was der Wagen auch schaffte.

Ab 1903 zogen sich die Ehrhardts nach Verlusten und Meinungsverschiedenheiten mit den Hauptaktionären aus der Firma zurück, wobei auch die Decauville-Lizenz mitgenommen wurde und gründeten die Ehrhardt-Automobil AG. Diese stellte Luxusautos, wie die „Kaiserklasse“- Limousine her. Ein Prospekt aus dem Jahre 1911 gibt eine Leistung von 50 PS aus 8 Litern Hubraum an. Der Preis betrug 26.000 Mark. 1922 übernahm Szawe das Unternehmen.


nicht verortet

Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.