Heinrichsthaler Milchwerke

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Die Heinrichsthaler Milchwerke sind eine Molkerei in Radeberg, Sachsen. Die 1880 gegründete Meierei im Heinrichsthal stellte 1884 den ersten deutschen Camembert her. Heute ist die Molkerei ein mittelständisches Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz und über 200 Mitarbeitern.

Die an der Großröhrsdorfer Straße 15 liegenden historischen Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken von den Heinrichsthaler Milchwerken.

Geschichte

Agathe Zeis, die Frau des Heinrichsthaler Gutsbesitzers Hermann Alexander Zeis,[5] gründete am 1. Juli 1880 die Haushaltungsschule und Lehrmeierei Heinrichsthal. Vier Jahre nach der Gründung erwarb das Unternehmen das Patent für Camembert und Brie und wurde zum ersten Hersteller dieser französischen Weichkäsespezialitäten in Deutschland.[6] Am 26. November 1883 erhielt die Meierei den Titel eines Königlich Sächsischen Hoflieferanten, ein Jahr später belieferte sie auch den Großherzog von Hessen. Im Jahr 1886 verlieh ihr der Deutsche Milchwirtschaftliche Verein seine Goldmedaille.

Nach dem Tod von Agathe Zeis 1887 und dem Konkurs ihres Mannes ein Jahr später übernahmen Heinrich und Louis Prinz die Lehrmeierei und französische Käserei Heinrichsthal und behielten sie bis März 1904 in ihrem Besitz. Als Prokuristen setzten sie Albert Lincke ein. Ab dem 16. Juni 1888 firmierte die Molkerei als „Meierei Heinrichsthal H. E. L. Prinz“, ab Juni 1893 als „Meierei Heinrichsthal Prinz & Lincke“. In jenem Jahr wurde das Unternehmen auch unter seinen neuen Besitzern wieder zum Königlich Sächsischen Hoflieferanten.[7] Deshalb wirbt es heute mit dem Slogan „Königliche Käsespezialitäten“.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts exportiert das Unternehmen seine Erzeugnisse weltweit. Bereits 1904 entwickelte es ein Sterilisationsverfahren, das den Versand von Camembert in tropensicherer Beschaffenheit nach Übersee ermöglichte. Seit dem Ersten Weltkrieg stellte der Betrieb zur Versorgung der deutschen Truppen lang haltbaren Camembert in Weißblechdosen her. Dieses Verfahren setzte sich später in ganz Deutschland durch. In New York richtete die Heinrichsthaler Meierei nach 1910 ein Verkaufsbüro ein.[8] Sie besaß Patente zur Molkeverwertung, zur Produktion von Penizillin auf der Basis von Milchzucker sowie von Diätkäse und zur Herstellung von Heilmitteln aus Molke. Im Jahr 1930, 50 Jahre nach seiner Gründung, hatte das Unternehmen 68 Mitarbeiter und verarbeitete 4,5 Millionen Liter Milch zu Weichkäse.[9] Bis zur Zwangsenteignung am Ende des Zweiten Weltkriegs blieb es in Privatbesitz.

Im Jahr 1945 begann der Wiederaufbau der Molkerei. Zwei Jahre später erfolgte ihre Überführung in die Molkereigenossenschaft Radeberg der VdgB. Der aus einer ostpreußischen Molkereifamilie stammende[10] Milchwirtschaftsingenieur und langjährige Leiter der Großenhainer Molkereigenossenschaft Winrich Lammeck übernahm 1962 die Leitung des Heinrichsthaler Molkereibetriebes. Von 1970 bis 1972 erfolgten auf dem Gelände umfangreiche Um- und Neubauten.[11] Die Radeberger Molkereigenossenschaft war in der DDR der größte Produzent von Weich-, Schnitt- und Hartkäse. Noch bis 1996 hatten die Heinrichsthaler Milchwerke nach eigenen Angaben im Osten Deutschlands einen Marktanteil von rund 40 Prozent.[12]

Nach der Wende geriet der Betrieb zunächst in eine Krise. Im Jahr 1991 stieg die Gebr. März AG aus Rosenheim ein und wandelte die Molkerei 1992 zur Heinrichsthaler Milchwerke GmbH um. Kurz bevor die Gebr. März AG 1995 in finanzielle Schwierigkeiten geriet und schließlich in Konkurs ging, hatte die Radeberger Molkereigenossenschaft ihre Anteile am Unternehmen jedoch zurückgekauft.[13] Die Genossenschaft besteht aus 40 Anteilseignern und ist bis heute alleinige Gesellschafterin des Betriebs. Während der beiden Jahrzehnte nach der Wende investierte die Heinrichsthaler Milchwerke GmbH über 35 Millionen Euro in den Ausbau ihrer Produktionsanlagen. Allein rund zehn Millionen Euro kostete der Neubau eines Logistikzentrums mit neuem Salzbad und Platz für 4000 Käsepaletten[14], das der sächsische Umweltminister Frank Kupfer am 19. Juni 2010 eröffnete.


Text: Wikipedia

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